„Verschließe die Augen nicht vor der Wahrheit“
Ausländerfeindlichkeit und Rassismus – Themen über die wir ungern sprechen. Doch sie sind da und wir sollten die Augen davor nicht verschließen. Genau dies tut C.Z. Nightingale in ihrem Roman „Ich hab dich gesehen“. Sie schreibt über die
erschütternde Realität, mit der die Kinder in diesen Gegenden schon von Klein auf zu kämpfen haben. Wer nicht…mehr„Verschließe die Augen nicht vor der Wahrheit“
Ausländerfeindlichkeit und Rassismus – Themen über die wir ungern sprechen. Doch sie sind da und wir sollten die Augen davor nicht verschließen. Genau dies tut C.Z. Nightingale in ihrem Roman „Ich hab dich gesehen“. Sie schreibt über die erschütternde Realität, mit der die Kinder in diesen Gegenden schon von Klein auf zu kämpfen haben. Wer nicht mit dem Strom schwimmt, geht unter, also Augen zu und durch.
Die Hauptfigur, ein 16-jähriges Mädchen namens Caryn, beobachtet eine Gruppe vermummter Gestalten, wie diese einen pakistanischen Jugendlichen ins Koma prügeln. Der Alltag im Londoner East End. Jeder andere an ihrer Stelle, der hier aufgewachsen ist, hätte sich umgedreht und so getan, als hätte er es nicht gesehen. Obwohl sie nicht weiß, was in sie gefahren ist, tut sie genau dies nicht und beobachtet die Szene genauer. Sie bricht damit ein ungeschriebenes Gesetz im East End: dass man sich aus den Angelegenheiten anderer heraushalten sollte. Caryn bemerkt zu spät, dass auch sie beobachtet wird. Kurze Zeit später wird sie von einem der Angreifer verfolgt, der sie erkannt hat. Es bleibt zwar eine Zeit lang ruhig, doch als der pakistanische Junge an seinen Verletzungen stirbt, bekommt Caryn eindeutige Botschaften, die ihr signalisieren, dass sie lieber nichts sagen sollte, von dem, was sie weiß.
Das Buch ist im ersten Teil sehr spannend und packend. Da in diesem Teil der Geschichte jedoch auch der Höhepunkt ist, fällt die Spannung im weiteren Verlauf leider etwas ab. Für den Leser bleibt es dennoch weiterhin mitreißend. Aufgrund des Einsteigens in die Geschichte mit der Prügelei, die man aus der Sicht der Hauptfigur beobachtet, findet man sich schnell mit dieser verbunden und erlebt die nachfolgenden Situationen genauso wie sie mit wechselnden Gefühlen.
Durch das Zusammentreffen der Hauptfigur mit einem manchmal unverständlich handelnden Jungen, der zudem nur wenig spricht, bleibt das Buch auch nach dem Höhepunkt weiterhin spannend und einfühlsam.
Ich empfehle das Buch jedem Jungendlichen ab 14 Jahren, der ein spannendes und mitreisendes Buch lesen möchte, in dem realitätsnah über Gewalt gegenüber ausländischen Mitbürgern geschrieben wird.