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Einfühlsam erzählt MACHUCA, MEIN FREUND die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft: Gonzalo und Machuca, zwei Jugendliche im Chile der frühen 70er Jahre, werden trotz ihrer Herkunft aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen zu besten Freunden. Die Folgen der politischen Veränderungen, die sich bedrohlich ankündigen, können die beiden nur erahnen und schon bald wird ihre Freundschaft durch die aufkommenden Unruhen auf eine harte Probe gestellt...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews
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Produktbeschreibung
Einfühlsam erzählt MACHUCA, MEIN FREUND die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft: Gonzalo und Machuca, zwei Jugendliche im Chile der frühen 70er Jahre, werden trotz ihrer Herkunft aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen zu besten Freunden. Die Folgen der politischen Veränderungen, die sich bedrohlich ankündigen, können die beiden nur erahnen und schon bald wird ihre Freundschaft durch die aufkommenden Unruhen auf eine harte Probe gestellt...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2005

Revolution in Kummersdorf
Kinderspiel: Andrés Wood führt in seinem Film "Machuca, mein Freund" die Geschichte Chiles vor

Die Zahl jener Länder, deren Kinofilme nicht auf große internationale Resonanz und anschließende Zweitauswertung auf dem DVD-Markt hoffen dürfen, ist immer noch gewaltig. Und um so kleiner ist meist die Zahl der dort gedrehten Filme, doch auf den Festivals kann man sich immer wieder davon überzeugen, welche Perlen durch die erzwungene Konzentration auf erzählerische wie finanzielle Ökonomie entstehen können. Nun startet mit "Machuca, mein Freund" ein wunderbares Beispiel für einen solchen Film. Es ist nach langer Zeit die erste chilenische Produktion, die ihren Weg in die deutschen Kinos findet. In der Genauigkeit der Beobachtung sozialer Phänomene orientiert sie sich an den besten Traditionen des lateinamerikanischen Kinos, wie sie auch der Brasilianer Walter Salles in letzter Zeit wiederbelebt hat, doch zugleich weist sie den abgeklärten Blick einer Geschichtsbetrachtung auf, die wie mit dem Skalpell offenlegt, was einmal das Bild einer Epoche bestimmt hat.

Dafür sind gemeinhin weniger die Personenkonstellationen als die Dekors entscheidend. Andrés Wood leistet indes auf beiden Feldern ganze Arbeit. Das chilenische Epochenjahr 1973, in dem General Augusto Pinochet den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende stürzte, ist erst vor kurzem durch die Dokumentation "Allende" von Michael Trabitzsch wieder ins cinematographische Gedächtnis gerufen worden. Doch dort wurde es mit der spezifisch schwarzweiß-verwackelten Ästhetik historischen Filmmaterials verankert, während Wood Wert darauf gelegt hat, seine dritte Regiearbeit in Bilder zu fassen, die auch für das Chile jener Jahre den international gängigen Stil der siebziger Jahre nachweisen.

Mit langen Haaren und in adretter Schuluniform bewegt sich deshalb Gonzalo, das filmische Alter ego des 1973 achtjährigen Regisseurs und Drehbuchautors, durch ein Land, in dem das Besitzbürgertum nach europäischen Luxuswaren giert, die unter Allende hohen Steuern unterworfen waren. Gonzalo entstammt einer Mittelklassefamilie, die nicht zu den Hochbegüterten im Lande gehört, weshalb seine Mutter eine Liaison mit einem vermögenden älteren Herrn unterhält. Immerhin aber reicht es, um den Sohn auf eine von britischen Patres geführte Schule zu schicken, wo die Eltern für ihre Sprößlinge auf die Vermittlung des Rüstzeugs für eine Welt hoffen, die sich eher außerhalb Chiles finden läßt.

Das soziale Engagement vor allem des Schulleiters Pater McEnroe zwingt jedoch die Führungskräfte von morgen dazu, neben sich auf der Schulbank einige ihrer zukünftigen Handlanger zu dulden: In Gonzalos Klasse wird eine Handvoll Schüler aus dem stadtnahen Elendsquartier aufgenommen. Der scheue und von seinen Kameraden ausgebeutete Gonzalo freundet sich bald mit Pedro Machuca an, der ihm nicht nur die Welt der favelas als etwas zeigt, das viel mehr ist als ein einziges Kummersdorf, sondern ihn auch mit der ein wenig älteren Silvana bekannt macht.

Das kindliche Dreiecksverhältnis, das in diesem Kleeblatt entsteht, wird von Wood mit größter Subtilität entwickelt, und neben Momenten großer Intimität bricht auch immer wieder Chiles politischer Konflikt in kurzen Szenen die gefällige Nostalgie auf, die den Bildern aus der Kamera von Miguel J. Littín droht. Doch dann zeigt sich der Film wieder von der virtuosesten Seite, wenn er in Großaufnahmen die morgendliche Herrichtung eines Schülers beobachtet, plötzliche Schnitte zu Totalen vornimmt oder kurzfristig zu einer subjektiven Kameraführung übergeht, die derart an den Protagonisten klebt, als bemühe sie sich verzweifelt, sich in Demonstrationszügen oder bei Radfahrten nicht abdrängen zu lassen.

Dazu agieren die drei Kinderdarsteller Matías Quer als Gonzalo, Ariel Mateluna als Pedro und Manuela Martelli als Silvana mit atemberaubender Präsenz. Da sieht man dem Film nach, daß er eine markante Szene aus Peter Weirs "Club der toten Dichter" geborgt hat, seine Musik allzu gefühlig und die Räumung des Elendsquartiers allzu theatralisch ausfallen läßt. Dabei hat Wood großes Talent fürs Lapidare: Dreimal schneidet er für wenige Sekunden auf eine Mauer an der Straße. Beim erstenmal steht dort "No a la guerra civil" hingesprüht, dann wird beim Beginn des Kampfs um den Staat das "No" eliminiert, und nach der Befriedung des Landes durch die Macht der Gewehrläufe ist die ganze Mauer frisch geweißt. Im Chile des Jahres 1973 starb mehr als eine politische Idee, ein ganzes Land wurde mundtot gemacht. Es ist das Verdienst von "Machuca, mein Freund", daß er für die Darstellung dieser Geschichte eine visuelle Sprache entwickelt hat.

ANDREAS PLATTHAUS

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