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Vom Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum nördlichen Wendekreis: Nordamerika ist ein Kontinent voll spektakulärer Landschaften und Motive. Seen so groß wie Meere, winddurchpeitschte, endlos weite Prärien, gewaltige Wasserfälle, sengende Wüsten, moskitoschwangere Sümpfe, riesenhafte Wälder, reißende Flüsse und mächtige Gebirge und Vulkane. Die USA sind eine Nation mit unerschöpflichen Schauwerten, doch vor unserem Zeitalter des Massentourismus wussten sich auch die meisten Amerikaner kaum ein Bild davon zu machen, und das war dann zumeist schwarzweiß.
Ende des 19.
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Produktbeschreibung
Vom Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum nördlichen Wendekreis: Nordamerika ist ein Kontinent voll spektakulärer Landschaften und Motive. Seen so groß wie Meere, winddurchpeitschte, endlos weite Prärien, gewaltige Wasserfälle, sengende Wüsten, moskitoschwangere Sümpfe, riesenhafte Wälder, reißende Flüsse und mächtige Gebirge und Vulkane. Die USA sind eine Nation mit unerschöpflichen Schauwerten, doch vor unserem Zeitalter des Massentourismus wussten sich auch die meisten Amerikaner kaum ein Bild davon zu machen, und das war dann zumeist schwarzweiß.

Ende des 19. Jahrhunderts sicherten sich zwei findige amerikanische Unternehmer die Rechte an einer neuartigen Drucktechnik, dem Fotochromverfahren, das es erlaubte, Schwarzweißfotografien zu kolorieren. Mit ihrer Detroit Publishing Company schickten sie sich an, dem Land Farbe zu geben und ihren Landsleuten zu zeigen, in welch farbenfrohem Wunderreich sie lebten.Diese Auswahl farbiger Fotochrome und Phostint-Postkarten aus der Privatsammlung Marc Walters wurde zwischen 1888 und 1924 von der Detroit Photographic Company produziert. Die Bilder zeigen die weite, vielfältige Landschaft Nordamerikas und ihre Bewohner, u.a. amerikanische Ureinwohner, Afroamerikaner, Immigranten sowie die letzten Cowboys und Goldgräber. Ansichten von den Sehnsuchtsorten des Wilden Westens und Blicke in die Hexenkessel der ersten Großstädte vervollständigen das Panorama aus der Zeit vor hundert Jahren.

Mit ihrer Aura von Entdeckungsdrang und Abenteuer bieten diese Fotografien eine außergewöhnliche Reise durch ein vergangenes Amerika.
Autorenporträt
Walter, Marc§Der Grafikdesigner, Fotograf und Sammler Marc Walter (1949-2018) hatte sich auf alte Reisefotografien, vor allem Fotochrome, spezialisiert, von denen er eine der größten Sammlungen weltweit besaß. Er hat zahlreiche Bücher mit Bildern aus seiner Sammlung und eigenen Fotografien veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2014

Wish you were here

Ganz Amerika vertrieb die Detroit Photographic Company auf Postkarten. Nun gibt es die schönsten in einem überwältigenden Bildband.

Plötzlich kam alles zusammen: die Entwicklung einer touristischen Infrastruktur in Amerika und damit auch die Erschließung selbst der wildesten Regionen des Westens, die Erfindung des Photochromdrucks in der Schweiz, mit dem sich kolorierte Schwarzweißbilder preisgünstig in Farbe vervielfältigen ließen, und zu guter Letzt die Entscheidung der amerikanischen Regierung, die Portokosten zu senken; das war 1898. Edwin Husher und William Livingstone begriffen augenblicklich, welche Möglichkeiten sich damit eröffneten - und starteten noch im selben Jahr in ihrer Druckerei, der Detroit Photochrom Company, eine Versuchsserie von vierzig Ansichtskarten mit Motiven vielbesuchter Sehenswürdigkeiten. Ein bisschen Florida, ein bisschen Kalifornien. Hier die Rocky Mountains, dort die Niagara-Fälle. Der Erfolg war immens. Nur fünf Jahre später war die Reihe auf zweitausend Motive angewachsen - und es dauerte nicht lange, da verkaufte das Unternehmen, das sich mittlerweile Detroit Photographic Company nannte, bis zu sieben Millionen Postkarten im Jahr. Da gab es längst kein Fleckchen Amerika mehr, das es nicht in seinen Beständen hatte. Der Erste Weltkrieg jedoch und bald darauf die Weltwirtschaftskrise führten zum Niedergang der Firma. Schon 1924 endete der Vertrieb von Ansichtskarten, und 1932 wurde das Unternehmen geschlossen. Das Lager wurde aufgelöst. Glasplatten und Negative landeten in Museen, Archiven und der Library of Congress. Und die Ansichtskarten würde man fortan nur noch auf Flohmärkten finden.

Der Sammler Marc Walter hat dort im Laufe von mehr als zwanzig Jahren nicht wenige zusammengetragen. Und für einen opulenten Bildband, so groß und so schwer wie ein kleiner Koffer, hat er nun an die zweitausend Bilder ausgebreitet wie eine Reise von Küste zu Küste samt Abstechern nach Kuba und auf die Bahamas. Es ist wie eine neuerliche Eroberung. Zu Schiff, mit der Bahn und auf Pferderücken geht es immer tiefer hinein in den Kontinent und dann weiter gen Westen. Doch sorgt die pittoreske Anmutung der Kompositionen dafür, dass nie auch nur ein Moment von Gefahr auftaucht; im Gegenteil. Als "God's own Country" gleicht das Land auf den Bildern überall dem wiedergefundenen Paradies. Alles leuchtet in den falschesten Farben, und selbst dort, wo Rauch aus rostigroten Fabrikanlagen steigt, könnte man sich einreden, es handele sich dabei um Weihrauchschwaden. Schöner ist Amerika nie gewesen. Lauter "Postkartenidylle" eben.

FREDDY LANGER

"An American Odyssey - Photos from the Detroit Photographic Company 1888 - 1924" von Marc Walter und Sabine Arqué. Taschen Verlag, Köln 2014. 612 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, dreisprachig. Gebunden, 150 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.05.2014

Eine neue Welt
In einem prächtigen Buch sind die USA
um 1900 auf farbigen Fotos zu betrachten. Doch nur
scheinbar zeigen sie, wie es wirklich einmal war
in Amerika – die Bilder präsentieren ein Land,
wie es sich selbst sehen wollte
VON JAN HEIDTMANN
Die Mulberry Street im Süden Manhattans – es ist ein Bild, das irritiert. Unwillkürlich taucht der Betrachter in die Straße ein, drängelt sich durch die immer dichter werdenden Menschenmengen, vorbei an Karren und Körben, um weit hinten in der Häuserschlucht zu verschwinden. Und im selben Moment taucht die Frage auf, um was es sich hier eigentlich handelt. Um eine Puppenstube? Um eine Filmkulisse New Yorks im fernen Hollywood? Oder etwa doch um eine ganz alltägliche Szene an einem ganz normalen Tag in der Mulberry Street um 1900? Beide Seiten scheinen irritiert, Betrachter wie Betrachtete. Skeptisch, nahezu misstrauisch schauen die vielen Männer, die Jungs und die wenigen Frauen auf den Fotografen. Hoch oben über ihnen hat er sich aufgebaut.
  Auf Hunderten Seiten hat der Taschen-Verlag unzählige solcher Eindrücke aus den frühen USA versammelt. Sie stammen von der Detroit Photographic Company (DPC), einem Unternehmen, das sein Geld im ausgehenden 19. Jahrhundert bis hinein in die 1920er-Jahre mit farbigen Fotodrucken verdiente. In guten Zeiten betrug der Ausstoß der Firma sieben Millionen Bilder im Jahr, eine Leistungsshow der noch sehr jungen Nation. Die Schäden des Bürgerkriegs waren ausgebessert, und die Siedler hatten auch den Westen des Landes erobert und die Grenze bis zur Pazifikküste vorgeschoben. Mit einem Sieg im spanisch-amerikanischen Krieg hatten sich die Vereinigten Staaten auch Kuba gesichert. Es war Zeit für einen Kassensturz: einmal anschauen, was wir da eigentlich so haben.
  „Wie Fotografien den Menschen den imaginären Besitz einer Vergangenheit vermitteln“, schrieb die Publizistin Susan Sontag, „so helfen sie ihm auch, Besitz von einer Umwelt zu ergreifen, in der er sich unsicher fühlt.“ Und so wirkt der Band „An American Odyssey“ auch wie das Ergebnis einer Generalinventur der USA zur Jahrhundertwende.
  Es ist eine heile Welt, die da präsentiert wird, folkloristisch, selbst an den Bruchstellen der amerikanischen Gesellschaft. Da ist die schwarze Frau, die sich für das Foto zurechtgemacht hat, die Szene einer Hochzeitsreise am Strand von Atlantic City mitsamt Ziege und Esel, die kraftstrotzende Natur, durch die sich ein Dampfschiff Bahn bricht. Die Bilder verklären den Blick auf die Menschen und die Eroberungen, sie stehen in bester Tradition des amerikanischen Nationaldichters Walt Whitman. Dessen empathische und optimistische Perspektive prägte auch die Fotografen dieser Zeit. Um so mehr beschäftigt einen das Bild des ausgemergelten Indianers: Mit einer Hacke in der Hand steht er inmitten von Sand und Gestrüpp, ein kleiner Ausschnitt des echten Lebens, das sonst auf den Bildern nicht zu finden ist. Wer in all den Aufnahmen nach der vollen Wahrheit sucht, tut das vergeblich.
  „An American Odyssey“ zeigt das pralle Leben, das durch die Farbigkeit der Fotos umso praller erscheint. Selbst eine Szene mit schwarzen Arbeitern in den Docks von Mobile, Alabama, die bei mutmaßlich 30 Grad im Schatten Bananen entladen, wirkt pittoresk. So wie die Aufnahme aus einer Opiumhöhle im Chinatown San Franciscos. Farbige Postkarten, von denen in dem Band viele veröffentlicht sind, waren das wichtigste Medium, um Bilder zu vertreiben. Bei großen Ereignissen dauerte es manchmal nur Stunden, bis die Aufnahmen entwickelt und auf den Straßen verkauft wurden. 
  Was für die Menschen damals selbstverständlich war, wirkt auf den Betrachter heute verstörend: Historisches ist im kollektiven Bildgedächtnis immer noch schwarz-weiß. Doch die Grenze, bis zu der Farbe akzeptiert wird, um Zeitgeschichte zu dokumentieren, ist zuletzt immer weiter hinausgeschoben worden, Jahrzehnt um Jahrzehnt, Weltkrieg um Weltkrieg. Als Ende der Neunzigerjahre in den USA Farbfilmaufnahmen von Adolf Hitler entdeckt wurden, sorgte der „Führer in Farbe“ noch für Aufregung. Heute haben farbige Bilder längst einen festen Platz in der Vorstellung vom Nationalsozialismus. Ähnliches geschah mit dem Ersten Weltkrieg, die wiederentdeckten Farbfotos französischer Reporter führten zu einem neuen Blick auf die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts. So wie auch die Aufnahmen von Sergej Michailowitsch Prokudin-Gorskij, der um 1909 das Reich des russischen Zaren in Farbe fotografierte. „Die Schönheit Russlands“, sagte Prokudin-Gorskij, „kann nur begreifen, wer sie natürlich sieht.“ Also in Farbe.
  Aber stimmt das? Lässt sich die Welt in Farbe besser begreifen? Susan Sontag hatte schon bei der Fotografie an sich ihre Zweifel: „Die Fotografie impliziert, dass wir über die Welt Bescheid wissen, wenn wir sie so hinnehmen, wie die Kamera sie aufnimmt. Dies ist aber das Gegenteil von Verstehen, das damit beginnt, dass die Welt nicht so hingenommen wird, wie sie sich dem Betrachter darbietet.“ Ein Glaubwürdigkeitsproblem, das nach Meinung vieler Kritiker durch Farbdarstellungen verstärkt wird. Schwarz-Weiß steht in dieser Wahrnehmung für die klare Kontur, für den kühlen, analytischen Blick der Geschehnisse. Farbe hingegen sei Ausdruck der Gefühle – die Wirklichkeit werde im wahrsten Sinne übertüncht.
  Harald Hauswald, einer der großen Fotografen der DDR, schwor zeitlebens auf den Schwarz-Weiß-Film. „Farbe macht ein Bild so endgültig“, sagte er. „Bei Schwarz-Weiß kann der Betrachter mehr Phantasie entwickeln.“ Ungestört von der Staatsmacht dokumentierte Hauswald so jahrelang den Alltag in der DDR. Probleme bekam er erst, als er doch einmal Farbfilm verwendete und seine Aufnahmen von Berlin ausstellte. Die Farbbilder zeigten so ein „düsteres Schwarzweißbild der Hauptstadt“, hieß es in seiner Stasi-Akte.
Bei „An American Odyssey“ ist das umgekehrte Phänomen zu beobachten: Hier wird ein prächtiges, zu prächtiges Bild gezeichnet. Gleichzeitig ist der faszinierende Band ein weiterer Schritt, um einem wahrhaftigen Abbild dieser Zeit ein wenig näher zu kommen.  
TASCHEN, An American Odyssey, Marc Walter, Sabine Arqué. Hardcover mit Ausklappern, 612 Seiten, 150 Euro.
Farbige Postkarten wie
die aus der Dime Savings Bank in Detroit (rechts unten) waren
bis in die 1920er-Jahre das wichtigste Medium, Bilder zu verbreiten.
Unten: Ein Indianer versucht karges Land zu bestellen, aufgenommen
in Arizona. Rechts oben: Eine Fähre der Lucas New Line auf dem
Ocklawaha-Fluss in Florida.

Die Fotografien aus den
Beständen der Detroit Photographic
Company zeichnen ein optimistisches
Bild der jungen Nation USA.
Oben, großes Bild: Alltag in der Mulberry Street in New York; unten: eine schwarze Dame aus den Südstaaten;
rechts: ein junges Paar auf Hochzeitsreise
am Strand in Atlantic City
.
Alle Fotografien: Collection Marc Walter
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Vom geschäftigen New York bis zu Arizonas ausgedehnten Canyons bietet diese Sammlung einen faszinierenden und lebendigen Blick zurück in Amerikas Vergangenheit." Huffington Post