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Indien vor der Unabhängigkeit. Eine Teppichfabrik bei Kalkutta. Hier beginnt die tragische Liebesgeschichte von Ravi und Masha, die in der Fabrik als Kinderarbeiter schuften. Dem kleinen Ravi ist klar, dass in Freiheit oder Sklaverei zu leben eine Frage des Geldes ist und so spart er seinen gesamten Lohn mit nur einem Ziel vor Augen - die Fabrik für immer hinter sich zu lassen. Als Ravi aber erfährt, dass der Fabrikmanager Masha an einen Mädchenhändler verkaufen will, opfert er seine Ersparnisse und schenkt ihr die Freiheit. Beim Abschied verspricht Masha, bei jedem Vollmond im größten…mehr

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Produktbeschreibung
Indien vor der Unabhängigkeit. Eine Teppichfabrik bei Kalkutta. Hier beginnt die tragische Liebesgeschichte von Ravi und Masha, die in der Fabrik als Kinderarbeiter schuften. Dem kleinen Ravi ist klar, dass in Freiheit oder Sklaverei zu leben eine Frage des Geldes ist und so spart er seinen gesamten Lohn mit nur einem Ziel vor Augen - die Fabrik für immer hinter sich zu lassen. Als Ravi aber erfährt, dass der Fabrikmanager Masha an einen Mädchenhändler verkaufen will, opfert er seine Ersparnisse und schenkt ihr die Freiheit. Beim Abschied verspricht Masha, bei jedem Vollmond im größten Shiva-Tempel Kalkuttas auf ihn zu warten. Jahre später verlässt Ravi die Fabrik und geht zum Tempel. Auch Masha, inzwischen eine begehrte Tänzerin, sucht die heilige Stätte auf, in der Hoffnung, Ravi endlich zu treffen. Doch die Liebenden finden nicht zueinander. Erst viel später, als beide sich mit dem Schicksal abgefunden zu haben scheinen und bereits mit anderen Partnern verheiratet sind, begegnen sie sich wieder. Zuerst zögern sie noch, doch dann können sie nicht anders und folgen dem Ruf ihrer Herzen. Ihre tragische Liebe beginnt von neuem ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2005

Bollywood made in Germany
"Schatten der Zeit", ein Indien-Film des Oscar-Preisträgers Florian Gallenberger

Bei Vollmond im Tempel der Shiva wollen sie einander wiedersehen, der kleine Ravi und die tapfere Masha. Sie müssen sich trennen, weil sie gemeinsam nicht weit kommen. Sie sind leibeigene Kinder im vorkolonialen Indien, verkauft an eine Weberei, in der die Arbeitskräfte vor lauter Ausbeutung gerade noch ihre Nummer im Gedächtnis behalten. Ravi aber ist anders. Er steigt vom Färber zum Weber auf, und eines Tages hat er das Geld erspart, mit dem er Masha freikaufen kann. Die letzte halbe Rupie drückt er ihr selbst in die Hand. Sie ist für den Autobus nach Kalkutta. Dann setzt sich Ravi wieder an den Webstuhl. Der Rest der Fron gilt der eigenen Freiheit, die er viele Jahre später erlangt.

Die Geschichte klingt nach einem typischen Bollywood-Musical, das direkt auf die großen Gefühle zielt, oder nach einem Drama von Mira Nair, der international erfolgreichsten indischen Autorenfilmerin. Sie stammt jedoch von einem jungen deutschen Regisseur. Florian Gallenberger hat für seinen ersten abendfüllenden Spielfilm "Schatten der Zeit" die schicksalhafte Verbindung von Ravi und Masha erfunden. Er hat in Indien gedreht, mit einheimischen Schauspielern und einem europäischen Stab, in den Straßen von Kalkutta und in der Einöde des Umlands. Gallenberger hat gar nicht erst versucht, seine eigene Position zu reflektieren. "Schatten der Zeit" handelt vom (und im) exotischen Anderen so selbstverständlich, als wäre Indien ein deutsches Bundesland mit dunkleren Menschen, satteren Farben und dürftiger Legalität.

Die "Schatten der Zeit" bestimmen den Film von Beginn an. Gallenberger wählt die Form einer Rückblende. Ein alter, grauhaariger Mann fährt mit einem ehrwürdigen Automobil noch einmal zu der Teppichfabrik, in die er vor Jahrzehnten verkauft worden war. Er streicht dort über die alten, nunmehr verrosteten Maschinen. Unter den Kindern, an die er sich erinnert, war er selbst: Ravi, der Außenseiter. Hier hat er sein Bündnis mit Masha geschlossen, hierher kehrt er zurück nach einem langen Leben.

Den Weg von Ravi und Masha erzählt Gallenberger dann ganz konventionell im epischen Stil, eine Parallelaktion mit sanften Sprüngen zwischen den Lebensaltern. Ravi macht sich bei einem alten Teppichhändler in Kalkutta nützlich, schafft für den Betrieb ein Telefon an und baut internationale Handelsbeziehungen auf. Masha gerät noch als Kind in ein Bordell, arbeitet sich zur gefeierten Tänzerin hoch und wehrt alle Heiratsanträge ab. Der Tempel der Shiva ist für Ravi wie Masha das beständige Ziel. An diesem Ort inszeniert Gallenberger dann auch eine große Choreographie des Verfehlens.

Danach dauert "Schatten der Zeit" aber noch beinahe eine Stunde, und die Schatten legen sich auf die Erzählzeit selbst. Denn die Figuren bleiben auch in erwachsenem Alter auf ihr kindliches Muster beschränkt: sie sind einander absolut zugetan, haben aber dafür keine psychische Form. Gallenberger nimmt die Kinderfreundschaft nicht als Ausgangspunkt, sondern als Konditionierung. Ravi und Masha sind aufeinander bezogen, ohne daß ihr Gefühl selbst eine Geschichte hätte. In der einzigen Szene der Intimität, die Gallenberger zeigt, verhalten sie sich wie Figuren aus einem Groschenroman: Sie steht am Fenster, er liegt im Bett. Masha schmiegt sich an die Brust von Ravi. Dann bittet er sie, diesen schönsten Moment in seinem Leben nie zu vergessen.

"Schatten der Zeit" scheitert als Epos, weil Gallenberger für die Nuancen des Erinnerns keinen Sinn hat. Er hält alles auf dem einen Niveau, das er zu Beginn etabliert - eine vorsexuelle, unschuldige Sehnsucht, die unweigerlich in den Kitsch führt. Der Liebesakt wirkt dagegen wie eine Pflichtübung.

Im Jahr 2001 hat Florian Gallenberger für seinen Kurzfilm "Quiero ser" einen Oscar gewonnen. Damit hat er sich den Kredit für "Schatten der Zeit" verdient, in dem die Konstellation von "Quiero ser" nur unwesentlich variiert wird - zwei junge Menschen in einer (für das deutsche Publikum) fremden Welt werden getrennt. Nicht dieser Inhalt ist jedoch entscheidend für "Schatten der Zeit". Es ist ein Mißverständnis, das den Academy Award als Form begreift, die international zur Verfügung steht und von einem jungen deutschen Regisseur nur ergriffen werden muß. Gallenberger zwingt seinen Film auf diese Weise in ein Korsett aus kommerziellem Kalkül, das mit sich selbst verrechnet jeweils aufgeht - die Photographie von Jürgen Jürges ist gediegen, die Musik von Gert Wilden jr. bedient sich bei dem Besten beider Welten, die Hauptdarsteller Tannishtha Chatterjee und Prashant Narayanan wahren die Würde. Nur die Emotion, auf die alle technische Qualität sich beziehen könnte, fehlt. Vermutlich ist das Kino der Gefühle doch kulturell spezifischer, als Florian Gallenberger es wahrhaben möchte. Die "Schatten der Zeit" liegen auf einem Film ohne Ort.

BERT REBHANDL

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