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Die Geschichte der Seestreitkräfte der DDR von 1950 bis 1990 ist verbunden mit 35 Jahren Konfrontation mit der Bundesmarine auf See. Trotz der gesellschaftlichen Unterschiede zwischen der DDR und BRD, ihrer konträren Bündniszugehörigkeit und militärischen Gegnerschaft verdeutlichen die Begegnungen von Fahrzeugen der Volksmarine und der Bundesmarine das verbindende Element von deutschen Marinesoldaten: Die See sowie das identische maritime Brauchtum und dessen Rituale. Trotz der Teilung Deutschlands dienten die Männer im blauen Tuch unter den Nationalfarben schwarz-rot-gold, jedoch mit…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte der Seestreitkräfte der DDR von 1950 bis 1990 ist verbunden mit 35 Jahren Konfrontation mit der Bundesmarine auf See. Trotz der gesellschaftlichen Unterschiede zwischen der DDR und BRD, ihrer konträren Bündniszugehörigkeit und militärischen Gegnerschaft verdeutlichen die Begegnungen von Fahrzeugen der Volksmarine und der Bundesmarine das verbindende Element von deutschen Marinesoldaten: Die See sowie das identische maritime Brauchtum und dessen Rituale. Trotz der Teilung Deutschlands dienten die Männer im blauen Tuch unter den Nationalfarben schwarz-rot-gold, jedoch mit unterschiedlichem Fahneneid und Symbolen. Ereignisse belegen die Auswirkungen der Deutschlandpolitik in Berlin und Bonn nach dem 13. August 1961 auf das bilaterale Verhalten beider Marinen auf See und im seemännischen Umgang mit- oder gegeneinander. Diese Begegnungen waren geprägt von wechselseitigem Interesse und Neugier, seemännischem Können und Besonnenheit, aber auch von Übermut, Draufgängertum und provokativem Verhalten einiger Kommandanten. Mitunter spürte man eine offen zur Schau gestellte militärische Rivalität. Die mit Unterstützung von Marinekameraden in ¿Ost und West¿ recherchierten, bis 1990 teilweise verschwiegenen oder in Vergessenheit geratenen Zwischenfälle in den bilateralen Begegnungen auf Hoher See mit wechselseitigen Schuldzuweisungen im Stile des Kalten Krieges vermitteln eine Vorstellung über die Gefahren und möglichen Konflikte, die in diesen Begegnungen in Friedenszeit mitunter lagen. Der historische Abriss zur Herausbildung und Entwicklung beider deutschen Seestreitkräfte von 1950 bis 1990 dient dem besseren Verständnis der Thematik. Thesen zur militärischen Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine sollen zur Diskussion anregen.
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Autorenporträt
Ingo Pfeiffer, Jahrgang 1949, trat 1968 in die Volksmarine ein. 1972 absolvierte er die Offiziershochschule in Stralsund mit der Ernennung zum Leutnant-Ing. und Verleihung des Diploms (FH) für Schiffsbetriebstechnik. Mit 23 Jahren erhielt er seine erste Offiziersdienststellung als Leitender Ingenieur auf einem U-Jagdschiff. Nach der Bordverwendung war er bis 1979 Stabsoffizier in der 4. Flottille (Warnemünde). Mit Abschluss eines gesellschaftswissenschaftlichen Studiums erhielt er 1983 seine Berufung zum Fachgruppenleiter für Geschichte an der Offiziershochschule. 1988 promovierte er an der Sektion Geschichte der Universität Rostock zum Dr. phil. Als Fregattenkapitän an der Marineschule Stralsund schied er aus strukturellen Gründen am 31. Dezember 1990 aus dem aktiven Dienst der Bundeswehr. Anschließend absolvierte er ein betriebswissenschaftliches Studium mit dem Diplom-Abschluss als Marketing-Referent. Bis 2010 arbeitete er als Projektmanager für Stahl- und Metallrecycling in verschiedenen Unternehmen der Privatwirtschaft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2013

Kleine weiße Möwe ...
Deutsch-Deutsches auf See

Bundeswehr und Nationale Volksarmee (NVA) standen sich als Streitkräfte, die im Kalten Krieg antagonistischen Bündnissystemen angehörten, in der Mitte Europas hochgerüstet gegenüber. Dieses Szenario bildet die Folie, auf der Ingo Pfeiffer die Konfrontation von Bundesmarine und Volksmarine der DDR (VM) auf See betrachtet. Pfeiffer, zunächst Schiffstechnischer Offizier, war als Fregattenkapitän Fachlehrer für Geschichte an der Offiziershochschule der VM. In die Bundeswehr konnte er aus strukturellen Gründen nicht übernommen werden. Der Titel des Buches gibt den eigentlichen Inhalt nur begrenzt wieder. Zunächst beschreibt Pfeiffer die Geschichte der beiden Seestreitkräfte bis 1990, mit klarem Schwerpunkt bei der VM. Dabei bringt er sich immer wieder als Zeitzeuge aus seiner Dienstzeit bei der VM ein. Der Neuigkeitswert dieses Zusammenschnitts bleibt begrenzt. Auffällig ist der Detailreichtum bei der Darstellung von Strukturen, technischen Daten zu Schiffstypen, Schiffbestand bis hin zu den Namen von Kommandanten.

Ausführlich wird der Zeitraum 1989/90 behandelt. Hier überträgt der Autor seine persönliche Überzeugung, mit dafür gesorgt zu haben, "dass diese vom Volk ausgelöste revolutionäre Bewegung friedlich verläuft", auf die gesamte VM. Deren Soldaten hätten den "Einsatz gegen das Volk entschieden" abgelehnt. Sehr kritisch geht Pfeiffer mit Rainer Eppelmann, dem letzten Verteidigungsminister der DDR, um. Dessen Taktik hätte zunächst zu viel versprochen, schließlich aber "zur kalten Abwicklung von Tausenden von Berufssoldaten der NVA" geführt. Die Übernahme der Soldaten der VM durch die Bundesmarine habe man mit Erwartungen verbunden, die sich vielfach nicht erfüllten. Das "NVA-Soldaten zugeschriebene Stigma, Angehöriger einer Parteiarmee und Systemstütze gewesen zu sein", habe zu einer radikalen Entlassungswelle geführt. Diese Sicht erscheint unzutreffend, denn zweifellos gab es unter den Berufssoldaten der DDR stramme Systemgänger. Überdies waren Strukturen und Verwendungsmöglichkeiten in beiden Armeen wenig kompatibel. Die vertragliche Obergrenze für gesamtdeutsche Streitkräfte zwang zu drastischen Reduzierungen.

Dem Thema "Konfrontation auf See" ist nur ein Teil des Buchs gewidmet. Dabei ist der Begriff weit gefasst. Beschreibt Pfeiffer doch eine Fülle von Episoden und wenig spektakulären Einzelereignissen: Verweigern des üblichen Gruß-Zeremoniells, Beschimpfungen, aber auch Provokationen, etwa durch gefährliche Manöver oder Überflüge in niedriger Höhe, Rettung von Flüchtlingen, Rammings oder Kollisionen. Beide Marinen waren permanent in der Ostsee präsent, um Flagge zu zeigen und Informationen über die jeweils andere Marine zu gewinnen. Vieles gibt Pfeiffer nach Erzählungen von Kameraden aus Volksmarine oder Bundesmarine wieder. Über die Quellen erfährt man leider nichts.

Seine zentralen Aussagen hat Pfeiffer in "Thesen zur Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See" zusammengefasst. Unbeschadet der beschriebenen Konfliktsituationen hätten sich danach beide deutsche Marinen "in ihrer Systemeinbindung und ihrem Selbstverständnis" als "Friedensstreitmacht" verstanden, deshalb dürften zu Recht auch ihre Angehörigen in Ost und West in gleicher Weise für sich in Anspruch nehmen, "für den Frieden eingetreten und dafür Militärdienst geleistet zu haben". Es entspräche "einem schlechten Stil", den Angehörigen der VM "wegen der Andersartigkeit des politischen Systems in der DDR" im Nachhinein einen Vorwurf zu machen; erst mit der Wiedervereinigung habe sich "die Frage nach dem Sinn des Dienstes" gestellt. Damit kann man pauschal alle Soldaten und Verantwortungsträger der VM entlasten, selbst wenn sie überzeugte Anhänger des SED-Systems waren. Zu hinterfragen ist deshalb auch Pfeiffers weitere These, an Bord habe sich jenseits "des ideologischen Wunschdenkens" der SED "ein maritimes Eigenleben" entwickelt, viele Marinesoldaten hätten "mehr an Seefahrt und weniger an den Sozialismus auf See" gedacht. Obwohl der Autor rückblickend kritisch anmerkt, die Friedenspolitik der DDR habe im Gegensatz zu den eingeschränkten Freiheiten der Bürger gestanden, lassen seine Aussagen Äquidistanz beim Blick auf die Systemunterschiede erkennen.

Weitere Abschnitte befassen sich mit Möglichkeiten und Praxis der Aufklärung in beiden Marinen sowie mit dem Thema "Militärpropaganda und psychologische Kampfführung". Hier erfährt man, mit welchen Mitteln beide Seiten wechselseitig versuchten, Soldaten und Bevölkerung zu beeinflussen. Pfeiffers Buch vermittelt - bei begrenzter wissenschaftlicher Bedeutung - interessante Einblicke in ein weniger bekanntes Kapitel der deutschen Militärgeschichte. Es dürfte seine Leser vor allem unter ehemaligen Marineangehörigen finden.

HANS EHLERT.

Ingo Pfeiffer: Gegner wider Willen. Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See. Carola Hartmann-Miles Verlag, Berlin 2012. 376 S., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erstaunlich, wie aufmerksam die FAZ das Schaffen des Fregattenkapitän a.D. Ingo Pfeiffer verfolgt.  Denn eigentlich hält Rezensent Hans Ehlert den Neuigkeitswert seines jüngsten Werks für begrenzt. Pfeiffer umreißt darin die Geschichte von Bundesmarine und Volksmarine, mit klarem Schwerpunkt auf letzter, die er aus eigener Anschauung kennt. Von den Konfrontationen, die im Titel anklingen, bleibt wenig übrig, vornehmlich, so erklärt Ehlert, geht es um verweigerte Grüßzeremoniell oder andere Unfreundlichkeiten auf der Ostsee. Etwas fragwürdig scheint der Rezensent auch die Pfeiffers Einschätzungen, was die Übernahme der NVA-Soldaten in die Bundeswehr betrifft. Immerhin nimmt der Rezensent "interessante Einblicke" in dieses Kapitel deutsch-deutscher Militärgeschichte mit.

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