Billy Corgan hat nach seinem eher miserablen Soloversuch die Smashing Pumpkins reaktiviert. Da werden Erinnerungen wach. „Siamese Dream“ und „Melon Collie And The Infinite Sadness“ dürften wohl für alle Zeiten als Meisterwerke dieses Jahrzehnts gelten. Mit letzterem Doppelalbum haben die Pumpkins
eine Art „Weißes Album“ für die 90er abgeliefert. Der Rest ist, wie man so schön sagt – Geschichte. …mehrBilly Corgan hat nach seinem eher miserablen Soloversuch die Smashing Pumpkins reaktiviert. Da werden Erinnerungen wach. „Siamese Dream“ und „Melon Collie And The Infinite Sadness“ dürften wohl für alle Zeiten als Meisterwerke dieses Jahrzehnts gelten. Mit letzterem Doppelalbum haben die Pumpkins eine Art „Weißes Album“ für die 90er abgeliefert. Der Rest ist, wie man so schön sagt – Geschichte. Stellt sich allerdings die Frage, ob es sich hier wirklich um eine Wiedergeburt der Smashing Pumpkins handelt, denn die heutige Version dieser Band ist nicht vielmehr als ein Duo. Jimmy Chamberlin sitzt erneut hinter der Schießbude, weitere Mitwirkende von der alten Garde sucht man aber vergeblich, den Rest hat nämlich Billy Corgan direkt mal in Eigenregie aufgenommen und erledigt.
Trotzdem muss man sich eingestehen, dass schon alleine der Name Smashing Pumpkins ausreicht um sich auf „Zeitgeist“ zu freuen, auch wenn einen die Namen der beteiligten Produzenten Terry Date und Roy Thomas Baker erschaudern lassen. Pumpkins goes Metal?
Und tatsächlich, man muss sich als Zuhörer zunächst mal durch einige Schichten an Effekten, Gitarrenwänden, übereinander gestapelten Gesangsspuren wühlen und doch wird man schon beim Albumopener „Doomsday Clock“ sofort den typischen Stil raushören. Auch „7 Shades Of Black“ knüpft da an, erinnert sogar sehr verstärkt an den Batman Song „The End Is The Beginning Is The End“. Die Gitarren türmen sich hier zur ganz großen Apokalypse auf, die auch im folgenden „Bleeding The Orchid“ weitergeht und das ist das Problem. Für sich genommen sind die ersten drei Tracks der Scheibe sicher ganz in Ordnung, aber da sie sich nur in Nuancen unterscheiden, bleibt im Einzelnen von den Lärmwänden auch sehr wenig hängen. Thematisch dreht sich alles um den Zustand der Welt im Allgemeinen und der USA im Speziellen.
Nach diesem Auftaktfeuer wird es mit „That´s The Way (My Love Is) erstmals etwas gemäßigter, ja fast schon poppig - mit schönem Gitarrensolo. Die folgende Single „Tarantula“ war sicher eine gute Wahl - rockt gut, hat aber auch eine nette Melodie zu bieten und setzt sich somit ganz sicher im Gedächtnis der Leute fest. Ein typischer Pumpkins Song für das Radio mit „dicke Hose Gitarre“. Ausgefeilter und noch stimmiger kommt dann das fein austarierte „Starz“ daher. Da sind sie also doch noch, die großen Pumpkins Momente. Hier wechselt zwar die Geschwindigkeit des Öfteren, aber insgesamt ein sehr stimmiges Kleinod.
Danach wird mit „United States“ musikalisch das dritte Kapitel von „Zeitgeist“ aufgeschlagen. Der Track dürfte ohne Zweifel Herzstück der Platte sein. Fast zehn Minuten türmt sich ein Brocken von einem psychedelischen Songmonster auf. Hier liefert Corgan erneut noch mal ein Meisterstück ab. Perfekt werden hier seine Untergangsfantasien vertont.
Luftig und leicht, mit einer Prise Melancholie kommt danach „Neverlost“ daher und beweist, dass Corgan doch nicht verlernt hat auch in ruhigeren Gefilden zu überzeugen. „Bring The Light“ drückt anschließend wieder etwas mehr auf das Gaspedal, hat aber auch einige Wendungen im Tempo und weniger undifferenzierten Soundbrei wie noch zu Albumbeginn. Sehr schön, dies sind die Pumpkins ja fast schon wieder in der Form von vergangenen Tagen. „(Come On) Let´s Go“ ist ein feiner Rocker, ohne besonderen Höhepunkt, aber auch ohne Schwachstelle. Na also! Geht doch! „For God And Country“ ist um ein Klavierthema mit Synthiesound gebaut. Insgesamt besticht der Song durch seine ruhige Atmosphäre, bei der die Stimme von Corgan deutlich im Vordergrund steht. „Pomp And Circumstances“ lässt die Scheibe dann in ruhigen Gewässern sehr schön ausklingen.
Fazit: Da ist sie also, die erste Smashing Pumpkins Scheibe nach sieben Jahren. Auch wenn hier und da doch das feine Gitarrenspiel und der ein oder andere Lick von Iha fehlt, ist „Zeitgeist“ doch würdig unter dem Banner der Smashing Pumpkins erscheinen. Ein Werk mit Licht und Schatten, bei dem aber das Licht deutlich überwiegt.