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Im 19. Jahrhundert war ganz Europa im Banne der Geographie. Die Faszination fremder Länder und Kulturen ließ die führenden Nationen im Erreichen von Triumphen wetteifern. Es war daher für den exzentrischen Burton nicht schwer, Geldgeber zu finden für die Reise zu den für Nicht-Muslime verbotenen heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina. Im April 1853 verließ Burton in Verkleidung England. Während der gesamten Reise war er akribisch darum bemüht, sich an die orientalischen Sitten anzupassen. Unter wechselnden Verkleidungen, darunter als wandernder Derwisch, erreichte Burton Kairo, wo er…mehr

Produktbeschreibung
Im 19. Jahrhundert war ganz Europa im Banne der Geographie. Die Faszination fremder Länder und Kulturen ließ die führenden Nationen im Erreichen von Triumphen wetteifern. Es war daher für den exzentrischen Burton nicht schwer, Geldgeber zu finden für die Reise zu den für Nicht-Muslime verbotenen heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina. Im April 1853 verließ Burton in Verkleidung England. Während der gesamten Reise war er akribisch darum bemüht, sich an die orientalischen Sitten anzupassen. Unter wechselnden Verkleidungen, darunter als wandernder Derwisch, erreichte Burton Kairo, wo er sich als britischer Untertan afghanischer Herkunft ausgab und erfolgreich als Arzt praktizierte. Seine umfassenden Sprachkenntnisse ermöglichten es ihm, an Disputen der theologischen Fakultät der Al-Ahzar-Universität teilzunehmen, denn ein religiöser Irrtum oder ein Verstoß gegen die orthodoxen Regeln in Mekka und Medina würden seine Verkleidung schnell auffliegen lassen. Doch reißerische Gerüchte über Mord an einem Mitreisenden, der ihn erkannt habe, kursierten schnell bis nach Europa. Am 25. Juli 1853 erreichte die Karawane Medina. Burton erkundete und beschrieb ausführlich die Stadt und alle religiösen Riten, an denen er teilnahm. Doch bei aller Verkleidungskunst war es vor allem seinem Reisegenossen und Freund Muhammad Al-Basyuni zu verdanken, dass der Engländer das Innere zahlreicher Heiligtümer sehen und alle Riten des Hadsch vollziehen konnte - Eine Sensation ohnegleichen.
Autorenporträt
Richard Francis Burton (1821 - 1890) war eine schillernde und nicht unumstrittene Figur: Britischer Konsul, Forscher, Übersetzer und Orientalist in einem. Er beherrschte eine Vielzahl von orientalischen Sprachen, reiste als Pilger verkleidet nach Mekka, als dies für Christen noch verboten war, übersetzte viele Werke, darunter die berühmte Sammlung "1001 Nacht" und das Kama Sutra ins Englische. 1857 reiste er gemeinsam mit seinem Kollegen und härtesten Konkurrenten, John Hanning Speke, nach Afrika um die großen Seen zu erforschen und die Nilquellen zu entdecken. Erfolge und tragische Irrtümer wechselten sich dabei in ständiger Folge ab. Burton wurde britischer Konsul in Triest, Damaskus und Südamerika und 1866 sogar zum Ritter geschlagen. Sein Grab bei London ist noch heute eine touristische Attraktion.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Traumhaft schlaff
Richard Francis Burton erkundete verkleidet Mekka und Medina
Einem Maskenball glich sein Leben, seine Bühne bildeten Erdteile wie Arabien. Mal reiste er als vermögender Perser, mal als armer Derwisch. Richard Francis Burton war ein talentierter Mann. Zwei Dutzend Sprachen soll er beherrscht haben. Vom Fernweh nach den weißen Flecken auf der Landkarte war er getrieben. Daher schlug der Engländer der Royal Geographic Society vor, einmal Mekka und Medina zu erkunden.
Gesagt, getan. Im Frühjahr 1853 verließ er Southamptons Hafen. Die Mitreisenden mögen über den reichen Perser gestaunt haben. Denn er ergriff, so der Übersetzer Uwe Pfullmann, den Trinkbecher wie die Kehle eines Feindes und beendete sein Geschlürfe nur mit befriedigtem Grunzen. Alles Übungen, um möglichst authentisch zu erscheinen.
Die Vorsicht war nötig. Auf den Propheten Mohammed wird der Spruch zurückgeführt, keine Ungläubigen sollten nach Mekka und Medina kommen. War es nun dies, die Kraft des islamischen Imperiums oder nur das weite Wüstenmeer unter der sengenden Sonne – die Späher blieben lange fern. Nicht so Burton. In Alexandria lobte er das Vergnügen der Passivität, die Schlaffheit, die traumhafte Ruhe. Im Orient, sagte er, braucht ein Mann bloß Schatten: Unter dem kühlen Dach eines duftenden Baumes ist er glücklich, raucht Pfeife, süffelt Kaffee und vermeidet, den Körper durch die Unruhe eines Gespräches, das Missbehagen der Erinnerung und die Nichtigkeit des Denkens zu stören. Das hielt Burton nicht davon ab, an Kairos Al-Azhar-Universität theologische Kurse zu besuchen.
Derartig gerüstet, reiste er über Suez nach Mekka. Dort traf er Pilger. In seinem Bericht mischen sich Wissen, Details und Vorurteile. Er skizziert die Moschee und das Grab Mohammeds. Auch Medina schildert er genau, greift dabei aber auch auf Texte seines schweizerischen Vorgängers Johann Ludwig Burckhardt zurück, der knapp drei Jahrzehnte vor ihm ebenso als Muslim verkleidet die Heiligen Stätten besucht hatte. Nun liegt Burtons Bericht erstmals auf Deutsch vor.
WOLFGANG G. SCHWANITZ
RICHARD FRANCIS BURTON: Persönlicher Bericht einer Pilgerreise nach Mekka und Medina 1853. Edition Erdmann, Lenningen 2005. 350 Seiten, 24 Euro.
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