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Technische Angaben: Bildformat: 4:3) Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono) Ländercode: 2
Unter dem Decknamen Achim Detjen spioniert Stasi-Agent Werner Bredebusch (Armin Mueller-Stahl) "imperialistische Verschwörer" aus. Getarnt als gefallener Jagdflieger in der BRD, setzt er sich tödlichen Gefahren aus. Er ist einer Organisation in Südamerika auf den Fersen, die deutschen Naziverbrechern Unterschlupf gewährt. Um Pläne über Atomraketen aufzudecken, schleust er sich unter lebensbedrohlichen Umständen in die Bundeswehr ein. Kühn und gewitzt umgeht der Ost-James-Bond…mehr

  • Anzahl: 4 DVDs
Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 4:3)
Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Ländercode: 2
Unter dem Decknamen Achim Detjen spioniert Stasi-Agent Werner Bredebusch (Armin Mueller-Stahl) "imperialistische Verschwörer" aus. Getarnt als gefallener Jagdflieger in der BRD, setzt er sich tödlichen Gefahren aus. Er ist einer Organisation in Südamerika auf den Fersen, die deutschen Naziverbrechern Unterschlupf gewährt. Um Pläne über Atomraketen aufzudecken, schleust er sich unter lebensbedrohlichen Umständen in die Bundeswehr ein. Kühn und gewitzt umgeht der Ost-James-Bond geschmeidig die Fallen der "Westmächte". Er benutzt häufiger seinen Verstand als seine Fäuste. Einen Fiesling gibt es nicht. Das Böse ist ein System aus Faschisten, Rüstungsfanatikern und CIA-Spitzeln. Der Kalte Krieg, einmal aus DDR-Regime-Sichtweise betrachtet, macht die Story aus heutiger Sicht umso spannender. Die Macher drehten, trotz Anti-West-Ideologie, eine brillante Spionageserie mitten im Kalten Krieg...

Folge 1-8

1. Der Römische Weg
2. Das Nest im Urwald
3. Das Wasserschloss
4. Ein merkwürdiger Anschlag
5. Das Geheimnis der Masken
6. Das Rätsel des Fjords
7. Depot im Skagerrak
8. Mörder machen keine Pause

Bonusmaterial

Beil.: Booklet
Autorenporträt
Armin Mueller-Stahl, geb. 1930, ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler überhaupt, sondern auch ein begnadeter Geiger, Maler und Erzähler. Bevor er zum Schauspielberuf wechselte, absolvierte er ein Geigen- und Musikwissenschaftsstudium, das er 1949 mit dem Examen zum Musiklehrer abschloß. Seit 1952 avancierte er mit unzähligen Theater- und Filmrollen zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielern der DDR. Als Mitunterzeichner der Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns erhielt er ab 1976 keine Engagements mehr, verließ 1980 die DDR und setzte seine Karriere nicht nur in Westdeutschland, sondern auch international erfolgreich fort. Seit langem ist Armin Mueller-Stahl auch als Erzähler bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2009

Der Duft von Exotik und Erotik

Als DDR-Agent Achim Detjen reiste der Schauspieler Armin Mueller-Stahl einst in der Fernsehreihe "Das unsichtbare Visier" gen Westen. Auch die West-Serie "Die Fünfte Kolonne" lohnt das Wiedersehen sehr.

Der Vorspann ist farbenfroh gestaltet. Die Musik ist dynamisch-groovy, Easy Listening mit psychedelischem Einschlag. Eine kreisrunde Aufblende weckt Assoziationen: Den britischen James-Bond-Filmen war dieses Motiv, dort als Blick durch einen Pistolenlauf auf den jeweiligen 007-Darsteller, zum Markenzeichen geworden. In der 1973 gedrehten DDR-Reihe "Das unsichtbare Visier" lenkte Regisseur Peter Hagen in gleicher Weise die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf die Hauptfigur, die freilich nicht in mondänem Ambiente erfasst wird, sondern sich in einem biederen Korridor auf die Kamera zubewegt.

Der Darsteller des sozialistischen Geheimagenten lebt heute in Hollywood: Armin Mueller-Stahl. Angeblich möchte er nicht mehr auf diese Serie angesprochen werden, die doch seinerzeit in der DDR zum "Straßenfeger" wurde. "Straßenfeger" lautet auch der Titel einer DVD-Edition der Vertriebsabteilung von Studio Hamburg, die solche Fernsehklassiker peu à peu verfügbar macht. Zeitgleich mit "Das unsichtbare Visier" erschien dort eine zweite Spionagereihe: "Die fünfte Kolonne", von 1963 an im damals neu gegründeten ZDF produziert.

"Die fünfte Kolonne", von 1963 bis 1968 in unregelmäßigem Turnus im ZDF-Abendprogramm ausgestrahlt, ist noch frei vom Einfluss des mordberechtigten Bonvivants Bond, dessen erstes Kinoabenteuer im selben Jahr Deutschlandpremiere hatte. "Die fünfte Kolonne" war beim ZDF im Ressort "Dokumentarspiel" angesiedelt, dessen Produktionen heute als "Docutainment" firmieren würden, und zeigt folgerichtig jenen semidokumentarischen Touch, den zuvor schon Jürgen Roland für seine ARD-Erfolgsreihe "Stahlnetz" beim amerikanischen Pendant "Dragnet" geborgt hatte. Ähnlich wie dort hieß es im Vorspann von "Die fünfte Kolonne", dass die Erzählung "wahren Begebenheiten nachgestaltet" sei. Selbst die Titelmelodie erinnert mit ihren grellen Bläserkaskaden an "Stahlnetz" beziehungsweise "Dragnet".

In den Geschichten der Reihe - die erste Folge stammte aus der Feder des späteren ZDF-Stammautors Herbert Reinecker - setzen sich keine schießwütigen Draufgänger in Szene. Die Agenten gleichen, ob feindlicher Herkunft oder auf bundesdeutscher Seite mit der Abwehr befasst, biederen Verwaltungsbeamten. Was eine gewisse Skrupellosigkeit namentlich auf Seiten bolschewistischer Unterwandergesellen nicht ausschließt. Die eigentlichen Hauptfiguren indes sind zumeist einfache Bürger, die unverschuldet in die Fallstricke der Geheimdienste geraten. So führen die Episoden auch zu längst versunkenen Orten wie kommerziellen Leihbüchereien, Bahnhofswartesälen oder Abendcafés. Im Weltbild der damaligen Autoren waren vor allem Frauen anfällig für die trüben Machenschaften der Spione, die aus der Kälte kamen, für amouröses Werben, aber auch für hundsgemeine Erpressung. So barg jede Episode eine verkappte Warnung: Die schleichenden Sendboten des Warschauer Pakts haben den gewöhnlichen westdeutschen Alltag durchsetzt und lauern quasi an jeder Ecke.

Erpresst von der anderen Seite

Auf der DVD mit zwölf Schwarzweißfilmen, an denen damalige und spätere Stars wie Joachim Fuchsberger, Hanns Lothar, Inge Meisel, Hannelore Elsner, Klausjürgen Wussow, Sascha Hehn mitwirkten, findet sich mit "Null Uhr Hauptbahnhof" ein Stück der Sonderklasse. Die Handlung nach einem Drehbuch von Herbert Reinecker alias Alex Berg wird in Echtzeit erzählt und spielt ausschließlich auf dem Münchner Hauptbahnhof. Eine junge Frau ist im Begriff, die Stadt zu verlassen, sagt telefonisch eine Verabredung mit ihrem Verlobten ab und wartet angespannt auf die Abfahrt ihres Zuges. Ihr Verlobter jedoch hat anhand der Hintergrundgeräusche ihren Aufenthaltsort erkannt. Unverhofft taucht er in der Bahnhofsgaststätte auf und stellt seine Freundin zur Rede. Erst nach längerem Drängen erfährt er, dass die junge Frau "von der anderen Seite" zur Spionage erpresst und nun zur Rückkehr aufgefordert worden war. Sie weiß, dass sie beobachtet wird, und wagt nicht, die bundesdeutschen Behörden zu informieren.

Geschickt nutzte Regisseur Wolfgang Becker den Originalschauplatz, um die Angst und Nervosität der jungen Frau auf den Zuschauer zu übertragen. Bald wittert man hinter jedem Passanten einen gefährlichen Strolch. Zugleich liefert das abendliche Treiben auf dem Großstadtbahnhof einen schillernden Ausschnitt der damaligen bundesdeutschen Gesellschaft. Da gibt es Phänotypen aller Art, vom aufdringlichen Koberer bis hin zu fröhlich heimwärts strebenden "Gastarbeitern". Ein besonderer Besetzungscoup: Im Wartesaal schwadroniert, umgeben von einer Runde staunender Verehrerinnen, der jüngst durch einen ARD-Film wieder in Erinnerung gebrachte populäre Fernsehkoch Clemens Wilmenrod, der sich hier selbst spielt.

In die Ära des westdeutschen Wirtschaftswunders führt ihrerseits die DDR-Reihe "Das unsichtbare Visier", die dabei eine deutlich andere Ästhetik aufweist. Denn auch wenn der erste Erzählzyklus in den Nachkriegsjahren beginnt, wurde die Inszenierung unverkennbar von den Moden der frühen Siebziger bestimmt. Auch im Bild kommt es zu Anachronismen, bei Kostümen, den teils unter großen Mühen beschafften West-Requisiten und insbesondere bei den verwendeten Autos. Die BMW Isetta knattert hier bereits 1950 über bundesdeutsche Autobahnen, obwohl sie erst fünf Jahre später auf den Markt kam. Ein ganz zeitloser Fehler: Die Darsteller dunkelhäutiger Personen sind sichtlich geschminkt.

Sieht man über derlei Petitessen hinweg, funktioniert die Reihe noch immer erstaunlich gut, zumal die Autoren Otto Bonhoff und Herbert Schauer ebensogut wie ihre westlichen Kollegen den altbewährten Trick des offenen Episodenendes, des "Cliffhangers", beherrschten. Leider und ohne Notwendigkeit endet auch die DVD-Edition mit einem solchen und macht abhängig von der Fortsetzung, die 2010 auf den Markt kommen soll.

Held der mehr als zehn Jahre umfassenden Handlung ist der ehemalige Kampfflieger Werner Bredebusch (Armin Mueller-Stahl), noch zu Zeiten des Krieges aus Überzeugung übergelaufen und nach Gründung der DDR zum Agenten geworden. Als freigelassener Kriegsgefangener getarnt, reist er als Achim Detjen in die Bundesrepublik ein und findet Kontakt zu einer geheimen Organisation, die belastete "Kameraden" über München und Italien nach Argentinien schleust, wo sich bereits eine Kolonie aus Wehrmachtsangehörigen und NS-Tätern gebildet hat. Auch Detjen geht diesen Weg und ist dabei, als zunächst von Südamerika aus, dann auch in der Bundesrepublik die Wiederbewaffnung geplant wird. Im Weiteren macht er Karriere und wird von Bonner Ministerien für Sondereinsätze unter anderem nach Portugal und nach Skandinavien gesandt, allesamt Länder, die für die Filmarbeiten sehr glaubwürdig von Bulgarien gedoubelt wurden.

Resche Blondinen bevorzugt

Noch immer vermittelt sich der Reiz, den diese Produktion mit ihrem abenteuerlichen Geschehen und ihren exotischen Schauplätzen damals auf die Zuschauer ausgeübt haben muss. Achim Detjen atmete stellvertretend den Duft der großen weiten Welt. Er erscheint als Tausendsassa, der fliegt, reitet und klettert, und doch wirkt dieser "Kundschafter für den Frieden", so die ostdeutsche Sprachregelung, in der Darstellung durch Armin Mueller-Stahl angenehm zurückhaltend. Gewalt vermeidet er, als Waffe bevorzugt er eine Gaspistole, die den Angreifer nicht umbringt, sondern nur außer Gefecht setzt. Koautor Otto Bonhoff erklärte sich 1973 im Gespräch mit der DDR-Fernsehillustrierten "FF dabei": "Wir zeigen doch keinen Helden an sich, der sich zum Abenteuer geboren fühlt. Die Situationen, in die er gerät, zwingen ihn, sich als klug und entschlossen, ja, als gewitzt und tollkühn zu erweisen. Und dabei hat er auch Angst."

So nüchtern, beinahe asketisch der Ostagent in Erscheinung tritt, für Exotik und Erotik ist gesorgt. Gleich in der ersten Folge schlüpft Detjen mit der unverbesserlichen Nationalsozialistin Silke Breuer unters Plumeau. Annekathrin Bürger, heute bekannt als Kommissars-Freundin Frederike aus den "Tatort"-Beiträgen des MDR, spielte die resche Blondine als laszives Luder und war in Folge 7 aufs Neue mit von der Partie. Es überrascht ein wenig, dass selbst übel beleumdete Charaktere wie die Konspirantin Silke Breuer selten als reine Klischeegestalten angelegt werden. Im Gegenteil, Detjen trifft auch im Westen immer wieder auf sympathische Menschen und schließt dort nicht nur strategische Bekanntschaften. Selbst einigen NS-Veteranen und sogar einem CIA-Mann gegenüber empfindet er so etwas wie Freundschaft - von dieser differenzierten Haltung war das ZDF mit "Die fünfte Kolonne" weit entfernt.

Gelenkt und geleitet wurden die Drehbuchautoren der Reihe vom Ministerium für Staatssicherheit, das sich einige Jahre zuvor an der allzu phantasievollen Ausschmückung seiner Arbeit im Rahmen eines Fernsehspiels gestört hatte. Der propagandistische Hintergrund ist spürbar, aber weniger aufdringlich, als man meinen mag. Man hat heute eher den Eindruck, die Filmreihe müsse anders gewirkt haben als geplant, weil darin doch fortwährend der westlich-üppige Lebensstil vor Augen geführt wird.

Die eingangs erwähnte hypnotische Titelmusik von Walter Kubiczek, der sich hinter zeitgenössischen West-Kollegen wie dem emsigen Peter Thomas ("Raumpatrouille") keineswegs verstecken muss, erschien damals in der DDR auch auf Platte und wurde zum Hit. Sie ist heute wieder verfügbar, auf der Kompilation "Amiga A Go-Go, Vol. 1-3" (Sony BMG).

HARALD KELLER

Straßenfeger 12: Das unsichtbare Visier. Studio Hamburg. Vier DVDs mit den Folgen 1 bis 8, Featurette und der Dokumentation "Deutschland deine Künstler: Armin Mueller-Stahl".

Straßenfeger 13: Die Fünfte Kolonne. Studio Hamburg. Vier DVDs mit den Folgen 1 bis 12 und einem Interview mit Regisseur Jürgen Goslar.

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