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Born in Cologne in 1936 and based in New York since 1965, Haacke's strong political, cultural and social concerns are reflected in his installations, texts and sculptures. Throughout his 50-year career Haacke has frequently changed the presentation of his art to get his message across. Often borrowing from non-art sources such as corporate advertising, questionnaires or scientific experimentation, Haacke is probably the most successful and best-known late twentieth century artist to create political art that manages to hit its mark with such concision and elegance.
Haacke sometimes works
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Produktbeschreibung
Born in Cologne in 1936 and based in New York since 1965, Haacke's strong political, cultural and social concerns are reflected in his installations, texts and sculptures. Throughout his 50-year career Haacke has frequently changed the presentation of his art to get his message across. Often borrowing from non-art sources such as corporate advertising, questionnaires or scientific experimentation, Haacke is probably the most successful and best-known late twentieth century artist to create political art that manages to hit its mark with such concision and elegance.

Haacke sometimes works like a sleuth, uncovering the art world's hidden politics and economics. This practice has famously led to museum officials cancelling his exhibitions. His 1971 solo show at the Solomon R Guggenheim Museum, New York, for example, was cancelled in response to his proposal to present the questionable real estate dealings of several New York companies.

Haacke is a unique figure in post-war art, and his work has touched on such diverse movements as Conceptual, Pop, Minimal and Land art. Highly respected as a writer and thinker, his integrity as well as the formal innovations of his art have proven hugely influential for many generations of contemporary artists via exhibitions at such museums as the Tate Gallery, London (1984), the New Museum of Contemporary Art, New York (1986), and the Centre Pompidou, Paris (1989).

German art historian Walter Grasskamp surveys the artist's career with an emphasis on the innovations he has brought to the notion of public art. In the Interview, American art historian Molly Nesbit discusses with the artist his working practices and his sometimes turbulent relationship with the art world. London-based critic Jon Bird focuses on Mixed Messages, Haacke's presentation of works from the collection of London's Victoria and Albert Museum and Serpentine Gallery. The Artist's Choice, excerpts from Writing the Truth: Five Difficulties by Bertolt Brecht, reflects Haacke's approach to his own work. The Artist's Writings include an excerpt from Free Exchange (1995), his book-length conversation with Pierre Bourdieu, and an essay on his controversial project for the Reichstag in Berlin (1999-2000).

Autorenporträt
Walter Grasskamp is a critic and art historian and is Professor of Art History at the Academy of Fine Arts in Munich. He has written on Haacke for his exhibitions at the Tate Gallery, London (1984) the Fundacio Antoni Tàpies, Barcelona (Obra Social, 1995) and the German Pavilion at the 45th Venice Biennale (1993). Molly Nesbit is Professor in the Department of Art at Vassar College, Poughkeepsie, New York, and is author of Atget's Seven Albums (1992) and Their Common Sense (2000). She has received numerous awards, notably from the Guggenheim Foundation (1991) and the J. Paul Getty Trust (1988 and 1992). In 2003 she co-curated 'Utopia Station' at the 50th Venice Biennale. Jon Bird is Professor of Art and Critical Theory at Middlesex University, London, and an independent curator and writer on contemporary art and visual culture. Among the exhibitions he has curated are the Leon Golub retrospective at the Irish Museum of Modern Art, Dublin, and tour (2000) and a major exhibition on Nancy Spero and Kiki Smith for the Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead, England (2003).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2011

Wo Disney auf Kandinsky trifft

Dieser kleine Band ist ein Fest: Mit feinem Gespür für das falsche Pathos des Kunstbetriebs hat der Künstler Hans Haacke auf der Documenta 1959 Aufnahmen des Betriebs gemacht.

Von Julia Voss

Ein Bildband muss, um etwas herzumachen, weder opulent noch farbig oder besonders teuer sein. Diesen schönen Beweis tritt jedenfalls der Deutsche Kunstverlag zusammen mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen an, in dessen Schriftenreihe das elegante Büchlein mit Fotografien des Künstlers Hans Haacke erschienen ist.

Inhalt sind sechsundzwanzig Aufnahmen, die Haacke im Jahr 1959 auf der Documenta 2 in Kassel anfertigte, während er in seinen Semesterferien als Hilfsarbeiter auf der prestigeträchtigsten Großausstellung Deutschlands arbeitete. Herausgekommen ist dabei ein fotografischer Essay, den der Kunsthistoriker Walter Grasskamp zu Recht als Frühwerk des Künstlers bezeichnet und dem er seinerseits einen hervorragenden Essay zur Seite stellt. Kurzum - dieser kleine Band, der in einer Hosentasche Platz hat, ist ein Fest. Und der Zeitpunkt seiner Veröffentlichung könnte nicht glücklicher gewählt sein: Im nächsten Jahr eröffnet in Kassel die Documenta 13. Wer wissen will, welches Erbe damit auch gut ein halbes Jahrhundert später noch angetreten wird und in welchem Bann die Kunst weiterhin steht, kann sich hier Auskunft holen; noch nie wurden Haackes Fotografien in diesem Umfang publiziert.

Fangen wir also mit dem großen Bild auf unserer Seite an: Ein Junge mit einem Mickymaus-Heft in der Hand steht mit dem Rücken zur Kunst, der "Komposition X" aus dem Jahr 1939 von Wassily Kandinsky, dessen Leben und Werk die programmatische Ausrichtung der Documenta 2 auf den Punkt bringt. Kandinsky, ein gebürtiger Russe, musste 1933 Deutschland verlassen, als die Nationalsozialisten das Bauhaus in Dessau schlossen, an dem der Maler bis dahin als Lehrer gewirkt hatte. Seine Gemälde waren prominent in der Propagandaschau "Entartete Kunst" vertreten, die von 1937 an durch Deutschland tourte und während ihrer vierjährigen Laufzeit von mehr als drei Millionen Menschen besucht wurde. Keiner deutschen Kunstausstellung im zwanzigsten Jahrhundert gelang es, diesen Besucherrekord zu übertrumpfen. Die Ausstellung jedoch, die sich um eine ähnliche Strahlkraft bemühte und als Gegenausstellung zur "Entarteten Kunst" einen neuen Kunstbegriff im bundesrepublikanischen Bewusstsein verankern wollte, war die Documenta, die 1955 zum ersten Mal ihre Tore öffnete. In Kassel sollte rehabilitiert werden, was zuvor bespuckt und verlacht worden war.

Das klingt nach einem löblichen Vorhaben. Im Rückblick ist jedoch einiger Putz von der Fassade gebröckelt. Dass die Documenta beispielsweise eine arg harmlose Version der geächteten Moderne vorführte, ist häufig kritisiert worden. Werke, die wegen ihres politischen Inhalts von den Nationalsozialisten verfemt worden waren, wurden ebenso wenig gezeigt wie die zahlreicher jüdischer Künstler oder die von Frauen. Verteidigt wurde vor allem die abstrakte Malerei - insofern sie von politisch eher unverdächtigen Männern stammte. Kassel, das war auch der "geistige Aufmarschplatz des Kalten Krieges", wie Grasskamp schreibt, weshalb man die Verteidigung der Abstraktion als brennendste Aufgabe empfand und sich gegen die Kunstdiktatur des Sowjetkommunismus abgrenzte.

Aber auch für diesen Anspruch der Documenta musste ein Preis gezahlt werden. Die Nationalsozialisten hatten die bildende Kunst so nachhaltig politisiert, dass sich auch die Kunstvermittler der Nachkriegszeit davon nicht befreien konnten. Mit der "Entarteten Kunst" war die Unsitte eingezogen, Kunst und Betrachter gegeneinander auszuspielen und wie feindliche Lager zu behandeln. Die Nationalsozialisten gaben vor, sich auf die Seite des Publikums zu schlagen, als sie die moderne Kunst verhöhnten. Die Verteidiger der Moderne bezogen nun Stellung auf Seiten der Kunst - und betrachteten umgekehrt das Publikum mit Herablassung. Unverständnis für abstrakte Malerei oder andere Neuerungen der Gegenwartskunst galten von da an als spießbürgerlich, wenn nicht sogar weltanschaulich verdächtig. Aber war das tatsächlich die Wahl, die man treffen musste? Gab es nur den Massengeschmack und die hohe Kunst?

Es ist Hans Haackes feines Gespür für das falsche Pathos des Kunstbetriebs, das seinen Blick auf die Besucher der Documenta auszeichnet. Haackes Bilder gleichen den Aufzeichnungen eines Ethnologen, der heimlich verfolgt, wie die Bewohner eines Planeten versuchen, ein unbekanntes Zeichensystem zu entschlüsseln. Seine Aufmerksamkeit gilt vor allem solchen Besuchern, die ihre Alltagswelt mit in die Ausstellung gebracht haben - ihre Kinderwagen, Spielzeuge, Mickymaus-Hefte, Arbeitskittel oder Besen. Disney trifft Kandinsky, ohne dass der Fotograf das eine gegen das andere ausspielen würde. Die Kamera verrät weder die Vorliebe des Jungen für Comics - noch die Verwunderung des alten Ehepaars, das vor Mondrians "Komposition mit rot, blau und grau" von 1927 den Katalog studiert und versucht, das Gelesene mit dem Gesehenen in Einklang zu bringen.

Der Sympathie für den Betrachter blieb er auch hinter den Kulissen treu: Haacke fotografierte die Transportarbeiter, denen eingeschärft worden war, die teure Fracht sorgfältig zu behandeln und die beim Auspacken der Gemälde ihre Verblüffung über den Inhalt nicht verbergen können. Oder er folgte den Reinigungskräften ins Depot, wo Gemälde von Vedova, Riopelle oder Licini vor ihrer Inszenierung herumstanden wie Schauspieler in der Garderobe, bevor sie geschminkt werden.

Haacke war, als er fotografierte, gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt und studierte Malerei bei Fritz Winter, dem damals berühmten Vertreter der deutschen Abstraktion. Den Begriff "institutional critique" gab es noch nicht, und er hätte es sich wohl nicht träumen lassen, dass es später Künstler wie Thomas Struth oder Louise Lawler geben sollte, deren Hauptwerke Fotografien sind, die Kunst und ihr Umfeld abbilden - das Depot, die Sammlervilla oder die Besucherströme eines Museums. Die Erkenntnis allerdings, dass auch ein modernes Kunstwerk kein autonomes Objekt ist, sondern wie eine mittelalterliche Madonna Altar, Kirche, Prediger, Publikum und sogar eine Religion braucht, prägte bereits den Blick dieses jungen Fotografen. "Es liegt", schreibt Grasskamp, "eine gewisse Poesie in dieser Vorwegnahme, als sei er sich damals selber begegnet, ohne sich bereits zu erkennen." International bekannt wurde Haacke zwölf Jahre später, paradoxerweise durch eine Ausstellung, die nie stattfand. Sechs Wochen vor der Eröffnung sagte der Direktor des Solomon R. Guggenheim Museum in New York die Schau ab, nachdem bekanntgeworden war, dass Haackes Werk eine investigative Arbeit über einen New Yorker Immobilienspekulanten geworden war. Ebendort endete die Freiheit der Kunst. Eine Ausstellung mit abstrakten Gemälden wäre dem Museum sicherlich lieber gewesen.

Wie kaum ein anderer hat Haacke gegen die Annahme angekämpft, das Kunstsystem sei frei von Ideologie. Zum ersten Mal 1959 - als er den kleinen Jungen und sein Micky-Maus-Heft mit der Kamera verteidigte.

Walter Grasskamp: "Hans Haacke". Fotonotizen Documenta 2/1959.

Hrsg. von Eva Schmidt und Joseph Imorde. Deutscher Kunstverlag, München 2011. 92 S., Abb., br., 19,90 [Euro].

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