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Technische Angaben: Bildformat: 1:1.66 Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Ländercode: 0 Extras: Making of, 6 Kurzfilme u. a.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Aktuelles Interview mit Andreas Dresen - Making Of - Filmographie mit allen Original-Kinotrailern - Presseschau - Sechs Kurzfilme von Andreas Dresen inkl. Audiokommentar: Konsequenzen (1987) Was jeder muss (1988) Nachts schlafen die Ratten (1988) Zug in die Ferne (1989) Jenseits von Klein-Wanzleben (1989) So schnell es geht nach Istanbul (1990)

  • Anzahl: 2 DVDs
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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 1:1.66
Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Ländercode: 0
Extras: Making of, 6 Kurzfilme u. a.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Aktuelles Interview mit Andreas Dresen - Making Of - Filmographie mit allen Original-Kinotrailern - Presseschau - Sechs Kurzfilme von Andreas Dresen inkl. Audiokommentar: Konsequenzen (1987) Was jeder muss (1988) Nachts schlafen die Ratten (1988) Zug in die Ferne (1989) Jenseits von Klein-Wanzleben (1989) So schnell es geht nach Istanbul (1990)
Autorenporträt
Andreas Dresen wurde am 16. August 1963 in Gera geboren. Aufgewachsen in Schwerin, drehte er seit Ende der 70er Jahre eigene Amateurfilme. Seit 1992 arbeitet er als freier Autor und Regisseur.
Für seine Kino- und Fernsehfilme erhielt Andreas Dresen zahlreiche Preise. Sein Spielfilmdebüt "Stilles Land" (1992) brachte ihm bereits den Hessischen Filmpreis und den Deutschen Kritikerpreis ein. Mit seinem Episodenfilm "Nachtgestalten" erlebte Dresen auf der Berlinale 1999 seinen Durchbruch; der Film wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis in Silber und dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Dresen ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Europäischen Filmakademie und Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie. Er lebt in Potsdam.

Kurt Böwe (1929 - 2000) war ausgebildeter Germanist und Theaterwissenschaftler, bevor er sich der Schauspielerei zuwandte. Nach Engagements am Maxim Gorki Theater und der Volksbühne Berlin wurde das Deutsche Theater zu seiner zweiten Heimat. Daneben wirkte er in zahlreichen DEFA-Filmen mit und erlangte große Bekanntheit als "Polizeiruf 110"-Kommissar Groth.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2007

Auch bei uns ist es jetzt wieder leerer
Der Osten als Haltung und Stoff: Andreas Dresens frühe Kurzfilme und sein Spielfilmdebüt "Stilles Land" auf DVD

Andreas Dresen: "Stilles Land".

Filmgalerie 451, 2 DVDs, ca. 370 Minuten; Sprache: Deutsch, Extras: Interview, Making-of, Trailer, Pressespiegel, sechs Kurzfilme (1987 bis 1990) mit Audiokommentar.

Wenn man den Namen Andreas Dresen hört, denkt man an Ostdeutschland, so wie man bei Ken Loach an die Arbeiterklasse denkt. Während das Westdeutsche im Kino in Regionalismen zerfällt - das Bayern Steinbichlers und Rosenmüllers, das Hamburg Fatih Akins, die Norddeutsche Tiefebene bei Christian Petzold -, sind Dresens Filme die Summe des Ostdeutschen als Stimmung, Haltung und Stoff. Das ist natürlich ein Klischee, aber es hat einen Geruch von Wahrheit, denn in der DDR, in der Dresen ausgebildet wurde, gab es kein regionales Kino; alle Strömungen liefen in Babelsberg, bei der Defa, zusammen und erreichten erst von dort wieder die Peripherie. Eine zentralistische Filmwirtschaft also, wie sie die Franzosen haben und die Deutschen wohl nicht mehr hinkriegen werden, ein Kinoland mit nur einem Gravitationspunkt. Heute, da die halbe Branche nach Berlin gezogen ist und so tut, als wäre das schon der erste Schritt zur Bündelung der Kräfte, sucht man die leere Mitte mit dem Schlagwort vom Hauptstadtkino zu füllen; aber es ist ein Kulissenbegriff, das Geld liegt nach wie vor in der Provinz und wartet auf jene, die es holen.

Aber Dresen denkt gar nicht daran, in Berlin zu bleiben. Sein Blick bereist das Land. "Halbe Treppe" spielt in Frankfurt (Oder), "Willenbrock" in Magdeburg, "Die Polizistin" in Rostock, und selbst "Sommer vorm Balkon" ist kein Film über die Hauptstadt, sondern über Friedrichshain und Prenzlauer Berg, zwei Enklaven des Ostgefühls. Nur in "Nachtgestalten" hat Dresen so auf Berlin geschaut, wie man es von einem geläuterten Erben der großen Defa-Tradition erwartet, mit einem bei Loach und Mike Leigh eingeübten, bei Altman gehärteten Sozialpathos. Von allen seinen Filmen ist es derjenige, der am meisten Genie und am wenigsten Atmosphäre hat.

Ganz anders "Stilles Land", Dresens Kinodebüt, das die "Filmgalerie 451" in üppiger Aufmachung mit Making-of, Interview und sechs Kurzfilmen aus Dresens Defa-Lehrzeit herausgebracht hat. Der Film erzählt, in flachen, fiebrigen Schwarzweißbildern, von einem Provinztheater in Anklam, das die Wendezeit aus der Hintertreppenperspektive erlebt - also so wie die meisten Ostdeutschen, nicht wie die Avantgarde der Montagsdemonstranten, die bei den ersten freien Wahlen im März 1990 dann aus allen Wolken fiel. Wenn es etwas gibt, das man "Stilles Land" außer ein paar kleinen Unsicherheiten wirklich vorwerfen kann, dann am ehesten, dass der Film nicht noch provinzieller, noch verschrobener, noch hinterwäldlerischer geworden ist. Das Städtchen Anklam an der Peene musste für die Dreharbeiten im Winter 1991/92 wieder auf DDR getrimmt werden, was nicht schwerfiel, da die abbruchreifen Fabriken ohnehin keine neuen Besitzer, die Plattenbauten noch keinen frischen Anstrich bekommen hatten.

Hierher also kommt Kai (Thorsten Merten, der auch in "Halbe Treppe" eine Hauptrolle spielt), um "Warten auf Godot" zu inszenieren. Die Theatertruppe, angeführt von Kurt Böwe als realsozialistischem Striese, hat eigentlich keine Lust auf das Stück, klammert sich dann aber doch daran; es ist das Einzige, was ihr in der Zeit des Umbruchs Halt gibt. Von der Welt draußen, die hinter einer riesigen Nebelwand verborgen scheint, empfängt man nur vage Signale aus einem schrottreifen Fernseher. Erst als die Mauer fällt, steigt die ganze Mannschaft in ihren Theaterbus, um nach Berlin zu fahren. Der Bus bleibt nach ein paar Metern stehen. Nur die Regieassistentin (Jeannette Arndt), in die sich Kai verliebt hat, schafft den Absprung in die Geschichte. Nach drei Tagen kommt sie mit einem geschniegelten Wessi zurück, um sich zu verabschieden, während "Warten auf Godot" vor leeren Rängen Premiere hat. "Auch bei uns ist es jetzt wieder leerer", sagt der Pfarrer der Anklamer Stadtkirche zu Kai.

"Ein bisschen hölzern und klapprig" sei der Film geworden, sagt Dresen im Interview, und das ist sicher richtig. Aber "Stilles Land" als "vertane Chance" abzuhaken, wie es der allzu selbstkritische Regisseur tut, erscheint doch übertrieben - denn so genau wie Dresen hat sonst niemand die Rückseite der Wende-Euphorie im Spätherbst 1989 abgebildet, die Bitterkeit und resignierte Routine derjenigen, die mit dem Systemwechsel keine großen Hoffnungen mehr verbinden konnten. Dass die Geschichte nicht so lustig geworden ist, wie Dresen es gern gehabt hätte, könnte auch daran liegen, dass sie es in Wirklichkeit nicht war - nicht in Anklam und auch nicht in den anderen Hinterhöfen des Honecker-Staats, in die sich damals kein Fernsehteam verirrte.

Vom Stillstand und vom vergeblichen Warten handelt auch der beste der sechs Kurzfilme im Bonusmaterial, "Zug in die Ferne" von 1989, der wenige Monate vor dem Zusammenbruch der DDR entstand und heute als eine Art Requiem gelesen werden kann. Eine junge Frau, ein alter Mann, ein Schaffner, ein Punk und ein Stasispitzel treffen auf einem Provinzbahnhof aufeinander, der Transitzug nach Paris rauscht durch, ein Fahrkartenautomat spuckt, unverlangt und wie in Panik, Dutzende wertloser Fahrscheine aus. In diesem allegorischen Endspiel gibt es nur Verlierer, selbst Godot könnte die Geister des Bahnsteigs nicht mehr zum Tanzen bringen. So war die Stimmung vor dem Mauerfall, und es spricht für Dresens Wachheit und für die Liberalität des Defa-Direktoriums, dass dieser Film überhaupt entstehen konnte. Er kam zu spät; die Geschichte gab ihm recht, der Bahnsteig leerte sich, seitdem ist Dresens Kino unterwegs. Einen Film wie Winterbottoms "In this World", sagt er, würde er gerne drehen. Ach, dann lieber noch einmal "Stilles Land".

ANDREAS KILB

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