Ein Fundstück aus dem Nachlass des Autors
Ein Schriftsteller ist auf der Suche nach der Frau, die er einst liebte: Isabel, eine kommunistische Widerstandskämpferin, ist im Portugal der Salazar-Diktatur spurlos verschwunden. Zwischen Lissabon, Macao und Neapel sucht er jene, die sie kannten. Doch je näher er Isabel zu kommen scheint, desto mehr entzieht sich ihm ihre Geschichte. Ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Erzählung über die Sehnsucht, der Wirklichkeit durch Geschichten ein Gesicht zu geben.
Ein Schriftsteller ist auf der Suche nach der Frau, die er einst liebte: Isabel, eine kommunistische Widerstandskämpferin, ist im Portugal der Salazar-Diktatur spurlos verschwunden. Zwischen Lissabon, Macao und Neapel sucht er jene, die sie kannten. Doch je näher er Isabel zu kommen scheint, desto mehr entzieht sich ihm ihre Geschichte. Ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Erzählung über die Sehnsucht, der Wirklichkeit durch Geschichten ein Gesicht zu geben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.11.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Neun Kapitel
ziehen ihre Kreise
Ein Mann sucht eine Frau – das reicht oft schon für eine gute Erzählung. Auch dem 2012 gestorbenen Antonio Tabucchi genügt diese Minimalanordnung in seinem nachgelassenen Roman „Für Isabel“, um ein filigranes, aber unkompliziertes Kunstwerk zu entfalten. Ein polnischer Autor sucht seine Jugendfreundin Isabel, die vor vielen Jahren als Widerstandskämpferin in den Wirren der Diktatur Salazars verschwunden ist. Er trifft Menschen, die sie kannten, als er sie schon aus den Augen verloren hatte. In den Gesprächen spiegelt sich die gesuchte Isabel in jedem Kapitel in einer anderen Facette.
Der kleine Roman hat den Untertitel „Ein Mandala“, aber Tabucchi schwelgt nicht in Ethno-Kitsch, sondern lässt den Autor in neun Kapiteln Kreise um Isabel ziehen. Virtuos wiederholt er in fast jedem Satz Motive aus anderen Kapiteln: Indien und China, Fotografie, Literatur, Rauschmittel und Tabucchis große Liebe – Lissabon. „Ich trinke Absinth, antwortete ich, aber ohne Eis, davor habe ich einen Wodka getrunken, wahrscheinlich eine tödliche Mischung.“ Am Ende entsteht ein Bild: ohne Zukunft, ohne Vergangenheit und von rätselhafter Schönheit. NICOLAS FREUND
Antonio Tabucchi: Für Isabel. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Nachwort von Michael Krüger. dtv, München 2015. 176 Seiten, 9,90 Euro.
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Neun Kapitel
ziehen ihre Kreise
Ein Mann sucht eine Frau – das reicht oft schon für eine gute Erzählung. Auch dem 2012 gestorbenen Antonio Tabucchi genügt diese Minimalanordnung in seinem nachgelassenen Roman „Für Isabel“, um ein filigranes, aber unkompliziertes Kunstwerk zu entfalten. Ein polnischer Autor sucht seine Jugendfreundin Isabel, die vor vielen Jahren als Widerstandskämpferin in den Wirren der Diktatur Salazars verschwunden ist. Er trifft Menschen, die sie kannten, als er sie schon aus den Augen verloren hatte. In den Gesprächen spiegelt sich die gesuchte Isabel in jedem Kapitel in einer anderen Facette.
Der kleine Roman hat den Untertitel „Ein Mandala“, aber Tabucchi schwelgt nicht in Ethno-Kitsch, sondern lässt den Autor in neun Kapiteln Kreise um Isabel ziehen. Virtuos wiederholt er in fast jedem Satz Motive aus anderen Kapiteln: Indien und China, Fotografie, Literatur, Rauschmittel und Tabucchis große Liebe – Lissabon. „Ich trinke Absinth, antwortete ich, aber ohne Eis, davor habe ich einen Wodka getrunken, wahrscheinlich eine tödliche Mischung.“ Am Ende entsteht ein Bild: ohne Zukunft, ohne Vergangenheit und von rätselhafter Schönheit. NICOLAS FREUND
Antonio Tabucchi: Für Isabel. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Nachwort von Michael Krüger. dtv, München 2015. 176 Seiten, 9,90 Euro.
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