Pflichtlektüre zur Systemanalyse: individuelle Freiheit als Motor von Erkenntnis und Fortschritt
1859 erschien der Essay „On Liberty“ des englischen Philosophen John Stuart Mill (1806-1873).
Mill wurde philosophisch geprägt sowohl durch seinen Vater, den schottischen Utilitaristen James
Mill, wie auch durch seine Frau Harriet Taylor. Mill verstand den gemeinsam mit Harriet Taylor…mehrPflichtlektüre zur Systemanalyse: individuelle Freiheit als Motor von Erkenntnis und Fortschritt
1859 erschien der Essay „On Liberty“ des englischen Philosophen John Stuart Mill (1806-1873).
Mill wurde philosophisch geprägt sowohl durch seinen Vater, den schottischen Utilitaristen James Mill, wie auch durch seine Frau Harriet Taylor. Mill verstand den gemeinsam mit Harriet Taylor erstellten Essay sogar wesentlich als deren Vermächtnis. Dagegen erinnern die nicht immer zweifelsfrei anmutenden Erscheinungsformen des heutigen politischen Liberalismus (etwa in Deutschland) nur noch schemenhaft an die Erkenntnisse und Überzeugungen Mills.
Mill plädiert für Gedanken- und Meinungsfreiheit sowie für Minderheitenschutz. Er fürchtet die Tyrannei der Mehrheit, die Diktatur der Masse.
Individualität ist für ihn gleichbedeutend mit Entwicklung. Nach seiner Beobachtung aber, so Mill, gehe seinerzeit alle Individualität in der Masse unter.
Die freie Entwicklung der Individualität gehöre jedoch zu den Hauptbedingungen der Wahrheit. Alles, was Individualität ausrotten wolle, sei Despotismus. Nicht der heftige Konflikt, sondern die stille Unterdrückung sei dabei das empfindlichste Übel.
(Wie oft aber wird die von Mill angesprochene Individualität -möglicherweise vor allem in größeren Organisationen und unter dem Primat vermeintlich unumgänglicher Prozesssteuerung- bis zur Unkenntlichkeit beschnitten und geradezu glaubensartig bekämpft? Passen die Einsichten Mills -und vor ihm diejenigen Tocquevilles-, die sich vor allem auf Staaten und nationale Gesamtgesellschaften bezogen, womöglich nicht auch in aufrüttelnder, in erschreckender Weise auf zentralistisch, fast schon absolut geführte nichtstaatliche Organisationen unserer Tage?)
Die menschliche Natur sei eben keine Maschine, sagt Mill (Zumindest Teile der heutigen (Arbeits-) „Kultur“ scheinen sich aber um eine solche Transformation -unter der Fahne ökonomischer Effizienz und Notwendigkeit- nachhaltig zu bemühen).
Die Vollkommenheit der Maschinerie sei jedenfalls am Ende nichts wert, weil ihr die lebendige Kraft fehle, die man verbannt habe, damit die Maschine besser arbeite (Heutigen Prozesssteuerungs-Protagonisten müsste es bei der Lektüre wie Donnerhall in den Ohren klingeln).
In England, so sagt Mill mit Blick auf seine Zeit, würden andere Menschen benötigt, um den Verfall zu verhindern. (Vom großen britischen Empire ist seit Mills Zeiten tatsächlich nicht viel übriggeblieben.)
Pflichtlektüre zur Systemanalyse.