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Auf dem Nachhauseweg werden dem zehnjährigen Ali die Schuhe seiner Schwester Zohre gestohlen. Eine Katastrophe, denn wie Ali selbst besitzt Zohre nur ein einziges Paar, ohne das sie nicht zur Schule gehen kann. Aus Angst vor der Strafe ihres Vaters beschließen die Geschwister, den Eltern nichts zu erzählen und sich Alis Schuhe zu teilen. Von nun an muss Zohre nachmittags so schnell sie kann nach Hause laufen, damit Ali mit den Schuhen zur Schule kann. Leider schafft sie es nicht immer rechtzeitig, so dass ihr Bruder immer häufiger fehlt. Doch dann wird ein Laufwettkampf aller Schulen…mehr

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Produktbeschreibung
Auf dem Nachhauseweg werden dem zehnjährigen Ali die Schuhe seiner Schwester Zohre gestohlen. Eine Katastrophe, denn wie Ali selbst besitzt Zohre nur ein einziges Paar, ohne das sie nicht zur Schule gehen kann. Aus Angst vor der Strafe ihres Vaters beschließen die Geschwister, den Eltern nichts zu erzählen und sich Alis Schuhe zu teilen. Von nun an muss Zohre nachmittags so schnell sie kann nach Hause laufen, damit Ali mit den Schuhen zur Schule kann. Leider schafft sie es nicht immer rechtzeitig, so dass ihr Bruder immer häufiger fehlt. Doch dann wird ein Laufwettkampf aller Schulen ausgeschrieben, bei dem es ein paar Turnschuhe zu gewinnen gibt ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.1997

Adieu Papa, ich bleibe sitzen
Und außerdem lockt's und linkt's: Das Frankfurter internationale Kinderfilmfestival

In einer geglückten Ausreißergeschichte verbinden sich zwei polare Lieblingsmotive des Kinderfilms: der Drang in die weite Welt und die Bedrängnis durch intime Konflikte. "Selma und Johanna", der schwedische Beitrag des internationalen Frankfurter Kinder- und Jugendfilmfestivals, ist ein solches sonnig-versonnenes road movie. Johanna könne sich ja beim Europäischen Gerichtshof beschweren über ihr Sitzenbleiben, empfiehlt da der Direktor der aufgebrachten Elfjährigen. Die faßt seinen Spott prompt als guten Rat auf und bricht mit ihrer Freundin Selma auf, weg von Stockholm, mehr oder weniger Richtung Straßburg. Während die beiden Mädchen unternehmungslustig durch Schweden trampen, begibt sich Johannas alarmierter Vater, der die Kleine nach der Scheidung vernachlässigt hat, mit dem Polizeikommissar auf die Suche. Bis die beiden Zweigespanne sich treffen, erzählt die Regisseurin Ingela Magner aufregend zweigleisig, mit der Garantie, daß die Ausreißerinnen wenn schon nicht nach Straßburg, so doch ans Ziel ihrer Wünsche kommen. Ingela Magner verbindet ein spannendes Erzählmuster mit dem offenen Blick für schwedische Licht- und Schattenseiten am Rand der Route.

Wieviel Realität bekommt der Kinderfilm in den Blick? Und welche Realität bekommt ihm? Die Regisseure der fünfzehn Wettbewerbsbeiträge aus zwölf Ländern lösten diese Fragen je nach Mut, Talent und Stilwillen höchst verschieden. Zu modellhafter Reduktion neigt der renommierte portugiesische Regisseur Luis Filipe Rocha, wenn er in "Adieu Papa" Vater und Sohn, dem Alltag entrückt, auf eine einsame Insel entführt, damit sie zueinanderfinden bei Kindheitsreminiszenzen und guten Ratschlägen des Vaters zur ersten Liebe des Sprößlings. Die exemplarische Isolation verliert auch nichts von ihrer Künstlichkeit, wenn sich in den letzten Minuten des Films herausstellt, daß diese intimen Ferien nur ein Wunschtraum des Jungen sind. "Adieu Papa" ist ein Kinderfilm als Lehrstück für Väter.

Während in europäischen Beiträgen Eltern in der Regel keine Zeit für die Kinder haben, mangelt es ihnen in orientalischen an Geld. So entwickeln sich in Majid Majidis iranischer Geschichte "Himmelskinder", die eine der Lucas genannten Auszeichnungen gewann, alle Komplikationen aus der Tatsache, daß Bruder und Schwester zusammen nur ein Paar Turnschuhe besitzen, mit denen sie abwechselnd zur Schule gehen. Also muß der Neunjährige sich nützlich machen und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen: ein Lehrstück für Kinder.

Interessanter sind Filme, die jenseits von Appellen den Griff ins komplexe Leben riskieren, wie die österreichische Ausreißergeschichte "Tempo": Stefan Ruzowitzky fängt zwischen Tagträumen und realen Nachtseiten viel widersprüchliche Wirklichkeiten ein. Wilde Kamerafahrten illustrieren da den Geschwindigkeitsrausch Jojos, der aus der Provinz abgehauen ist, um als Fahrradkurier Wien zu entdecken. Wenn der Teenager durch den dichten Verkehr prescht, wartende Autoschlangen abhängt und sich die Tragweite der von ihm transportierten Botschaften vorstellt, fühlt er sich gerne als Held. Als er im Auftrag eines Yuppies (Dani Levy) der attraktiven Clarissa (Nicolette Krebitz) erst eine Rose und dann mehrere Briefe bringt, verliebt er sich gleich selbst in die Schöne, die allerdings in abgeschirmter Villa von einem Hausdrachen bewacht wird. Ehe Jojo in der Dreiecksgeschichte, von der er nun träumt, triumphieren kann, unterliegt er in finsteren Stadtvierteln dubiosen Verfolgern. "Tempo" rhythmisiert eine schmerzhafte Initiation ins Leben mit Rock und Ruhepausen und verschränkt sie mit einer drastischen Dosis Detektion. Der Rosenkavalier entpuppt sich als Dealer, die Schöne als Süchtige. Die Welt ist kein Abenteuerspielplatz: Wien, wie es linkt und lockt.

In den Dschungel schmutziger Geschäfte führt auch der streng komponierte Film "La promesse" der belgischen Dokumentaristen Luc und Jean-Pierre Dardenne (Preis des weltweiten Kinder- und Jugendfilmzentrums CIFEJ). Am Stadtrand unter Randexistenzen bereichern sich da Roger und sein Sohn Igor an Einwanderern, die sie illegal ins Land schleusen und beschäftigen. Herb und authentisch führt "La promesse" in Realitätswinkel, in denen die alles überlagernde Schäbigkeit Schuld und Sühne erstickt, bis plötzlich Igors Gewissen erwacht.

Traditionell favorisiert der nun zum dreiundzwanzigsten Mal veranstaltete Frankfurter Wettbewerb exotische Beiträge, die den Blick für fremde Lebensformen schärfen. Hier beeindruckte diesmal der chinesische Film "Zi Shi Yu" von Ma Chongjie, der mit Sinn für vielsagende Topographien Kinderabenteuer zwischen Pekinger Abbruchhäusern und repräsentativer moderner Architektur ansiedelte. In der mit einem Lucas prämiierten Tragödie "Mossane" der afrikanischen Regisseurin Safi Faye zerbricht eine junge Liebe in Senegal während des Umbruchs zwischen alten Kulten und neuer emanzipatorischer Kultur.

Ein subtiler Spielfilm mit Kindern, aber keineswegs nur für Kinder glückt dem italienischen Regisseur Paolo Bianchini, der einst mit Italo-Western begann. "La grande quercia - Die große Eiche" vergegenwärtigt die letzte Phase des italienischen Faschismus und des Krieges aus der - autobiographisch getönten - Sicht des Jungen Paolo. Paolos Onkel riskiert seinen Tod bei den Partisanen, der Großvater teilt unter Lebensgefahr die mageren Erträge seines Gutes mit den im nahen Kloster versteckten Juden. Auch wenn sich hier die lebhafte Großfamilie aufs Land zurückzieht, bleibt sie von den politischen Herausforderungen und Schrecken nicht verschont. EVA-MARIA LENZ

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