Dieses insel-tb nr. 4297 sollte man unbedingt besitzen, entweder man bekommt es von klugen FreundInnen als Präsent (wie ich), oder wenn unglücklicherweise niemand auf diese Idee verfällt, dann sollte man es mit kühnem Verlangen sich selbst zum Geschenk machen. Zwar kenne ich Clara Paul nicht, aber
sie hat eine wunderschöne Auswahl von deutschsprachigen Gedichten zusammengestellt. Vergessen Sie…mehrDieses insel-tb nr. 4297 sollte man unbedingt besitzen, entweder man bekommt es von klugen FreundInnen als Präsent (wie ich), oder wenn unglücklicherweise niemand auf diese Idee verfällt, dann sollte man es mit kühnem Verlangen sich selbst zum Geschenk machen. Zwar kenne ich Clara Paul nicht, aber sie hat eine wunderschöne Auswahl von deutschsprachigen Gedichten zusammengestellt. Vergessen Sie alle Glücksratgeber, diese Sammlung wiegt sie alle auf! Wohlgemerkt, es handelt sich nicht um witzige, komische Lyrik zum Schieflachen (die gibt es schon), sondern um solche, die glücklich macht (nicht: machen soll!). Deshalb sind manche Autoren nicht vertreten, dafür aber solche, denen man es nicht unbedingt zugetraut hätte wie Lessing, Celan oder Handke. Natürlich finden sich die üblichen Verdächtigen wie Goethe (der gealtert, rotwangig und ziemlich happy, die Hände in den Hosentaschen wohl zur Geliebten eilend das Cover ziert), Heine, Kästner, Tucholsky, Brecht, Morgenstern und Gernhardt, und auch Jandl und Rühmkorf fehlen natürlich nicht. Von der »Morgenwonne« bis zur »Mondnacht« reicht das Spektrum, von Hans Gustav Bötticher alias Ringelnatz bis zum Freiherrn von Eichendorff. Während am Morgen aus tiefster Seele »mit Naselflügelbeben / Ein ungeheurer Appetit / Nach Frühstück und nach Leben» zieht, spannte dieselbe Seele am Vorabend »ihre Flügel aus, / Flog durch die stillen Lande, / Als flöge sie nach Haus.« Wer nach der Lektüre dieser schönen Sammlung Gedichte immer noch doof findet, der bleibe eben unglücklich, ihr oder ihm ist nicht zu helfen.