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So ein Millionär hats schwer! Besonders im kalten Toronto wenn er indische Wurzeln besitzt und sich indischen Traditionen verpflichtet fühlt. Wie Rahul Seth (RAHUL KHANNA), der mit seiner Mutter Ruby Seth (MOUSHUMI CHATTERJEE) und Großmutter (DINA PATHAK) im Dauerclinch liegt, weil er seine weiße Freundin Kimberly (JESSICA PARÉ), zu allem Überfluss auch noch ein Popstar, ehelichen möchte.
Da schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Kimberly kommt bei einem Unfall ums Leben. Mummy ji sieht ihre große Stunde endlich gekommen. Statt Rahul bei dessen Trauer beizustehen, packt sie die Gelegenheit
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Produktbeschreibung
So ein Millionär hats schwer! Besonders im kalten Toronto wenn er indische Wurzeln besitzt und sich indischen Traditionen verpflichtet fühlt. Wie Rahul Seth (RAHUL KHANNA), der mit seiner Mutter Ruby Seth (MOUSHUMI CHATTERJEE) und Großmutter (DINA PATHAK) im Dauerclinch liegt, weil er seine weiße Freundin Kimberly (JESSICA PARÉ), zu allem Überfluss auch noch ein Popstar, ehelichen möchte.

Da schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Kimberly kommt bei einem Unfall ums Leben. Mummy ji sieht ihre große Stunde endlich gekommen. Statt Rahul bei dessen Trauer beizustehen, packt sie die Gelegenheit beim Schopf, um ihren Sohn auf den "rechten" Weg zu bringen. Sie droht damit, die Hochzeit seiner (schwangeren!) Schwester Twinky (RISHMA MALIK) platzen zu lassen, sollte er nicht schnellstens "ein nettes indisches Mädchen" für sich finden.

In seiner Not flüchtet sich Rahul in die nächste Bar, um seinen Kummer - ganz unindisch - in Hochprozentigem zu ertränken. Doch bevor er sich so richtig seinem Leid hingeben kann, spricht ihn die hübsche Sue (LISA RAY) an und fragt, ob er Gesellschaft braucht. Und wie er sie braucht - könnte Lisa dem Aussehen nach doch tatsächlich aus Ost-Indien stammen...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Interviews - Videoclips - TV-Spots - Bollywood Basics - Filmografie - Bildergalerie
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2003

So schön ist's nur im Matriarchat
Inder sucht Inderin: "Bollywood Hollywood", ein Film der Brechtianerin Deepa Mehta

Wenn die Tochter leidet, kann die Liebe der Mutter wie Tigerbalsam sein: So lautet eine indische Redensart zur Beschwörung des Familiensinns. Bei den männlichen Stammhaltern läuft die Sache weniger salbungsvoll ab. Im Leben der Söhne kann die Liebe der Mutter wie Superkleber sein und die Liebe der Großmutter wie der Siegellack zu einer Heiratspolitik, in der es um die reine Überlieferung des indischen Erbmaterials geht (des genetischen wie des kulturellen, so genau wird da nicht unterschieden). In der Diaspora verschärfen sich diese Konflikte sofort. "Weiße" Mädchen sind von originären Heiratskandidatinnen kaum zu unterscheiden. Man erkennt sie erst daran, daß sie einem Mann die Hand geben, statt sie ehrfürchtig vor ihm zu falten, und daß sie manchmal vergessen, den Blick zu senken, wenn man mit ihnen spricht.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Autorenfilmerin wie Deepa Mehta darauf reagieren würde, daß mit dem Erfolg der indischen Musicals im Westen auch die Propagierung einer nicht gerade modernen Auffassung von Ehe und Familie, Geschlechterdifferenz und Rollenbildern einhergeht. Bollywood bedarf der Satire, gleichermaßen das nicht minder konservative amerikanische Happy-End-Kino. Von Toronto aus hat Deepa Mehta nun genau dies versucht: "Bollywood Hollywood" hält sich von beiden großen Systemen gleichermaßen begehrlich fern. Es ist ein deplazierter Film geworden, displaced wie die Figuren, die sich durch ein seltsam leeres Kanada bewegen.

Deepa Mehta ist befangen in einem Mauerblümchenblick auf die prächtige Welt, deren Stereotypen sie genau durchschaut. Das Problem ist, daß dies vermutlich auch wohlwollende Betrachter tun. Das Autorenkino kann also nicht durch Aufklärung siegen, sondern allenfalls durch Camp. Doch auch dies mißlingt. Wie in dem Blockbuster "Sometimes Happy Sometimes Sad" trägt der Held in "Bollywood Hollywood" den Namen Rahul (Rahul Khanna). Er liebt ein Mädchen, das als "die kanadische Britney Spears" gilt und auf dem Sprung nach Hollywood ist. Dort stirbt Kimberley einen absurden Tod während einer Meditation, die wohl nicht transzendental genug war. Da Rahul wie alle indischen Söhne in einem Matriarchat lebt (der Vater ist immer auf Dienstreise, oder er hat das Rad des Lebens schon eine Inkarnation weitergedreht), wird sein Geschick mit dem der Schwester verknüpft. Eine Doppelhochzeit steht an, der Termin wird zum Ultimatum für einen Bräutigam, der noch gar keine Braut hat.

In einer Bar lernt er Sue (Lisa Ray) kennen, die ein echtes pretty baby ist und sich deswegen auch ohne viel Mühe in eine Sunita Singh verwandeln kann. Durch ihre Vorliebe für Chili weist sie sich als Naturalinderin aus. Sie wird verpflichtet, als Ehekomparsin und Traumschwiegertochter, und spielt ihre Rolle so gut, daß sich irgendwann die Wahrheitsfrage stellt. Zu diesem Zeitpunkt hat sich Deepa Mehta längst als Bollywood-Brechtianerin zu erkennen gegeben. Sie arbeitet mit einem Verfremdungseffekt, mit dem sie gegen die orthodoxen Musicals keine Chance hat. Deren Qualität liegt ja gerade darin, daß sie sowohl unmittelbar genießbar sind (wer sich auskennt, singt die Lieder mit) wie auch als radikal künstliche, stark kodifizierte Produkte einen zweiten Genuß zulassen, mit dem die Freiheit schon anfängt.

Bollywood arbeitet längst selbst an einer Lockerung der starren Gesellschaftsordnung. Eine Ökumene der Kasten und Ethnien wird schon aus kommerziellen Erwägungen beschworen. Deepa Mehta fügt dem Spektrum einen Transvestiten hinzu, montiert ironische Zwischentitel ins Bild, aber sie kommt nie ins Spiel. "Bollywood Hollywood" ist ein Symptom der Ohnmacht. Dagegen hilft vielleicht wirklich nur Tigerbalsam.

BERT REBHANDL

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