Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 8,52 €
  • Broschiertes Buch

Iran und Deutschland, Politik und Liebe, Heimat und Fremde sind die thematischen Pole, um die SAIDs Leben und Werk kreist. Der Gedichtzyklus "Sei Nacht zu mir" hat sich ganz dem einen Pol verschrieben, dem der Liebe. In ausdrucksstarken, meist kurzen Gedichten und in einer prägnanten Sprache entfaltet SAID die Liebesbeziehung zwischen dem lyrischen männlichen Ich und seiner Geliebten - eine Beziehung, zu der auch ein namenloser Dritter gehört, der nichts von dieser Liebe weiß und doch hinzutritt. Eine Liebesbeziehung, zwischen deren Beginn und Ende viele Facetten und sinnliche Momente liegen,…mehr

Produktbeschreibung
Iran und Deutschland, Politik und Liebe, Heimat und Fremde sind die thematischen Pole, um die SAIDs Leben und Werk kreist. Der Gedichtzyklus "Sei Nacht zu mir" hat sich ganz dem einen Pol verschrieben, dem der Liebe. In ausdrucksstarken, meist kurzen Gedichten und in einer prägnanten Sprache entfaltet SAID die Liebesbeziehung zwischen dem lyrischen männlichen Ich und seiner Geliebten - eine Beziehung, zu der auch ein namenloser Dritter gehört, der nichts von dieser Liebe weiß und doch hinzutritt. Eine Liebesbeziehung, zwischen deren Beginn und Ende viele Facetten und sinnliche Momente liegen, die der Lyriker meisterhaft in ausdrucksstarken, sensiblen Bildern einfängt. Es sind Gedichte, die den Leser auch durch ihre große Authentizität in ihren Bann ziehen.
Autorenporträt
Said, geb. 1947 in Teheran, hat mit 17 Jahren seine Heimat verlassen. Seit 1965 lebt er als freier Autor in München. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (1991) sowie die Aufnahme auf die Ehrenliste zum österreichischen Jugendbuchpreis (1999), ausgezeichnet. Für sein politisches Engagement und seinen persönlichen Einsatz für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller wurde SAID 1997 die Hermann-Kesten-Medaille verliehen. Im gleichen Jahr war er Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Im Mai 2000 wurde er zum Präsidenten des deutschen Pen-Zentrums gewählt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.1999

Kieselstein in der Nacht
Die Haut und der Tod: Einfache Liebeslyrik von Said

Gegeben sei ein Minimum an bekannten Wörtern, gesucht sei ein Maximum an Ausdruck: So lautet die traditionelle Aufgabe poetisch-erotischer Kombinatorik, die dem Dichter die Ökonomie eines mathematischen Beweises dafür auferlegt, daß an beliebigen zwei Menschen etwas geschehen soll, das einzigartig ist und zugleich für alle gilt. Said, ein iranischer Dichter, der schon das zweite politische System seiner Heimat im Exil in München und in der deutschen Sprache überlebt, hat sich dieser Herausforderung mit großer Klarheit gestellt. Seiner schlichten Kunst genügen ein Liebespaar, die Worte "Mund, Honig, Rose, Mond", ein bißchen Haut und ein Dritter, der zugleich Nebenbuhler und Tod verkörpert.

Saids Mittel sind einfach, aber recht effektiv und von unzeitgemäßer Dezenz, da von ihm weder Geschlechtsteile noch Körperflüssigkeiten bemüht werden, ohne daß deswegen der Leib zu kurz käme: "Kein einziges Wort, / zerdrückt / lag dein Kleid unter uns / und lauschte." So fängt eine sinnliche Liebe an, und so gedeiht sie fort: "Erst wollten wir vernünftig reden. / Dann fielen wir zurück / in deine Haut / weicher als meine Worte." Es sind ganz simple Verfahren, mit denen Said den Eros auf Dinge und Wörter überträgt, wie auch aus dem folgenden Dreizeiler erkennbar ist: "Zwei Kieselsteine / in der Nacht; / der Vollmond verpflichtet nicht." Mit diesen wenigen Worten werden "Die Liebenden" definiert oder auch bloß angedeutet. Denn im Kontext zeitgenössischer Lyrik handelt es sich bei Saids Verfahren um naiv-romantische Muster, die durch moderne Verfahren durchkreuzt werden. Die Entscheidung bleibt dann dem Leser überlassen, ob Said in der Wendung "der Vollmond verpflichtet nicht" sprachliche Kritik am allzu einfachen Bild der nächtlichen Kieselsteine übt, oder ob die triviale Kieselsteinmetapher bloß auf unverbindliche Weise mit einer Aura aus Unbestimmtheit bemäntelt wird.

Für die sprachlich-kritische Interpretation spricht folgendes Gedicht: "Sie kamen später, / die Tauben, / und setzten sich zu uns / auf die Bank. / Sie hatten keine Angst / vor deinen Augen, / vor meinen Händen, / vor unseren Lügen." Denn ganz unvermittelt wird die Gemeinsamkeit der Liebenden im Pronomen "unsere" mit dem Substantiv "Lügen" so verbunden, daß der Verrat der Liebe an den Worten notwendig erscheint.

Für eine mögliche naive Interpretation spricht hingegen Saids folgender Text: "Auch hatten wir / unsere Sprache, / mit eigenen Wörtern / und einer Grammatik, / die wir oft vergaßen." Eine Liebessprache, deren Syntax sich so einfach umgehen läßt, verlagert die Wahrheit allzu einseitig in die Körper. Ein salomonisches Urteil könnte daher lauten, daß Saids Buch gerade die Spannung zwischen Wahrheit und Sinnlichkeit anvisiert - wobei jeder nicht nur nach seinem Sprachgefühl entscheiden wird. Soviel ist jedoch gewiß, daß auch diese Liebe an den Tod verraten wird: "Hattest du nicht gesagt, / daß du deine Hände ausbreitest / und ihn verscheuchst, / wenn der Tod kommt / und sich mit mir versöhnen will?" Mit dieser Frage endet das Buch, und alle Techniker der Liebe können unbesorgt weiter rechnen. Said verurteilt niemanden, nicht sich noch sie. Bloß der Dritte im Bunde, der Tod, lacht sich ins Fäustchen. Wie immer. THOMAS POISS

Said: "Sei Nacht zu mir". Liebesgedichte. C. H. Beck Verlag, München 1998. 78 S., br., 24,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr