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"Eigentümlich, wie schnell sich die Welt verändern kann, wenn man sie herausfordert." Wie sehr der Ich-Erzähler in Michael Krügers falschem Haus damit recht behalten soll, ahnt er noch nicht, als er in seinem beschmutzten Hemd vor einer alten Villa steht. Eigentlich ist der Redakteur einer Zeitung aus Süddeutschland nur in Hamburg, um einen Artikel über den Kongreß des Verbandes der Bibliothekare zu schreiben. Doch auf dem Weg ins Hotel landet der Ball eines Jungen auf seinem Hemd und hinterläßt einen gewaltigen Fleck. Mißtrauisch einerseits, mit der Aussicht auf ein frisches Hemd…mehr

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Produktbeschreibung
"Eigentümlich, wie schnell sich die Welt verändern kann, wenn man sie herausfordert." Wie sehr der Ich-Erzähler in Michael Krügers falschem Haus damit recht behalten soll, ahnt er noch nicht, als er in seinem beschmutzten Hemd vor einer alten Villa steht.
Eigentlich ist der Redakteur einer Zeitung aus Süddeutschland nur in Hamburg, um einen Artikel über den Kongreß des Verbandes der Bibliothekare zu schreiben. Doch auf dem Weg ins Hotel landet der Ball eines Jungen auf seinem Hemd und hinterläßt einen gewaltigen Fleck. Mißtrauisch einerseits, mit der Aussicht auf ein frisches Hemd andererseits, folgt er der Einladung der Mutter des Jungen in das "falsche Haus".
Die erstaunliche Gastfreundschaft nimmt ungeahnte Ausmaße an. Zum frischen Hemd gesellen sich noch Socken und Krawatte, eine Einladung zum Duschen dazu, und innerhalb kürzester Zeit wird der eher schüchterne Redakteur Mitbewohner in der mysteriösen Villa. Er wird Zeuge der Verstrickungen, in die dieses merkwürdige Paar, Mutter und Sohn, verwickelt ist, und bald wird auch er in den Bann ihrer Geheimnisse gezogen: Wer ist der Mann, der Einlaß begehrt und wütend gegen die Tür zum Garten trommelt? Was hat es mit dem Vater der Frau auf sich, vor dem alle Welt zu kuschen scheint? Und wer ist Isabella? Wer eigentlich der Mann, der hier erzählt?
Spannend wie einen Kriminalroman, mit Witz und großem Tempo erzählt Michael Krüger die Geschichte eines Mannes, der nicht nur den Mythen eines fremden Hauses auf der Spur ist, sondern auch den "anderen Leben".
Autorenporträt
Michael Krüger wurde am 9. Dezember 1943 in Wittgendorf/Kreis Zeitz geboren. Nach dem Abitur an einem Berliner Gymnasium absolvierte er eine Verlagsbuchhändler- und Buchdruckerlehre. Daneben besuchte er Veranstaltungen der Philosophischen Fakultät als Gasthörer an der Freien Universität Berlin. In den Jahren von 1962-1965 lebte Michael Krüger als Buchhändler in London. 1966 begann seine Tätigkeit als Literaturkritiker. Zwei Jahre später, 1968, übernahm er die Aufgabe des Verlagslektors im Carl Hanser Verlag, dessen Leitung er im Jahre 1986 übernommen hat. Seit 1981 ist er Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente.
Im Jahr 1972 veröffentlichte Michael Krüger erstmals seine Gedichte, und 1984 debütierte er als Erzähler mit dem Band Was tun? Eine altmodische Geschichte. Es folgten weitere zahlreiche Erzählbände, Romane, Editionen und Übersetzungen. Die Cellospielerin ist sein erster Roman im Suhrkamp Verlag.
Michael Krüger lebt in München.

Auszeichnungen:

1974
Förderpreis für Literatur der Landeshauptstadt München

1976
Förderpreis für Literatur im Bundesverband der deutschen Industrie

1982
Bayerischer Förderpreis für Literatur
Stipendium der Villa Massimo

1983
Tukan-Preis

1986
Peter-Huchel-Preis

1991
Wilhelm-Hausenstein-Medaille

1994
Ernst-Meister-Preis

1996
Prix Medicis Etranger

2000
Ehrenpreis der Stadt München

2004
Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

2006
Michael Krüger wird von der Universität Bielefeld mit dem Titel eines Ehrendoktors der Philosophie geehrt.
Am 8. Februar erhält Michael Krüger zudem für sein Gesamtwerk den mit 12 000 Euro dotierten Mörike-Preis der Stadt Fellbach in Baden-Württemberg.

Mitglied in folgenden Akademien:

Bayerische Akademie der Schönen Künste in München
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt
Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz
Akademie der Künste in Berlin

Isolde Ohlbaum, in Oberbayern geboren, lebt seit 1953 in München. Ab 1970 besuchte sie zwei Jahre lang die "Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie". Bald entdeckte sie, nach anfänglichen Arbeiten im Fotojournalismus, ihre Neigung zum Portrait und hat seither viele internationale Literaten ins Bild gesetzt - in einem Stil, der eine "Handschrift" erkennen lässt und doch ganz auf die Persönlichkeit des Fotografierten eingeht. Aus ihrem Werk entstanden einige Bücher und sie erhielt mehrere Preise. Ihre Bilder waren auf Ausstellungen in etlichen europäischen Städten zu sehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.01.2003

Unkonzentrierte Blondinen
Michael Krügers Novelle „Das falsche Haus”
Ein nachdenklicher Mensch, nicht faul im engeren Sinn, aber doch ohne Antrieb in Richtung auf das, was landläufig als Erfolg gilt, der noch in mittlerem Alter nicht weiß, was er eigentlich soll auf der Welt – mit diesem Helden gelingt der liebenswerte Einstieg ins Unverhoffte. Er wird zu einem garantiert unergiebigen Kongress „Bibliotheken und neue Medien” nach Hamburg entsandt, und dort genügt ein kleiner Spaziergang ums Kongresszentrum, um sein Leben in neue Bahnen zu lenken.
Ein Junge schießt auf menschenleerer Straße seinen Fußball unter einem Auto durch; der Protagonist fängt ihn, und schon ist sein schönes Kongresshemd total mit Motoröl verschmiert. Zum zweifelhaften Glück des Helden eilt als rettender Engel die Mutter des Jungen herbei, eine der „ausgemergelten Blondinen” der upper class, deren Seelenhaushalt auch der unschuldigste Blick auf Anhieb misstraut. Sie führt ihn, der sich alles passiv, wenn auch sensibel gefallen lässt, ins Haus, stattet ihn, ohne dass dieses Verhalten erklärt würde, mit den Kleidungsstücken eines omninösen Abwesenden aus, Ersatz für das ruinierte Hemd, Krawatte und Socken, und nun –
„Eine Novelle” nennt Michael Krüger sein jüngstes Buch. Dieser Gattung ist es aufgegeben, die beängstigende Tatsache, dass es immer anders kommt als man denkt, durch ihre formale Anmut zu bändigen. Bis hierhin hat sich das Buch nicht schlecht geschlagen. Aber dann muss in der Niederschrift eine Störung eingetreten sein, nach der es Krüger nicht mehr möglich war, die lässige Konzentration zurückzugewinnen. Den Protagonisten entwirft er als den eigentlich längst ausgestorbenen Typ des Privatgelehrten, der ohne Laufbahnhoffnung forscht und schreibt, weil ihn eine Sache fasziniert. Doch: „Je länger ich an meinem Buch schrieb, desto unklarer wurde mir, was ich damit beabsichtigte.” So scheint es auch Krüger ergangen zu sein. Es gibt den klassischen Novellenpunkt, wo man denkt: Jetzt kommt’s! Genau an dieser Stelle aber läuft die Geschichte aus dem Ruder.
Enthüllt wird, dass die magere Blondine einen übermächtigen Vater hat, einen alten Nazi, im Rollstuhl nunmehr (denn die echten alten Nazis sind inzwischen Naturspiele der Langlebigkeit wie die Queen Mom), der nach Kriegsende nach Argentinien floh und dort eine Beziehung zu einer rätselhaften Isabella einging. Er trieb seinen Schwiegersohn in den Selbstmord, spielt als Grandseigneur zwischen Rotlichtmilieu und Mäzenatentum eine schaudernd geachtete Rolle in der Hansesstadt, Fotografien tauchen auf und wieder unter. Geheimnisvoll durchdringt sich das Forschungsinteresse des Protagonisten am südamerikanischen Staat der Jesuiten im 18. Jahrhundert mit den Gräueln der argentinischen Junta; aber es folgt nichts daraus. Es kann auf jeder Seite alles passieren; die Handlung zerfasert und die Neugier stirbt. Nachlässigkeiten schleichen sich ein: Die Jesuitenmissionen werden teils (wo sie auch hingehören) nach Paraguay verlegt, dann wieder nach Uruguay; bei komplizierten Aufzählungen entdeckt man zweimal den Punkt „Drittens”.
Zum Schluss ist das Ich wieder völlig in seine Studien und Lesefrüchte versunken, als wäre alles Vorherige nur ein lästiger Zwischenfall gewesen. Es bleibt der Eindruck: Michael Krüger hat Witz, Stil, Einfallsreichtum, vor allem ein zärtliches Verhältnis zu den komplexen Möglichkeiten der deutschen Syntax. Aber er lässt sich dabei leider oft ablenken.
BURKHARD MÜLLER
MICHAEL KRÜGER: Das falsche Haus. Eine Novelle. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 175 S., 18,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2002

Nichts ist in Ordnung
Bungalow der Metamorphosen: Michael Krügers Novelle

Die Helden von Michael Krügers deutschen Geschichten zeichnet eine unerschütterlich idealistische Liebe zur Gelehrsamkeit aus, wie sie (natürlich rein zufällig) auch dem Münchner Verleger eignet. Oft sind sie gerade mit einer Forschungsarbeit befaßt, mit der sie allerdings nicht vorankommen, weil sich die Lebenswelt (ebenfalls rein zufällig oft in Gestalt einer Frau), von der sie wenig halten, tückisch dem Fortschritt der Geistigkeit widersetzt. Daher scheinen ihre unerhörten Erlebnisse Variationen der antiken Anekdote vom Brunnensturz des Philosophen zu sein, der über seinen Betrachtungen nicht bemerkt, was ihm vor Augen und zu Füßen liegt. Über diese Urszene aller Komik der Theorie aber lacht (keineswegs zufällig) ein Mädchen. Das Mißverhältnis zwischen Deutung und Wahrnehmung ist bei Krüger allerdings verdreht. Seine Helden sind fürchterliche Beobachter, gnadenlos aufmerksame Physiognomiker der Menschen- wie der Dingwelt, die noch die kleinste Sonderlichkeit der Erscheinung registrieren und interpretieren. Daß sie bei Betrachtung einer Wespe in der Limonadenflasche an Wittgenstein denken müssen, folglich todsicher den falschen Schluß ziehen, führt sie aber um so gewisser zur Einsicht in die "Unmöglichkeit des Lebens".

Krügers Ich-Erzähler ist diesmal Redakteur der Seite "Das politische Buch" bei einer renommierten süddeutschen Zeitung, die sich allerdings in letzter Zeit schmerzlich verändert hat. Allein er stellt in seiner Rubrik noch Bücher vor, die keine Chance haben, gelesen zu werden, weil er findet, daß dem "allgemeinen Interesse eine übertriebene Bedeutung beigemessen" wird. Sein Beruf ist ihm lediglich Möglichkeitsbedingung der Gelehrsamkeit, die er in heroischer Sonderung einem verkannten deutschen Philosophen des achtzehnten Jahrhunderts widmen möchte. Vorher aber gilt es, einen Artikel über den Bibliothekarskongreß zu schreiben, was dadurch erschwert ist, daß der Berichterstatter ihn nicht besuchen konnte. Denn eine Verschwörung der Dingwelt oder eigenes Ungeschick hat ihn in ein fremdes Haus verschlagen, an Tisch und Bett einer blonden, nicht mehr jungen Frau.

In diesem Haus, das sich als "Bungalow der extremen Metamorphosen" erweisen wird, ist den Dingen gegeben, was ihnen gebührt, eine ehrwürdige Ordnung der Analogie: "Hier lagen farbige Seifenkugeln in einer Art höherem Einweckglas, in dessen Zwilling sich farbige Wattebäusche tummelten." Die Unvereinbarkeit seiner Person mit einem Haushalt, in dem Pferdestiche an der Wand hängen und wo auf einem weißen Ledersofa gesessen wird, führt den Erzähler überraschend zu Wünschen, "die bis jetzt zusammengefaltet in mir gelebt haben müssen". Die Verfehltheit des Bestehenden zeigt sich ihm gleichwohl in jedem Ding des bürgerlichen Ambiente: "Über ihr an der Wand hing eine große runde Küchenuhr, deren kleiner Zeiger nach jeder Minute ein Stück weiterhüpfte. Er hat sechzig Sekunden Zeit, Anlauf zu nehmen, dann hüpft er einen halben Zentimeter, dachte ich. Irgendwie lächerlich." Er aber übersieht diese Warnung und nimmt Anlauf zu einem Tigersprung ins Leben.

Unter dem Andrang seltsamer Ereignisse, die sich zu einem Kriminalfall zu verdichten scheinen, muß sich aber zunächst die elaborierte Interpretationsfähigkeit des Erzählers bewähren, was sie selbstverständlich nicht tut. Wenn der gelehrte Redakteur gegen seine Verachtung des Erfolgs auch noch Absichten realisieren will, ist sichergestellt, daß eine Verwirrung entstehen wird, die dem Fortgang seines gelehrten Werks entspricht: "Je länger ich an meinem Buch schrieb, desto unklarer wurde mir, was ich damit beabsichtigte." Er tröstet sich aber mit der poetologischen wie lebensphilosophischen Erkenntnis, daß "jedes Werk im Lauf der Zeit des Schreibens seinen Zusammenhang und seinen Zusammenhalt verliert", was nur die Notwendigkeit beweist, es irgendwann zu beenden. Nach dem Tod eines rechtsanarchistischen Großvaters naht dieses Ende heran. Der Erzähler entrinnt der Verkettung der Dinge im falschen Haus und geht wie Chaplins Tramp dem ferneren Mißgeschick entgegen.

Krügers slapstickhafte Beschreibungskomik entsteht aus der Überbietung eines Prinzips, das Kant die Auflösung einer gespannten Erwartung in nichts genannt hat, wie der Erzähler beiläufig auch wissen läßt: "Ich erinnerte mich, wie ich mein erstes Telefon angestarrt hatte, in der Hoffnung, es würde läuten und mir eine überraschende Nachricht bringen, und wie, als es endlich läutete, die Post nachfragte, ob alles in Ordnung sei. Nichts ist in Ordnung, hatte ich geantwortet und aufgelegt." In den Naturschilderungen Krügers aber, die das Verfahren von Brehms Tierleben in ästhetische Strategie verwandeln, erscheint der Sturz als schöne Kunst mit Zuschauern: "Dem jubelnden Gesang nach waren es Lerchen, die sich mit Aufwind in die Höhe treiben ließen, um plötzlich wie Steine herabzustürzen, sehr zum Mißfallen der großen Möwen, die zu diesen atemberaubenden Kunststücken nicht fähig waren. Sie hingen mit offenen Schnäbeln mißmutig im Wind und gaben so kümmerliche Schreie von sich, daß nicht ein einziges Schaf es für nötig hielt, den Kopf zu heben." Wen solche Sätze nicht entzücken, der sollte Krügers wunderbare Phänomenologie einer sich selbst aufzehrenden Gelehrsamkeit nicht lesen, sondern sich fortan auf dem Deich damit beschäftigen, "die kaum mit dem Wachsen nachkommenden Grashalme auszurupfen".

Michael Krüger: "Das falsche Haus". Eine Novelle. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 176 S., geb., 18,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Michael Krüger hat Angelika Overath verführt: Noch stockenden Atems resümiert sie die Handlung, wird dabei sogar ein wenig zu ausführlich, um dem interessierten Lesern der Rezension deutlich zu machen, welch "kulturkritische Melancholie", aber auch welche formale Vollendung in dieser Novelle walten. Offensichtlich handelt es sich um eine hochkultivierte, aber sterbende Welt, die der Held der Erzählung, ein etwas abseitiger, aber von seinen Arbeitgebern offensichtlich geduldeter Kulturjournalist, im Hamburger Haus einer "ausgemergelten Blondine" vorfindet. Es geht weiterhin um dekadent-barbarische baltische Barone und verführungsmächtige koboldhafte Knaben - all das also, was so einem Kulturjournalisten in seinem schweren Beruf tagtäglich begegnet. Auch eine "unerhörte Begebenheit" scheint sich in der Novelle zu finden, so wie es die Novellentheorie seit eh und je vorsieht. Aber Overath ist eine viel zu gute Rezensentin, als dass sie sich zu mehr als Anspielungen hinreißen ließe.

© Perlentaucher Medien GmbH