Verbrechen in Frankfurt: Gab s da wirklich nur Gretchen
und die Nitribitt oder den Mordfall Jakob von
Metzler? Nein, sagen die langjährige hr-Gerichtsreporterin
Heike Borufka und der frühere Landespolizeipräsident
Udo Scheu. Da gab es noch jede Menge mehr.
Für ihr aktuelles Buch über bekannte und weniger bekannte
Frankfurter Kriminalfälle haben die Autoren
nochmals Gerichtsakten und Urteile akribisch durchgearbeitet.
Was die Öffentlichkeit der Mainmetropole bewegte,
kommt dabei bis in die jüngste Vergangenheit
hinein zu Wort: vielschichtig, zuweilen gruselig, aber
auch mit Sinn für Amüsantes und Skurriles.
So geht es um einen Nachmittags-Talker, der wegen
Vergewaltigung angeklagt und freigesprochen wurde.
Oder um den Milliarden-Betrüger Jürgen Schneider,
den tiefen Sturz des aufstrebenden Tennisstars Maximilian
A., um den Fußball-Wettskandal, einen prominenten
Tierarzt Hach, der von seinem Stiefsohn erschlagen
wurde, und und und ...
und die Nitribitt oder den Mordfall Jakob von
Metzler? Nein, sagen die langjährige hr-Gerichtsreporterin
Heike Borufka und der frühere Landespolizeipräsident
Udo Scheu. Da gab es noch jede Menge mehr.
Für ihr aktuelles Buch über bekannte und weniger bekannte
Frankfurter Kriminalfälle haben die Autoren
nochmals Gerichtsakten und Urteile akribisch durchgearbeitet.
Was die Öffentlichkeit der Mainmetropole bewegte,
kommt dabei bis in die jüngste Vergangenheit
hinein zu Wort: vielschichtig, zuweilen gruselig, aber
auch mit Sinn für Amüsantes und Skurriles.
So geht es um einen Nachmittags-Talker, der wegen
Vergewaltigung angeklagt und freigesprochen wurde.
Oder um den Milliarden-Betrüger Jürgen Schneider,
den tiefen Sturz des aufstrebenden Tennisstars Maximilian
A., um den Fußball-Wettskandal, einen prominenten
Tierarzt Hach, der von seinem Stiefsohn erschlagen
wurde, und und und ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2014Da muss mehr gewesen sein
Echte Frankfurt-Krimis neu erzählt
Wer Berichte über Kriminalfälle in Zeitungen, im Radio oder Fernsehen verfolgt, mag sich oft fragen, was denn über die meist knappen Darstellungen der Medien hinaus zu erfahren wäre. Heike Borufka, Gerichtsreporterin beim Hessischen Rundfunk, und Udo Scheu, ehemaliger Landespolizeipräsident in Hessen und zuvor Chef der Frankfurter Staatsanwaltschaft, haben sich zusammengetan, dem vermuteten Bedürfnis nach tieferem Hintergrund, schärferer Detailzeichnung und einem insgesamt farbigeren Bild entgegenzukommen.
"Tatort Frankfurt - Was wo wirklich passierte" entrollt ein Panorama von 17 mehr oder weniger in Erinnerung gebliebenen Frankfurter Kriminalfällen aus den vergangenen 20 Jahren. Borufka, die in den Gerichtssälen zu den am eifrigsten und genauesten mitschreibenden Journalisten gehört, hat ihre Notizen offenbar aufgehoben und neu geordnet. Es entstanden unter anderem kleine Porträts von Tätern und Opfern, wie sie im Radio so nicht zu vermitteln waren, der Leser erfährt zu den Fällen von Mord und Unfall, Totschlag oder sexueller Verirrung mehr, als er zuvor gelesen oder gehört oder gesehen hat.
Udo Scheus beruflicher Vergangenheit sind vermutlich Passagen zu verdanken, die Aufklärung geben über Verfahrensfragen und Üblichkeiten der Justiz. Zu den Falldarstellungen dürfte bereichernd beigetragen haben, dass Scheu ein professioneller Leser und Deuter von Kriminalakten war, ehe er ein Freizeitautor mit einem gewissen Hang zur Exotik wurde.
Da es die Verfasser nicht bei den reinen Fakten belassen und sich auf das schwierige Gelände der deutenden Vermutung begeben, erscheint das Tatortbuch zuweilen ein wenig anmaßend in einer So-und-nicht-anders-Haltung. Fehlende Erkenntnis, wie sie im wirklichen Leben von Polizei und Justiz Alltag ist, soll im Buch nicht als Leerstelle oder Rätsel erscheinen. Daher findet sich, ganz in der Tradition eines anderen schreibenden Frankfurters, geschickt ineinander verwoben, auch Dichtung und Wahrheit. Den Leser erwartet indessen keine kriminalgeschichtliche Abhandlung, eher eine sanfte Unterrichtung.
In den Fluss der Erzählung nicht gut eingepasst sind manche strafprozessualen Belehrungen, die dem insgesamt unterhaltenden Charakter des Buches nicht entsprechen. Sprachlich entgleist der routiniert professionelle Text an einigen Stellen in eine Art atemlos flackerndes Blaulichtdeutsch, ein kurzer Hauptsatz jagt den anderen, bis nur noch Satzbruchstücke durch Punkte getrennt sind. Irgendwie falsch verstandener Hemingway.
THOMAS KIRN
Heike Borufka, Udo Scheu: Tatort Frankfurt, Societäts-Verlag, 264 Seiten 14,80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Echte Frankfurt-Krimis neu erzählt
Wer Berichte über Kriminalfälle in Zeitungen, im Radio oder Fernsehen verfolgt, mag sich oft fragen, was denn über die meist knappen Darstellungen der Medien hinaus zu erfahren wäre. Heike Borufka, Gerichtsreporterin beim Hessischen Rundfunk, und Udo Scheu, ehemaliger Landespolizeipräsident in Hessen und zuvor Chef der Frankfurter Staatsanwaltschaft, haben sich zusammengetan, dem vermuteten Bedürfnis nach tieferem Hintergrund, schärferer Detailzeichnung und einem insgesamt farbigeren Bild entgegenzukommen.
"Tatort Frankfurt - Was wo wirklich passierte" entrollt ein Panorama von 17 mehr oder weniger in Erinnerung gebliebenen Frankfurter Kriminalfällen aus den vergangenen 20 Jahren. Borufka, die in den Gerichtssälen zu den am eifrigsten und genauesten mitschreibenden Journalisten gehört, hat ihre Notizen offenbar aufgehoben und neu geordnet. Es entstanden unter anderem kleine Porträts von Tätern und Opfern, wie sie im Radio so nicht zu vermitteln waren, der Leser erfährt zu den Fällen von Mord und Unfall, Totschlag oder sexueller Verirrung mehr, als er zuvor gelesen oder gehört oder gesehen hat.
Udo Scheus beruflicher Vergangenheit sind vermutlich Passagen zu verdanken, die Aufklärung geben über Verfahrensfragen und Üblichkeiten der Justiz. Zu den Falldarstellungen dürfte bereichernd beigetragen haben, dass Scheu ein professioneller Leser und Deuter von Kriminalakten war, ehe er ein Freizeitautor mit einem gewissen Hang zur Exotik wurde.
Da es die Verfasser nicht bei den reinen Fakten belassen und sich auf das schwierige Gelände der deutenden Vermutung begeben, erscheint das Tatortbuch zuweilen ein wenig anmaßend in einer So-und-nicht-anders-Haltung. Fehlende Erkenntnis, wie sie im wirklichen Leben von Polizei und Justiz Alltag ist, soll im Buch nicht als Leerstelle oder Rätsel erscheinen. Daher findet sich, ganz in der Tradition eines anderen schreibenden Frankfurters, geschickt ineinander verwoben, auch Dichtung und Wahrheit. Den Leser erwartet indessen keine kriminalgeschichtliche Abhandlung, eher eine sanfte Unterrichtung.
In den Fluss der Erzählung nicht gut eingepasst sind manche strafprozessualen Belehrungen, die dem insgesamt unterhaltenden Charakter des Buches nicht entsprechen. Sprachlich entgleist der routiniert professionelle Text an einigen Stellen in eine Art atemlos flackerndes Blaulichtdeutsch, ein kurzer Hauptsatz jagt den anderen, bis nur noch Satzbruchstücke durch Punkte getrennt sind. Irgendwie falsch verstandener Hemingway.
THOMAS KIRN
Heike Borufka, Udo Scheu: Tatort Frankfurt, Societäts-Verlag, 264 Seiten 14,80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main