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Das Leben der Römer war durchdrungen von den unterschiedlichsten Kulten und Riten, die von den Priestern, aber auch von einfachen Bürgern zu Ehren einer Vielzahl von Göttern vollzogen wurden. Jörg Rüpke bietet eine allgemeinverständliche Einführung in die faszinierende Welt der römischen Religion. " Wenn sie nicht fressen wollen, so sollen sie wenigstens saufen!" Mit diesen Worten ließ ein verärgerter römischer Feldherr heilige Hühner ins Meer werfen, als sie die Nahrung und mithin ein gutes Vorzeichen für eine bevorstehende Schlacht verweigerten. Schlacht und Flotte gingen verloren, worüber…mehr

Produktbeschreibung
Das Leben der Römer war durchdrungen von den unterschiedlichsten Kulten und Riten, die von den Priestern, aber auch von einfachen Bürgern zu Ehren einer Vielzahl von Göttern vollzogen wurden. Jörg Rüpke bietet eine allgemeinverständliche Einführung in die faszinierende Welt der römischen Religion. " Wenn sie nicht fressen wollen, so sollen sie wenigstens saufen!" Mit diesen Worten ließ ein verärgerter römischer Feldherr heilige Hühner ins Meer werfen, als sie die Nahrung und mithin ein gutes Vorzeichen für eine bevorstehende Schlacht verweigerten. Schlacht und Flotte gingen verloren, worüber sich kein anständiger Römer wunderte - hatte der Feldherr doch gröblich den Willen der Götter mißachtet. Und die Götter waren die wahren Herren Roms. Jörg Rüpke bietet eine moderne Einführung in die Religion der Römer. Er zeigt, wie die Zahl der Götter und ihrer Kulte in dem Maße wuchs, je stärker sich das römische Reich ausdehnte und man aus allen Teilen des Imperiums neue Gottheiten nach Rom importierte. Neben die alten Gottheiten wie etwa Iuppiter, dessen Gattin Juno oder den Kriegsgott Mars traten beispielsweise die ägyptische Isis und der orientalische Mithras - und später führte eine jüdische Sekte sogar einen seltsamen gekreuzigten Gott ein, den seine Anhänger Christus nannten. Alle diese Götter hatten ihre Kulte, und je genauer man die vorgeschriebene Kultpraxis einhielt, um so gewisser durfte man sich des göttlichen Beistands erfreuen. Die Römer bemühten sich, durch Opfer, Gelübde, Feste oder die Errichtung von Tempeln die Gunst der Himmlischen zu erringen - und folgten zu diesem Zweck einem regelrechten Festkalender. Insgesamt macht das Werk deutlich, daß die Ausübung der Religion für die Römer sehr viel mehr als für den modernen Menschen eine existenzielle Angelegenheit jedes einzelnen und nicht bloß der Beruf der Priester war.
Autorenporträt
Prof. Dr. Jörg Rüpke war von 1995 bis 1999 Professor für Klassische Philologie an der Universität Potsdam und von 1999 bis 2008 Professor für Vergleichende Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Europäische Polytheismen an der Universität Erfurt und dort Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms Römische Reichs- und Provinzialreligion. Seit 2008 ist er Sprecher der DFG-Kollegforschergruppe Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive und Fellow für Religionswissenschaft am Max-Weber-Kolleg Erfurt. Seit 2011 ist er Honorarprofessor an der Universität Aarhus und im Jahr 2012 wurde er in den Wissenschaftsrat berufen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2001

Bankette des Himmels
Gottheit, tief verborgen, deutend nah ich Dir: Jörg Rüpke entziffert die Rituale und Dienstleistungen der römischen Religion

Die wissenschaftlichen Bemühungen um das Verständnis der römischen Religion weisen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert ein ungewöhnlich breites Spektrum auf. Nach primär enzyklopädischen, historischen, anthropologischen, soziologischen und ethnologischen, strukturalistischen Perspektiven - um von anderen Ansätzen zu schweigen - traten zuletzt, vor allem unter den Impulsen von Walter Burkert, Arbeiten über die religiösen Rituale in den Vordergrund, ein Gebiet, das zweifellos lange vernachlässigt worden war.

Burkerts generelle Definition der Rituale besagt: "Ritual ist standardisiertes Verhalten in kommunikativer Funktion, wobei die pragmatische Grundlage zurücktreten oder ganz verschwinden kann." Für den hier zu behandelnden Bereich weist Jörg Rüpke einerseits auf die geringen Detailkenntnisse über die antiken Rituale hin und betont andererseits: "Rituale stellen ein Zeichensystem dar, das in der Perspektive des Ausführenden der Kommunikation mit den Göttern dienen soll und zugleich vielfache menschliche Kommunikation realisiert." Doch es bleibt nicht bei solcher Abstraktion. Sowohl durch die Interpretation der Prozessionsbeschreibung in den "Metamorphosen" des Apuleius als auch durch zahlreiche Schilderungen von Gelübden und Opfern, Kriegserklärung und Triumphzug werden diese Phänomene veranschaulicht.

Der Verfasser, seit kurzem Professor für vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Erfurt, zählt zu den nicht wenigen klassischen Philologen, die sich insbesondere der Religionsgeschichte zugewandt haben. Durch die Tübinger religionswissenschaftlichen Dioskuren Hubert Cancik und Burkhard Gladigow geprägt, trat er mit einer ganzen Reihe origineller Arbeiten hervor; für die schwierige propädeutische Aufgabe hatte er sich besonders qualifiziert.

Es war zu erwarten, daß Rüpke auch hier seinen eigenen Weg einschlagen würde. So ging es ihm denn auch nicht um die Anhäufung von Materialien zur römischen Religion, nicht um Listen von Gottheiten und Heiligtümern, nicht um systematische und enzyklopädische Wissensvermittlung. Es ging ihm vielmehr darum, die Eigenart der römischen Religion insgesamt zu erfassen, deren Strukturen, Formenvielfalt, Grundvorstellungen, Rituale und Modelle aufzuzeigen.

Um die Entstehung und Entwicklung römischer Religion adäquat zu erfassen, greift Rüpke weit zurück; im Mittelpunkt des Buches stehen die Phasen der Vorgeschichte und der römischen Republik. Doch die Darstellung skizziert darüber hinaus auch noch Phänomene der Kaiserzeit und der Spätantike. Unter "Religion der Römer" wird primär "Religion in Rom" verstanden, wobei "die Stadt nicht ohne ihr näheres und weiteres Umland betrachtet werden darf". Vergleiche streifen indessen selbst die religiöse Realität in Griechenland und Ägypten; die spezifisch römischen Formen werden bewußt in die polytheistische Welt der Antike eingeordnet, die generellen Spannungen zwischen kollektiven und individuellen Zügen berücksichtigt.

Die Dialektik zwischen statischen und dynamischen Elementen ist für Rom charakteristisch. Vielleicht wäre noch stärker, als es hier geschieht, zu betonen, daß es sich im Falle Roms nicht um die isolierte Evolution eines in sich geschlossenen religiösen Kerns handelt, wie zum Beispiel weithin im Judentum, sondern - trotz aller Rituale - von Anfang an um eine "offene" Religion, für die Interdependenzen typisch sind.

Einerseits gehen latinische, etruskische, griechische, orientalische Vorstellungen in sie ein - wenn auch zum Teil in modifizierten Formen. Andererseits finden genuin römische Gottheiten und Inhalte im imperialen Rahmen Roms eine weite Verbreitung, und sei es auch nur in den Loyalitätsakten gegenüber der kapitolinischen Trias, der Göttin Roma, oder im Provinzial- und Kaiserkult. Wie tief dabei die Glaubensintensität im einzelnen war, dürfte schwer zu entscheiden sein; daß ein enger Zusammenhang mit den politischen Konstellationen und Entwicklungen besteht, ist evident.

In den Hauptteilen des Buches werden die verschiedenartigsten Merkmale, Inhalte und Formen der römischen Religion erörtert. Im Abschnitt über die "Strukturen" die Beziehungen zwischen Göttern und Menschen, die Voraussetzungen und die Eigenart der Kulte, die Rolle der Führungsschicht wie der staatlichen Religionskontrolle. Selbst die theologia tripertita mit den mythischen, physischen und politischen Göttererklärungen im Sinne Varros oder die religionsphilosophischen Lehren der Schriften Ciceros sind besprochen.

Im Hauptteil "Leistungen" geht es vor allem um Opfer und Bankette, Gelübde, Gaben und Gebete, um Rituale im weitesten Sinne, aber auch um Räume und Grenzen sowie um die Koordinierung von Zeit und Kalender. Der Schlußabschnitt "Soziale Realität" behandelt dann die Großstadtreligion, die religiösen Funktionen der Vereine, Kulte und deren Organisationsformen, "Spezialisten und Dienstleister" dieses Sektors - um nur Wichtigstes zu nennen.

Rüpkes Einführung empfiehlt sich im übrigen nicht nur durch ihren Inhalt, sondern in gleicher Weise durch ihre ansprechende Form. Sie ist in klarem und differenziertem Stil geschrieben. Geschickt ausgewählte Quellen, sowohl exemplarische Übersetzungen als auch ausführlich kommentierte, wenig bekannte Abbildungen, Auswertungen von Inschriften, Denkmälern und Bodenfunden vermitteln ein Höchstmaß an Anschaulichkeit. Eine knappe, wertende Bibliographie erläutert den derzeitigen Forschungsstand, ein ausführliches Register erschließt den Text.

Neben diesen Vorzügen hätte man sich die Berücksichtigung der interpretatio romana, der Gleichsetzung traditioneller einheimischer Gottheiten des römischen Machtbereichs mit entsprechenden römischen Göttern, gewünscht. Ebenso jene der Interdependenzen zwischen Reichs- und Provinzialreligion wie der religiösen Überzeugungen von Frauen und Sklaven oder des Phänomens der Göttermischung, der "Theokrasie", das Burckhardt einst so sehr faszinierte. Die eklektische, zersplitterte Behandlung des Christentums kann nicht befriedigen. Anhand der klassischen Tacitus-, Plinius- und Trajan-Stellen wäre die Bewertung des Christentums durch römische Kaiser überzeugend zu vermitteln, daneben zu zeigen, auf welchem Wege der "palästinensische Kult" zur römischen Reichsreligion geworden ist. Der Verfasser beginnt sein Schlußkapitel "Vom Caesar zum Lamm" mit der lapidaren Feststellung: "Eine römische Religionsgeschichte der Kaiserzeit gibt es nicht." Nun denn: Jörg Rüpke wäre der Mann, sie zu schreiben.

KARL CHRIST

Jörg Rüpke: "Die Religion der Römer". Eine Einführung. Verlag C. H. Beck, München 2001. 264 S., 23 Abb., br., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Religion der Römer - ein seit dem 19. Jahrhundert breit und immer wieder behandeltes Thema. Bei seiner nun vorliegenden Einführung gehe es dem Cancik- und Gladigow-Schüler Karl Rüpke darum, "die Eigenart der römischen Religion insgesamt zu erfassen, deren Strukturen, Formenvielfalt, Grundvorstellungen, Rituale und Modelle aufzuzeigen", schreibt Rezensent Karl Christ. Diesem Ziel folge auch die Kapiteleinteilung. Christ kann das Buch wegen Inhalt, Form und dem benutzerfreundlichen Anhang empfehlen. Einige Kritikpunkte bring Christ aber doch an: So habe Rüpke, Professor für vergleichende Religionswissenschaft, sein Augenmerk zu sehr auf die stadtrömische Religion gelegt, die "religiösen Überzeugungen von Frauen und Sklaven" nicht berücksichtigt und den Erfolg des Christentums nicht problematisiert.

© Perlentaucher Medien GmbH