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Jeder kann etwas mit Gedichten anfangen - und tut es auch. Gedichte sind überall. Kein Kopf, in dem es nicht davon wimmelt: von Werbesprüchen, Liedern, Kinderreimen und wer weiß nicht alles. H. M. Enzensberger zeigt in dieser aufwändigen Produktion mit allen vorhandenen O-Tönen, wie wunderbar das Spiel mit Wörtern sein kann und vor allem, dass es - auch beim Selbermachen - Spaß macht!

Produktbeschreibung
Jeder kann etwas mit Gedichten anfangen - und tut es auch. Gedichte sind überall. Kein Kopf, in dem es nicht davon wimmelt: von Werbesprüchen, Liedern, Kinderreimen und wer weiß nicht alles. H. M. Enzensberger zeigt in dieser aufwändigen Produktion mit allen vorhandenen O-Tönen, wie wunderbar das Spiel mit Wörtern sein kann und vor allem, dass es - auch beim Selbermachen - Spaß macht!
Autorenporträt
Gottfried Benn (1886-1956) ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Auch in seiner Prosa, seinen Essays, autobiographischen Schriften und Briefen ist er der "Phänotyp" seiner Epoche. 1951 erhielt der den Georg-Büchner-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.05.2004

Balladen hauen voll rein
Andreas Thalmayr erklärt der Jugend, wie geil Lyrik ist
Da bekanntlich alles, wo ausdrücklich „Lyrik” draufsteht, bei jungen Menschen schlecht beleumundet ist, muss man ihnen das Konzept ein bisschen jugendgerecht aufbereiten. Dazu angetreten ist Andreas Thalmayr, alias Hans Magnus Enzensberger, der bereits in der Lyriksammlung Das Wasserzeichen der Poesie die „Kunst und das Vergnügen, Gedichte zu lesen” anpries. Nun schlägt er sich mit dem Titel seines neuen Bandes Lyrik nervt erst einmal auf die Seite der vermeintlichen Lyrik-Skeptiker. Vergesst alles, was die nervigen Deutschlehrer euch eingetrichtert haben, sagt Thalmayr zu ihnen, hört mal ganz unverbindlich in euch hinein, um euch herum: „Ob Walkman oder Autoradio, überall Gedichte: Madonna, Reggae, Tote Hosen – lauter Ohrwürmer, lauter Verse, für jeden etwas, ziemlich mühelos, ganz ohne Kommentar, ohne Seminararbeiten, ohne Terror.” Krass, da sind sie schon terrorlos angefixt und haben’s gar nicht gemerkt, die jugendlichen Poesieverächter.
Ein bisschen Theorie braucht es dann aber schon, nur so nebenbei erwähnt, versteht sich. In einem mit der hippen Überschrift „Tanzstunde” versehenen Kapitel erwähnt Thalmayr kurz die „schönen griechischen Wörter”, mit denen man die Metren bezeichnet. Die muss man aber seiner Meinung nach nicht auswendig lernen, so dass es auch kein Beinbruch ist, wenn man, wie Thalmayr selbst, den Jambus mit dem Trochäus verwechselt. Man will ja schnellstens an den guten Stoff, Liebeslyrik, Sonett, Balladen – denn: „Viele Balladen hören sich altmodisch an, hauen aber voll rein.”
Trotz dieser ranschmeißerischen Wortwahl und der ausdrücklichen Distanzierung von lehrplankompatibler Gedichtvermittlung sind es erwartungsgemäß die Klassiker, mit denen der Leser für die Lyrik gewonnen werden soll: „Menschliches Elend” (ernst), „Er schauet Lesbie durch ein Loch zu” (frivol), „Kleine Aster” (Freistil). Dass es da doch irgendeine Art von Poesie-Hierarchie geben muss, erschließt sich aus der sehr spärlichen Verwendung von Hip-Hop-Lyrics, jener Art von Lyrik also, für deren Rezeption Andreas Thalmayrs Zielpublikum tatsächlich keine Hürden zu nehmen braucht. Mit freundlicher Herablassung zitiert er „Ladidadi”, das er kennerhaft als das „beste Stück” des Braunschweigers Cappuccino bezeichnet, und kommt zum großväterlich herablassenden Fazit: „Hauptsache, es macht Spaß. Sinn und Verstand wären dabei zuviel verlangt.” Dann doch lieber Ottos unverwüstlicher Mops aus dem Deutschbuch.
Das Sprachregister von Lyrik nervt selbst schwankt erheblich. So bezeichnet Thalmayr eine Benn’sche Lyrik-Collage hochtrabend als „Quodlibet”, um einen Absatz weiter die Permutationen der Konkreten Poesie mit dem „verflixten Fünfzehner-Spiel” zu vergleichen und wie im Kindergarten zu fragen: „Wißt ihr, wie es geht?” Am Ende wird der Leser, selbstverständlich bekehrt und zum Lyrikexperten avanciert, dann doch noch ein bisschen abgefragt: „Wer schon viele Gedichte im Ohr hat, dem wird es nicht schwerfallen zu erraten, von wem die folgenden Verse sind . . .” Das nervt tatsächlich.
ALEXANDER MENDEN
ANDREAS THALMAYR: Lyrik nervt. Erste Hilfe für gestresste Leser. Hanser Verlag 2004. 120 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Vom Verdruß zum Genuß
Aufforderung zum Tanz mit Worten: Ein Lyrikverführer

Wie Rilkes Panther im Käfig kamen wir uns damals in der Schule beim Gedichtedurchnehmen vor. Auch jetzt, beim Aufschlagen von Andreas Thalmayrs "Lyrik nervt", erinnern wir uns schaudernd an die Ödnis langer Deutschstunden, die sich wie Mehltau aufs Gemüt legte. Treffender als mit der abgebildeten Seite eines Aufsatzes über den berühmten Rilke-Panther, wo eine runde Mädchenschrift gutwillig und hilflos etwas von Tierquälerei faselt und ihr der rote Lehrerinnenstift unbarmherzig dazwischenfährt, um mit "Thema verfehlt!" eine Vier zu vergeben - treffender kann man den Lyrikverdruß ganzer Schülergenerationen nicht demonstrieren und zugleich begründen.

Für alle, die noch immer sauer sind über die verlorene Zeit, und natürlich erst recht für akut Genervte kommt nun eine "Erste Hilfe für gestreßte Leser" - so der Untertitel des Buches, das mit dem dicken roten Kreuz auf weißem Grund wie ein Medizinschränkchen aussieht. Das ist ein plakativeres Signal als die blassen Zeichen auf dem Umschlag der hochgelobten Wörter-Tanzvorführung, die Hans Magnus Enzensberger als Andreas Thalmayr vor fast zwanzig Jahren mit seinem "Wasserzeichen der Poesie" veranstaltete.

Dieses "Wasserzeichen" schimmert nun durch nahezu jede Seite des neuen Lyrikverführers hindurch. Thalmayr hat ihm die kräftigsten und schönsten Beispiele entnommen. Dennoch liefert er hier nicht einfach ein "Wasserzeichen für Kleine". Er reduziert es klug, geht aber zugleich darüber hinaus, indem er die wichtigsten Versformen erklärt und von "Ben zi bena, bluot zi bluoda" bis zum heutigen Werbespruch Lyrikgeschichte erzählt. Damit bloß nichts nach Klassenzimmer riecht ("wir sind schließlich zu unserem Vergnügen hier"), kommt Thalmayr dem jungen Verseverächter in jeder Weise entgegen. Man könnte es fast ein Hinunterbeugen nennen, wäre sein Ton nicht so launig und von der Überzeugung getragen, einen gleichfalls lustvollen und intelligenten Leser vor sich zu haben. Understatement wird hier großgeschrieben, manchmal sogar zu groß. Betont lässige Sätze wie "Die Terzine hat, glaube ich, Dante erfunden" verlieren an Witz, wenn sie gehäuft kommen.

Die fürsorgliche Abholung des unwilligen Lesers funktioniert aber trotzdem bestens, nämlich vor allem dort, wo Thalmayr die Schwächen mancher Lyrik offenlegt. Respektlos stellt er Banalitäten neben Meisterstücke, Schepperndes neben die geschmeidigste Melodie. Nach der Lektüre hat man immerhin eine Ahnung davon, warum einen manches an der Lyrik nervte. Unterdessen sind auch die Könner grüßend vorbeigezogen - Rilke, Benn, Brecht und die anderen -, und Thalmayr hat den Leser dazu gebracht, scharf genug hinzusehen, um zu wissen: Von diesem möchte ich mehr erleben, von jenem nicht. So leitet dieser Führer entschieden zum Unterscheidenkönnen an und weckt große Lust auf weiteres. Kann man von einem Erste-Hilfe-Buch in Sachen Literatur mehr erwarten?

Eigentlich nicht, aber Thalmayr bietet mehr, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. War das "Wasserzeichen" eine wunderschön artifizielle Tanzdarbietung, in der auch der Autor selbst so manche Pirouette drehte, so ist "Lyrik nervt" eine Aufforderung zum Tanz, der sich kaum einer entziehen können wird. Im letzten Kapitel kann man unter der Überschrift "Selber machen" erste Schritte einüben - immer den Trost im Ohr, daß die meisten Menschen "Normallyriker" sind und somit schon halbe Dichter. Daß zu einem Ganzen noch eine unwägbare, unerlernbare Kraft gehört, die Thalmayr hier den "eigenen Ton" nennt, trägt nur zum Staunen über die verschwenderische Welt der Lyrik bei. Dieses Buch ist, falls möglich, noch sinnvoller als das "Wasserzeichen der Poesie". Es war nötig.

MONIKA OSBERGHAUS.

Andreas Thalmayr: "Lyrik nervt!" Erste Hilfe für gestreßte Leser. Hanser Verlag, München 2004. 118 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "czz" hält es für ein ausgesprochen lobenswertes Unterfangen, was Hans Magnus Enzensberger hier mit dieser Audio-CD versucht: nämlich den "Muff der Literaturdidaktik" aus der Rezeption von Lyrik zu vertreiben. Und nach Meinung des Rezensenten ist er damit auch recht erfolgreich, auch wenn auch er nicht richtig "von den Sottisen zum Akademismus lassen" kann und an manchen Stellen etwas bemüht flott wirkt. Doch alles in allem geht sein Konzept auf, meint "czz", Enzensberger "weckt die poetische Wunderwelt und offeriert praktische Freiübungen". Damit leistet er praktische "Hilfe zur Selbsthilfe", die man nicht nur der Jugend - der eigentlichen Zielgruppe - ans Herz legen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH