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Drei Götter, ein Chor, ein Orchester, zwei Didgeridoos, eine singende Säge, eine Schulaula - drunter geht es bei der Besten Band Der Welt eben nicht! Dass sich Die Ärzte bei ihrem MTV-Unplugged nicht lumpen lassen, war ja klar. Aber dass es gleich das beste Unplugged der Welt wird...
Lerne Die Ärzte-Hits in völlig neuen akustischen Versionen kennen. Sieh niemals zuvor auf der Bühne gespielte Geheimtipps. Bewundere drei Multiinstrumentalisten, die vor nichts zurückschrecken. Sei dabei, wenn sich Die Ärzte mit der Umbaupause unterhalten, ihr Kompetenzteam für Chaos sorgt - und dem Wort…mehr

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Produktbeschreibung
Drei Götter, ein Chor, ein Orchester, zwei Didgeridoos, eine singende Säge, eine Schulaula - drunter geht es bei der Besten Band Der Welt eben nicht! Dass sich Die Ärzte bei ihrem MTV-Unplugged nicht lumpen lassen, war ja klar. Aber dass es gleich das beste Unplugged der Welt wird...

Lerne Die Ärzte-Hits in völlig neuen akustischen Versionen kennen. Sieh niemals zuvor auf der Bühne gespielte Geheimtipps. Bewundere drei Multiinstrumentalisten, die vor nichts zurückschrecken. Sei dabei, wenn sich Die Ärzte mit der Umbaupause unterhalten, ihr Kompetenzteam für Chaos sorgt - und dem Wort "Pennälerhumor" eine gänzlich neue Bedeutung verliehen wird!

Als Klassen-Neuling hälst Du Dich am besten an deinen Stundenplan, um nicht unangenehm aufzufallen. Wenn Du Dich beliebt machen willst, geh unbedingt zur Aufführung in der Aula und sieh Dir das Unplugged-Konzert komplett an. Um Dich beim Lehrertrio einzuschleimen, solltest Du auf gar keinen Fall die Musikstunde verpassen. Dort werden alle Lieder einzeln einstudiert und wenn Du fleißig bist, kannst Du sogar verschiedene Versionen einzelner Lieder erlernen. Vielleicht bekommst Du sogar heraus, wie man Multi Angle spielt! Und wehe, du fehlst bei den Proben! Wenn Du nicht brav bist, wirst Du zum Pausendienst verdonnert! Dort triffst Du die Klassenclowns - und das willst Du garantiert nicht! Kurz: Erlebe die DVD RocknRoll Realschule! Erlebe eines der ungewöhnlichsten Konzerte dieses Jahres und noch vieles mehr auf einer fantastischen DVD
1) Tittenmaus
2) Sommer, Palmen, Sonnenschein
3) Hurra
4) Ich ess Blumen
5) Langweilig
6) Meine Ex(plodierte Freundin)
7) Monsterparty
8) Kopfhaut
9) Ist das alles?
10) Schrei nach Liebe
11) Zu spät
12) Westerland
13) 1/2 Lovesong
14) Komm zurück
14a) Komm zurück (Videoclip)
15) Der Graf
16) Lieber Tee
17) Ignorama
18) Is ja irre
19) Bitte bitte
19a) Bitte bitte (Graben-Cam) als Multi Angle
20) Mit dem Schwert nach Polen, warum René?
21) 3-Tage-Bart
22) Die Banane
22a) Die Banane (Videoclip)
23) Manchmal haben Frauen...
24) Medley
25) Gute Nacht
26) Westerland (Proben)
27) Der Graf (Proben)
28) 3-Tage-Bart (Proben)
29) Mit dem Schwert nach Polen ... (Proben)

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Schulaufführung in der Aula (Konzert) - versteckte und geheime Proben bei den Acts: 3-Tage-Bart - Der Graf - Westerland - Mit dem Schwert nach Polen - MultiAngle bei "Bitte Bitte" - Videos von Komm zurück und Die Banane - "Plugged" Bonus Track unter Dolby Digital 220V in der Klangregelung
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2003

Na, das knallt aber gewaltig
Ohne Stecker und ohne Ironie: "Die Ärzte" machen Schulmusik

"Im Raum verteilt." In der Urfassung von "Meine Ex(plodierte Freundin)" wird dieser Einwurf dahingenölt, beglaubigt als Bekundung des Ekels scheinbar die Realität des klebrigen Durcheinanders, das der gescheiterte Kußversuch angerichtet hat. Aber die Imitation des Tonfalls, in dem Kindermund Igittigitt kundtut, ist bloß kindisch. Wer stellt sich schon wirklich so an, wenn er ein bißchen Blut sehen muß? Zu Schulzeiten hat man dieses Herausquetschen der Quengeltöne doch immer nur gespielt, wenn etwa die Dose mit "Slime" geöffnet wurde, der halbflüssigen Variante grüner Götterspeise. Das fabelhaft schmissige Lied verdirbt sich selbst sein Spiel, erweist sich als Albernheit just in dem Moment, da uns das Malheur der plötzlichen Absenz in die Ohren gerieben wird: Die Instrumente schweigen, das ganze Blech verstummt, das der zerstreuten Geliebten den Totenmarsch bläst. Doch wer erteilt uns diese Lektion über das Pennälerhafte des Humors der "Ärzte"? "Die Ärzte"!

Sie haben für ihr Unplugged-Album den Nachruf auf die atomisierte Sexbombe noch einmal aufgenommen, verkürzt um die moritatenhafte Vorgeschichte, also, dem Thema angemessen, als Fragment. Und diesmal erschallt der Distributionshinweis als Jubelruf: "Im Raum verteilt!" Die ungestüme Annäherung, die sich dem Text zufolge grausam rächt, schlägt nach Aussage der Musik in eine Kommunion mit dem Universum um. Der Aberwitz der Fiktion wird auf die Spitze getrieben - und erst dieser hemmungslose Übermut des Vortrags macht den psychologischen Realismus spürbar. Daß das Schlafzimmer als Schlachtfeld zur Spaßlandschaft wird, das ist schrecklich - aber nicht, wenn man den Schrecken anprangert und zur Diskussion stellt, sondern nur genau solange, wie der Spaß empfunden und herausgebrüllt wird. Es wird ein alltägliches Geschehen besungen. Sie ist plötzlich nicht mehr da, und ich muß mich fragen, ob ich zu weit gegangen bin. Aber wenn ich mir antworten will, liege ich schon daneben. Denn aus sich heraus- und sich gegenüberzutreten ist der Liebende unfähig. Nur wenn ich meine Torheiten nacherlebe, sind sie mir bewußt - weil ich dann wieder weiß, daß sie mir damals als das absolut Richtige erschienen.

So kurios ist der Fallout des Liebesunfalls: Die Welt verliert ihren Zusammenhang, und das ist eigentlich urkomisch. Im Moment der Zurückweisung kippt die gesamte Anbahnung ins Unwirkliche, Niegewesene - ohne doch den Charakter der Zwangsläufigkeit, des kosmischen Crescendo zu verlieren. Davon erzählt "Meine Ex(plodierte Freundin)" in anderthalb Minuten. Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu. Den Zwischenruf, der an der Verteilungsgerechtigkeit Anstoß nimmt, die im Verhängnis waltet, wird man als Ironiesignal verstehen. Ironie scheidet in der Popwelt die Eingeweihten von den Dummen, die leider draußen bleiben müssen. Auch "Die Ärzte" haben es darauf angelegt, mißverstanden zu sein. Sie werden aber gerade von denjenigen verkannt, die sie für Ironiker halten. Seit der Gitarrist Farin Urlaub alias Jan Vetter und der Schlagzeuger Bela B. alias Dirk Felsenheimer sich vor zwanzig Jahren zusammentaten, seit sie sich vor zehn Jahren wiedervereinigten, mit dem Bassisten Rodrigo Gonzales als Drittem im Bunde, sagt ihnen die Kritik ironischen Raubbau an den Klischees der jeweils neuen Welle der Jugendkultur nach. Aber niemand steht ihnen ferner als der Feinsinnige, der sich einbildet, der Vergänglichkeit durch ein Jonglieren mit den Rollen des eigenen Lebens zu entgehen, als ließen sie sich so einfach loswerden wie falsche Tätowierungen, die aufgemalt sind.

Wenn sich "Die Ärzte" als Vampire stilisieren, am schönsten in der dritten Person in der Ballade "Der Graf" mit den peitschenhiebhaft hereinknallenden Klagerufen über das Zeitvergehen ("Ja, früher war . . . ja, damals!"), dann fügen sie sich fröhlich einem Schicksal, das man sich nicht abschminken kann: Wir können nicht aus unserer Haut, obwohl das Leben zum Aus-der-Haut-fahren ist. Lust und Schmerz eines Individualismus, der nicht kultiviert werden muß, weil er Natur ist, exemplifizieren die vermeintlichen Abartigkeiten. Keine Vorliebe ist so bizarr ("Ich will einmal nach Saarbrücken, nach Saarbrücken wäre nett!"), daß es nicht einen gibt, der diese Obsession in eine Welt hinausposaunt, die ihn nie verstehen wird. So munter zappeln und zucken die Ohrwürmer, die Bela, Farin und Rod ohne allen Apparat präsentieren, daß man glauben möchte, sie hätten die Quelle der ewigen Jugend entdeckt. Der Frühvergreisung entgehen sie, die der Fluch jeder popkulturellen Generation ist, weil sie seit jeher nicht an die Entwicklung geglaubt haben. Wer mit der Zeit nicht geht, wird von ihr auch nicht überholt: "Ja, der Graf wollte nie ein Anachronismus sein." Aus der Kritik der Anthropologie des Rollenspiels ergibt sich der antipädagogische Grundzug ihres Werkes.

Nur in einer Lehranstalt konnte das steckerlose Konzert stattfinden, zu dem MTV "Die Ärzte" eingeladen hatte. Einer Schule einheizen? Das tun sie gern, liebend gern. Wenn nun der Refrain des Liedes, demnach Frauen manchmal, aber nur manchmal ein kleines bißchen Haue gern haben, von den glockenhellen Mädchenstimmen des Schulchors gesungen wird, dann ist daran ironisch nur, was man lesen kann: daß die Schule nach Albert Schweitzer heißt. Alles, was man hört, ist ein höheres Element, Verklärung eines Daseins, das dunkel bleibt, Affirmation ohne Rücktrittsklausel: reine Heiterkeit.

PATRICK BAHNERS

Die Ärzte, Rock 'n' Roll Realschule. Hot Action (Universal) 108934-2.

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