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In einer Winternacht hat Pilar endgültig genug: Fluchtartig packt sie ihre Sachen, ihren kleinen Sohn Juan und verlässt die Wohnung - und ihren Ehemann Antonio. Bei ihrer jüngeren Schwester Ana findet sie Zuflucht. Seit über zehn Jahren lebt Pilar mit Antonios Gewaltausbrüchen - seit über zehn Jahren hat sie Schläge und Krankenhausbesuche über sich ergehen lassen. Zehn Jahre lang hat sie aus Liebe zu Antonio geschwiegen. Jetzt drängt ihre Schwester sie zu einer Scheidung; sie hilft ihr einen Job zu finden, selbständig zu werden. Aber gleichzeitig ringt sich Antonio sich zu einer Therapie durch…mehr

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Produktbeschreibung
In einer Winternacht hat Pilar endgültig genug: Fluchtartig packt sie ihre Sachen, ihren kleinen Sohn Juan und verlässt die Wohnung - und ihren Ehemann Antonio. Bei ihrer jüngeren Schwester Ana findet sie Zuflucht. Seit über zehn Jahren lebt Pilar mit Antonios Gewaltausbrüchen - seit über zehn Jahren hat sie Schläge und Krankenhausbesuche über sich ergehen lassen. Zehn Jahre lang hat sie aus Liebe zu Antonio geschwiegen. Jetzt drängt ihre Schwester sie zu einer Scheidung; sie hilft ihr einen Job zu finden, selbständig zu werden. Aber gleichzeitig ringt sich Antonio sich zu einer Therapie durch und fleht Pilar an, zu ihm zurückzukehren. Pilar ist hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für Antonio und ihrer Angst vor seiner Unberechenbarkeit. Antonio schwört, alles dafür zu geben, eine normale Beziehung zu führen. Aber kann er sein Versprechen halten?Ein anrührendes und fesselndes Familienendrama - ausgezeichnet mit 7 »Goyas« (den spanischen Filmpreisen), darunter Bester Film, Beste Regie, Bester Schauspieler, Beste Schauspielerin und Bestes Drehbuch. Außerdem erhielten Laia Marull und Luis Tosar beim Internationalen Filmfestival in San Sebastian die »Silberne Muschel« als beste Schauspieler.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interview mit der Regisseurin Icíar Bollaín
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2005

Die Wut des Fachverkäufers im Elektromarkt
Fragmente der ehelichen Gewalt: Die spanische Regisseurin Iciar Bollain beeindruckt mit dem Film "Öffne meine Augen"

Filme, die ihr Thema verfehlen, sind schlimm. Noch schlimmer sind manchmal jene, die es ganz und gar treffen. Sie schöpfen es aus, bis nichts mehr davon übrig ist. In den siebziger und achtziger Jahren gab es in Deutschland ganze Regisseurskarrieren, die sich auf Themenfilme stützten, und wenn man sieht, wie sich das Wort "sensibel" (und das, was es leider oft bezeichnet: eine Ungenauigkeit des Blicks, die sich als Empathie mit den Figuren ausgibt) neuerdings im deutschen Kino breitmacht, möchte man die Sensiblen im Lande am liebsten mit einer Krimi-Quote ausbremsen. Aber es hilft ja nichts: Themen machen Filme. Nur machen große Themen selten gute Filme.

Iciar Bollains dritter Spielfilm "Öffne meine Augen" beginnt damit, daß eine Frau, Pilar (Laia Marull), ihre Sachen packt, ihr Kind aus dem Bett holt und aus ihrer Wohnung flieht. Dieser Film kommt aus Spanien, so daß er gleich am Anfang auf einige bewährte Hausmittel des deutschen Sozialdramas verzichten kann, etwa die Dämonisierung der betongrauen Vorstadtsiedlung nahe Toledo (meist untermalt von schicksalsschwangerem Orgelgestöhn) oder die entsprechende Verherrlichung des einfachen und bodenständigen Lebens in der Altstadt, in der Pilar bei ihrer Schwester Schutz vor ihrem Ehemann Antonio sucht. Es gibt keine einzige touristische Einstellung von Toledo in "Öffne meine Augen", obwohl man, wenn man genau hinschaut, natürlich dennoch einiges sieht: die Brücken am Tajo, den Alcazar, die Kirche Santo Tomé, einen El Greco, einen Ribera und manches mehr. Aber es bleibt nicht stehen; die Geschichte umspült es und fließt weiter. Die Stadt ist ein Lebensraum, keine Sehenswürdigkeit.

"Öffne meine Augen" handelt von ehelicher Gewalt: Antonio gegen Pilar. Sie sind seit zehn Jahren verheiratet, und er schlägt sie so heftig, daß sie schon eine eigene Mappe mit Krankenhausberichten hat: Knochenbrüche, ausgeschlagene Zähne, ein geschädigtes Auge und so fort. Das einfachste wäre sicher gewesen, die Geschichte mit ihrem Ende beginnen zu lassen und Pilar gleich zum Scheidungsanwalt zu schicken, der den Fall rückblickend aufrollt. Aber die Regisseurin Iciar Bollain macht es sich (und uns) schwer. Sie läßt Pilar nach angemessener Wartezeit aus dem Haus ihrer überaus rücksichtsvollen Schwester Ana zu Antonio zurückkehren, schon deshalb, weil Anas frischgebackenes Eheglück selbst für Außenstehende einfach nicht zum Aushalten ist. Inzwischen hat Antonio eine Gruppentherapie für gewalttätige Männer begonnen. Er zeigt Pilar das Tagebuch, das er jetzt führt, mit grünen Seiten für die guten und roten für die schlimmen Dinge des Lebens. Dann schlafen sie miteinander. "Ich schenke dir meine Beine", sagt Pilar zu Antonio, "meine Brüste, meine Schultern, meine Augen, meinen Mund . . ." So heißt der Film auch im Original: "Te doy mis ojos" - "Ich geb Dir meine Augen".

Pilar, die für Ehemann und Kind am Küchenherd steht, ist ausgebildete Kunsthistorikerin, Antonio nur Fachverkäufer in einem Elektrogerätemarkt. Das erklärt zum Teil die Wut des Mannes (ohne sie im geringsten zu rechtfertigen), aber nicht die Geduld der Frau. Woher Pilars Opferbereitschaft kommt, erfährt man, wenn man sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester am Grab des Vaters stehen sieht; offenbar schleppt sie sich schon seit ihrer Kindheit mit den seelischen Lasten der anderen ab. In solchen Partien ist der Film eine Spur zu redselig, er betextet Selbstverständlichkeiten, statt allein die Gesten und Gesichter sprechen zu lassen. Aber sobald Laia Marull und Luis Tosar mit der Kamera allein sind, stimmt jedes Wort. Bei der Verleihung der spanischen Filmpreise, der Goyas, im vergangenen Jahr wurden beide als beste Darsteller ausgezeichnet, und wenn man ihnen zuschaut, versteht man ohne weiteres, warum.

Tosar, neben Javier Bardem vielleicht der beste Schauspieler Spaniens, verwandelt die Müdigkeit seiner Figur aus "Montags in der Sonne" in hilflosen, selbstzerstörerischen Jähzorn, während Marull eine jener Madonnen spielt, wie sie in Toledo zuhauf an den Kirchenwänden hängen, nur mit dem Lebensgefühl einer modernen Frau. Mit dem Selbstbewußtsein, das Pilar durch eine unbezahlte Tätigkeit als Museumsführerin gewinnt, wächst auch ihr Unabhängigkeitsdrang. Bald will sie nach Madrid fahren, um sich auf eine lukrative Stelle zu bewerben. Antonio aber sieht nur die nackten Frauen auf den Bildern von Tizian und Rubens, deren mythologische Bedeutung Pilar den Museumsbesuchern erklärt, und die Männerblicke im Publikum. Die Katastrophe ist auf dem Weg, und Iciar Bollain macht nicht den Fehler, sie durch falsche Versöhnungen umzuleiten.

"Öffne meine Augen" erzählt eine jener Geschichten, die so traurig und unvermeidlich sind wie das Leben selbst. Nur daß das Leben keinen Sinn für aktuelle Themen hat. Es kennt nur Einzelheiten, nicht die statistischen Mittelwerte der Soziologie. Gelungene Themenfilme schaffen es, beides zu verbinden, ohne daß eins das andere erdrückt. Ein Film über eheliche Gewalt, das wäre das Grauen. Ein Film über Pilar und Antonio, das ist ein Glücksfall. Auch wenn am Ende eben doch genau das geschieht, was der Anfang versprochen hat.

ANDREAS KILB

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