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Der Gouverneur Jack Stanton kandidiert für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er wird in einen Sexskandal verwickelt, nachdem Gerüchte ihn bezichtigen, Sex mit einer Friseurin gehabt zu haben. Eine Tonbandaufnahme scheint dies zu bestätigen. Henry Burton, ein Mitarbeiter Stantons, erinnert sich, dass die einzelnen Sätze der zusammengeschnittenen Aufnahme aus seinem Gespräch mit Stanton stammen. Er und seine Kollegin Libby Holden zwingen den Fälscher, die Fälschung öffentlich zuzugeben.
Ein Mann, dessen minderjährige Tochter schwanger wurde, wendet sich an Burton. Der Mann
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Produktbeschreibung
Der Gouverneur Jack Stanton kandidiert für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er wird in einen Sexskandal verwickelt, nachdem Gerüchte ihn bezichtigen, Sex mit einer Friseurin gehabt zu haben. Eine Tonbandaufnahme scheint dies zu bestätigen. Henry Burton, ein Mitarbeiter Stantons, erinnert sich, dass die einzelnen Sätze der zusammengeschnittenen Aufnahme aus seinem Gespräch mit Stanton stammen. Er und seine Kollegin Libby Holden zwingen den Fälscher, die Fälschung öffentlich zuzugeben.
Ein Mann, dessen minderjährige Tochter schwanger wurde, wendet sich an Burton. Der Mann behauptet, seine Tochter wäre von Stanton schwanger. Stanton und seine Mitarbeiter bestehen auf einen genetischen Test.
Stanton versucht es, den Ruf seines Gegners Fred Picker zu ruinieren. Seine Ehefrau Susan unterstützt ihn, einige seiner Berater bekommen ein schlechtes Gewissen.
Libby Holden kommt darauf, dass das Verlangen des Vaterschaftstests von der Minderjährigen darauf hindeutet, dass der Senator mit dem Mädchen Sex hatte. Sie kündigt bei Stanton, später sagt sie Burton, der Politiker wäre wie die Sonne, die auf sie strahlen würde. Ohne diese Strahlen wäre ihr Leben wertlos. Sie begeht Selbstmord.
Die Wahlen stehen vor der Tür. Der Südstaatengoverneur Jack Stanton will um jeden Preis Präsident der Vereinigten Staaten werden. Mit seinem charismatischen Auftreten und mit seinem Charme fesselt er die Wähler und schwört auch sein kleines Team auf sich ein. Das hat alle Hände voll zu tun, denn Stantons unersättlicher Appetit gilt nicht nur zuckersüßen Donuts. Je näher der Wahlkampf rückt, desto mehr häufen sich die Skandale und der ohnehin dornige Weg ins Weiße Haus entwickelt sich endgültig zum Spießrutenlauf, bei dem alle Beteiligten gezwungen sind, Farbe zu bekennen.

Bonusmaterial

Zzgl. 20 Minuten Bonusmaterial. Bewegtmenüs. Aus rechtlichen Gründen sind die deutschen Untertitel in der englischen Sprachversion nicht ausblendbar! Die kurzen Interviews haben einen deutschen Untertitel, die ebenfalls aus rechtlichen Gründen nicht ausblendbar sind. Biographien und Filmographien werden relativ schnell gescrollt. Ein Stoppen der Texte, um langsames Lesen zu ermöglichen, ist nicht möglich. Biografien und Filmografien der Stars und des Regisseurs Original-Interviews mit den Stars Original-Kinotrailer sowie 6 Trailer weiterer Kinofilme auf DVD Kapitelanwahl zum direkten Sprung in die gewünschten Filmszenen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.1998

Es gibt nichts Böses, außer man läßt es
Hollywood entpolitisiert die Politik: "Primary Colors" von Mike Nichols zur Eröffnung des Filmfestivals von Cannes

CANNES, 14. Mai

"Primary Colors" ist die Verfilmung von gleich zwei Skandalen. Der eine war ein inszeniertes Medienereignis: Ein Schlüsselroman über Clintons Wahlkampf erschien von einem Autor, der sich "Anonymous" nannte und schließlich als Chefredakteur eines Nachrichtenmagazins entpuppte. Der andere Skandal ist die Sache, um die es in dem Roman geht: Bill Clintons Sexaffären und seine fragwürdige Kunst, sie zu überleben. Daß der Film von Mike Nichols jetzt in Cannes, zur Eröffnung des Festivals, bejubelt wurde, daß die Journalisten sich zu Hunderten in die Pressekonferenz drängten und daß er sicher auch in unseren Kinos Erfolg haben wird - das dürfte mittlerweile freilich einen ganz anderen Grund haben. Denn die Identität des Romanautors interessiert niemanden mehr, und über Clintons Affären weiß heutzutage jeder Fernsehzuschauer mehr, als im Film zu sehen ist.

Daß der Film von den Tatsachen nicht eingeholt wurde und nach wie vor fasziniert, liegt vor allem an der frappierenden Nachahmungskunst seiner Hauptdarsteller. John Travolta mit Bäuchlein, angegrauter Mähne und schwammigem Bubigesicht erinnert so sehr an Clinton, daß man Mühe hat, sich zu erinnern, wie der echte Präsident doch etwas anders aussieht. Und bei der perfekten Mimikry von Emma Thompson bekommt man sogar Schwierigkeiten, sich an die Schauspielerin in ihren anderen Rollen zu erinnern, so sehr ist sie in der Hillary-Rolle aufgegangen. Solche Mimikry gehört zu den elementaren Attraktionen des Schaustellergewerbes, auch wenn Schauspieler das nicht gerne hören. Sie wollen verständlicherweise nicht bewundert werden, weil sie aussehen wie jemand anderes, und auch das Team von "Primary Colors" hat jetzt in Cannes großen Wert darauf gelegt, wie viele Züge die Schauspieler samt Regisseur und Drehbuchautorin doch hinzuerfunden hätten, um die schnöde Wirklichkeit in Filmkunst zu verwandeln.

Das mag so sein, aber man empfindet es kaum als Gewinn, daß reale Personen dem Repertoire der Hollywood-Typen einverleibt werden. Bei den beiden Hauptrollen hält sich diese Gleichsetzung noch in Grenzen, weil die echten Vorbilder immer wieder durchschlagen. Die Nebenfiguren aber - bei denen dem Zuschauer ja völlig egal ist, wie ihre realen Vorbilder beschaffen sein mögen - sind nichts als ein Sammelsurium von Hollywood-Chargen: die dicke Lesbierin mit dem guten Herzen, der allerbeste Freund mit dem rüden Wortschatz und der junge Neger, der wie die Unschuld vom Lande mit kugelrunden Kinderaugen durch die Handlung tappt. Man hat sie allesamt schon irgendwo so ähnlich gesehen und begrüßt sie wie die Typen der Commedia dell'arte als alte Bekannte.

Erzählt wird mit fiktivem Namen, ansonsten aber der Clinton-Karriere einigermaßen ähnlich, wie ein junger Südstaaten-Gouverneur es schafft, Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden. Es gelingt ihm vor allem durch seinen ungebrochenen Glauben an die kleinen Leute, deren soziale Lage er verbessern will und in denen er seine Wähler vermutet. Es gelingt ihm aber auch durch eine virtuose Selbstdarstellungskunst, die keine Sentimentalität ausläßt und sich bis zur Selbstoffenheit steigert. Ein paar rüde Tricks und grobschlächtige Notlügen fallen dagegen kaum ins Gewicht: Der Mann mit all seiner Gefühligkeit meint es ernst.

Eine Sexaffäre belastet seinen Wahlkampf, eine zweite kann er mit Mühe hinweglügen. Zur größten Gefahr freilich wird ein Gegner, mit dem er gar nicht gerechnet hat: Ein Senator, der für einen erkrankten Kandidaten einspringt, erweist sich als politischer Virtuose, der die Gunst der Wähler auf Anhieb zu gewinnen versteht. Doch Gouverneur Stanton weiß, wie er den Gegner niederzwingen kann. Denn wo Erfolg ist, ist auch Vergangenheit, und Vergangenheit ist schmutzig. Schnell stellt sich heraus, daß der vermeintlich so souveräne Gegner (von Larry Hagman beeindruckend dargestellt) einst Kokain geschnüffelt und sogar eine homosexuelle Affäre gehabt hat. Stanton und seine energische Ehefrau jubeln und wollen den Gegner hochgehen lassen. Aber sie haben nicht mit der dicken Wahlhelferin gerechnet, die sie unter Tränen an die alten Zeiten erinnert, als sie in ihrem Idealismus geschworen hatten, niemals schmutzige Methoden anzuwenden.

Erst als die Wahlhelferin sich umbringt, lenkt Stanton ein und verzichtet darauf, den Gegner bloßzustellen. Dezent unter vier Augen übergibt er ihm das Dossier, und der Gegner verwandelt sich flugs in einen bemitleidenswerten Jammerlappen, der sofort auf seine Kandidatur verzichtet. Damit ist der Weg zum Sieg frei, und auch der brave junge Schwarze mit seinen moralischen Skrupeln lenkt schließlich ein und bleibt beim Sieger. Denn der verspricht ihm, "Geschichte zu schreiben" - und wer wollte da nicht dabeisein? Zumal der junge Schwarze, aus dessen Sicht der Film erzählt wird, jemanden sucht, der wirklich an das glaubt, was er sagt, und das zumindest muß man dem Wahlsieger zugute halten.

Woran er eigentlich glaubt, wird allerdings nicht so richtig klar, außer dem vagen Versprechen, etwas für die kleinen Leute zu tun. Reicht das wirklich aus, um "Geschichte zu schreiben"? Man erfährt auch nicht, was ihn von seinen Gegnern unterscheidet, und im Grunde erfährt man in diesem Film überhaupt nichts über Politik, außer daß sie von Menschen gemacht wird, die nicht anders sind als wir. Hat Politik vielleicht gar nichts mit irgendwelchen Inhalten zu tun, und kommt nur der zum Zuge, der am zähesten ist? Mike Nichols glaubt das, und dieser Glaube macht ihn noch längst nicht zum Zyniker. Er sieht die vermeintliche Entpolitisierung der Politik mit melancholischem Sinn für das Groteske. Wenn sich am Schluß das Siegerpaar im Tanzschritt dreht, dann ist das ein sinnloses, aber symbolisches Bild, ähnlich wie sich einst in seinem Film "Carnal Knowledge" am Schluß die Schlittschuhläuferin in ihre Pirouette schraubte. Das Thema von "Carnal Knowledge" war der Geschlechtstrieb, der die Menschen beherrscht und fasziniert und dem sie sich nicht entziehen können. "Primary Colors" handelt vom Trieb zur Macht, der die Menschen ähnlich rätselvoll durchs Leben treibt.

Aber was damals eine Verbeugung vor der Rätselhaftigkeit des Menschenlebens war, trägt jetzt doch Züge von Hilflosigkeit. Nichols hat mit "Primary Colors" einen Film geschaffen, wie es ihn bisher kaum gegeben hat: den Film ohne Bösewichter, den vollständig politisch korrekten Film, in dem alle Menschen gleich sind, weil alle irgendeine Leiche im Keller ihrer Vergangenheit haben. Hollywoods größte künstlerische Errungenschaft, die Menschlichkeit seiner Figuren, ist mit mörderischer Konsequenz auf jede kleinste Nebenrolle ausgedehnt. Wir sehen das Zerrbild einer Welt, in der es nichts Richtiges mehr gibt und auch nichts Gutes. Denn Richtiges gibt es nicht ohne Falsches, und das Gute existiert nicht ohne das Böse. Mit "Primary Colors" hat Hollywood sein ureigenstes Territorium verlassen, auf dem die Guten mit den Bösen kämpfen. Es wagte sich vor in die Welt des Fernsehens, in der es vor lauter Menschlichkeit keine Moral mehr gibt - und muß nun aufpassen, daß es darin nicht zugrunde geht. WILFRIED WIEGAND

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