Zum Buch
Anders als man in vielen Büchern noch heute lesen kann, zerstören schizophrene Erkrankungen den Kern der Persönlichkeit nicht, und sie schreiten auch nicht unaufhaltsam zu einer totalen Demenz fort. Sie weisen jedoch ein hohes Maß an Verschiedenheit und Vielgestaltigkeit ihrer mitunter lebenslangen Verläufe auf. Die Inhalte der scheinbar irrealen Erlebniswelt in der Psychose spiegeln Ängste und Verzweiflung, Hoffnungen und Freuden des Kranken wider. Dieses Buch gibt das aktuelle Wissen über die als Schizophrenie bezeichneten Erkrankungen und vermittelt einen Einstieg in das Verstehen krankhaften Erlebens. Es zeigt Wege und Formen der Behandlung, deren Wirksamkeit und Risiken auf und enthält viele Hinweise zur Bewältigung der eigenen Krankheit und zu einem hilfreichen Umgang mit einem erkrankten Angehörigen oder Patienten.
Anders als man in vielen Büchern noch heute lesen kann, zerstören schizophrene Erkrankungen den Kern der Persönlichkeit nicht, und sie schreiten auch nicht unaufhaltsam zu einer totalen Demenz fort. Sie weisen jedoch ein hohes Maß an Verschiedenheit und Vielgestaltigkeit ihrer mitunter lebenslangen Verläufe auf. Die Inhalte der scheinbar irrealen Erlebniswelt in der Psychose spiegeln Ängste und Verzweiflung, Hoffnungen und Freuden des Kranken wider. Dieses Buch gibt das aktuelle Wissen über die als Schizophrenie bezeichneten Erkrankungen und vermittelt einen Einstieg in das Verstehen krankhaften Erlebens. Es zeigt Wege und Formen der Behandlung, deren Wirksamkeit und Risiken auf und enthält viele Hinweise zur Bewältigung der eigenen Krankheit und zu einem hilfreichen Umgang mit einem erkrankten Angehörigen oder Patienten.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2010Die vielgestaltige Krankheit
Schizophrenie
Es ist eine Krankheit, die immer schon gleichermaßen bestaunt und befürchtet wurde, mit der man das unerklärlich geistesstarke aber menschenscheue Genie ebenso in ein Raster brachte wie den armen Verwirrten, der Stimmen hörte und mit Geistern lebte. Der emeritierte Psychiatrieprofessor Heinz Häfner hat einmal in aller sachlichen Nüchternheit versucht, die Schizophrenie exakt zu beschreiben, so weit das möglich ist, und damit nicht nur Arzt-Kollegen, sondern vor allem Angehörigen von Betroffenen und diesen selbst einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie man mit diesem Phänomen umgehen kann, das in der Praxis ja fast immer ein langer und beängstigender Leidensweg ist.
Das Hauptproblem dabei: die Vielgestalt der Krankheit, die Unterschiedlichkeit der Symptome und die Schwierigkeit ihrer Bewertung im Hinblick auf den Verlauf der Krankheit. Einen Trost gibt Häfner allen Beteiligten gleich zu Beginn mit auf den Weg: Schizophrenie ist – auch wenn es in älteren Lehrbüchern noch anders zu lesen ist – keine Form von Demenz, die den Kern der Persönlichkeit zerstört. Dieser Eindruck ergab sich im letzten Jahrhundert wohl vor allem dadurch, dass man die Betroffenen in Anstalten steckte, vom sozialen Leben abschnitt, ihre krankheitsbedingte Isolation also noch verstärkte und zu einem Dauerzustand seelischer und geistiger Folter eskalieren ließ. Erst dadurch wurden aus Schizophrenen dann wirklich zerstörte und demente Persönlichkeiten.
Leider beschränkt sich Häfner ganz auf klar definierbare Krankheitszustände, auf schwere klinische Fälle, auch wenn er prinzipiell immer wieder auf die fließenden, nicht nur medizinisch definierten, sondern auch kulturell und historisch variierenden Grenzen zwischen Wahn und Normalität verweist. Dazu hätte man sich vielleicht ein kultur- und wissenschaftsgeschichtliches Kapitel gewünscht. Häfner aber will nicht erzählen und bilden und unterhalten, sondern er will helfen. Dazu gehört für ihn auch ein profunder Einblick in den aktuellen Forschungsstand. Und der macht Mut.
Helmut Mauró
Heinz Häfner:
Schizophrenie – Erkennen, verstehen, behandeln.
C.H. Beck München 2010, 128 Seiten,
8, 95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Schizophrenie
Es ist eine Krankheit, die immer schon gleichermaßen bestaunt und befürchtet wurde, mit der man das unerklärlich geistesstarke aber menschenscheue Genie ebenso in ein Raster brachte wie den armen Verwirrten, der Stimmen hörte und mit Geistern lebte. Der emeritierte Psychiatrieprofessor Heinz Häfner hat einmal in aller sachlichen Nüchternheit versucht, die Schizophrenie exakt zu beschreiben, so weit das möglich ist, und damit nicht nur Arzt-Kollegen, sondern vor allem Angehörigen von Betroffenen und diesen selbst einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie man mit diesem Phänomen umgehen kann, das in der Praxis ja fast immer ein langer und beängstigender Leidensweg ist.
Das Hauptproblem dabei: die Vielgestalt der Krankheit, die Unterschiedlichkeit der Symptome und die Schwierigkeit ihrer Bewertung im Hinblick auf den Verlauf der Krankheit. Einen Trost gibt Häfner allen Beteiligten gleich zu Beginn mit auf den Weg: Schizophrenie ist – auch wenn es in älteren Lehrbüchern noch anders zu lesen ist – keine Form von Demenz, die den Kern der Persönlichkeit zerstört. Dieser Eindruck ergab sich im letzten Jahrhundert wohl vor allem dadurch, dass man die Betroffenen in Anstalten steckte, vom sozialen Leben abschnitt, ihre krankheitsbedingte Isolation also noch verstärkte und zu einem Dauerzustand seelischer und geistiger Folter eskalieren ließ. Erst dadurch wurden aus Schizophrenen dann wirklich zerstörte und demente Persönlichkeiten.
Leider beschränkt sich Häfner ganz auf klar definierbare Krankheitszustände, auf schwere klinische Fälle, auch wenn er prinzipiell immer wieder auf die fließenden, nicht nur medizinisch definierten, sondern auch kulturell und historisch variierenden Grenzen zwischen Wahn und Normalität verweist. Dazu hätte man sich vielleicht ein kultur- und wissenschaftsgeschichtliches Kapitel gewünscht. Häfner aber will nicht erzählen und bilden und unterhalten, sondern er will helfen. Dazu gehört für ihn auch ein profunder Einblick in den aktuellen Forschungsstand. Und der macht Mut.
Helmut Mauró
Heinz Häfner:
Schizophrenie – Erkennen, verstehen, behandeln.
C.H. Beck München 2010, 128 Seiten,
8, 95 Euro.
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