Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 2,70 €
  • Broschiertes Buch

Die Geschichte einer besonderen Begegnung Oda lebt mit ihrem Mann Robert, dem deutschen Botschafter, in Helsinki. Ihr behinderter Sohn Felix wird in einem Heim in Deutschland betreut. Als Oda den wortkargen Fischer Klaus kennenlernt, entwickelt sich eine zarte Freundschaft. In ihm findet sie einen Komplizen für ihren Plan, Felix einmal das magische Licht des finnischen Winters zu zeigen. Ohne Roberts Wissen machen sich die beiden auf eine wagemutige Reise.

Produktbeschreibung
Die Geschichte einer besonderen Begegnung
Oda lebt mit ihrem Mann Robert, dem deutschen Botschafter, in Helsinki. Ihr behinderter Sohn Felix wird in einem Heim in Deutschland betreut. Als Oda den wortkargen Fischer Klaus kennenlernt, entwickelt sich eine zarte Freundschaft. In ihm findet sie einen Komplizen für ihren Plan, Felix einmal das magische Licht des finnischen Winters zu zeigen. Ohne Roberts Wissen machen sich die beiden auf eine wagemutige Reise.
Autorenporträt
Moster, Stefan
Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber mit seiner Familie in Espoo, Finnland. Er hat zahlreiche Werke der finnischen Literatur ins Deutsche übertragen, u. a. von Juha Itkonen, Hannu Raittila, Ilkka Remes, Daniel Katz, Kari Hotakainen und Mikko Rimminen und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. 2001 erhielt er den Staatlichen Finnischen Übersetzerpreis. Stefan Moster ist Autor der Romane 'Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels', 'Lieben sich zwei' und 'Die Frau des Botschafters' - die Taschenbuchausgaben erscheinen bei dtv.
Rezensionen
"Stefan Moster zeigt eine Frau, die sich sanft, aber bestimmt ein Stück Leben zurückerobert." Markus Brügge in 'WDR 5'

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beate Tröger ist sehr tapfer, wenn sie diesen dritten Roman von Stefan Moster tatsächlich zu Ende gelesen hat. In ihrer Besprechung beschwert sich die Rezensentin über einen Text, dessen Personal derart übel mitgespielt wird, dass ihr Trübsal hier als programmatisch erscheint. Schlimmer wiegt für Tröger allerdings die sprachliche Unzulänglichkeit, die sich in inflationärem Adjektiv- und Vergleichgebrauch zeigt, aber auch generell in einer für Tröger schwer zu begreifenden Umständlichkeit und Gesuchtheit. Dass der Autor die Geschichte einer kaputten Ehe aus Sicht einer dritten Person erzählt, findet die Rezensentin beispielsweise vollkommen überflüssig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2013

Glück bei Minusgraden
Stefan Moster bewegt sich auf dünnem Eis

Wie wichtig der erste Satz eines Romans ist, wird besonders deutlich, wenn er misslingt: "Die Freundschaft zwischen Klaus und Oda fing mit dem Zuwurf eines Fisches an." So beginnt "Die Frau des Botschafters", nach dem beachtlichen Debüt "Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels" und "Lieben sich zwei" ist dies der dritte Roman des 1964 geborenen Stefan Moster, der als Autor und Übersetzer im finnischen Espoo lebt. Das sperrige Wort "Zuwurf", das in einem Bericht über ein Basketballspiel besser aufgehoben wäre, könnte man wieder vergessen, kündigte es nicht eine Sprachschwurbelei an, die gleich in der Eingangsszene weiter vorangetrieben wird. Die in Helsinki lebende Diplomatengattin und ehemalige Journalistin Oda schaut, gelangweilt von einer Finnischlektion, aus dem Fenster und sieht: "Im Ahorn war das Feuer ausgebrochen, die Lärchen schienen zu frieren in ihrem schütteren Gefieder, die Füße in gelben Nadelkreisen und am rechten Bildrand torkelten Wacholderdrosseln wie trunken aus den Ebereschen, die sich brüsteten mit ihrem geballten Vogelbeervorhang in leuchtendem Orangerot."

In Mosters Roman werden Adjektive und bildliche Vergleiche in Massen aufgeboten, wird jeder Umweg, den die Sprache nehmen kann, eingeschlagen. Nicht nur die Vertrautheit zwischen Oda und Klaus, die das "delikate Aroma von selbst gefangenem und selbst geräuchertem Fisch" trägt, sondern auch die Beziehung zwischen Oda und ihrem Sohn und das Scheitern ihrer Ehe werden so bemüht geschildert, dass jede ironische Distanz der Figuren zu sich selbst, jeder Funke Humor verlorengehen. Zugegeben, Oda hat wenig zu lachen, denn ihr einziges Kind ist behindert zur Welt gekommen. Felix muss rund um die Uhr betreut werden und lebt in einem Heim in Deutschland. Über ihre Schuldgefühle, den Karrierismus ihres Mannes und über die Trennung von ihrem Sohn ist Odas Leben freudlos geworden, ihre Ehe erkaltet.

Doch als sei all das nicht problematisch genug, verquickt der Roman die Schicksale von Oda, ihrem Mann und ihrem Sohn mit dem nicht minder problematischen eines siebzigjährigen Fischers. Klaus Koskinen, Sohn einer Finnin und eines im Zweiten Weltkrieg in Finnland stationierten deutschen Soldaten, ist qua Geburt Außenseiter. Der ehemalige Waldarbeiter hat sich selbst Deutsch beigebracht und lebt nun als einsiedlerischer Rentner, als er sich mit Oda anfreundet und ihr von dem Wunsch erzählt, das Land seines Vaters, den er nie kennengelernt hat, zu besuchen. Klaus hilft nun Oda dabei, sich ihren Wunsch zu erfüllen, ihren Sohn heimlich für einen Tag nach Finnland zu holen, was ihm umgekehrt den Deutschland-Besuch ermöglicht und im Heute aussöhnt, was in der Vergangenheit schiefgegangen war.

All das wird rückblickend aus Sicht eines Dritten geschildert, wodurch sich der Eindruck des Gesuchten noch steigert. Der Ich-Erzähler, Leiter der Deutschen Bibliothek in Helsinki, der sich Jahre zuvor auf einer Studentenparty in Oda verliebt hat und seine Ehe "mittels langweiliger, zersetzender Dialoge in den Sumpf gesungen" hat, stemmt neben seiner Bürde auch die von Oda, Klaus und Felix, was ihm in diesem Roman, in dem Trübsal so konsequent Programm ist, nicht gedankt werden wird.

Fragen wie die, warum Moster das gutsituierte, voneinander enttäuschte Paar nicht gleich auseinandergehen lässt, warum Odas Sohn nicht in Helsinki betreut wird, werden so bei all der Gewolltheit des Tons und der Konstruktion schnell laut. Da muss die Frau des Botschafters erst noch ihren Sohn durch halb Europa kutschieren, ihn auf die zugefrorene Ostsee zerren und ihn bei minus fünfzehn Grad im vom Wintersonnenlicht angestrahlten, glitzernden Rollstuhl spüren lassen, dass "wer irgendwo hingehört, wo ein Feuer brennt, bei klarer Kälte durchaus in Euphorie ausbrechen kann". Klaus muss sterben, ehe Oda sich von ihrem Mann trennen kann - und vom unglücklich verliebten Bibliothekar gleich mit. Der aber legt nach Odas Abschied aus Helsinki erst los: " Ich lamentierte nicht, sondern erzählte mir alles, was Oda mir erzählt hatte, noch einmal nach. Wo ich auf Lücken stieß, füllte ich sie mit meinen Vorstellungen." Alles, so versteht man, musste also geschehen, um einen enttäuschten Bibliothekar zum inspirierten Schriftsteller werden zu lassen. Die Antwort auf diese Frage ist der weiteste Umweg des ganzen Romans.

BEATE TRÖGER

Stefan Moster: "Die Frau des

Botschafters".

Roman.

Mare Buchverlag, Hamburg 2013. 320 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr