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Sommer 1988, die Provinz steht Kopf: Willi Wunder, Deutschlands beliebtester Showmaster, kommt mit seiner Quizsendung nach Käseburg...
Vor allem die Teenies sind aus dem Häuschen. Doch am meisten fiebert Mimi Schrillmann - ein kleines, dickes, pubertierendes Gör - dem Auftritt der Stars entgegen. Sie träumt davon, ihren Willi endlich persönlich kennenzulernen. Doch ihre Mutter, die Herrschsüchtige, hat ehrgeizigere Pläne. Ihre Tochter soll Eisprinzessin werden, wie sie es einstmals wollte - und nicht als Klofrau im "Himmel" landen, wie es ihr passiert ist. Deshalb soll Mimi hart trainieren…mehr

Produktbeschreibung
Sommer 1988, die Provinz steht Kopf: Willi Wunder, Deutschlands beliebtester Showmaster, kommt mit seiner Quizsendung nach Käseburg...

Vor allem die Teenies sind aus dem Häuschen. Doch am meisten fiebert Mimi Schrillmann - ein kleines, dickes, pubertierendes Gör - dem Auftritt der Stars entgegen. Sie träumt davon, ihren Willi endlich persönlich kennenzulernen. Doch ihre Mutter, die Herrschsüchtige, hat ehrgeizigere Pläne. Ihre Tochter soll Eisprinzessin werden, wie sie es einstmals wollte - und nicht als Klofrau im "Himmel" landen, wie es ihr passiert ist. Deshalb soll Mimi hart trainieren und schon gar nicht fremden Männer hinterherlaufen. Da geschieht das Unfassbare: Willi Wunders allseits beliebte Assistentin Beate stürzt unter mysteriösen Umständen vom Dach des Hotels "Himmel". Fieberhaft wird nun nach einer neuen Assistentin gesucht. Ein Mädel aus Käseburg muss einspringen!

Auch Mimi gerät völlig aus dem Häuschen. Doch die Konkurrenz ist groß. Allen voran die forsche Elke und deren intrigante Mutter, die ihre Tochter mit allen Tricks zum Fernsehen bringen will, machen Mimi schwer zu schaffen. Überhaupt muss sie manch herbe Enttäuschung hinnehmen. Wird Mimi diese Intrigen und Rückschläge aushalten können oder ist Selbstmord die probate Lösung?
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2008

Ein schönes Mädchen kann die Hölle sein
Filme von François Truffaut und Claude Chabrol auf DVD

Claude Chabrol/ François Truffaut.

Concorde Video. Französisch, Deutsch, Untertitel. Extras: Interviews, Begleitheft, Trailer, Making of.

Was die Nouvelle Vague durch den frühen Tod von François Truffaut verloren hat, lässt sich schwer beschreiben: eine besondere Sensibilität vielleicht, einen Sinn für filmische Halbtöne, atmosphärische Nuancen und eine Form der Cinephilie, die sich bei Godard längst in Bitterkeit und Rechthaberei und bei manch anderem in Gleichgültigkeit verwandelt hat. Vielleicht noch mehr. Aber was ist es? Man kann Filmtitel, Besetzungslisten und Truffaut-Zitate dutzendweise herunterrattern, aber der Befund bleibt abstrakt, folgenlos, solange man nicht ins Detail geht und Namen und Beispiele, Personen und Jahreszahlen nennt.

Nehmen wir "Ein schönes Mädchen wie ich", im Frühjahr 1972 im südfranzösischen Béziers gedreht und gerade als letzter Teil der Truffaut-Collection zusammen mit "Auf Liebe und Tod" bei Concorde Video erschienen. Es ist die Verfilmung eines Kriminalromans von Henry Farrell, der auch die Vorlage zu Aldrichs "Whatever Happened to Baby Jane?" geschrieben hat, eines Autors schriller, gespenstischer Mordgeschichten; aber Truffaut, der schon bei der Lektüre im Flugzeug Tränen gelacht haben will, so dass die Stewardess sich über ihn beschwerte, macht etwas anderes daraus. Keine Groteske, sondern eine Burleske. Es ist die Geschichte von Camille (Bernadette Lafont), einer petite salope vom Land, die ohne Zögern ihren Körper einsetzt, um aus dem provinziellen Mief herauszukommen, ohne zu merken, dass sie die Provinz überallhin mit sich trägt. Als der Film beginnt, sitzt Camille hinter Gittern, und der junge Soziologe Stanislas - André Dussollier in seiner ersten richtigen Kinorolle, mit dicker Hornbrille, Trenchcoat und dem kindlichen Lächeln des Lebensfremden - interviewt sie für ein wissenschaftliches Projekt. Achtzig Minuten später ist er ihr verfallen und mordet für sie - so wie jeder, der "Ein schönes Mädchen wie ich" mit wachen Augen sieht, Bernadette Lafont für die Dauer dieses Films verfällt, ohne dass er genau sagen könnte, warum.

An Lafont allein liegt es jedenfalls nicht. Als "Une belle fille comme moi" im Frühjahr 1972 gedreht wird, hat sie, die von Truffaut 1956 für seinen zweiten Kurzfilm "Les Mistons" entdeckt worden ist, schon mehr als vierzig Filmrollen hinter sich, darunter kleine Parts für Rivette ("Out 1"), Malle ("Le voleur") und Costa-Gavras ("Compartiment tueurs") und große Parts für Chabrol ("Le beau Serge", "Les bonnes femmes"). Ihre Spezialität sind die Leichtlebigen und Schnippischen, die Mädchen mit dem großen Mundwerk, und diesen Typ spielt sie auch bei Truffaut, mit einem bezeichnenden Unterschied. Denn hier ist sie keine Randfigur; alles dreht sich um sie.

Ihr erster Auftritt im Gefängnis, sehnsüchtig erwartet von Dussolliers Brillengesicht, ist das Entree einer Königin, auch wenn ihre Gesten und ihr Mund breitestes Argot reden. Dussollier nimmt ihre Geschichte auf Band auf, und Truffauts Rückblenden erzählen dazu eine eigene, mit Slapstick-Nummern gespickte Geschichte; aber immer behält Camilles Stimme das letzte Wort. Man spürt, wie Bernadette Lafont den Kontrast zwischen den Gossenmanieren und dem sexuellen Zauber Camilles genießt, wie sie in dieser Zweideutigkeit aufblüht, und wie Truffaut gerade darauf setzt - auf eine Rolle, in der Lafont ihr klischeehaftes Image in die Luft jagen, in einem Feuerwerk der Zoten explodieren lassen kann, und auf den Effekt, der daraus entsteht, dass ihr die erste Riege französischer Schauspieler (Claude Brasseur, Philippe Léotard, Charles Denner, Guy Marchand) bei dieser Entladung zusieht.

Aber bei aller zotigen Komik - etwa wenn Marchand während seiner Schäferstündchen mit Camille eine Platte mit den Geräuschen des Autorennens von Le Mans auflegt - gibt es in diesem Film eine Zärtlichkeit, die man in keiner anderen französischen Filmkomödie aus dieser oder späterer Zeit findet. Sie entspringt aus der Beziehung zwischen Truffaut und seinen Akteuren. Während er sonst als Regisseur der Zwischentöne gelte, habe er die Schauspieler diesmal gebeten, besonders laut und übertrieben zu spielen, sagt Truffaut in einem Beitrag des französischen Fernsehens, den Concorde der DVD als Bonusmaterial beigegeben hat. Das sieht man; aber man sieht auch, wie er seine Schauspieler vor ihren eigenen Übertreibungen bewahrt.

Denn dieselbe Theatralik, die Truffaut in der "Letzten Metro" zur Metapher des Überlebens unter dem Naziterror machen wird, legt er hier als schützende Hülle um seine Figuren. Sie sind Klischees, aber sie tun nicht so, als wüssten sie es nicht; sie zelebrieren es. Vielleicht hat das den Franzosen den Spaß an "Ein schönes Mädchen wie ich" verdorben: dass der Slapstick nicht restlos ausgekostet, die Geschichte nicht ganz zum Entgleisen gebracht wird. Ein Claude Pinoteau oder Michel Deville hätte hier nichts anbrennen lassen. Aber Truffaut liebt seine Schauspieler zu sehr, um sie lächerlich zu machen. Er will, dass wir mit ihnen lachen, nicht über sie.

Was übrig bleibt, wenn Truffauts Kinoblick fehlt, sieht man beispielsweise in Claude Chabrols "Die Hölle" von 1994, der ebenfalls bei Concorde erschienen ist (im zweiten Teil der Chabrol Collection: "Seine großen Frauenfilme"). Es ist neben "Biester" Chabrols bester Film aus den neunziger Jahren - und zugleich sein am wenigsten eigenständiges Werk, weil er dafür ein Drehbuch von Henri-Georges Clouzot verwendete, das dieser 1964 liegen lassen musste, als er bei den Dreharbeiten einen Herzinfarkt erlitt. Clouzot, der vom "kinetischen Kino" als Spiegelung seelischer Zustände träumte, wollte mit Romy Schneider und Serge Reggiani eine Geschichte der Eifersucht erzählen; Chabrol erzählt die Geschichte eines Eifersüchtigen.

Paul (François Cluzet) und Nelly (Emmanuelle Béart) betreiben zusammen ein Ferienhotel in Südwestfrankreich. Das Haus brummt, das Eheglück der beiden ist perfekt, als der Hotelier auf einmal anfängt, seine Frau zu verdächtigen. Das Kabinettstück des Films ist eine Amateurfilmvorführung, bei der Paul die harmlosen See- und Gartenbilder seiner Gäste mit seinen eigenen Eifersuchtsphantasien überblendet (übrigens spielt auch in "Ein schönes Mädchen wie ich" ein Filmamateur eine wichtige Rolle). Am Ende zieht sich "Die Hölle" auf die letzte Nacht zusammen, die Paul in seinen eigenen vier Wänden verbringt. Béart, an ihr Bett gefesselt und mit Schlaftabletten vollgepumpt, ist das willige Objekt seiner Wahnvorstellungen, und Chabrol kostet diese Situation mit derselben Bosheit, Präzision und Delikatesse aus, die er immer dann beweist, wenn es seinen Figuren an den Kragen geht.

Im Bonusmaterial der DVD erzählt der Regisseur mit spürbarem Handwerkerstolz, wie exakt er die zeitliche Struktur der Geschichte berechnet und konstruiert hat: die ersten drei Jahre, die sich in wenigen Bildern zusammenziehen, dann die Sommerwochen, die den Mittelteil des Films bilden, und schließlich der Schlussakt, in dem die Zeit stillzustehen scheint und wenige Sekunden sich zu einer Ewigkeit dehnen. Und genau so virtuos ist "Die Hölle" tatsächlich, wenn man von der einzigen echten Schwachstelle absieht, der Figur Emmanuelle Béarts. Nelly soll beides zugleich sein, ein Ich und eine Projektion, eine Kokotte und eine unschuldige Ehefrau, und eben dieser Spagat gelingt Chabrol und Béart nicht. Nicht, dass sie es nicht ernsthaft versuchten - Béart mit ihrem Schmollmund und ihren wiegenden Hüften, Chabrol mit seiner Montage männlicher Obsessionen. Aber es fehlt ihnen etwas, das man nicht herstellen kann, ein Humanismus des Schauens, den man hat oder nicht. Es fehlt ihnen der Blick von François Truffaut.

ANDREAS KILB

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