Ich bin auf Joyce Carol Oates über einen Eintrag in Metzlers Autorinnen Lexikon gestolpert. Der Artikel über die vielseitige Autorin machte mich neugierig und so griff ich nach dem ersten Buch das mir von der Autorin in die Hände fiel. Das es sich dabei nicht unbedingt um ein für Oates typisches
Exemplar handelte, stellte sich erst nach der Lektüre heraus. Aber dazu später mehr.
Nikki Eaton:…mehrIch bin auf Joyce Carol Oates über einen Eintrag in Metzlers Autorinnen Lexikon gestolpert. Der Artikel über die vielseitige Autorin machte mich neugierig und so griff ich nach dem ersten Buch das mir von der Autorin in die Hände fiel. Das es sich dabei nicht unbedingt um ein für Oates typisches Exemplar handelte, stellte sich erst nach der Lektüre heraus. Aber dazu später mehr.
Nikki Eaton: Anfang dreißig. Raspelkurze, lila gefärbte Haare. Unverheiratet, aber mit einem verheirateten Mann liiert. Kleidung provokant, Lebensstil unangepasst. Zumindest im Vergleich zu ihrer Mutter und der älteren Schwester, denen Familie, Kinder und geordnete Verhältnisse über alles gehen. Und so ist der Muttertag des Jahres 2004 kein einfacher Tag für Nikki. Ihre Mutter schneidet wieder einmal das leidige Thema Heirat und Familiengründung an. Verärgert verlässt Nikki die Party und beschließt trotzig die Mutter am nächsten Tag nicht anzurufen. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie ihre Mutter das letzte Mal lebend gesehen hat. Zwei Tage nach dem Fest wird diese in ihrem Haus ermordet. Und Nikki, die ihre Mutter telefonisch nicht erreicht hat und aus Sorge vorbeifährt, findet die Leiche.
Joyce Carol Oates “Du Fehlst” ist kein Krimi, indem es darum geht herauszufinden wer die 54jährige Witwe ermordet hat. Das ist schnell erzählt. Ein aus der Haft entlassener Junkie, den die Mutter zufällig per Anhalter mitnimmt, zwingt diese mit ihm in ihr Haus zurück zu fahren, ihm Geld und Wertsachen herauszugeben und ersticht sie dann in der eigenen Garage. Das Auftreten von Gewalt in einem scheinbar friedlichen Lebensraum, ist laut Literaturkritik eines der wesentlichen Merkmale in den Werken der Autorin. Aber dieser Aspekt steht nicht im Vordergrund dieses Romanes.
“Du fehlst” ist die Geschichte einer Mutter/Tochter Beziehung. Eine Familiengeschichte über die Verarbeitung von Trauer und Verlust. Von der Bewältigung der täglichen Anforderungen nach einer traumatischen Familientragödie und den zwischenmenschlichen Beziehungen die aus den Fugen geraten. Wie ich eingangs schon erwähnte, scheint das Buch inhaltlich und sprachlich wohl nicht typisch für die Autorin zu sein. Das mag daran liegen, das Oates das Buch ihrer verstorbenen Mutter gewidmet hat, nach deren Tod sie es veröffentlichte. Es entspricht also vielleicht eher einer sehr persönlichen Erinnerung.
“Du fehlst” ist kein Schmöker, obwohl die einfache Sprache ein schnelles Lesen durchaus zulässt. Viele langatmige Passagen und Monologe einzelner Figuren ermüden. Die Handlung entfaltet sich nur sehr langsam. Die Ich-Erzählerin Nikki verliert sich in vielen ausführlichen Rückblenden, die den eigentlich spannenden Plot wie eine schwere Sauce überdecken. So muss man sich die interessanten Bröckchen mühsam unter der Deckschicht hervorkramen. Das Auffinden der Mutter, die erste Reaktion der Schwester, die Anhörung vor Gericht wenn die Töchter dem Mörder der Mutter zum ersten Mal gegenüber stehen. Die Erzählungen der Verwandten aus der Vergangenheit, die es der Tochter ermöglichen sich ein vollständiges Bild vom Leben ihrer Mutter zu machen.
Aus dem Aufsatz aus dem Autorinnen Lexikon entnahm ich, dass Oates sich immer wieder dagegen wehrt unter der Kategorie “Frauenliteratur” eingeordnet zu werden. “Du fehlst” muss man allerdings ganz klar dieser Gattung zuordnen. Als ein Buch für Mütter und Töchter, die sich mit dem Thema Verlust und Trauer auseinandersetzen möchten, kann man es empfehlen.