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Etwa ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die Dorfpastorin Christine Lieberknecht mit den Umwälzungen in der DDR in die Politik geriet. Aus der früheren FDJ-Sekretärin und dem Mitglied der Blockpartei CDU wurde binnen weniger Wochen eine Vorzeigereformerin und Landesministerin. Machte und stürzte sie am Anfang ihrer Karriere Ministerpräsidenten, diente sie später lange Jahre im Kabinett oder als Parlaments- und Fraktionschefin mehreren Regierungschefs, um es schließlich selbst an die Spitze zu schaffen. Somit ist die Geschichte Christine Lieberknechts in ihrer einmaligen Kontinuität auch die politische Geschichte Thüringens seit der Wende.…mehr

Produktbeschreibung
Etwa ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die Dorfpastorin Christine Lieberknecht mit den Umwälzungen in der DDR in die Politik geriet. Aus der früheren FDJ-Sekretärin und dem Mitglied der Blockpartei CDU wurde binnen weniger Wochen eine Vorzeigereformerin und Landesministerin. Machte und stürzte sie am Anfang ihrer Karriere Ministerpräsidenten, diente sie später lange Jahre im Kabinett oder als Parlaments- und Fraktionschefin mehreren Regierungschefs, um es schließlich selbst an die Spitze zu schaffen. Somit ist die Geschichte Christine Lieberknechts in ihrer einmaligen Kontinuität auch die politische Geschichte Thüringens seit der Wende.
Autorenporträt
Martin Debes, geboren 1971, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Jena und den USA und absolvierte seinen Redakteursabschluss bei der Deutschen Journalistenschule München. Seit 2000 arbeitet er als politischer Redakteur und Ressortleiter bei der "Thüringer Allgemeinen".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2014

„Mädchen, mach
den Mund auf“
Martin Debes über die Chefin in
Thüringen: Christine Lieberknecht
Die Herrenrunde im Erfurter Victor’s Residenz-Hotel tafelt 148 Euro zusammen, es gibt Fisch und Fleisch, drei Bier, Weißwein. Am Tisch sitzen der gewesene Ministerpräsident Vogel, sein noch geschäftsführender Nachfolger Althaus sowie drei Kerntruppenführer der Landespartei. Sie reden über Christine Lieberknecht, also über jene Frau, die gerade angekündigt hat, erste CDU-Ministerpräsidentin Deutschlands werden zu wollen. Die Herren reden nicht gut über sie, und sie können auch noch nicht wissen, wes Brot sie da essen. Wegen eines Missverständnisses landet die Rechnung der Runde auf dem Schreibtisch von Lieberknecht. Als sie erfährt, wer sich da getroffen hat, zahlt sie die 148 Euro aus eigener Tasche und mit Genugtuung.
  Die Geschichte der fehlgeleiteten Rechnung ist eine der schönsten Nebensächlichkeiten auf dem Weg Christine Lieberknechts „von der Mitläuferin zur Ministerpräsidentin”, den der Journalist Martin Debes in seiner Biografie nachzeichnet. Das Buch produzierte in Erfurt vor seiner Veröffentlichung faktisch mehr Unruhe als danach, Debes sprach gefühlt mit jedem über die Frau an der Spitze Thüringens – von ihrer Familie und politischen Leichen am Wegesrand bis zu solchen, die Lieberknecht auf einem Parteitag mal ein frisches Wasser brachten. Die Ministerpräsidentin selbst nahm sich Zeit, ohne auf Autorisierung zu bestehen. Aus diesen ordentlichen Voraussetzungen hat Martin Debes ein lesenswertes Buch geschrieben und einen 2:1-Arbeitssieg der Vorzüge gegen die Unzulänglichkeiten errungen.
  Erster Vorzug: Ihr Detailreichtum macht die Biografie zu einem Nachschlagewerk im allerbesten Sinn. Zweiter Vorzug: Debes zeigt bemerkenswerte biografische Parallelen auf. Zum Einen zwischen Lieberknecht als Person und dem Land Thüringen seit 1990. Zum Zweiten zwischen den Pfarrerstöchtern Lieberknecht und Merkel. Beide wurden Ende 1991 von Kohl nach vorn geschubst („Mädchen, macht den Mund auf”), beide verfügen über die Gabe, in entscheidenden Momenten mit harter und eiskalter Hand zu führen und nach außen oft trotzdem wie die reine Unschuld vom Lande zu wirken.
  Die von Lieberknecht abgeräumten Kegel sind freilich kleiner, aber Debes schafft es glaubhaft, im eigentlich piefigen Erfurt einen Hauch vom House of Cards der großen Politik zu erkennen. Schade ist nur, dass auch er nicht erklären kann, was Lieberknecht im Kern motiviert. Etwas zu oft spricht diese mit Luther und von ihrer Freiheit als Christenmensch. Man weiß bis heute nicht genau, warum sie dennoch die tägliche Unfreiheit wählt, die ihr Amt bedeutet. Calvinistische Arbeitsethik? Dienst am Volke? Eine seltsame Mischung aus Altruismus und Eitelkeit? Es würde zu Christine Lieberknecht passen, wenn sie die Antwort auf diese Frage selbst nicht so genau kennt.
CORNELIUS POLLMER
Martin Debes : Christine Lieberknecht. Von der Mitläuferin zur Ministerpräsidentin. Klartext Verlag, 2014. 262 S., 14,95 Euro.
Lieberknecht und die Kanzlerin:
Beide können nach außen wie
die Unschuld vom Lande wirken
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