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2 Kundenbewertungen

Kommissar Erik Winter stehen kurz vor dem Jahrtausendwechsel wichtige persönliche Veränderungen ins Haus. Und doch muss er sein ganzes psychologisches Gespür aufbringen für die Ermittlung in einem grausigen Mordfall - erst recht, als der offensichtlich geistesgestörte Mörder beginnt, Winter selbst in den Fall zu verwickeln. Subtil, suggestiv und stilsicher geschrieben - mit 'Das vertauschte Gesicht' beweist Ake Edwardson erneut, dass seine Romane das Zeug haben, Krimi-Klassiker zu werden.

Produktbeschreibung
Kommissar Erik Winter stehen kurz vor dem Jahrtausendwechsel wichtige persönliche Veränderungen ins Haus. Und doch muss er sein ganzes psychologisches Gespür aufbringen für die Ermittlung in einem grausigen Mordfall - erst recht, als der offensichtlich geistesgestörte Mörder beginnt, Winter selbst in den Fall zu verwickeln.
Subtil, suggestiv und stilsicher geschrieben - mit 'Das vertauschte Gesicht' beweist Ake Edwardson erneut, dass seine Romane das Zeug haben, Krimi-Klassiker zu werden.
Autorenporträt
Edwardson, Åke§Åke Edwardson, geboren 1953, lebt mit seiner Frau in Göteborg. Einige Monate im Jahr verbringt das Ehepaar im Süden Spaniens, in Marbella. Bevor Edwardson einer der weltweit erfolgreichsten Krimiautoren wurde, arbeitete er als Journalist u. a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2001

Neue Schwärze
Åke Edwardsons dritter Thriller:
„Das vertauschte Gesicht”
Fast scheinen sie sich zu gleichen, die Bilder – aber nur auf den ersten, allerdings sehr verführerischen Blick. Schweden festigt erneut seinen Ruf als so nebelverhangenes wie bestsellerträchtiges Krimi-Land. In aller Stille und nicht erst seit gestern hat es dafür gesorgt, dass die Fantasie der Nordland-Freaks frische Nahrung erhält. Den Appetit reizen vier oder auch etwas mehr Zutaten: Ein neuer Autor, ein neuer Kommissar, neue Menschen um ihn her und ein neuer Tatort.
Kurt Wallander, der schon ein wenig morsch gewordene Kommissar Henning Mankells, erhält einen jüngeren Bruder. Åke Edwardson hat ihn sich ausgedacht, ihn Erik Winter genannt und dafür gesorgt, dass Göteborg, seine Wirkungsstätte, zu einem genauso eng vernetzten, heimelig unheimlichen Biotop wird wie Wallanders Ystad. Der Vergleich liegt auf der Hand. Dabei versichert Edwardson, der seine Laufbahn als freier Journalist, dann als Uno-Pressereferent auf Zypern und im Libanon begonnen hat, glaubwürdig, dass beide Kommissare unabhängig voneinander auf die Welt und auf den Markt gekommen sind, und wenn ihm mal wieder jemand das allzu Offensichtliche ins Gesicht bläst, antwortet er mit einer leicht zähneknirschenden Fairness: „Seine und meine Bücher erzählen von der Gesellschaft, und trotzdem sind wir ganz unterschiedlich. Der Unterschied ist, dass Henning acht Jahre älter ist.”
Nun ist, als dritte Winter-Geschichte, „Das vertauschte Gesicht” erschienen. Vorausgegangen waren „Tanz mit dem Engel”, eine blutige Ritualmord- Ballade, die auch nach London hinüber greift, und die mehr lyrisch intonierten 528 Seiten der „Schattenfrau”. Winter, der sehr antiwallandrisch die schnieken Designerklamotten liebt, aber auch – herzlichen Dank! – John Coltrane, wird nun Vater. Doch bringt die Reife keine Ruhe. Ein Leichenfund sucht die wie immer brüchige Idylle heim... so grausig, finster archaisierend und mythenschwer, wie ihn wohl nur unsere skandinavischen Soulbrothers imaginieren können.
„Der Mann und die Frau waren nackt. Sie hielten sich bei den Händen. Sie waren einander zugewandt. Aber mit ihren Köpfen stimmte etwas nicht.” Lange braucht der Autor, ehe er uns diese kruden Fakten mitteilt. Wie traumatisiert, ja von Berührungsängsten heimgesucht, meidet er das Offensichtliche des geradlinigen Erzählflusses, liebt Verrätselungen, baut mehr auf Ahnung, auf Gefühl als auf die analytischen Momente des Ermittelns. Jedes, auch manch unfaires Mittel, ist ihm recht. Er liebt die kurzen Absätze, die jäh wegbrechenden Kapitel, eine bewusst fahrige Kurzatmigkeit durch Filmschnitt, Montage – und was er überhaupt nicht liebt, ist Chronologie, ist das Einhalten einer Erzählperspektive.
Ein Polizeipersonal hat sich da um Winter angesammelt, wird durch die Romane mitgeschleppt wie durch die Folgen und Staffeln der TV-Serien. Sicher, bei den Lagebesprechungen in Ystad geht es auch nicht viel anders zu. Aber sie machen mich nicht ungeduldig. Ich vertraue dem Autor. In Göteborg habe ich nur immer mal wieder den Bullen, der kotzt, den Kollegen, der seine dämlichen, rassistischen Macho-Zoten auf Kosten der farbigen Streifenwagenpartnerin los lässt, oder jemanden, der nur zu vertraut ist mit den Ikonen einer faschistoiden Rock-Subkultur, grell dröhnenden Black-Metal-Songs, aus denen Winter nichts anderes heraushört als „Schwarze Milchstraßen voller Hass. Sterne, die in der Unterwelt explodieren.”
Man hat sich damit abgefunden, dass bei Edwardson die Lösung immer nur der Abglanz einer Lösung bleibt. Man freut sich aber, dass der Jazz-Purist Erik Winter, seit ihm der Londoner Kollege ein paar deftige Rock-CDs geschickt hat, Coltrane „mit einer ganz neuen Schwärze” hört.
WERNERBURKHARDT
ÅKE EDWARDSON: Das vertauschte Gesicht. Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Claassen Verlag, München 2001. 448 Seiten, 44,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Sie kannten ihren Mörder
Zeitungsjunge Patrik wundert sich als erster: aus der Göteborger Wohnung des Ehepaares Valker dringt bereits seit Tagen Black-Metal-Musik, aber hinter dem Briefkastenschlitz stapeln sich die ungelesenen Zeitungen. Als nach zwei Wochen auch noch ein unerträglicher Gestank durch das Treppenhaus wabbert, ruft der Hausmeister die Polizei und lässt die Wohnung aufbrechen. Auf dem Sofa sitzen Christian und Louise Valker, nackt und tot. Sie halten sich an den Händen, die Gesichter einander zugewandt, doch die Köpfe ... selten hat Kommissar Winter so etwas Schreckliches gesehen. Die beiden müssen ihren Mörder gekannt haben, es gibt keine Anzeichen für einen Einbruch und in der Küche ist der Tisch für drei Personen gedeckt.
Ein mörderischer Jahrtausendwechsel
Kommissar Erik Winter hatte eigentlich schon genug Aufregung vor dem Jahrtausendwechsel. Er steht kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag, hat soeben seinen Vater beerdigt und seine schwangere Freundin Angela zieht bei ihm ein. Verständlich, dass ihn dieser Mord in seiner Nachbarschaft beunruhigt. Die Ermittlungen gestalten sich als äußerst schwierig, alle Bekannten des Ehepaares geben sich äußerst bedeckt. Langsam stößt Kommissar Winter in eine Welt vor, die von Black Metal, Satanismus und Sexclubs bestimmt wird. Erst als ein zweiter Doppelmord geschieht, erkennt Winter, dass der Täter in seiner unmittelbaren Umgebung zu finden ist. Und Angela gerät in höchste Gefahr ...
Origineller Krimi mit Kultkommissar Winter
Das vertauschte Gesicht des schwedischen Erfolgautors Ake Edwardson ist der dritte Krimi mit dem Göteborger Kommissar Erik Winter und steht den beiden Vorgängerbänden Tanz mit dem Engel und Die Schattenfrau in nichts nach. Verschiedene Erzählebenen beleuchten das Geschehen aus der wechselnden Perspektive der handelnden Personen, kurze Einschübe gewähren dem Leser Einblicke in die Psyche des Mörders, der damit dem Kommissar immer einen Schritt voraus ist, aber trotzdem zunächst den falschen verdächtigt. Originell und spannend! (Dr. Erika Weigele-Ismael)

"Clever, spannend, atmosphärisch ... bestsellerverdächtig." (DER SPIEGEL)

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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2001

Liegt ein Sinn in der Kakophonie?
Mörderische Musik: Åke Edwardson löst die Endlosschleife auf

Das gnadenlose Gehämmer von Black Metal, ein infernalisches Dröhnen, begleitet von einer wenig kantablen, satanistischen Vokalspur, erfüllt Åke Edwardsons neuen Kriminalroman. Für Erik Winter, den Göteborger Kommissar, der an Beliebtheit seinem Kollegen aus der Kleinstadt, Wallander, kaum nachsteht, für den Jazzliebhaber, der schon an Tom Waits sanft herangeführt werden muß, ist das Gedröhne ein Kontrapunkt, das Böse. Symbol für eine nicht handhabbare Subkultur, von der man eigentlich nichts wissen will, die einem aber plötzlich ganz nahe rückt. So, wie Kommissar Winter auch die ganze Zeit nichts von dem ungastlichen Kabuff im Keller seines Mietshauses gewußt hat. Der schlurfige Hausmeister, den er bislang auch nicht kannte, nennt es "Büro". Jetzt hat ein Unbefugter dort Spuren hinterlassen und ist dabei Winter so nahe gekommen wie die stummen anonymen Anrufe, die er seiner schwangeren Lebensgefährtin zur Beruhigung als nur verwählt verkauft. Also kann man sich nicht einfach die Ohren zuhalten. In der Kakophonie muß Sinn gesucht werden.

Das Musikprogramm für seinen neuen Fall hat sich nicht Winter, sondern der Mörder ausgesucht. In einer Wohnung unweit von dem Haus, in dem Winter wohnt, hat er nicht nur ein nacktes Paar mit ausgetauschten Köpfen, oder Körpern, ganz wie man es sieht, hinterlassen, sondern auch eine laut aufgedrehte Kassette der Gruppe "Sacrament", die in Endlosschleife läuft. Die Exegese der unerquicklichen Klänge wird zur Hauptbeschäftigung, zugleich zur Abbildung des Versuchs, die übrigen Indizien zusammenzufügen: Zu Beginn vernimmt Winter nur Lärm, mit zunehmender Gewöhnung jedoch kann er Melodien und Text heraushören. So versteht er mehr und mehr, das Böse wird vertrauter - und doch, wie sich herausstellt, dadurch nicht gleich kontrollierbarer.

"Das vertauschte Gesicht" folgt, wie die anderen Vertreter der skandinavischen Kriminalwelle, der nicht abreißenden Mode des Genres, den Ermittler persönlich stark zu involvieren, indem sein Privatleben nicht mehr bloß zur Retardation und divertierenden Ausschmückung verwendet, sondern direkt in das Geschehen hineingezogen wird. Das Verfahren erfährt hier eine biographische Zuspitzung: Winters Vater liegt am spanischen Alterssitz der Eltern - wo man, wie mit schwedischer Sensibilität vermerkt wird, regelmäßig Gin & Tonic trinkt - im Sterben, der vierzigste Geburtstag des Kommissars naht zusammen mit der Jahrtausendwende, und der Kommissar sieht Vaterfreuden entgegen, während seine Freundin von dem Körperverstümmler bedroht wird.

Auch wenn die Masche der Verquickung von Fall und Person langsam etwas enervierend werden kann, so ist Edwardson doch zu bescheinigen, daß er sie dramaturgisch ausgesprochen geschickt nutzt. Mit leichter Hand schafft er Verbindungen, die nicht künstlich wirken, und sein mildes Verständnis für das nicht selten Unspektakuläre des polizeilichen und sonstigen Alltags vermindert das Reißerische und verstärkt die Glaubwürdigkeit.

Der damit einhergehende Nachteil ist indes, daß die Anziehungskraft der Wahrheitsfindung seltsam geschwächt erscheint; wo Vergangenes aufgespürt und rekonstruiert werden muß, heißt es: "Er hatte es satt, die Gegenwart hielt ihn genug in Atem". Vielen wird daher, wenn schon nicht Kunstwillen, so doch wenigstens ein Rest jener Besessenheit fehlen, die man in dieser Literaturgattung bei allen Ausbruchsversuchen doch der Konvention schuldig ist. Und gerade durch den Kontrast von Normalität und Abgründigkeit, der nebenbei einen Abriß des Wertesystems eines ordentlichen Bürgers von Göteborg liefert, entsteht das Bild einer doch etwas braven Weltsicht, die auch auf Edwardssons Schreibweise abzufärben scheint - von der Täterpsychologie bis zur Klage über die Anonymität der Nachbarn im Wohnhochhaus. Gelegentlich denkt man beinahe, seine Stadt habe nur auf die Globalisierungsgegner gewartet, damit es endlich einmal so richtig Krach gibt.

Dieser leicht matte Eindruck, dem gegen Ende eine einnehmende Verdichtung abhilft, wird allerdings gründlich vertrieben. Denn am Schluß wird man gezwungen, die Erzählung noch einmal rückwärts zu lesen: Weil man erfahren hat, daß sich das ganze, scheinbar nur seelischer Verirrung verdankte Verbrechen auf noch direktere Weise gegen Kommissar Winter gerichtet hat, als man bei der mühsamen, von dröhnender Musik begleiteten Spurensuche gedacht hätte. Plötzlich entsteht eine gedankliche Spannung, die außerhalb des Buches liegt.

JOHAN SCHLOEMANN

Åke Edwardson: "Das vertauschte Gesicht". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Angelika Kutsch. Claassen Verlag, München 2001. 448 S., geb., 44,90 DM.

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