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Nur drei Jahre nach dem Abitur wurde Hildegard Monheim, die sich als Schülerin selbst über Lehrer und Schule geärgert hatte, auf eine Klasse losgelassen - der Praxisschock war unvermeidbar. 38 Jahre später und um viele Erfahrungen reicher reflektiert die nun gestandene Pädagogin, was es bedeutet, Lehrerin zu sein. Oft strampelt sie sich ganz schön ab, gelegentlich fühlt sie sich wie in einer Comedy. Trotz allem aber schafft sie es, sich ihren Enthusiasmus zu bewahren, und weiß: Der Lehrerberuf ist genau das, was sie machen will.
Was ihr zwischen Leiden und Lachen so alles widerfährt, bringt
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Produktbeschreibung
Nur drei Jahre nach dem Abitur wurde Hildegard Monheim, die sich als Schülerin selbst über Lehrer und Schule geärgert hatte, auf eine Klasse losgelassen - der Praxisschock war unvermeidbar. 38 Jahre später und um viele Erfahrungen reicher reflektiert die nun gestandene Pädagogin, was es bedeutet, Lehrerin zu sein. Oft strampelt sie sich ganz schön ab, gelegentlich fühlt sie sich wie in einer Comedy. Trotz allem aber schafft sie es, sich ihren Enthusiasmus zu bewahren, und weiß: Der Lehrerberuf ist genau das, was sie machen will.

Was ihr zwischen Leiden und Lachen so alles widerfährt, bringt sie in "Manchmal schauen sie so aggro" humorvoll auf den Punkt - und spart dabei nicht mit kritischer Reflexion und Selbstironie. In den 33 Schul-Geschichten werden sich viele Lehrer wiederfinden, Schüler werden ihre Pauker danach mit ganz anderen Augen sehen und Eltern erhalten einen einzigartigen Einblick in den Alltag im Klassenzimmer.
Hildegard Monheim, die vor 38 Jahren beschloss, trotz eines ziemlich guten Abiturs und gegen ziemlich viele gute Ratschläge »nur« Hauptschullehrerin zu werden, hat aufgeschrieben, wie ihr Leben als Lehrerin sich anfühlt und was es oft so schwierig macht, den Alltag im Klassenzimmer gut gelaunt zu bestehen.Ihre Geschichten erzählen von todmüden Schülern und von Projekten mit hohem Erschöpfungsfaktor, vom Normalzustand »Störung« und vom schlechten Lehrergewissen. Wenn Hildegard Monheim nachmittags im Altpapier nach Material für die Collage am nächsten Unterrichtsvormittag wühlt oder nachts im Bett überlegt, ob sie heute in Würde oder nur einfach so gescheitert ist, dann spürt der Leser: Hier geht es authentisch zu. Mit viel Situationskomik gewährt Hildegard Monheim dem Leser Einblick in das, was sich in deutschen Klassenzimmern Tag für Tag abspielt.
Autorenporträt
Hildegard Monheim, Jahrgang 1955, widmete sich nach zehn Jahren als Lehrerin erst mal ihren eigenen Kindern. Inzwischen unterrichtet sie schon wieder zehn Jahre lang als Lehrkraft an einer Hauptschule. Das Schreiben war schon immer eine ihrer Leidenschaften. Nun ist es ihr ein Anliegen, aus dem Nähkästchen zu plaudern und zu zeigen, wie der Lehrerberuf wirklich ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2012

Erlebnisaufsatz
„Manchmal schauen sie so aggro“ – so heißt ein neues Buch, das die Hauptschullehrerin Hildegard Monheim über ihren Alltag geschrieben hat.
Sie liegt damit im Trend: Immer mehr Pädagogen veröffentlichen Geschichten über Frust und Freude in ihrem Beruf. Auch zur Selbst-Therapie
VON JOHANN OSEL
Eines frühen Morgens saß Hildegard Monheim vor dem Computer, klickte sich durch Facebook und sah, was ein Schüler gerade an seine Pinnwand geschrieben hatte: „Scheiß-Schule, ich will da nicht hin.“ Und Lehrerin Monheim? „Mir war an diesem Morgen auch nicht wohl. Um ein Haar hätte ich ,Gefällt mir‘ gedrückt.“ Die Annahme, Monheim sei eine frustrierte Pädagogin, die sich jeden Tag unter Verrenkung des Willens in die Schule schleppt, stimmt aber nicht. Gar nicht.
  Vor 38 Jahre erlebte die Hauptschullehrerin den berühmten Praxisschock, als sie erstmals vor eine Klasse trat, mittlerweile ist sie eine gestandene Lehrkraft. Sie weiß, dass man sich „gewaltig abstrampeln muss“ und gelegentlich „als Hauptfigur einer Comedy-Show fühlt“; sie kennt die Tücken von „Multikulti extrem“ und die Schwierigkeiten, unter oft desinteressierten Schülern die Souveränität zu wahren, zudem „zu jeder Zeit zu Sanktionen bereit zu sein“; und sie bekennt ohne Verlegenheit, ihre Erwartungen inzwischen so weit zurückgeschraubt zu haben, „dass ich jeden knutschen könnte, der länger als drei Minuten freiwillig in ein Buch schaut“. Bei den Versuchen, die Hauptschüler aus einer Art Dumpfheit und Orientierungslosigkeit zu holen und zu begeistern, kann man oft nur kleine pädagogische Erfolge feiern. Trotzdem sagt die 57-Jährige: „Der Lehrerberuf ist genau das, was ich machen will.“
  Die obigen Szenen sind Teil eines Buches, das Hildegard Monheim in diesen Tagen veröffentlicht hat: „Manchmal schauen sie so aggro“ (Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf). Ihr Name ist ein Pseudonym, um die beschriebenen Schüler zu schützen, auch wenn deren Namen sowie Teile der Handlung bereits leicht entfremdet wurden. In 33 Geschichten gibt sie Einblick in ihr Klassenzimmer, kritisch reflektierend, aber nicht bloßstellend, teils humoristisch, aber nie witzelnd.
  Derlei Bücher sind im Kommen: Wenn Lehrer bisher als Autoren tätig waren, geschah dies meist im Auftrag von Schulbuchverlagen, Arbeitsaufträge oder Aufgaben für Deutschfibeln zum Beispiel. Ansonsten widmen sich Pädagogen mit dem Drang zur Schriftstellerei manchmal rein fachlichen Fragen, etwa der Bedeutung von Noten oder Empfehlungen in Sachen Schulwechsel. Seit einigen Jahren aber trägt die Zunft zunehmend ihren Alltag in die Öffentlichkeit, es gibt Werke wie „Survival für Lehrer“, „Föhn mich nicht zu“ oder „Voll streng, Frau Freitag! – Neues aus dem Schulalltag“. Im Oktober übrigens wird Ursula Sarrazin, Lehrerin und Gattin des umstrittenen Bestseller-Autors und Ex-Bundesbankers, ihr Buch „Hexenjagd: Mein Schuldienst in Berlin“ auf den Markt bringen; Beobachter hoffen, dass Erbgutforschungen nicht zu diesem Schuldienst gehören.
  Weil das Thema Bildung in der Gesellschaft boomt – ein Blick in die Buchhandlungen zeigt das – sehen sich mittlerweile sogar Eltern („Das Lehrerhasserbuch“) und Abiturienten („Schulfrust – 10 Dinge, die ich an der Schule hasse“) veranlasst, mit dem Schulsystem abzurechnen. Großer Rummel und mitunter glänzende Verkaufszahlen sind da jedenfalls garantiert.
  Hildegard Monheim, zuvor schon unter echtem Namen als Kinderbuchautorin tätig, betont im Gespräch, sie sei „nicht auf den fahrenden Zug aufgesprungen“. Schon vor der Welle an Lehrerliteratur habe sie Tagebuchschnipsel gesammelt, dabei im Hinterkopf: „Das glaubt einem ja sonst kein Mensch, was wir Lehrer hier alles erleben.“ Leider habe beinahe jeder Bürger seine Meinung zum Thema Schule, oft einseitig und plakativ. Was liege da näher, als einen Blick hinter die Kulissen des Hauptschulbetriebs zu geben, sagt sie.
  Zugleich ist ihr Buch wohl ein Stück Selbsttherapie, obwohl sie es nicht aus dieser Motivation heraus geschrieben habe. „Es hat einfach gut getan, es war befreiend, den Kuddelmuddel im eigenen Kopf zu ordnen.“ Und nicht zuletzt – Monheim bestätigt dies nicht ausdrücklich, es wird aber bei der Lektüre evident – ist ihr Buch eine Ehrenrettung des Lehrerstandes. Denn die Bevölkerung hat oft keine hohe Meinung von Pädagogen, wie Umfragen regelmäßig zeigen, dem Beruf fehlt es an öffentlicher Wertschätzung. Das beginnt damit, dass Monheims Sohn sie einmal gefragt haben soll, warum sie denn „nur“ Lehrerin geworden sei: „Du warst doch so gut in der Schule, hättest Anwältin oder Ärztin werden können.“ Und das geht weiter bei Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der bekanntlich die Lehrer mal als „faule Säcke“ bezeichnete.
  Die Mehrheit der türkischstämmigen Eltern, deren Kinder großes Klientel an Hauptschulen sind, ist einer Allensbach-Umfrage zufolge unzufrieden mit den Leistungen der Lehrer. Annähernd zwei Drittel der Befragten sagten, viele Lehrer hätten Vorurteile gegenüber Migrantenkindern und bemühten sich nicht genug um Förderung.
  Monheim sagt dagegen: Keiner sehe, wie viele Abende, wie viele Wochenenden, wie viele Ferienstunden Lehrer in ihre Arbeit steckten, zu Hause hinter verschlossenen Türen. Kaum jemand wisse, was ein Pädagoge im Schulalltag wirklich zu leisten habe und wie ihn dies an den Rand der Erschöpfung treiben kann. Man wolle als Lehrer „keine ständigen Streicheleinheiten“, es sei „aber längst nicht alles Mist, was wir machen“. Der Gedanke, die Schwächsten der Schwachen zu fördern, sei eine Herausforderung. „Sich selbst als groß und stark zu empfinden – das ist für Schüler nicht einfach, wenn man als junger Mensch eine Schulart besucht, die von den meisten als Restschule empfunden wird.“ Jeden Schüler könne man aber aufwecken, in jedem stecke ein Talent. Monheim schildert etwa, wie ein zuvor völlig apathischer Junge auf einem Lineal einen Song von Deep Purple spielt – und nach dem Beifall der Klasse zugänglicher wird.
  Wie viel im Argen liegt am unteren Rand des Systems, zeigt das Buch mit seinen Einzelgeschichten durchaus auf. Und es sind mehr Dinge als nur die „Aggro“-Blicke in Monheims Buchtitel: Sprachdefizite bei Schülern, die ins Lächerliche abgeleiten können, oder eine kaum für möglich gehaltene Disziplin- und Lustlosigkeit. Da ist es am Ende auch schon ein Erfolg, wenn ein Schüler das Kaugummi nach einer Ermahnung nicht achtlos irgendwohin pfeffert, sondern mit Papier umwickelt im Abfall deponiert. Die Richtschnur für Monheims Erzählung: Keinem Schüler die Würde nehmen, den Abgeschlagenen des Bildungssystems nicht noch einen Stoß versetzen.
  Dies tun schreibende Lehrer gelegentlich an anderer Stelle, nicht in Buchform, sondern in Internet-Blogs. Gut 60 deutsche Pädagogen betreiben ein Tagebuch im Netz, teils anonym, weil die Schulleitung oder die Kultusministerien gerne mitlesen. Manche widmen sich dem Schulalltag mit allerlei Schnurren, andere nur ihren Fächern; vereinzelt werden Blogs für den Kontakt zu Schülern genutzt, Papiere zum Download eingestellt. Und manchmal wird so richtig vom Leder gezogen.
  Eine Berliner Lehrerin, Arbeitsplatz im Brennpunktbezirk, beschreibt die Jungs in ihrer Klasse als „junge Hunde, die ständig balgend übereinander herfallen müssen“, einige Mädchen kommen kaum besser weg – „Krawallschachteln“. Über deutsch-türkischen Kauderwelsch macht sie sich mitunter lustig, Integrationsprobleme legt sie so schonungslos offen, sodass man an manchen Stellen fast glauben möchte, die Szenen entstammen dem Reich der Phantasie. Aber auch das Anliegen der anonym schreibenden Berlinerin ist ernst, wie sie auf Nachfrage versichert: „Jeder redet über Problemschulen, ohne eine Ahnung zu haben, was dort tatsächlich abläuft. Viele Lehrer würden am ersten Tag schreiend davonrennen.“ Aus anderen Blogs wurden auch schon Bücher gemacht.
  Eine „kathartische Absicht“, also die Selbstläuterung, stecke wohl hinter dem Trend zum Autobiografischen, meint Josef Kraus, Chef des Deutschen Lehrerverbandes. Auch er veröffentlicht Bücher, politische und kaum launige Streitschriften wie „Ist die Bildung noch retten?“. Wenn Lehrerbücher die Belastung des Berufsstands und die tägliche Arbeit transparenter machten, sei dies legitim. Kraus empfiehlt aber das „Gebot der Mäßigung“, Kritik müsse sachlich bleiben, Persönlichkeitsrechte seien zu wahren – nicht nur der Schüler, sondern auch der Lehrerkollegen.
  Hildegard Monheims Geschichten gelingt eine gute Balance, trotz aller Härten bleibt am Ende kein Bild der völligen Hoffnungslosigkeit. Auch deshalb hat sie wohl die „Schule ist scheiße“-Äußerung auf Facebook damals nicht mit einem zustimmenden Klick versehen. Sie sagt: „Die meisten der Lehrer-Autoren, die mir bekannt sind, sind erheblich jünger als ich, stammen also aus einer anderen Generation. Aber ich bin weit entfernt von Verbitterung und Larmoyanz. Was nicht heißt, dass ich die Dinge schönreden will.“
„Nur Lehrerin? Du warst doch gut
in der Schule, hättest Anwältin
oder Ärztin werden können.“
„Krawallschachteln“ – im Netz
beschreiben Lehrer ihre
Schüler oft derber als in Büchern
Brisantes im Spind: An manchen Hauptschulen sind die Sitten roh, Disziplinlosigkeit ist Alltag. Fördern, auch unter schwierigsten Bedingungen, will Lehrerin Hildegard Monheim. Für ihr Buch lässt sie zwar ihr Gesicht abbilden, der Name aber ist fingiert – damit nicht eine einfache Google-Recherche preisgibt, wo genau sie unterrichtet.
FOTOS: MORITZ THAU/SCHWARZKOPF&SCHWARZKOPF, JULIAN RÖDER/OSTKREUZ
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