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Inside Job stammt von Academy Award-Gewinner Charles Ferguson (No End In Sight) und legt als erster Film die erschreckende Wahrheit hinter der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 offen. Der globale Finanzkollaps, der über 20 Billionen Dollar kostete, brachte Millionen von Menschen um ihr Zuhause und ihren Arbeitsplatz. Durch umfangreiche Recherchen und Interviews mit maßgeblichen Finanzinsidern, Politkern und Journalisten zeichnet Inside Job den Aufstieg einer freibeuterischen Industrie nach und enthüllt die gefährlichen Beziehungen, die Politik, Kontrollinstanzen und akademische Institute…mehr

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Produktbeschreibung
Inside Job stammt von Academy Award-Gewinner Charles Ferguson (No End In Sight) und legt als erster Film die erschreckende Wahrheit hinter der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 offen. Der globale Finanzkollaps, der über 20 Billionen Dollar kostete, brachte Millionen von Menschen um ihr Zuhause und ihren Arbeitsplatz. Durch umfangreiche Recherchen und Interviews mit maßgeblichen Finanzinsidern, Politkern und Journalisten zeichnet Inside Job den Aufstieg einer freibeuterischen Industrie nach und enthüllt die gefährlichen Beziehungen, die Politik, Kontrollinstanzen und akademische Institute korrumpiert haben. Inside Job wurde an Originalschauplätzen in den Vereinigten Staaten, Island, England, Frankreich, Singapur und China gedreht.

Bonusmaterial

- Entfallene Szenen - Die Entstehung von INSIDE JOB - Kommentar mit Regisseur Charles Ferguson und Produzent Audrey Marrs
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.09.2011

Und die Politik verdient prächtig mit
Der oscarprämierte Film "Inside Job" entlarvt die rationale Logik einer irrationalen Finanzwelt, die gewinnt, wenn die Mehrheit verliert

Wenn sich Filmemacher mit der Finanzkrise von 2008 beschäftigen, dann antwortet die Wirtschaft mit der wohlfeilen Floskel, dass die Logik der Banken eh viel zu komplex wäre, um sie als Laie zu verstehen. Dass das nicht stimmen muss, macht der oscarprämierte Dokumentarfilm "Inside Job" deutlich. Der Film von Charles Ferguson wagt einen desillusionierenden Blick auf die Welt der Finanzen, wo eine kleine Elite von Spekulanten horrende Summen verdient, während die Mehrheit Arbeit und Erspartes verliert.

Ferguson erklärt in seiner exzellent recherchierten Studie nicht nur das Zustandekommen der Krise von 2008. Nein, er lässt auch jene Personen zu Wort kommen, die von der Erkrankung des Systems wussten und die Branche vor dem Zusammenbruch gewarnt haben. Spektakulär wird der Film aber dann, wenn sich die Verursacher des Crashs zu Wort melden. Auf diese Weise bekommt die Krise ein Motiv, Kontur, ein Gesicht. Sie wird als menschlich gewolltes Scheitern entlarvt, als Ergebnis einer unstillbaren Habgier, nicht nur als Kollateralschaden eines ansonsten gut funktionierenden Systems.

Der Film findet die Ursachen des großen Krachs in den deregulierten Finanzmärkten. Ferguson zeigt, wie die Politik ein marodes System erschaffen hat, in dem die Banken immer mehr Geld bei immer größerem Risiko produzierten, ohne sich am Wohlstand der Amerikaner messen zu müssen. "Wenn sie sich überlegen, dass sie Geld aus Nichts machen können, dann ist es wirklich schwer, nein zu sagen", erläutert Lee Hsien Loong, der Premierminister von Singapur, dessen Land seit 2008 unter dramatischen Exporteinbrüchen und hoher Arbeitslosigkeit leidet.

Der Produktion von Geld ohne realwirtschaftliche Basis ging eine politische Trendwende voraus: In den achtziger Jahren, als Investmentbanker in Washington die Oberhand gewannen, setzte die Politik alle bis dahin vorhandenen Kontrollhebel für die Finanzwelt außer Kraft; den Glass-Steagall-Act etwa, der nach der Großen Depression verabschiedet wurde, um Kreditgeschäfte von Einlagengeschäften zu trennen. Erst modifizierte Ronald Reagan das Gesetz, dann schaffte Bill Clinton es vollständig ab, so dass Banken mit dreißigmal mehr Geld spekulieren konnten, als sie tatsächlich besaßen.

Der Film legt dar, dass sowohl die Politik als auch die staatlichen Kontrollgremien Amerikas die Deregulierung der Finanzmärkte unterstützten - allen voran Allan Greenspan, der die amerikanische Notenbank, die Fed, bis 2006 leitete und dringend empfohlene Korrekturen eifrig zu verhindern wusste. Seine Amtszeit ermöglichte den Handel mit Derivaten, die Warren Buffett - völlig zu Recht - mit einer neuen Form von Massenvernichtungswaffen verglich. Nun konnte die Finanzwirtschaft auf alles wetten, was irgendwie mit Zahlen zu tun hatte: "Auf den Auf- und Abstieg von Kursverläufen, den Untergang von Unternehmen - ja sogar auf das Wetter."

Dass das System außer Kontrolle geriet, zeigte sich an einem aufgeblasenen Immobilienmarkt, dessen irrationale, ja geradezu wahnsinnig gewordene Logik die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds trieb. Noch in den fünfziger Jahren schauten sich Banken sehr genau an, wem sie Immobilienkredite gewährten. Fünfzig Jahre später gab es kein Halten mehr: So gut wie jeder Amerikaner konnte ein Haus kaufen, indem er sich das Geld dazu von den Banken lieh. An den Transaktionen verdienten Investmentunternehmen Milliarden, weil jeder vergebene Kredit an Bonusausschüttungen gekoppelt war. Die Risiken verkaufte man einfach weiter: Die Kredite schulterte vor allem die Versicherungsgruppe AIG, die wiederum die faulen Pakete an die nächsten Spekulanten verhökerte.

Das war der Beginn eines absurden Kreislaufs; der Bau eines Kartenhauses aus Geld, auf dem die ganze Weltwirtschaft balancierte. Die Banken wussten um die zweifelhafte Qualität der Kredite, winkten sie aber trotzdem durch, um Boni abzugreifen, und wetteten in einer Parallelaktion auf deren Verfall. Auch die amerikanischen Finanzexperten waren informiert: Larry Summers, Finanzminister unter Bill Clinton, genauso wie Alan Greenspan. Der Film zitiert E-Mails, in denen einflussreiche Banker ihre eigenen Produkte als krebsgeschwürartigen "Dreck" madig machen. Das hinderte jedoch niemanden daran, damit zu spekulieren. Wieso auch? Jene Personen, die etwas hätten ausrichten können, übten gut bezahlte Nebentätigkeiten bei Investmentbanken aus.

Das ist der eigentliche Skandal: In Gesprächen mit führenden Chefökonomen wird deutlich gemacht, in welchem Umfang Wirtschaftswissenschaftler, Intellektuelle und Politiker, die in den kranken Kreislauf hätten eingreifen können, am Investmentgeschäft beteiligt waren. Frederic Mishkin zum Beispiel: Im Film bezieht er Stellung zu seinem Verhalten während der Krise, als er im Vorstand der Federal Bank regulative Maßnahmen zu verschleppen suchte. Ja, er beförderte die Krise sogar, indem er die Vertrauenswürdigkeit des Systems und die ökonomische Stabilität von Ländern wie Island betonte - etwa in seinem vom isländischen Wirtschaftsverband mit 124 000 Dollar honorierten Report "Financial Stability in Iceland", dessen Titel Mishkin anschließend in "Financial Instability in Iceland" ändern ließ, um sich als Prophet der Krise zu inszenieren. Wenn er im Gespräch auf die Interessenkonflikte hingewiesen wird, gerät er ins Stottern, neigt zur Sprachlosigkeit oder verweigert die Antwort. Mishkins Karriereweg aber ist solide geblieben: 2009, mitten in der Krise, schmiss er seinen Job bei der Fed hin und wechselte als Wirtschaftsprofessor an die Columbia Business School in New York.

Als die Immobilienblase platzte und staatliche Verwalter wie Henry Paulson (der bis 2006 als Vorstandsvorsitzender bei Goldman Sachs, anschließend unter George W. Bush als Finanzminister tätig war) in teuren Rettungsaktionen den Steuerzahler zur Kasse baten, nahm man weder Mishkin noch die Chefs der Investmentbanken in die Pflicht. Die Banker gingen als große Gewinner aus der Krise hervor und kauften sich Hubschrauber, Privatjets und Penthäuser in Manhattan, die im Film wie Statussymbole eines chauvinistischen Männerwettbewerbs vorüberrauschen. "Meiner ist größer als deiner", so fasst Willem Buiter, Chefökonom der Citigroup, den Antrieb seiner Kollegen zusammen.

Die Finanzwirtschaft ist gut vernetzt und investiert horrende Summen in Lobby-Arbeit, um die Regulierung der Märkte zu verhindern. Auch in Obamas Kabinett sitzen ehemalige Investmentbanker und verfolgen dieses Ziel, während sich die Realökonomie von den Spätfolgen der Krise nicht zu erholen vermag. Dominic Strauss-Kahn, während der Aufzeichnung des Films noch Direktor des Internationalen Währungsfonds, sagt es in Fergusons packender Studie so: "Die Finanzbranche hatte 2008 Angst bekommen. Jetzt will sie zu ihren alten Spielregeln zurück."

TOMASZ KURIANOWICZ

Charles Ferguson:

"Inside Job"

Sony. 104 Min., Englisch, Italienisch, UT. Extras: Audiokommentare, entfallene Szenen, Making of.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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