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Immer neue Theorien erklären, was Kinder angeblich brauchen - und was die Eltern angeblich falsch machen. Da ist nur ein Problem: die Theorien ändern sich ständig - und sie widersprechen sich. Die Eltern stehen damit vor einer ernüchternden Tatsache: ein guter Teil von dem, was über Kinder behauptet wird, ist reine Spekulation. Gut gemeint (in aller Regel), aber trotzdem: Geschwätz.
Dieses Buch zeigt,
dass das Geschwätz erst aufhört, wenn wir die jahrtausendealte Geschichte unserer Kinder kennen
dass es zu billig ist, den Eltern den schwarzen Peter zuzuschieben, wenn die Erziehung
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Produktbeschreibung
Immer neue Theorien erklären, was Kinder angeblich brauchen - und was die Eltern angeblich falsch machen. Da ist nur ein Problem: die Theorien ändern sich ständig - und sie widersprechen sich. Die Eltern stehen damit vor einer ernüchternden Tatsache: ein guter Teil von dem, was über Kinder behauptet wird, ist reine Spekulation. Gut gemeint (in aller Regel), aber trotzdem: Geschwätz.

Dieses Buch zeigt,
dass das Geschwätz erst aufhört, wenn wir die jahrtausendealte Geschichte unserer Kinder kennen
dass es zu billig ist, den Eltern den schwarzen Peter zuzuschieben, wenn die Erziehung nicht klappt
dass wir eine - angeblich vor allem für Legehennen wichtige - Frage auch für Menschenkinder stellen müssen: die Frage nach der artgerechten Umwelt.

Unsere Gesellschaft droht Kindern den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Das können die Eltern nicht alleine richten. Verantwortung für Kinder muss wieder dahin, wo sie hingehört: in die ganze Gesellschaft.

Bestsellerautor, Kinderarzt und vierfacher Vater Dr. med. Herbert Renz-Polster ("Kinder verstehen" und "Gesundheit für Kinder") bringt sein Verständnis der kindlichen Entwicklung in die Erziehungsdebatte ein. Sein Plädoyer macht Mut und zeigt, was wir alle tun können, damit unsere Kinder mit ihren Stärken und Fähigkeiten wieder zum Zug kommen.
Autorenporträt
Dr. med. Herbert Renz-Polster, Jahrgang 1960, studierte Medizin in Gießen, München und Tübingen und schrieb seine Doktorarbeit in Pakistan und Indien. Nach dem AiP dreht Herr Renz-Polster für fast 5 Jahr der aktiven Medizin den Rücken. Er arbeitet als Lektor beim Jungjohann-Verlag.1995 ging er in die USA, um wieder als Mediziner zu praktizieren. Er macht seine Facharztausbildung im Fach Pädiatrie am Maine Medical Center in Portland/Maine und wird danach an derselben Klinik chief resident. Sein besonderes Engagement gilt dem Studentenunterricht. 1996 und 1998 erhält er den student teaching award der Universität von Vermont, 1998 erhält er einen Lehrauftrag an der Universität Vermont. Seit Mitte 1999 ist er als fellow an der Health Sciences University in Portland/Oregon mit dem Forschungsschwerpunkt Mukoviszidose tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2012

Katzenmütter wissen, was richtig für ihre Jungen ist
Wie wäre es, nach der artgerechten Haltung von Kindern zu fragen? Herbert Renz-Polster traut sich eine Antwort zu

Es braucht nicht viel, um den modernen Menschen in die Zeit der Jäger und Sammler zurückzuversetzen: ein Zelt, eine dunkle Nacht, ein Rascheln und Knacken in den Büschen, vielleicht ein Käuzchen. Würden Sie Ihren Säugling allein in das Zelt nebenan legen?, fragt der Kinderarzt und Erziehungsratgeber Herbert Renz-Polster und gibt auch gleich die Antwort: Undenkbar! "Evolutionäre Erziehung" nennt der Autor seinen Ansatz, das Verhalten von Kindern durch einen Blick in Vor- und Frühgeschichte verständlich zu machen. Dieses Konzept hat er vor zwei Jahren in seinem Buch "Kinder verstehen" dargelegt, jetzt hat er dessen Quintessenz in einer knappen Streitschrift zusammengefasst: Lasst die Kinder mit eurem Förderwahn in Ruhe, kümmert euch lieber darum, dass sie Zeit zum Spielen haben!

Kindererziehung sei zu einer Spielwiese für Spekulanten verkommen, beklagt der Autor. Dabei gibt es einen Maßstab, an dem sich alle Behauptungen über Kinder zu messen haben, und das ist die Evolution. Genauer gesagt, ein von Generation zu Generation vererbtes Entwicklungsmuster, das aus der langen Zeit stammt, in der es für Menschen Schlimmeres gab, als nachts vom Fiepen des leeren Handy-Akkus geweckt zu werden. Mit diesem Maßstab misst der Autor ältere und neue Erziehungstheorien. Besonders die "Mutter des Erfolgs", Amy Chua, mit ihrer "chinesischen Methode" hat es ihm angetan: Das eigene Kind mit allen Mitteln zum Sieger machen zu wollen bedeutet nicht nur eine verlorene Kindheit. Schon rechnerisch kann nur einer Sieger sein, aber was ist mit dem Rest? "Eine Welt, die nur Vorspieler und gescheiterte Vorspieler kennt, muss eine Art Hölle sein", so der Autor. Wenn sich die Pisa-geplagten Bildungspolitiker bald auf Bildungsreise nach China begeben werden, möge man doch bedenken, dass ein akzeptables Gesellschaftsmodell von dort jedenfalls noch nicht gekommen sei. Renz-Polster beruhigt, ermutigt und stachelt auf: Kinder brauchen weder pränatalen Mozart noch teures Spielzeug. Sie brauchen Spielkameraden, Platz und Zeit. Die Welt ist so verdreht, dass wir zwar Vorschriften haben, wie viele Quadratzentimeter Platz einem Huhn zur Verfügung stehen müssen. Dass der Raum, den Kinder zum Spielen im Freien nutzen können, seit den siebziger Jahren um neunzig Prozent abgenommen hat, nehmen wir einfach hin. Die Freizeit amerikanischer Kinder hat sich zwischen 1981 und 1997 um ein Viertel verringert.

Wie wäre es also, einmal nach der artgerechten Haltung von Kindern zu fragen? Wenn Frauen sich heute gegen Kinder entscheiden, ist das sicher kein "Gebärstreik", so der Autor. Es liegt vielleicht einfach daran, dass das Dorf, das bekanntlich nötig ist, um ein Kind zu erziehen, sich davongemacht hat und bestenfalls Erziehungsgeld überweist. Damit sitzt die Mutter dann samt Kind allein zu Hause und fragt sich, ob eine chronisch unterfinanzierte Kita wirklich Großmütter, Tanten und Nachbarinnen ersetzen kann. Man mag Katzenmütter dafür beneiden, dass sie anscheinend immer wissen, was gerade das Richtige ist. Aber die Katzen werden auch in vielen Generationen noch vor dem Mauseloch sitzen. Was Menschenkinder dann tun werden, ist, nein, nicht völlig offen. Auch in ferner Zukunft werden Menschenkinder neben ihrer Mutter schlafen wollen und in einem reichen sozialen Umfeld am besten gedeihen.

Die Evolution hat uns nichts zu befehlen, schreibt Renz-Polster. Es gibt keine fest verankerte, richtige Art, Kinder zu erziehen. Wir müssen es anders machen als die Generationen vor uns, und die dazu nötigen Entscheidungen nimmt uns keiner ab. Aber zu weit von den hergebrachten Mustern abzuweichen verursacht Kosten psychischer und physischer Art: Jedes zweite Kind in Deutschland erhält während seiner Schulzeit eine Therapie. Der Autor stellt - außer den Erfindern immer neuer Erziehungsphantasien - niemanden an den Pranger. Wir stecken in einem Dilemma: Wir haben uns in einer Welt eingerichtet, die nicht zu unseren Kindern passt. Vor allem aber lassen wir uns gefallen, dass die Gesellschaft immer mehr auf die echten oder eingebildeten Erfordernisse eines globalisierten Marktes ausgerichtet wird, statt uns darum zu kümmern, wie wir mit unseren Kindern - artgerecht - leben wollen.

MANUELA LENZEN.

Herbert Renz-Polster: "Menschenkinder". Plädoyer für eine artgerechte Erziehung.

Kösel Verlag, München 2011. 224 S., geb., 17,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Klingt ganz vernünftig, was Manuela Lenzen über dieses Buch berichtet. Zwei Beobachtungen setzen den Rahmen für seine Reflexion: Jedes zweite Kind bekommt heute im Lauf seiner Schulzeit eine Therapie. Gleichzeitig ist der Raum zum Spielen im Freien für Kinder seit den siebziger Jahren um neunzig Prozent geschrumpft. Der Autor schlägt nach dem Referat der Autorin vor, sich auf die Evolutionsgeschichte zurückzubesinnen, ohne daraus ein darwinistisches Dogma zu machen. Wie sind Kinder in der Vorzeit aufgewachsen? Hätte man sie allein im Nachbarzelt schlafen lassen? Mehr Raum und zum Zeit zum Spielen und eine reichhaltige soziale Umgebung sind für die Kinder nützlicher als "pränataler Mozart" und Tigermutterterror - so viel nimmt die sehr angeregte Rezensentin aus dieser Lektüre mit.

© Perlentaucher Medien GmbH