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The myths of the ancient Greeks have inspired us for thousands of years. Where did the famous stories of the battles of their gods develop and spread across the world? The celebrated classicist Robin Lane Fox draws on a lifetime's knowledge of the ancient world, and on his own travels, answering this question by pursuing it through the age of Homer. His acclaimed history explores how the intrepid seafarers of eighth-century Greece sailed around the Mediterranean, encountering strange new sights-volcanic mountains, vaporous springs, huge prehistoric bones-and weaving them into the myths of…mehr

Produktbeschreibung
The myths of the ancient Greeks have inspired us for thousands of years. Where did the famous stories of the battles of their gods develop and spread across the world? The celebrated classicist Robin Lane Fox draws on a lifetime's knowledge of the ancient world, and on his own travels, answering this question by pursuing it through the age of Homer. His acclaimed history explores how the intrepid seafarers of eighth-century Greece sailed around the Mediterranean, encountering strange new sights-volcanic mountains, vaporous springs, huge prehistoric bones-and weaving them into the myths of gods, monsters and heroes that would become the cornerstone of Western civilization.
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Autorenporträt
Robin Lane Fox
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2011

Die reisenden Zeitgenossen Homers
Robin Lane Fox nimmt den Leser mit auf eine Abenteuerreise durch die angeblich dunkle Welt des achten Jahrhunderts vor Christus
Der griechische Historiker Herodot eröffnet sein Geschichtswerk über den Krieg zwischen Griechen und Persern mit einem Frauenraub. Einst hätten Phönizier die Argiverin Io aus Griechenland verschleppt; Griechen hätten mit der Entführung der phönizischen Königstochter Europa aus Tyros geantwortet, was eine Kette weiterer Racheakte nach sich gezogen habe, über den Raub der Helena durch Paris bis hin zum Angriff der Perserkönige Dareios und Xerxes auf die Griechen, dem eigentlichen Thema des antiken Historiographen. Damit projiziert Herodot den Konflikt zwischen Griechen und Persern als permanenten Ost-West-Gegensatz in die entfernteste Vergangenheit und formt ihn zur historischen Konstante.
Hätte Herodot Robert Lane Fox’ Buch über die „reisenden Helden“ gelesen, hätte er wahrscheinlich nur den Kopf geschüttelt. Auch Lane Fox lässt Io und Europa auf weite Wanderung durch die Mittelmeerwelt gehen. Aber bei ihm stehen sie nicht als Entführungsopfer für Nichtverstehen und Konflikt, sondern werden zu Sinnbildern eines dichten Kommunikationsnetzes, das im 8. Jahrhundert vor Christus das Mittelmeer überspannt haben soll. Ihre Mythen verkörpern Neugierde, Unternehmungslust, Abenteuerreichtum und die Weitergabe von Fertigkeiten und Geschichten in einer Welt, die durch die „reisenden Helden“ erschlossen wurde.
Diese reisenden Helden sind Griechen, die im 10. bis 8. Jahrhundert vor Christus auf Euböa lebten, jener langgestreckten Insel östlich des griechischen Festlandes, deren damalige Hauptorte Chalkis und Eretria sich in hohem Maße an der Besiedlung des Mittelmeerraums durch griechische Abenteurer beteiligten. Lane Fox aber, der in Oxford Alte Geschichte lehrt und mit seinen Büchern über die Antike mehrere Publikumserfolge hatte, sieht in seinen Helden weit mehr: Auf den Spuren der Phönizier seien sie es gewesen, die den Griechen den Mittelmeerraum von der Levanteküste bis Gibraltar erschlossen hätten.
Was bisher als Leistungen phönizischer Mobilität galt, wird in diesem Buch den Euböern zugewiesen. Nachdem einer der ihren von den Phöniziern die Alphabetschrift übernommen hätte, seien Euböer in alle Richtung ausgeschwärmt. Zypern, Kilikien (die heutige türkische Südküste) und die Levante seien zunächst ihre Ziele gewesen. Euböer hätten im 8. Jahrhundert an der Orontesmündung in der heutigen Südtürkei die wichtige Handelsniederlassung Al Mina gegründet (die man zumeist phönizischen Händlern zuschreibt), und bald hätten sie sich gar über Nordwestgriechenland und die Meerenge von Messina bis zum Golf von Neapel hinauf gewagt, um dort mit Pithekussai (Ischia) einen ihrer entlegenen Außenposten anzulegen. Selbst in die Tibermündung seien sie hineingesegelt – reizvoll die vom Verfasser angedeutete Vorstellung, wie im 8. Jahrhundert vor Christus ein Seemann aus Euböa Personen begegnete, die in einem Dorf in Latium lebten, das später die gesamte bekannte Welt beherrschen sollte. Robin Lane Fox belässt es nicht bei der ingeniösen Rekonstruktion möglicher euböischer Netzwerke und Reiserouten, der Lokalisierung verschwundener Ansiedlungen (das von Herodot erwähnte geheimnisvolle Posideion in Nordsyrien) und der feinsinnigen Einordnung seines neuartigen Panoramas der früharchaischen Mittelmeerwelt in einen Kontext, der von den Assyrern im Osten über Phönizier und Etrusker bis an die spanische Atlantikküste reicht. Weitaus interessanter noch sind seine Überlegungen zu den ideellen Schätzen, die durch seine reisenden Helden aus Euböa transportiert wurden und dabei allmählich den Vorstellungshorizont ausbildeten, der uns in den Schrift- und Kunstdenkmälern der Antike entgegentritt.
Lane Fox versteht es dabei, den Leser selbst auf eine kleine Abenteuerfahrt mitzunehmen, und man erfährt, wie sprachliche Missverständnisse zur Gleichsetzung und Lokalisierung von Personen führten, wie alte Denkmäler fehlinterpretiert und mit Geschichten, die man anderswo gehört hatte, angereichert wurden, wie Funde prähistorischer Tierknochen im fernen Italien die Schlachtfelder der Gigantenkämpfe markierten, wie landschaftliche Formationen Anregungen zur Verortung mythischer Geschichten boten, wie also das märchenhafte „Nimmerland“, in dem die Erzählungen der „Odyssee“ angesiedelt sind, nach und nach „reale“ Bezugspunkte in einer Welt erhielt, die von den reisenden Helden allmählich erschlossen wurde.
Lane Fox hat versucht, eine Geschichte „kreativer Missverständnisse“ zu schreiben; das Missverständnis (im positiven Wortsinn) gerät hier zum heuristischen Schlüssel, um die Entstehung antiker Vorstellungswelten zu erfassen. Das ist eine ungeheure intellektuelle Leistung auf mehreren Ebenen: Zum einen das geduldige Zusammensetzen eines Puzzles, das aus unzählbaren Indizien und Mosaiksteinchen besteht und erst am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt; zum zweiten der Mut, jenseits der ausgetretenen Pfade etablierter Forschungsansätze ein völlig neues Bild des 8. Jahrhunderts zu entwerfen, das die bekannten Standardthemen wie Entstehung der Polis, Kolonisation, Bevölkerungswachstum und so weiter nicht als eigenständige Kategorien benötigt, sondern stets der einen neuen Idee unterordnet. Und schließlich das Vermögen, den komplexen Gesamtentwurf in eine fesselnde Darstellung zu zwingen.
Dieser Leistung werden auch die Kritiker Respekt zu zollen haben, auf die das Buch sicherlich treffen wird – ja treffen muss. Sie werden dem Verfasser die Brüchigkeit seiner langen Indizienketten vorhalten, die vielfach tatsächlich nur durch pfiffige, aber doch spekulative Assoziationen zusammengehalten werden; sie werden eine Vielzahl von Datierungsproblemen aufwerfen; sie werden sich dagegen zu wehren versuchen, nahezu jede Errungenschaft mit den Euböern in Zusammenhang zu bringen; sie werden jene Passagen zusammenstellen, in denen der Autor Vermutungen als Fragen in den Raum stellt, um sie wenige Seiten später als Gewissheiten wieder aufzugreifen; und sie werden sich an seinen mutigen Thesen reiben – so etwa an der Verortung Homers auf der griechischen Insel Chios und – für manchen Troiaveteranen wahrscheinlich noch schlimmer – an der Tatsache, dass dies letztlich aber auch gar keine Rolle spielt. Denn Lane Fox entwirft ein Panorama der Welt des 8. Jahrhunderts, das weitgehend ohne Homer auskommt.
Darin liegt das eigentlich Erstaunliche dieses Buches: Methodisch und konzeptionell wird hier Neuland betreten. Man mag darüber streiten, ob damit bereits ein Befreiungsschlag vorliegt. Doch dass es der archaischen Zeit guttut, einmal aus einer ganz anderen Perspektive heraus aufgearbeitet zu werden, ist eine Erkenntnis, die man aus der Lektüre des Buches unbedingt mitnehmen sollte. MISCHA MEIER
ROBIN LANE FOX: Reisende Helden. Die Anfänge der griechischen Kultur im homerischen Zeitalter. Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 551 Seiten, 29,95 Euro.
Methodisch und konzeptionell
wird in diesem erstaunlichen Buch
Neuland betreten
Von hier, von der Küste der Insel Euböa aus, sollen die „reisenden Helden“ in der griechischen Frühzeit einst das ganze Mittelmeer aufgerollt haben – bis nach Gibraltar. Foto: Matthias Jung/laif
Der Althistoriker und leidenschaftliche Gärtner Robin Lane Fox lehrt an der Universität Oxford. Foto: Klett-Cotta
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