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Fünfundsechzig Millionen Jahre sind vergangen, seitdem die Dinosaurier von der Erde verschwunden sind, die sie fast 200 Millionen Jahre lang beherrscht haben, und dabei die größten Landtiere hervorbrachten, die es je gegeben hat. Sie waren aber nicht die einzigen. Mit ihnen verschwanden auch viele Meeresbewohner; die hoch entwickelten, formenreichen Ammoniten ebenso wie ganze Heerscharen von mikroskopisch kleinen Einzellern und sehr viele andere Tiere mehr. Im Jahre 1980 verkündete eine Forschergruppe, die Ursache für dieses Massensterben entdeckt zu haben. Danach traf um jene Zeit ein…mehr

Produktbeschreibung
Fünfundsechzig Millionen Jahre sind vergangen, seitdem die Dinosaurier von der Erde verschwunden sind, die sie fast 200 Millionen Jahre lang beherrscht haben, und dabei die größten Landtiere hervorbrachten, die es je gegeben hat. Sie waren aber nicht die einzigen. Mit ihnen verschwanden auch viele Meeresbewohner; die hoch entwickelten, formenreichen Ammoniten ebenso wie ganze Heerscharen von mikroskopisch kleinen Einzellern und sehr viele andere Tiere mehr. Im Jahre 1980 verkündete eine Forschergruppe, die Ursache für dieses Massensterben entdeckt zu haben. Danach traf um jene Zeit ein Asteroid oder sehr großer Meteorit die Erde und löste eine globale Umweltkrise aus. In den mehr als 20 Jahren, die seit der Veröffentlichung dieser Theorie vergangen sind, fand eine unerhört intensive wissenschaftliche Debatte statt und es wurde alles versucht, um mit einer wahren Detektivarbeit Argumente für oder wider diese These zu sammeln.

Genau in dieser Zeit bekam das Thema eine Aktualität, die für paläontologische Fragestellungen eher ungewöhnlich ist. Nicht nur Biologen, sondern auch das breite Publikum erkannten, daß wir uns mitten in einer globalen Krise der Lebenswelt befinden, wie sie während der Erdgeschichte wiederholt aufgetreten sind. Es wird immer offensichtlicher, daß viele Tier- und Pflanzenarten, unsere Mitbewohner auf dem Planeten Erde, in immer schnellerem Tempo verschwinden und daß unsere zerstörerischen Eingriffe in die Ökosysteme dafür verantwortlich sind. In Deutschland begannen Bürgerinitiativen schon in den frühen 70er Jahren aktiv zu werden und im Jahre 1980 wurde die Partei der Grünen gegründet. Es ist zwar Zufall, daß es das Jahr der oben erwähnten Publikation war, aber dennoch hat es einen fast symbolhaften Charakter.

Die Paläontologen haben das in 200 Jahren angesammelte paläontologische Datenmaterial mit fast fieberhafter Eile durchsucht, um möglichen früheren Massensterbeereignissen auf die Spur zu kommen. Sie wurden fündig. Während der vergangenen 600 Millionen Jahren erlebte, überlebte das Leben fünf schwere globale Krisen neben zahlreichen kleineren Vorfällen dieser Art. Namentlich diejenigen Gesteine, welche die Spuren jener Großereignisse bergen, wurden überaus sorgfältig untersucht, ob in der Antarktis, in Bohrkernen aus den Ozeanen, in tropischen Urwäldern um die Karibik, in früher nicht zugänglichen Gebieten in China oder wo auch immer sie sich befinden. Neu entwickelte geochemische Methoden halfen bei der Fahndung nach plötzlichen Umweltveränderungen. Die Verfeinerung der physikalischen und der statistischen Methoden ermöglichte es, den Ablauf der Ereignisse und ihre zeitlichen und räumlichen Verbindungen nachzuvollziehen. Die Zeiten, als man noch aus dem Gefühl neue Theorien entwickeln konnte, gehören der Vergangenheit an. Obwohl noch viele Fragen offen sind, werden unsere Rekonstruktionen der Abläufe,der möglichen auslösenden Faktoren und der Antwort der Lebenswelt auf die Ereignisse immer genauer. Dies ist für die gesamte Evolutionsforschung von Bedeutung, denn der Zusammenbruch von Ökosystemen und das massenhafte Aussterben von ganzen Gruppen gab der Entwicklung des Lebens immer wieder eine völlig neue Wendung.
Doch es ist die gegenwärtige weltweite ökologische Krise, die dieser Forschung ihre wahre Dimension verleiht. Die geologische und paläontologische Ursachenforschung belegt, daß einem massenhaften Aussterben von Arten immer eine dramatische Umweltveränderung vorausgegangen war. Zur gleichen Zeit müssen wir erkennen, daß es sich heute nicht anders verhält, denn der heutige fast katastrophal zu nennende Rückgang der Biodiversität setzte mit dem Beginn der Industrialisierung ein und beschleunigte sich seitdem in immer rascherem Tempo. Der Zusammenhang zwischen den menschlichen Aktivitäten und der Verarmung der übrigen Lebenswelt macht die Ursachenforschung über die früheren Ereignisse auch gesellschaftlich wirklich relevant. Immer mehr Forscher sprechen aus, daß wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach mitten im sechsten Großereignis befinden.

Welche Lehren können wir aus dem Studium der langen Geschichte des Lebens ziehen? Dieses Buch möchte versuchen, dem Leser die Vorgänge zu beschreiben und ihre denkbaren Ursachen aufzuzeigen.

Inhaltsverzeichnis:
Vorwort III

1. Biodiversität in der Vergangenheit und in der Gegenwart 1
Was lehrt uns die Geschichte? 2
Die meisten Arten sind bereits ausgestorben 3
Was ist eine Art? 4
Überleben als Glücksspiel 6
Wie stirbt es sich aus? 9
Leitfossilien und "lebende Fossilien" 10

2. Endlos tief ist der Brunnen der Zeit 13
Die erdgeschichtliche Zeitskala 13
Wie bestimmen und gliedern wir die erdgeschichtliche Zeit? 14
Die Werkzeugkiste des Geologen 16
Die Erde als Plattenmosaik - die Plattentektonik 21

3. Was ist eigentlich ein Fossil? 23
Jeder Fund ist im Grunde ein Glücksfall 23
Das Meer und das Festland 25
Die Rolle des Zufalls: Der Signor-Lipps-Effekt 26
Können wir uns überhaupt auf die Fossilien verlassen? 28

4. Der Entwicklungsprozeß der Evolutionslehre 29
Die Anfänge, oder die Schwierigkeit, einen Elefanten zu übersehen 29
Unfälle oder stete Entwicklung: Katastrophismus und Aktualismus 30
Der Einschlag,der eine Lawine auslöst 32
Das quantifizierte Massensterben: Die Kurven von Sepkoski und Raup 35

5. Die ersten Krisen 40
Blühen und Verwelken des Ediacara-Gartens 40
Die kambrische Explosion 46
Die Explosion der Erkenntnis 47
Wieso Explosion? 49
Nicht nur eitel Sonnenschein: Aufblühen und Aussterben im Kambrium 51
Sterben am Ende des Ordoviziums 53
Eiszeit im Gewächshaus? 56
Das spätdevonische Trauerhaus 59
Was geschah hier eigentlich? 66

6. Die Katastrophe,die nur jede zwanzigste Art überlebt hat 71
Stratigraphie,ein wenig unschön 71
Der Opfergang der Meerestiere 73
Opfergang auch auf dem Land? 80
Pangea,oder das einige Festland 83
Wie schnell war das Sterben? 86
Der schnelle Tod 86
Die Basaltdecken in Sibirien 89
Und was ist mit dem Sauerstoff? 93
Eingriff aus dem Kosmos? 101
Ein Faden der Ariadne? 102

7. Artensterben vor 200 Millionen Jahren 107
Tropische Riffe im Skiparadies 107
Das verlorene Paradies 109
Die Achterbahnfahrt des Meeresspiegels 111
Seetone, Meeresschlamm, Vulkane 114
Die "Schatzinsel" 117
Krater in Kanada,Basalt in Brasilien 119

8. Rückschläge: Kleinere Krisen im Jura und in der Kreide 121
Dunkle Geschichte schwarzer Schiefer 121
Was erzählen uns die weißen Felsen? 127

9. Der große Einschlag die Dinosaurier treten ab 133
Wie war das mit dem Iridium? 133
Tsunamis und Tektite 136
Quarz im Schock 137
Der Tatort: Chicxulub 138
Die Dinosaurier und ihre Gefährten 142
Dr. Strangelove oder das Tote Meer 152
Weitere Fragen bitte? 155

10. Immer andere Einzeltäter - oder war es ein Serienmörder?? 158
Aussterben nach Fahrplan 158
Immer Impakt? 161
Was sagt der Geologe dazu? 164
Immer Vulkanausbrüche? 165
Immer das Klima? 168
Immer Meeresspiegelschwankungen, immer Anoxie? 169
Selbstorganisation als Falle für die Lebenswelt? 170

11. Schlechte Gene - oder einfach nur Pech gehabt?? 175
Wurmige Äpfel fallen vom Baum 175
Auf Riff gelaufen 177
Aussterben eine Tür öffnet sich 181

12. Es gibt immer eine Morgendämmerung 187
"Lazarus-Arten, Elvis-Arten" 187
Über die Erholungsphasen 192

13. Im Würgegriff des Eises - Artensterben im Pleistozän 195
Treibhaus oder Kühlhaus? 196
Das Sterben beginnt 198
Das Klima, der Mensch - oder beide zusammen?? 201
Sowohl als auch 203
In den Meeren nichts Neues 204

14. "Big Five" oder "Big Six"? 206
Ist das jüngste Großsterben bereits im Gange? 207
Die Mechanismen der globalen Umweltveränderung und die Folgen 209
Wie wird es weitergehen? 212

Epilog 213
Glossar 215
Literatur (nach Kapiteln geordnet) 223
Sach-und Ortsregister 240
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2005

Verschwundene Arten
Katastrophen der Erdgeschichte

Die Evolution der Tier- und Pflanzenwelt verlief im Laufe der Erdgeschichte keineswegs gleichmäßig und stetig. Immer wieder kam es zu drastischen Umweltveränderungen, die zum Teil so rasch erfolgten, daß vielen Arten keine Zeit zur Anpassung blieb. Mindestens fünfmal hatten solche Veränderungen derart katastrophale Auswirkungen, daß Geowissenschaftler vom "Massensterben" der Arten sprechen. Zum Teil wurden dabei die jeweils dominanten Spezies ausgerottet, wie beispielsweise die Dinosaurier am Ende der Kreidezeit. Über die Ursachen dieser dramatischen Ereignisse gibt es viele Theorien und zum Teil recht widersprüchliche Spekulationen. Der ungarische Paläontologe Jozsef Palfy hat nun das gegenwärtige Wissen über die "Katastrophen der Erdgeschichte" in einem Buch zusammengefaßt. Er führt den Leser nicht nur an die geologischen Fundstellen, in denen sich dem Fachmann die Spuren des jeweiligen Massensterbens erschließen. Palfy beschreibt auch unvoreingenommen die verschiedenen Theorien über die Ursachen der Massensterben und erklärt, welche Indizien jeweils für die eine oder andere Hypothese sprechen. Der Leser erhält zusätzlich einen Überblick über die jeweilige Lebensvielfalt vor und nach einer solchen Katastrophe, ohne daß der Autor dabei in die für Laien nur schwer verständliche Fachsprache der Paläontologen verfällt.

hra.

Jozsef Palfy: "Katastrophen der Erdgeschichte - globales Artensterben?". Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2005. 246 S., 26 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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