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Ein großes Epos über Guatemala, ein großer Liebesroman, große Literatur.
Guatemala, spätes 19. Jahrhundert: María des las Nieves Moran, eine verträumte, belesene Novizin, soll mit Jesus verheiratet werden. Doch ausgerechnet auf ihre beste Freundin im Kloster, die schöne Paquita, fällt das begehrliche Auge eines mächtigen Generals. Um sie zu bekommen, lässt er alle Klöster schließen und zwingt Paquita zur Ehe. María findet eine Anstellung in der britischen Gesandtschaft und trifft dort auf den kubanischen Freiheitskämpfer und Poeten José Marti. Hin und her gerissen zwischen ihren…mehr

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Produktbeschreibung
Ein großes Epos über Guatemala, ein großer Liebesroman, große Literatur.
Guatemala, spätes 19. Jahrhundert: María des las Nieves Moran, eine verträumte, belesene Novizin, soll mit Jesus verheiratet werden. Doch ausgerechnet auf ihre beste Freundin im Kloster, die schöne Paquita, fällt das begehrliche Auge eines mächtigen Generals. Um sie zu bekommen, lässt er alle Klöster schließen und zwingt Paquita zur Ehe. María findet eine Anstellung in der britischen Gesandtschaft und trifft dort auf den kubanischen Freiheitskämpfer und Poeten José Marti. Hin und her gerissen zwischen ihren traditionellen Werten und dem begeisternden Liberalismus eines Mannes, der die Gleichheit aller Menschen in berauschenden Gedichten besingt, folgt sie ihm durch die Ballsäle und Kaffeeplantagen des Landes. Viele verehren, viele begehren María, und als sie Jahre später zusammen mit Paquita heimlich das Land in Richtung New York verlässt, nimmt sie ihre kleine Tochter mit und verweigert beharrlich die Antwort auf die Frage, wer der Vater des Mädchens sei ...
"Der himmlische Gemahl" ist virtuos, sprachmächtig, episch - ein lebenspraller Sitten- und Gesellschaftsroman, ein Buch über die große Liebe und ihren Preis, ein Buch auch über die Entstehung von Geschichte und, nicht zuletzt, die Rolle der Literatur.
Autorenporträt
Goldman, Francisco
Francisco Goldman wurde 1954 als Sohn einer guatemaltekischen Mutter und einesamerikanischen Vaters in Boston geboren. Er studierte Literaturwissenschaft an der New York University, unterrichtete an der von Gabriel Garçia Marquez gegründetenJournalismus-Schule in Cartagena in Kolumbien und lehrt am Trinity College inHartford, Connectitut. Goldman lebt in New York und Mexico-Stadt. In Frankreich erhielt Goldman für "Sag ihren Namen" den Prix Femina Étranger 2011. Von Publishers Weekly wurde "Sag ihren Namen" 2011 zum Buch des Jahres gewählt.Bei Rowohlt erschien zuletzt von ihm "Die Kunst des politischen Mordes".

Detje, Robin
Robin Detje lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Er ist Teil der Künstlergruppe bösediva. Für seine literarischen Übersetzungen wurde er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Preis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2009

Lausbuben Lateinamerikas
Francisco Goldmans postmoderner Historienschinken

Was ist die Steigerung der Bananenrepublik? Auskunft darüber kann Francisco Goldmans Mammutroman "Der himmlische Gemahl" geben: die Läuserepublik. Denn das namenlose Land im Mittelamerika des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, um das die Erzählhandlung kreist, dankt Wohlstand und Segnungen der Zivilisation einer Schildlaus-Spezies, in der Landessprache Cochinilla genannt. Was den unscheinbaren Kaktusparasiten so unersetzlich macht: Er produziert den Farbstoff Karminrot - und macht die nicht weniger unscheinbare Läuserepublik zum purpurnen Farb-Weltmonopolisten. Zum Nabel der Welt für jede Herrscherwürde. Ohne ihr Rot keine Kardinalssoutane, kein Königsmantel.

Dergleichen Selbstbewusstsein einer Hauptstadt des neunzehnten Jahrhunderts von Lauses Gnaden macht sich auch im Namen der Landesmetropole bemerkbar: La Pequeña París - "Das Kleine Paris" wird sie stolz von ihren Bewohnern genannt. Aber sosehr dies Reich der Schild(laus)bürger auch einem satirischen Märchen entsprungen zu sein scheint, so real ist es. Es trägt unverkennbar die Züge Guatemalas, und Goldman, selbst Sohn einer Guatemaltekin und eines New Yorker Juden osteuropäischer Herkunft, rekonstruiert die Vergangenheit des Landes minutiös in seiner Prosa. Regiert werden das historische wie das erzählte Isthmus-Schilda durch den rebellischen Präsidenten Rufino Barrios, von treuen Katholiken meist nur "Der Antichrist" genannt. Nach außen hin hat er eine antiklerikale "liberale Revolution" ausgerufen, die Schließung aller Klöster angeordnet, die Nonnen in eine Schattenexistenz im Untergrund getrieben, um den Fortschritt nach Mittelamerika zu bringen.

Der Roman nun enthüllt die recht lausigen Hintergründe der Revolution, zupft dafür aus den historischen Fakten einen einzelnen Faden heraus und verspinnt ihn in der Folge zu einem verwirrend dichten Handlungsgeflecht, in dem sich Fiktion und Dokumentation nur noch schwer voneinander entwirren lassen. Denn das wahre Motiv "Rufinos, des Gerechten" ist, so Goldman, dass er die minderjährige Klosterschülerin Paquita vernaschen möchte, Tochter eines mächtigen Cochinilla-Potentaten. Im Zuge der Läusedämmerung im Zeichen der synthetischen Farbstoffe ist es ihrem Vater zwar gelungen, die Geschäfte anderweitig und bis in die Finanzwelt von New York hinein zu expandieren. Doch der lüsternen Säkularisierung Rufinos steht er machtlos gegenüber. Gegen sein vergebliches Drängen wird die Klosterschülerin über Nacht zur First Lady.

Das entgegengesetzte Schicksal ereilt Paquitas Kindheitsgefährtin Maria de las Nieves, Tochter eines verirrten irischen Abenteurers aus New York, von Paquitas Familie einst als eine Art Wolfskind in der Wildnis aufgelesen. Aus Rebellion gegen Rufinos Übergriffe verspricht die schwärmerische und literaturbegeisterte Novizin sich auf ewig dem titelgebenden "himmlischen Gemahl". Sosehr sie sich aber den schärfsten Kasteiungen unterzieht, entgeht sie doch nicht der Versuchung des Fleisches: in Form ihrer Sucht nach wollüstiger Erkitzelung des Niesreizes durch aus den Klosterbettdecken gezogenen Wollfäden. Solchermaßen ins Nasenloch implantierte Sünde führt die verlorene Braut Gottes ebenso der unbarmherzigen Bestrafung zu wie einer lebensbedrohlichen Wollallergie - und treibt sie in die Arme des kubanischen Dichters und Exilanten José Martí, der durch seinen in Guatemala und New York organisierten Freiheitskampf eines Tages zum Apostel der Unabhängigkeit seiner Heimatinsel und Idol Fidel Castro avancieren soll.

Dem glühenden Liberalen - der sich bei Goldman vor allem als glühender Schürzenjäger hervortut - folgt María de las Nieves durch Literaturzirkel, Kaffeehäuser und Plantagen. Hilflos sieht dabei ein als spätes Störelement in die Handlung eindringender tragikomischer Held zu: der New Yorker Kaufmann Mack Chinchilla, Yankee guatemaltekischer Herkunft. Auf vergeblicher Suche nach dem großen Geschäft am Isthmus bleibt auch er im "Kleinen Paris" bei einem jüdischen Gummi- und Kondomfabrikanten aus Polen hängen, der trotz seiner präservativen Fähigkeiten Macks gleichermaßen unsterblich wie unglücklich entflammte Liebe zu María nicht zu verhüten weiß.

Wie es sich letztlich erklärt, dass María de las Nieves und Paquita sich Jahre später, nach dem gewaltsamen Sturz und Tod des "Anticristo", gemeinsam auf einem Luxuskreuzer nach New York wiederfinden; wie sich der Umstand fügt, dass die einstige Braut Gottes ein uneheliches Kind mit sich führt, dessen Herkunft sie nicht preisgeben möchte, bleibt über Hunderte von Seiten ein wohlgehütetes Geheimnis. In seiner durch brüske Zeit- und Handlungssprünge charakterisierten Erzählweise verfolgt Goldman nämlich eine ganz ähnliche Strategie wie die Novizin: Er kitzelt seine Leser mit immer neuen Wollfäden, deren Zusammenhang zunächst nur durch die unwillkürlich daraus hervorbrechenden Niesreize gewährleistet ist.

Dem Anschein nach ist sein Erzählmodell dabei den großen historischen Romanciers des neunzehnten Jahrhunderts wie Scott und Dumas geschuldet. Um die Authentizität der fiktiven Charaktere glaubhaft zu machen, setzt er sie neben reale Figuren, mit deren historisch verbürgten Lebensläufen er die ihren verknüpft. Den berechtigten Zweifeln bezüglich der heutigen Legitimation eines zweihundert Jahre alten Rezepts, Historienschinken zu schreiben, begegnet der Autor mit maliziöser Sabotage - indem er mit Phantasie und feiner Ironie den Historismus immer wieder zertrümmert und parodiert. So führt er plötzlich den Lebenslauf des Dichters José Martí auf verschlungenem Weg fort bis zur Fernsehserie "Batman" aus den sechziger Jahren, deren "Joker"-Darsteller César Romero sein Leben lang behauptete, Martís Enkel zu sein. Oder er lässt das Schicksal von Mack und María in die Jetztzeit einbrechen - mitten in ein Naturlatex-Imperium in der (fiktiven) neuenglischen Stadt Wagnum, die spätestens seit dem Aids-Zeitalter durch ihre Präservativproduktion zu wirtschaftlicher Blüte herangewachsen ist. Dabei schaltet er sich als vermeintlich die Ereignisse berichtender Ich-Erzähler immer wieder vorwitzig in die Handlung ein.

Durch dieses unentwegt hereindonnernde Verfremdungsgewitter wird "Der himmlische Gemahl" zu einem Zerrbild des historischen Romans, das mit dessen Versatzstücken lustvoll spielt. Bei einer siebenhundert Seiten lang wuchernden und sich nach allen Künsten der Dekonstruktion verschachtelten Handlung kommt jedoch auch eine bange Frage auf: wohin diese Scharade eigentlich führen soll.

Was dem Roman dennoch das Leben rettet, ist vor allem die zugleich pikareske und quichoteske Figur des Halbyankees Mack Chinchilla, in seiner doppelten kulturellen Herkunft vielleicht auch eine Art ironisches Alter Ego des Autors. Als Wanderer zwischen den Welten, stets an der Grenze zwischen Tragik und Komik, als offenkundiger Verlierer und doch zuletzt lachender Gewinner, als nervtötender Pedant und stillschweigender Verführer hat diese heimliche Hauptfigur das Zeug zum unsterblichen Romanhelden. Schade nur, dass nicht alle Wegbegleiter dabei mithalten können.

FLORIAN BORCHMEYER

Francisco Goldman: "Der himmlische Gemahl". Roman. Aus dem Englischen von Robin Detje und Juliane Gräbener-Müller. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008. 704 S., geb., 22,90 [Euro].

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