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Hieß es für das 19. Jahrhundert "Ein Gespenst geht um in Europa", durchzog das 20. Jahrhundert das "Gespenst des Antikommunismus". Baale analysiert, wie sich die Bundesrepublik von der Adenauer-Ära über zwei sozialdemokratische Kanzlerschaften bis zur Wiedervereinigung linken Positionen gegenüber verhielt, und fragt, wie es mit linker Politik aussieht, seit George Bush sen. 1990 das westliche Lager zum Sieger des Kalten Krieges erklärte. Braucht die parlamentarische Demokratie einen linken Flügel?

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Produktbeschreibung
Hieß es für das 19. Jahrhundert "Ein Gespenst geht um in Europa", durchzog das 20. Jahrhundert das "Gespenst des Antikommunismus". Baale analysiert, wie sich die Bundesrepublik von der Adenauer-Ära über zwei sozialdemokratische Kanzlerschaften bis zur Wiedervereinigung linken Positionen gegenüber verhielt, und fragt, wie es mit linker Politik aussieht, seit George Bush sen. 1990 das westliche Lager zum Sieger des Kalten Krieges erklärte. Braucht die parlamentarische Demokratie einen linken Flügel?
Autorenporträt
Olaf Baale, Jg. 1959, geb. in Wolgast, ist Journalist mit eigenem Hörfunkstudio und produziert Ratgebersendungen, Features und Beiträge zum politischen Zeitgeschehen für diverse Rundfunksender. Er lebt mit seiner Familie in Wismar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2011

Nostalgie
Deutschlands Linke

Olaf Baale präsentiert ein geradezu manichäisches Weltbild, den Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse, in dem das Gute bislang unterlegen ist. Das Gute ist die linke Bewegung; das Böse der Kapitalismus, verkörpert in der Supermacht Amerika. Der linke Gesellschaftsentwurf werde heute im Bundestag allein durch die Linkspartei vertreten. Allein die Linke könne Europa Zusammenhalt geben und auf den Moment vorbereiten, "wenn die Supermacht strauchelt oder sich möglicherweise ganz von der Weltbühne verabschiedet". Die Geschichte Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg stellt sich als siegreicher Kampf der Vereinigten Staaten mit ihren Instrumenten CIA und Nato um Amerikanismus und Antikommunismus dar. Die Linkslastigkeit sei Europa und der Bundesrepublik mit allen Mitteln ausgetrieben worden. Sogar vor Mord sei man nicht zurückgeschreckt. Immer wieder legt der Verfasser den Verdacht nahe, dass die westlichen Geheimdienste den Terrorismus steuerten - vom Mord an Jürgen Ponto bis zum Mord an Detlef Rohwedder. "War der vermeintliche Linksterrorismus inszeniert, um den linken Flügel zu schwächen und alles politisch links Stehende ein für allemal zu diskreditieren?"

Auch die Wende 1989 wird nicht als Revolution des Volkes, sondern als vom Westfernsehen, der Nato, Geheimdiensten und Kirchen gesteuertes Geschehen interpretiert. Die DDR galt schließlich in Europa als "freundliches und umgängliches Gemeinwesen und genoss Sympathien". Von der Sowjetunion sei keine Gefahr ausgegangen; sie strebte mit Westeuropa Versöhnung an. "Westeuropa klüngelte mit den Russen." In einem einigen Europa wäre für die Vereinigten Staaten kein Platz gewesen. Also drehten die Amerikaner "den Spieß um und inszenierten mit Mitteln der psychologischen Kriegführung - wie schon 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei - Oppositionsbewegungen in der DDR und den osteuropäischen Staaten. Sie wollten Chaos, möglicherweise einen Bürgerkrieg." Und die westdeutsche Regierung? "Kohl machte keine Politik für Deutschland, nicht für Europa, sondern für die USA." Der Zerfall des sowjetischen Weltreichs wird als Folge einer "dritten Russlandoffensive" gesehen - "erfolgversprechender als die des napoleonischen Frankreichs und die Hitlerdeutschlands". Das in Teilen recht wirre Buch wendet sich offensichtlich an die Nostalgiker des real existierenden Sozialismus. Mit der Realität hat es wenig zu tun. Es ist eher dem Genre verschwörungstheoretischer Fiktion zuzuordnen als einer seriösen zeitgeschichtlichen Analyse.

WOLFGANG JÄGER

Olaf Baale: Links in Deutschland. Der unaufhörliche Niedergang einer von Herzen kommenden Bewegung. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2011. 222 S., 14,95 [Euro].

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