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Rosaria kommt mit ihren Söhnen Rocco, Simone, Ciro und Luca aus dem Süden Italiens nach Mailand, wo Vincenzo, ihr Ältester, schon seit einiger Zeit lebt. Sie hofft, dass Vincenzo allen Arbeit verschaffen kann, doch das Leben in der Großstadt ist hart. Als sich Simone in die Prostituierte Nadia verliebt, diese aber Rocco vorzieht, werden die Brüder zu erbarmungslosen Rivalen. Die Familie droht zu zerfallen...
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Produktbeschreibung
Rosaria kommt mit ihren Söhnen Rocco, Simone, Ciro und Luca aus dem Süden Italiens nach Mailand, wo Vincenzo, ihr Ältester, schon seit einiger Zeit lebt. Sie hofft, dass Vincenzo allen Arbeit verschaffen kann, doch das Leben in der Großstadt ist hart. Als sich Simone in die Prostituierte Nadia verliebt, diese aber Rocco vorzieht, werden die Brüder zu erbarmungslosen Rivalen. Die Familie droht zu zerfallen...

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Autorenporträt
Graf Don Luchino Visconti di Morone, geboren am 2.11.1906 in Mailand, wuchs seiner aristokratischen Herkunft entsprechend in privilegierten Verhältnissen auf. Schon als junger Mann verkehrte er mit Künstlern wie Toscanini, Puccini und DAnnunzio. Um jedoch seinen ersten Film, Ossessione (1942) zu realisieren, mußte er Familienschmuck verkaufen. Sein frühes Interesse an Musik, Literatur und Theater und sein eigenes künstlerisches Genie kamen in seinen Filmen zur ganzen Entfaltung. Zu den berühmtesten Werken gehören: Rocco und seine Brüder (1960), Der Leopard (1963), Tod in Venedig (1971), Gewalt und Leidenschaft (1969). Visconti starb am 17. März 1976 in Rom.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2023

Mord im letzten Sonnenlicht

Kämpfe mit der Zensur: Vor Luchino Viscontis Drama warnten italienische Bischöfe, heute ist es ein Klassiker.

Das Wort "Filmklassiker" hat einen Touch von Glätte. Ein Film hat den Test der Zeit bestanden und ist in den Himmel des Kinos aufgestiegen, gereinigt und von allen geschichtlichen Schlacken befreit. Aber so ist es nicht; so war es nie. Das Kino schleppt seine Schlacken immer mit, den Schmutz, die Hässlichkeit, den Zorn und die Gewalt. Eben darin liegt seine Größe. Das gilt selbst für die Allergrößten, für jene Regisseure, deren Filme der Inbegriff von Schönheit und Vollkommenheit sind.

Am 6. September 1960 wird Luchino Viscontis "Rocco und seine Brüder" bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt. Die Vorstellung endet mit großem Applaus, aber hinter den Kulissen beschließen einige anwesende italienische Politiker, dass ein solches Werk nicht den Hauptpreis des Festivals gewinnen dürfe. Als anderntags die Juryentscheidung bekannt gegeben wird, gellen Pfiffe durch den Saal. Nicht "Rocco", sondern André Cayattes braves Kriegsdrama "Jenseits des Rheins" bekommt den Goldenen Löwen, Visconti nur den Spezialpreis der Jury. Einen Monat später startet der Film in den Kinos, begleitet von Warnungen der Bischöfe, der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" und der konservativen Tagespresse vor seinen Obszönitäten, Gewaltszenen und Entstellungen der sozialen Realität Italiens. In mehreren Provinzen werden die Filmkopien beschlagnahmt. Nach dreiwöchigem Rechtsstreit lässt sich der Produzent Goffredo Lombardo auf einen Kompromiss mit der Zensur ein: Fünfzehn Minuten von "Rocco" werden, statt der Schere zum Opfer zu fallen, für die Projektion geschwärzt, die Altersfreigabe wird auf sechzehn Jahre gesenkt. Inzwischen hat die öffentliche Debatte den Film zum Publikumsmagneten gemacht. Bis zum Jahresende verzeichnet "Rocco" 10,2 Millionen Besucher und belegt damit in der italienischen Kinobilanz von 1960 den dritten Platz hinter William Wylers "Ben Hur" und Federico Fellinis "La dolce vita".

Die Schwärzungen des Films, die beim deutschen Kinostart durch Schnitte ersetzt werden, betreffen vor allem zwei Szenen. In der einen wird Annie Girardot von Renato Salvatori vor den Augen von Alain Delon vergewaltigt. Delon ist Rocco, einer von fünf Söhnen einer Mailänder Familie von Arbeitsmigranten aus dem Mezzogiorno, und Simone (Salvatori), sein als Profiboxer gescheiterter älterer Bruder, war mit Girardots Nadia zusammen, bevor sie ihn wegen seiner Saufereien und Klauereien verließ. Jetzt, nach einem Gefängnisaufenthalt wegen Prostitution, hat sie sich für ein besseres Leben an der Seite des engelhaften Rocco entschieden; aber Simone kommt dazwischen. Die Szene, die nachts im Gestrüpp am Rand des Arbeiterviertels Ghisolfa spielt, ist ungeheuerlich, weil die Gewalt nicht allein die Körper betrifft; es sind drei Seelen, die hier vor die Hunde gehen. Als Nadia weinend das Weite sucht, zerprügeln Rocco und Simone einander die Gesichter, bis sie keine Kraft mehr in den Armen haben. Dann dämmert der Tag.

Die zweite Szene hat Filmgeschichte geschrieben. Während Rocco, der in Simones Fußstapfen getreten ist, sein erstes großes Boxmatch gewinnt, trifft sich sein Bruder mit Nadia am Ufer des Po. Sie verspottet und verflucht ihn, er zückt ein Messer. Sie breitet die Arme aus wie Christus am Kreuz, und er sticht zu, wieder und wieder. Sie versucht, ins Wasser zu fliehen, doch der Mörder ist schneller; noch einmal schreit sie: "Ich will nicht sterben!", dann liegt sie still. Annie Girardot und Renato Salvatori wurden durch "Rocco" ein Paar, und vielleicht ist es die Aura ihrer Intimität, die diese Bilder unvergesslich macht. Ganz sicher aber ist es das Sonnenuntergangslicht, auf das Visconti tagelang gewartet hat, und die Kamera von Giuseppe Rotunno, die aus dem Schwarz und Weiß des Zelluloids ein Feuerwerk von Zwischenstufen zaubert. Die Zensur hat dieses Wunder nur verstümmelt, nicht zerstört.

Fünfzig Jahre lang trug "Rocco und seine Brüder" die Narben seiner Entstehungszeit. Erst 2015 wurde die vollständige und digital gereinigte Premierenfassung beim Filmfestival in Cannes wiederaufgeführt. Bis Ende September kann man sie in der Arte-Mediathek streamen: den Klassiker, der keiner war. Inzwischen haben alle von Visconti gelernt - Martin Scorsese in "Mean Streets" und "Raging Bull", Coppola in "Der Pate", Sergio Leone in "Once Upon a Time in America" und viele andere mehr. Aber der Film hat keine Patina angesetzt, nur Schichten der Erinnerung. Man sieht den jungen Alain Delon (kurz zuvor hatte er "Nur die Sonne war Zeuge" gedreht) und denkt an all die Figuren, die er in den folgenden fünfzig Jahren gespielt hat. Und man sieht die unglaubliche Annie Girardot und denkt daran, wie sie dem Kino in derselben Zeit verloren ging. Einmal, in einer der wenigen Szenen von "Rocco", die nicht in Mailand spielen, sitzen die beiden zusammen in einem Café, und er sagt zu ihr, die gerade aus dem Gefängnis kommt, sie müsse nur Vertrauen haben. Worauf sie denn vertrauen solle, fragt sie. "Auf alles!" Dann nimmt er ihre Hand. In Hollywood wäre der Film hier zu Ende. Aber er geht weiter. ANDREAS KILB

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