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Im Jahr 1775 (das Wörlitzer Schloss ist gerade fertig gestellt) reist Fürstin Louise von Anhalt Dessau in Begleitung ihres Gatten, des berühmten Schöpfers des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, ins Ursprungsland des Landschaftsgartens, nach England. Ihr Reisebericht führt nicht nur zu den großen Vorbildern des europäischen Landschaftsgartens, sondern auch mitten hinein ins Kultur- und Alltagsleben des 18. Jahrhunderts, zu den großen englischen Landsitzen, in die britische Hocharistokratie und zu berühmten Persönlichkeiten wie Captain Cook, Vater und Sohn Forster oder Angelika Kauffmann. Auf dem…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1775 (das Wörlitzer Schloss ist gerade fertig gestellt) reist Fürstin Louise von Anhalt Dessau in Begleitung ihres Gatten, des berühmten Schöpfers des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, ins Ursprungsland des Landschaftsgartens, nach England. Ihr Reisebericht führt nicht nur zu den großen Vorbildern des europäischen Landschaftsgartens, sondern auch mitten hinein ins Kultur- und Alltagsleben des 18. Jahrhunderts, zu den großen englischen Landsitzen, in die britische Hocharistokratie und zu berühmten Persönlichkeiten wie Captain Cook, Vater und Sohn Forster oder Angelika Kauffmann. Auf dem Rückweg besucht die Fürstin Jean-Jacques Rousseau, den sie in einer winzigen Wohnung Musiknoten transkribierend antrifft.
Erstaunlich modern sortiert die Fürstin in ihrem Tagebuch die neuen Eindrücke, seien sie persönlicher Natur oder aus den Bereichen Kultur und Politik. Aufmerksam notiert die aufgeklärte Fürstin, was sie als fortschrittlich empfindet. Dieser einzigartige, bislang unveröffentlichte Reisebericht ermöglicht ganz neue Einblicke in die Kultur- und Alltagsgeschichte des 18. Jahrhunderts. Das Werk erscheint in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Sein Erscheinen wird gefördert vom Bernhard F. Rohe Fonds. Der lebendige Reisebericht einer erstaunlich wachen und gebildeten Fürstin des 18. Jahrhunderts. Neue Einsichten in die Kulturgeschichte und zur Rolle der Frau im 18. Jahrhundert. Eine authentische Reise zu den Vorbildern des Wörlitzer Parks und aller europäischer Landschaftsgärten
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2007

Zauber eines Rüsseltiers
Post aus dem England des 18. und 19. Jahrhunderts: Berichte von Louise von Dessau und Julius Rodenberg
Als Ziel deutscher Reisender steigt England in der Aufklärung zum stärksten Konkurrenten für Italien und Frankreich auf. Es gilt als Ursprungsland der Freiheit und Empfindsamkeit, außerdem lockt es mit technischen Fortschritten. London wächst rasant, erst zur größten Stadt Europas, im 19. Jahrhundert zur ersten Metropole der Welt. Englandberichte gibt es zuhauf, die bekanntesten stammen von Lichtenberg und Moritz, Sophie von La Roche und Johanna Schopenhauer, Forster und Heine, Pückler-Muskau und Fontane. Aus der dicht besetzten zweiten Reihe wurden jetzt zwei Neuentdeckungen vorgelegt: Ein fürstliches Tagebuch der Louise von Anhalt-Dessau von 1775 sowie die Reportagen „Tag und Nacht in London” (1862) von Julius Rodenberg.
Die aus der Handschrift herausgegebenen, erläuterten und mit wunderbaren Illustrationen versehenen Reiseaufzeichnungen der Fürstin Louise sind ein intimes Selbstgespräch. Die Schreiberin ist literarisch zwar ungeübt, besitzt aber ein erstaunlich fundiertes Wissen über die britische Geschichte und Literatur. Ihre Grand Tour war also sorgfältig vorbereitet. Aus dem Dessauer Landschaftsgarten kommend, interessiert sie sich besonders für englische Parkanlagen. Neben Richmond und Windsor an der Themse besucht sie auf einer Rundreise bis Bath und Bristol auch Painshill, Stourhead oder Rousham. „Augenschein” ist die Leitvokabel der genauen, vor allem dem Neuen und Fremden zugewandten Beobachtungen, etwa von zwei königlichen Elefanten im Londoner St. James Park: „Mit Verwunderung sahe ich zum ersten Male in meinen Leben dieses kluge, gute und hässliche Tier. (...) Ihr trinken ist noch besonderer: sie ziehen erst ... Wasser in ihren Rüssel auf und dann stecken sie die Rüssel tiefe im Hals”.
Rodenbergs ebenfalls nützlich kommentiertes „Skizzenbuch zur Weltausstellung” 1862 verrät hingegen den routinierten Journalisten. Als Gründer der „Deutschen Rundschau” war er der bekannteste Wortführer des Kaiserreichs und veröffentlichte außerdem insgesamt zehn Bücher über England und Irland. Seine Feuilletons sind prägnant und geschliffen, nicht unähnlich Fontanes „Ein Sommer in London” (1854). Den Flaneur Rodenberg zieht es abseits der Touristenpfade auch zu Hinrichtungen und Bettlern, zu den Docks wie nach Scottland-Yard. Bemerkenswert ist sein leicht hin tupfender, fast impressionistischer Stil, etwa in der Schilderung eines Sonnenuntergangs. Diese endet nach einer halben Seite wie folgt: „Wie ein Zauberpanorama liegt es um uns und vor uns – leuchtend und märchenhaft bunt – dann blaßt es ab – dann schwindet die Farbe hin – dann das Bild selber – dann ist Alles fort. – Die Sonne ist unter. Der Nebel ist wieder da und wir stehen auf der Waterloo-Bridge in der Dunkelheit.” ALEXANDER KOŠENINA
Johanna Geyer-Kordesch (Hrsg.)
Die Englandreise der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau
im Jahr 1775
Nicolai-Verlag, Berlin 2006. 288 Seiten, 24,90 Euro.
Julius Rodenberg
Tag und Nacht in London
Mit einem Nachwort und Anmerkungen hrsg. von Stefan Neuhaus. Wehrhahn Verlag, Hannover 2007.
334 Seiten, 25 Euro.
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