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Die gesamte Welt besteht aus ihnen - von den entferntesten Regionen des Universums bis zu diesem Buch. Gleich nach dem Urknall entstanden, werden die chemischen Elemente auch noch da sein, wenn die Menschheit längst untergegangen ist. Solange führen sie ein abenteuerliches Leben in Kunst, Architektur und Literatur. In kleinen Anekdoten und großen Geschichten schildert Hugh Aldersey-Williams die überraschende Symbiose von Kultur und Chemie - und gibt dem Periodensystem eine ganz neue Ordnung. Denn die Elemente gehören nicht ins Labor, sondern sind unser aller Besitz.

Produktbeschreibung
Die gesamte Welt besteht aus ihnen - von den entferntesten Regionen des Universums bis zu diesem Buch. Gleich nach dem Urknall entstanden, werden die chemischen Elemente auch noch da sein, wenn die Menschheit längst untergegangen ist. Solange führen sie ein abenteuerliches Leben in Kunst, Architektur und Literatur. In kleinen Anekdoten und großen Geschichten schildert Hugh Aldersey-Williams die überraschende Symbiose von Kultur und Chemie - und gibt dem Periodensystem eine ganz neue Ordnung. Denn die Elemente gehören nicht ins Labor, sondern sind unser aller Besitz.
Autorenporträt
Aldersey-Williams, Hugh
Hugh Aldersey-Williams, geboren 1959, ist Naturwissenschaftler und Kurator. Er hat unter anderem Ausstellungen für das Londoner Victoria and Albert Museum und die Wellcome Collection konzipiert. Zudem verfasst er Bücher zu Wissenschafts- und Designthemen. Im Jahr 2011 erschien bei Hanser "Das wilde Leben der Elemente" und darauf folgend "Anatomien. Kulturgeschichten vom menschlichen Körper". Er lebt in London und Norfolk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2011

Im Plauderton durchs
Periodensystem
Homestorys aus dem Labor: Hugh Aldersey-Williams
hat eine Kulturgeschichte der Chemie geschrieben
Eine seltsame, keine verrückte Passion: das Sammeln von Elementen. Der Wissenschaftspublizist Hugh Aldersey-Williams war als Schüler fasziniert vom Periodischen System der Elemente, doch eine Vorstellung vom Aussehen der Stoffe hatte ihm der Schulunterricht nicht verschafft. Und als er eine Tafel der chemischen Elemente mit echten Proben im Londoner Science Museum sah, da wollte er sich so etwas auch aufbauen. Einen Barren Zinn schmolz er aus Lötdraht, Zink, Kohlenstoff (Graphit) und Quecksilber holte er aus alten Batterien, Wolfram lieferte der Glühfaden einer kaputten Birne. Und manche Elemente konnte er einfach im Handel kaufen, „in jenen unschuldigen Zeiten“, wie er so treffend schreibt. Nun, viele Jahre später, ist er auf sein Thema zurückgekommen und hat ein Buch über „Das wilde Leben der Elemente“ verfasst. „Curious Life“ heißt es im Original, „geheimnisvoll“ – hätte das nicht gereicht? „Wildes Leben“, das klingt ja schon wie „Lesende Frauen sind gefährlich“, eine ähnlich unüberzeugende Behauptung.
Wild oder eigenartig kann man immerhin das Verfahren des Autors nennen. Er will keine Wissenschaftsgeschichte der Chemie geben und schon gar kein Lehrbuch. Er will eine Kulturgeschichte bieten, doch wieder weniger der Chemie (so allerdings der deutsche Untertitel) als eine der Elemente. Doch was heißt das? Der Autor plaudert uns mancherlei vor über Entdeckung und Verwendung der Elemente. Platin kam Ende des 19. Jahrhunderts als Schmuckmetall groß in Mode. Es eignete sich aufgrund seiner Härte und seiner dezenten Farbe ausgezeichnet dazu, sehr große Edelsteine zu fassen und passte zum Protzentum der Zeit, kam aber für sich genommen auch einem Snobismus höheren Grades entgegen. Wir lesen von der Begeisterung für Radium-Kuren Anfang des 20. Jahrhunderts und von einer Fülle von Artikeln, die mit dem Namen Radium empfohlen wurden, Radium-Butter, Radium-Schokolade, Radium-Zahnpasta und Radium-Gel (zur Empfängnisverhütung). Der Autor erzählt, wie er in der Garage Heringe faulen ließ und sich tatsächlich ein Phosphorschimmer über die verwesenden Kadaver legte. Das ist natürlich schön. Und wo es um Chrom geht, fahren die verchromten Straßenkreuzer Amerikas vor, und Vladimir Nabokov sieht Lolitas Mutter „in der deprimierend hellen Küche mit ihrem Chromgeglitzer“ stehen.
Aber das alles sind nur Unterhaltlichkeiten. Substantiell wird das Buch selten. Das liegt erstens an seinem leidigen Hang zur Reportage. Statt den Wissenschaftler zu befragen, wendet sich der Autor gern an den Praktiker in seinem malerischen Gehäuse, weil über die Elemente „nachzusinnen der Handwerker hinreichend Zeit hat, während er sich bemüht, sie nach seinem Willen zu formen“. Ob den altdeutsch-biedermännischen Ton erst der Übersetzer hereingebracht hat? Der Autor wäre jedenfalls piefig genug. Zum Thema Kohlenstoff besucht er einen Köhler „in den Wäldern von Blackmoor Vale“, zum Thema Titan einen Juwelier. Der arbeitet gern mit diesem Metall und klagt, dass er auf „Einfallsreichtum und praktisches Herumprobieren“ angewiesen sei. Die Flugzeugindustrie hüte die „Geheimnisse der Titanschweißer“, wie mittelalterliche Zünfte es mit ihren Künsten hielten. Kein schulmäßig verbreitetes Fachwissen, keine Literatur über das Titanschweißen? Das kann man sich kaum vorstellen, und so ist es auch nicht, wie eine Nachfrage bei der Bundesanstalt für Materialforschung ergab. Das Titanschweißen ist nicht mal das Problem, heikel wird es, wo Titan mit Aluminium, Stahl oder Faserverbundwerkstoffen zu verschweißen ist.
Warum soll ich einem Juwelier beim Fingern mit Titan zusehen, wenn es richtige Fachleute gibt? Das soll ich tun, weil der Autor im An-, Ab und Durchfeaturen unser Vergnügen vermutet. Vieles wird angekratzt, im Kopf hat der Leser zuletzt wenig. Das Kapitel Eisen umfasst nicht mal zwölf Seiten, was ist da schon zu erwarten? Nichts was technik- oder kulturgeschichtlich von Belang wäre. Geradezu putzig die Behauptung, Schwerter aus Eisen seien außergewöhnlich wertvolle Dinge gewesen, „viel zu kostbar, um sie in einer Schlacht zu verwenden“. Selbstverständlich haben römische Legionen eiserne Schwerter verwendet, die Griechen der klassischen Zeit auch, und nicht anders war es im Mittelalter und selbst in der Völkerwanderungszeit. Was hätte man sonst verwenden sollen? Bronze war zu weich, Eisen, „scharfschneidend“, wie es bei Homer heißt, das waffentechnisch überlegene Material.
Ein Buch von über 400 Seiten wird immer Fehler enthalten, das ist nicht weiter bemerkenswert. Was einen ärgert, ist der geistige Kehrmichnichtdran. Gewiss, der Autor macht kein Geheimnis daraus, dass er kein Chemiebuch vorlegen wollte, und das ist auch sein Recht. Das Recht des Lesers ist es, zu fragen, was bleibt, wenn der systematische Anspruch beiseitegeschoben wird. Der Reiz der Chemie, wie der Schüler das Fach im guten Unterricht erlebt (und weiter dringt Aldersey-Williams ja nicht vor), besteht in der Verknüpfung sinnlicher Eindrücke und begrifflicher Durchdringung. Es gibt etwas zu sehen, zu hören, zu riechen, es muss nicht immer gemessen werden. Zugleich gibt es Theorien, die diese Farbigkeit ordnen; im Periodischen System hat das wiederum sein Bild gefunden. Von Theorie und Begrifflichkeit aber will Aldersey-Williams auf keinen Fall sprechen. Er denkt sich offenbar einen Leser, der nichts lernen will. Für ihn hat er ein Buch geschrieben, das, um es in der Sprache der Didaktik zu sagen, eine für sich glitzernde Kette von Motivationsphasen ist.
STEPHAN SPEICHER
HUGH ALDERSEY-WILLIAMS: Das wilde Leben der Elemente. Eine Kulturgeschichte der Chemie. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Hanser Verlag, München 2011. 462 Seiten, 24,90 Euro.
So geheimnisumwittert ist das
Titanschweißen dann doch nicht
Natürlich waren Römer-Schwerter
aus Eisen – woraus denn sonst?
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was bleibt, wenn der systematische Anspruch fällt? Bei einem Buch über die Elemente (hoppla, ihr wildes Leben, amüsiert sich der Rezensent) nicht viel, nämlich piefige Anekdoten, wie der Autor Hugh Aldersay-Williams einmal einen Titanschmied besuchte, oder wie bei Nabokov Chrom verhandelt wird (als Küchenschmuck). Das reicht Stephan Speicher nun gar nicht. Alles viel zu reportagemäßig, weniges substantiell. Bei einem Thema wie diesem, meint er, und ist es auch kulturgeschichtlich angelegt, muss man schon die Fachleute befragen. Außerdem gefällt ihm der biedermeierliche Ton des Buches nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Großartig ... unterhaltsam und glänzend geschrieben" The Observer

" Das wilde Leben der Elemente [...] verbindet Naturwissenschaft und Kultur - und das Elementare mit dem Alltäglichen auf sehr unterhaltsame Weise." Detlef Kutz, WDR 5 Leonardo, 29.09.11

"Genau das Richtige für winterliche Schmökerabende" Dagmar Röhrlich, Deutschlandfunk, 18.12.11

"Empfehlenswert", Ulrich Baron, Literarische Welt, 23.12.11

"Wie spannend und interessant Chemie sein kann, beweist Hugh Aldersey-Williams in seinem Buch". Michael Lange, Deutschlandradio Kultur, 10.1.12