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Produktdetails
  • Anzahl: 1 Audio CD
  • Erscheinungstermin: 1. Juli 2016
  • Hersteller: NRW Vertrieb / AJazz,
  • EAN: 4250459905265
  • Artikelnr.: 42082938
Trackliste
CD
1Lazy afternoon00:06:22
2We ku ka ka ku00:04:07
3Do Mo trinkt Bloach osom Bach00:08:22
4Low slow00:04:27
5My water00:05:21
6Trusting the uncertainty00:05:49
7I woass net, wo i ane wett00:01:50
8As hot it solle00:07:19
9Das minimale Spieluhren-Spiel00:01:48
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2015

Bach auf dem Banjo? Bach geht überall!

Einen schwangeren Cherubino haben uns die Launen des Betriebs und der Familienplanung schon oft beschert, aber einen Pagen mit echtem Bart und Mezzosopranstimme noch nicht. Dieses Wunder der Verwirrung zu wirken blieb Valer Sabadus vorbehalten. Der Countertenor beschließt mit "Voi che sapete" aus Wolfgang Amadeus Mozarts "Hochzeit des Figaro" (also mit Cherubinos Bitte an die Frauen um Herzdiagnose) sein neues Album mit für Kastraten bestimmten Arien von Wolfgang Amadeus Mozart (Oehms/Naxos) - und das, obwohl ausgerechnet Cherubino als Hosenrolle für eine Frau geschrieben wurde, weil die Wiener Hofoper 1786 keinen Kastraten hatte. Verwirrend genug. Aber wie der Mann das singt, Himmel! Da kann man nur mit der Gräfin antworten: "Bravo! Was für eine schöne Stimme!" Sie sitzt bei Sabadus nicht allein im Kopf. Man spürt die Beteiligung des ganzen Körpers, ein natürliches Vibrato, eine satte Süße und frauliche Fülle des Klangs. Das alles ist in solcher Qualität bei Countertenören rar. Und "recreation", das Große Orchester Graz unter Michael Hofstetter, hat keine Mühe, dem Sänger in der lebendig atmenden Taktfreiheit seiner Koloraturen punktgenau zu folgen.

jbm.

*

Für ihre Jugend hat Filippa Gojo aus Bregenz bereits ein erhebliches professionelles Profil. Wie die meisten Jazz-Sängerinnen hatte sie mit dem genretypischen Standardrepertoire begonnen, aber wie zumindest etliche Sängerinnen fand sie im Great American Songbook nicht alles, was sie suchte. So begann Filippa Gojo damit, eigene Stücke zu schreiben - eigene Texte, eigene Musik oder beides. Ihr Album "vertraum" (A Jazz/nrw distribution) enthält neun davon. Einige nutzen die Vorarlberger Mundart als sprachklangliches Reservoir. So etwas kann nur eine heimische Mundart, die aus der Kindheit in die Berufswelt hineingewachsen ist: Textbedeutungen so verknappen und so intim an einen Stimm- und Sprachklang binden, dass bei jeder Silbe Unsagbares mitschwingt. Und das können auch nur ganz wenige Sängerinnen: das Unsagbare dem Klang und einer äußerst differenzierten Rhythmik anvertrauen. In den schönsten Stücken des Albums wird etwas hörbar, was anders gar nicht ausgedrückt werden könnte als eben genau so. Bei alldem begleitet sich Gojo ausschließlich selbst mit Kalimba oder Shruti-Box.

HJL

*

The Grateful Dead und die Allman Brothers wussten um die Kraft der zwei Schlagzeuger, die ihrer Musik den unwiderstehlich rollenden Schmelz verliehen. King Crimson, die auch zu den ewigen Untoten der Rockmusik gehören, setzen auf "Live At The Orpheum" (Discipline Global Mobile/Galileo MC), das letzten Herbst in Los Angeles mitgeschnitten wurde, gar auf gleich drei Schlagzeuger, darunter Gavin Harrison von Porcupine Tree. Das versetzt der sowieso schon wüst und großspurig auftretenden Musik einen zusätzlichen Punch. Noch schöner ist allerdings die Nachricht, dass Robert Fripp, Gitarrist, Gründer und Spiritus Rector der Band, bei diesem Auftritt mit an Bord war (er hatte auch schon Formationen ohne sich autorisiert). Das Septett, zu dem auch wieder der Saxofonist Mel Collins gehört, der lange Zeit bei Harald Schmidt überwintert hatte, frisst sich quer durch den umfangreichen Katalog des karmesinroten Königs. Am schönsten sind aber dann doch die Kracher aus der Frühzeit: "Starless", "One More Red Nightmare" und die in kalter Pracht schimmernde "Sailor's Tale".

roth

*

Kann man Bach auf dem Banjo spielen? Oh ja, sogar sehr gut, das weiß man spätestens seit Béla Fleck, der Bluegrass-Musiker Chris Thile hat sogar schon ein ganzes Album mit Bach-Sonaten auf der Mandoline herausgebracht. Was Thile aber nun mit seiner Band The Punch Brothers aufgenommen hat, ist wirklich eine unerhörte Mischung aus Country und Klassik, Folk und Feingeist. "The Phosphorescent Blues" (Nonesuch/Warner) heißt das Album, allein das zehnminütige Eröffnungsstück ist schon ein irrer Ritt: Mit seinen wilden Arpeggien, dann aber anschmiegsamem Harmoniegesang, der an die Beach Boys erinnert, mit abrupten Taktwechseln und rhythmischen Eskapaden, bei denen diverse Saiteninstrumente auch als Schlagwerk gebraucht werden, wirkt es wie das bare Gegenteil seines Titels ("Familiarity"). Dass die Band auch den eingängigen Rocksong nicht scheut, beweist sie mit "I Blew it Off". Doch bald winken neue Adaptionsherausforderungen von Debussy und Skrjabin, die wiederum Erstaunliches zu Gehör bringen. Die Kopfstimme strapaziert Thile gelegentlich etwas, kann aber auch ganz anders singen, wie bei dem fast souligen, von bauchigem Bass getragenen "Julep". Produzent T-Bone Burnett, der alte Hase, mit dem die Gruppe auch schon für den Soundtrack des Folkfilms "Inside Llewyn Davis" zusammengearbeitet hat, gibt dem ganzen Werk ein glockenklares, streng definiertes Klanggewand.

wiel

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