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Wer immer befürchtete, R.E.M. könnten je ihren Biss und ihr Herz für Rock verlieren, wird vom brandneuen Album Accelerate eines Besseren belehrt werden. Kraftvoll und rockig wie seit Mitte der Neunziger nicht mehr, legen R.E.M. mit Accelerate einen definitiven Alternative-Rock-Smasher vor, der so manch beflissener Alternative-Band zeigt, wie man es machen muss: Unprätentiös, melodisch und mit knackigen Gitarren versetzt. Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills bringen den typischen R.E.M.-Sound auf den Punkt und knüpfen locker an ihre erfolgreichsten Alben Green, Document, Out Of Time oder Automatic For The People an.…mehr

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Produktbeschreibung
Wer immer befürchtete, R.E.M. könnten je ihren Biss und ihr Herz für Rock verlieren, wird vom brandneuen Album Accelerate eines Besseren belehrt werden. Kraftvoll und rockig wie seit Mitte der Neunziger nicht mehr, legen R.E.M. mit Accelerate einen definitiven Alternative-Rock-Smasher vor, der so manch beflissener Alternative-Band zeigt, wie man es machen muss: Unprätentiös, melodisch und mit knackigen Gitarren versetzt. Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills bringen den typischen R.E.M.-Sound auf den Punkt und knüpfen locker an ihre erfolgreichsten Alben Green, Document, Out Of Time oder Automatic For The People an.
Trackliste
CD
1Living Well Is The Best Revenge (Album Version)00:03:11
2Man-Sized Wreath (Album Version)00:02:31
3Supernatural Superserious (Album Version)00:03:23
4Hollow Man (Album Version)00:02:39
5Houston (Album Version)00:02:05
6Accelerate (Album Version)00:03:33
7Until The Day Is Done (Album Version)00:04:08
8Mr. Richards (Album Version)00:03:46
9Sing For The Submarine (Album Version)00:04:50
10Horse To Water (Album Version)00:02:18
11I'm Gonna DJ (Album Version)00:02:07
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2008

Wenn Gitarren nicht verstimmt, sondern entfremdet sind
Vom Glanz und Elend der Superrockbands: R.E.M. wollen es noch einmal allen beweisen - warum eigentlich?

Postmoderne Popmusik ist bekanntlich eine äußerst vorhersehbare Sache. Vor allem, wenn man sie den großen Superrockbands überlässt. Es läuft immer nach dem gleichen Prinzip: Nachdem aus der Rockband eine Superrockband geworden ist, muss sie sich künstlerisch beweisen und probiert allerhand Unfug aus. Musiker sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne von "Weiterentwicklung". Im Zuge dieser Weiterentwicklung treten sie in eine Phase höchster Prätention: Songs weichen Klangtapeten, Strukturlosigkeit wird zum Prinzip erhoben, die CDs werden länger als die Doppelalben der Siebziger, derweil wohlmeinende Rezensenten den Superrockbands die maximale Ausnutzung ihrer hart erspielten Freiheit attestieren.

Schon früher war das ja ein Kreuz mit den hyperambitionierten Musikern, als zwischen 1967 und 1977 ehemals achtbare Gruppen plötzlich ihre Hybris in elfminütigen Saxofon-Soli, albernen spoken word-Passagen und orgelnden Klangwiesen entluden. Eigentlich sollte uns doch Punk, diese armselige kulturelle Zwangsläufigkeit, von derlei Blödsinn befreit haben. Aber die Postmoderne hat Musiker bekanntlich mit ausreichend Ausreden versorgt, alle Fehler ein zweites Mal machen zu dürfen; die Folge sind lauter punk-informierte Bands, die an der verkitschten Leere entlangmusizieren. Manchmal liegt es aber auch gar nicht an der Postmoderne, manchmal machen Menschen auch einfach Quatsch. Auf R.E.M. trifft beides zu, die postmoderne Problematik und die Sache mit dem Quatsch. Das 2004 erschienene letzte Album der drei Mittvierziger, "Around The Sun" war die quintessenzielle öde Superrockstarplatte schlechthin - und das Produkt dreier gelangweilter Millionäre, die Einfallslosigkeit mit Ambition verwechselten.

Startet man heute unter Musikwertschätzern eine Umfrage zum Thema R.E.M., wird die Band entweder als trantütige Hemd-über-der-Hose-Kumpelrockband oder als die visionären Wegbereiter des Indierock-Siegeszugs betrachtet. Es ist hierbei dringend zu fragen, ob es eine gute Sache war, dem Indierock den Weg zu bereiten. Fakt ist: R.E.M. waren die ersten Stadionstars des Achtziger-Gitarren-Sensibilismus, sie wurden mit ihrer rustikalen Folkrockplatte "Out Of Time" bizarrerweise zu MTV-Stars und erlangten später in der Branche Berühmtheit dafür, den bis dahin höchstdotierten Plattendeal abgeschlossen zu haben.

Nun erleben R.E.M. - und hier wären wir wieder bei der Vorhersehbarkeit der Popmusik - ihren zweiten Indierocker-Frühling. Die neue Platte ist wieder ein gitarrendominiertes Album geworden, und die begleitenden Interview-Zitate der Musiker könnten phrasenhafter kaum sein: Man habe wieder mal zeigen wollen, dass man eine der besten Live-Bands dieser Welt sei. Die gute alte Hauruck-Ehrlich-und-Direkt-Argumentation: So legitim und wahr, als würden dieselben Musiker behaupten, man müsse sich mal ohne Druck viel Zeit lassen, in aller Ruhe an neumodischen Elektronikgeräten drehen und überhaupt endlich alte Songmuster überwinden.

Wie das so bei diesen Superrockbands ist - man muss sie schon grundsätzlich mögen, um Gefallen an ihren späten Platten zu finden. Ähnlich wie Eltern ändern sie sich nicht mehr großartig: Depeche Mode findet man entweder toll - oder man hält ihr Genödel für Weltschmerz aus der Großraumsauna. U2 hasst man aufrechten Herzens oder man hat Freude an dieser eitlen ewigen Schülerband. R.E.M. wiederum macht zunächst einmal dieses seltsame Bandgefüge aus: ein Bassist, der wie ein zu Geld gekommener Computernerd aussieht, ein Gitarrist mit der Ausstrahlung eines kumpelhaften Instrumentenhändlers und dieser sexuell freigeistige Dandy-Sänger. Andererseits: Eigentlich eine typische Achtziger-Indie-Band, die einfach nur seltsamerweise zu Weltstars geworden sind.

Die künstlerische Leistung von R.E.M. besteht darin, eine typische Südstaaten-Melancholie in Post-Punk-Entfremdung umgedacht zu haben. Letzteres gelingt der Band auch in den besten Momenten der neuen Platte. Zwar denkt man anfangs noch, der von U2 empfohlene Produzent Jacknife Lee habe die Musiker zu Muskeltraining mit unvorteilhaftem Ergebnis breitgequatscht. Doch irgendwann ist alles plötzlich da: die eingängigen Songs, der Süden, die Melancholie, die Entfremdung und die Texte von Michael Stipe, die zwar meistens unfassbar humorlos und ein bisschen prätentiös, aber auch immer wunderbar neblig sind: "Houston is filled with promise / Laredo is a beautiful place / Galveston sings like that song that I loved / Its meaning has not been erased" singt der Jimmy-Webb-Fan zu dräuenden Orgeln in "Houston".

Ansonsten wird hier tatsächlich mehrheitlich geradeaus gespielt - allerdings mit diesem stets zwangsversonnenen Gestus, der die Band immer von allen echten Rockbands unterscheiden wird. Die Kritiken sind bislang weitestgehend positiv ausgefallen. Lediglich an dem rustikalen Proberaum-Klopfer "I'm gonna DJ" nehmen die meisten Anstoß. "If death is pretty final / I'm collecting vinyl / I'm gonna DJ at the end of the world", singt Stipe. Schade, dass der Song so geringgeschätzt wird. Dass ausgerechnet die humorlosen R.E.M. so lustig das Missverhältnis von Endlichkeit von Popkultur auf den Punkt bringen, das war nicht zu erwarten.

ERIC PFEIL

R.E.M., Accelerate. Warner Music 98858

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