Geschichte eines Außenseiters
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schifft sich der junge Enrico Mreule nach Argentinien ein. Hinter sich lässt er Görz, seine von vielen Kulturen geprägte Heimatstadt, zurück lässt er vor allem aber seinen engen Freund Carlo Michelstaedter, den früh vollendeten Dichter, der sein Leben bestimmt und ihm die Sehnsucht nach einem Absoluten eingegeben hat, das er nicht erlangen und ohne das er nicht leben kann.
In diesem Buch, das in einem knappen, das Wesentliche hervorhebenden Stil erzählt ist, der unverhoffte Ausblicke eröffnet, hat Magris einem Außenseiter ein Denkmal gesetzt, stellvertretend für andere Flüchtlinge, die nicht davonlaufen, um sich zu finden, sondern um sich und das Leben zu verlieren.
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schifft sich der junge Enrico Mreule nach Argentinien ein. Hinter sich lässt er Görz, seine von vielen Kulturen geprägte Heimatstadt, zurück lässt er vor allem aber seinen engen Freund Carlo Michelstaedter, den früh vollendeten Dichter, der sein Leben bestimmt und ihm die Sehnsucht nach einem Absoluten eingegeben hat, das er nicht erlangen und ohne das er nicht leben kann.
In diesem Buch, das in einem knappen, das Wesentliche hervorhebenden Stil erzählt ist, der unverhoffte Ausblicke eröffnet, hat Magris einem Außenseiter ein Denkmal gesetzt, stellvertretend für andere Flüchtlinge, die nicht davonlaufen, um sich zu finden, sondern um sich und das Leben zu verlieren.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2009Die Freiheit im Nichts
Claudio Magris: Ein anderes Meer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger, dtv München 2009, 115 Seiten, 7, 90 Euro.
Der junge Enrico Mreule schifft sich im Jahr 1909 von Triest aus auf eine große Reise nach Patagonien und Argentinien ein; geheimnisvoll begleitet und besessen von den Ideen und Träumen seines Freundes, des Dichters Carlos Michelstaedter, der sich in der Nacht des Aufbruchs aus dem Fenster lehnt, um in die Richtung zu schauen, in die sein Freund Enrico abfährt. Derart in Nacht und Verlorensein verliebt ist diese eigenartige Novelle von Claudio Magris, dass man glaubt, sie sei von einem Novalis geschrieben, der sich die Erzähltechniken der frühen Moderne angeeignet hat. Auf den endlosen Ebenen Lateinamerikas verbringt Enrico seine Tage auf dem Pferd, lebt ein Gaucholeben, liest Platon, die Odyssee und träumt von der Freiheit im Nichts. Magris ist ein großer Utopiker des Grenzenlosen und der Auflösung und das „andere Meer” ist seine Metapher dafür. Hilmar Klute
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Claudio Magris: Ein anderes Meer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger, dtv München 2009, 115 Seiten, 7, 90 Euro.
Der junge Enrico Mreule schifft sich im Jahr 1909 von Triest aus auf eine große Reise nach Patagonien und Argentinien ein; geheimnisvoll begleitet und besessen von den Ideen und Träumen seines Freundes, des Dichters Carlos Michelstaedter, der sich in der Nacht des Aufbruchs aus dem Fenster lehnt, um in die Richtung zu schauen, in die sein Freund Enrico abfährt. Derart in Nacht und Verlorensein verliebt ist diese eigenartige Novelle von Claudio Magris, dass man glaubt, sie sei von einem Novalis geschrieben, der sich die Erzähltechniken der frühen Moderne angeeignet hat. Auf den endlosen Ebenen Lateinamerikas verbringt Enrico seine Tage auf dem Pferd, lebt ein Gaucholeben, liest Platon, die Odyssee und träumt von der Freiheit im Nichts. Magris ist ein großer Utopiker des Grenzenlosen und der Auflösung und das „andere Meer” ist seine Metapher dafür. Hilmar Klute
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