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Im August 2011 standen in London-Tottenham - wie in den Pariser Banlieus einige Jahre zuvor - ganze Straßenzüge in Flammen. Die Medien reagierten hier wie dort mit den Verdikten Mob und Pöbel zur Kennzeichnung derjenigen, die angesichts ihrer persönlichen Perspektivlosigkeit nur noch die Perspektive des Amoks entwickeln konnten, um ihrer Lage Ausdruck zu verleihen.
Der Begriff Mob ist aus dem lateinischen mobile vulgus = unkontrollierbare Voksmenge entlehnt, so wie Pöbel aus dem lateinischen pobulus das gemeine Volk bezeichnet. Dieser - bar jeder Denunziation sich verstehende - Mob, dem man
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Produktbeschreibung
Im August 2011 standen in London-Tottenham - wie in den
Pariser Banlieus einige Jahre zuvor - ganze Straßenzüge in
Flammen. Die Medien reagierten hier wie dort mit den Verdikten
Mob und Pöbel zur Kennzeichnung derjenigen, die
angesichts ihrer persönlichen Perspektivlosigkeit nur noch
die Perspektive des Amoks entwickeln konnten, um ihrer
Lage Ausdruck zu verleihen.

Der Begriff Mob ist aus dem lateinischen mobile vulgus =
unkontrollierbare Voksmenge entlehnt, so wie Pöbel aus
dem lateinischen pobulus das gemeine Volk bezeichnet.
Dieser - bar jeder Denunziation sich verstehende - Mob,
dem man die Sprache genommen und die Hoffnung auf ein
anderes, besseres Leben gestohlen hat, reagierte nun mit
unmittelbarer Gewalt.
Die Tragik liegt nicht in dieser Äußerung der Gewalt,
sondern im Ort an dem sie sich vollzog. Nicht Chelsea,
Belgravia und die City of London standen in Flammen, sondern die
zu Slums verkommenen Quartiere der Verelendeten selbst.
Die Freude über den Götterfunken war verfrüht, denn er
hatte seinen Ort noch nicht gefunden. Das könnte bald anders
werden, denn die schweigende Mehrheit in ganz Europa
bekommt allmählich einen Begriff ihrer tatsächlichen
Lage.

Zwar hat die französische wie englische Bourgeoisie mit
drakonischer Verfolgung und ebensolchen Strafen auf dieses
kurze Aufflackern einer noch sprach- und ziellosen Revolte
reagiert, der Funke in den Metropolen Europas glimmt
jedoch noch und kann schon bald zu einem Flächenbrand
werden, der die Kathedralen des Kapitals nicht nur in
London zu leuchtenden Fackeln macht.

Einige der Autoren dieses Bandes haben Namen
oder sind, wie Slavoj Zizek, von politischer Bekanntheit;
andere bleiben anonym. Allen ist die Überzeu-
gung gemeinsam, daß die Destruktivität nicht bei
denen beginnt, die sich gegen ihr gesellschaftlich
aufoktroyiertes Lebensunglück aufbäumen, sondern in den
Zwängen des kapitalistischen Systems
begründet ist.