Das Leben des Caravaggio
Im Jahr 1969 wurde aus einer Kapelle in Palermo ein Gemälde gestohlen, welches bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Ob im Besitz der Mafia oder einer reichen Einzelperson, der Verbleib des Bildes ist unbekannt. Die Rede ist vom Gemälde „Nativita“ von Michelangelo
Merisi da Caravaggio. Dieser Diebstahl ist der Auftakt zu Tilman Röhrigs Buch über das Leben des…mehrDas Leben des Caravaggio
Im Jahr 1969 wurde aus einer Kapelle in Palermo ein Gemälde gestohlen, welches bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Ob im Besitz der Mafia oder einer reichen Einzelperson, der Verbleib des Bildes ist unbekannt. Die Rede ist vom Gemälde „Nativita“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio. Dieser Diebstahl ist der Auftakt zu Tilman Röhrigs Buch über das Leben des italienischen Malers.
Im Jahr 1571 geboren, wächst Michele, wie er nur genannt wird, wohlbehütet im Städtchen Caravaggio auf. Schon früh erkennt sein Großvater die Liebe des Jungen zur Malerei und schickt ihn in die Lehre bei einem Maler. Doch die Lehrjahre sind hart. Michele muss sich nicht nur gegen die Bedrängungen des älteren Gesellen des Malers wehren, sondern auch, nach Ende seiner Lehre, gegen den Spott anderer, die seinen Malstil für zu schlicht halten. Denn Michele malt revolutionär: statt den Hintergrund auszuschmücken, hält er ihn dunkel, statt antike Statuen verwendet er einfache Leute aus dem Volk, um die Heiligen in seinen Bildern darzustellen.
Trotz der Kritik lässt sich der junge Mann nicht unterkriegen. Überzeugt von seinem Talent, ist er fest entschlossen, einen reichen Gönner zu finden, der seine Karriere fördert. Und das gelingt ihm auch. Bald schon wird er mit Aufträgen überhäuft. Doch auch seine Neider bleiben nicht untätig. Man lässt ihn ausspionieren und mehrmals werden Anschläge auf seine Leben verübt, um ihn vom Malen abzuhalten. Als Michele bei solch einem Anschlag jemanden tötet, muss er aus Rom fliehen…
Röhrig zeichnet ein komplexes Charakterbild des Malers: einerseits verabscheut er Ungerechtigkeit und will unbedingt durch seine eigenen Anstrengungen berühmt werden, statt nur durch die Hilfe anderer. Andererseits ist er doch auch jähzornig, sehr selbstbezogen und leicht reizbar. Eine Mischung, die ihn mir nicht sonderlich sympathisch gemacht hat. Meine Sympathie gehört eindeutig seiner Jugendliebe Paola, die durch Micheles diverse Liebschaften tief verletzt wurde und doch nicht von ihm loskommt. Trotzdem hat mich das plötzlich endende Schicksal des Malers am Ende mitgenommen. Die Handlung endet abrupt und man erfährt leider nichts mehr vom Schicksal der anderen Charaktere.
Desweiteren versteht es Röhrig gut, die Schauplätze und Nebencharaktere durch klangvolle Beschreibungen zum Leben zu erwecken. Zeitweise haben mich die Beschreibungen der verkommenen Obrigkeit oder brutaler Szenen sogar schockiert, doch das zeigt nur, wie gut es Röhrig gelingt, das Bild der damaligen Gesellschaft zu vermitteln.
Mein Fazit: ein schöner historischer Roman aus dem Italien des 16. Jahrhunderts, über einen charaktervollen Maler, der sich gegen jede Widerstände durchsetzt, um Ruhm zu erlangen. Mir hat’s gefallen!