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Fakten. 18 Jahre. Sechs Studio-Alben. Drei Live-Alben. Eine Best Of. Zusammen über sechs Millionen verkaufte Tonträger. 40 Musikvideos, 650 Konzerte, dabei allein eine Million Zuschauer in den letzten 30 Monaten. Die erste HipHop-Band der Welt, die mit einem rein akustischen, 17-köpfigen Orchester auf Tour ging.
Und jetzt? "Fornika". Nummer sieben. Überraschend schnell. Entstanden bei gemeinsamen Badesitzungen im feuerbeheizten Waschzuber auf Thomas Ds Mars, in Text-Sessions auf Juist, in Berliner Hotelzimmern oder in kreativer Autarkie auf einer Hütte in Egg im Vorarlberger Land. Immer
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  • Anzahl: 2 CD+DVDs
Produktbeschreibung
Fakten. 18 Jahre. Sechs Studio-Alben. Drei Live-Alben. Eine Best Of. Zusammen über sechs Millionen verkaufte Tonträger. 40 Musikvideos, 650 Konzerte, dabei allein eine Million Zuschauer in den letzten 30 Monaten. Die erste HipHop-Band der Welt, die mit einem rein akustischen, 17-köpfigen Orchester auf Tour ging.

Und jetzt?
"Fornika". Nummer sieben. Überraschend schnell. Entstanden bei gemeinsamen Badesitzungen im feuerbeheizten Waschzuber auf Thomas Ds Mars, in Text-Sessions auf Juist, in Berliner Hotelzimmern oder in kreativer Autarkie auf einer Hütte in Egg im Vorarlberger Land. Immer dabei: Rauchwaren, Hunde, Champagner, Golfschläger. Aufgenommen in Stuttgart, Berlin und der Eifel. Befreundete Produzenten und kuriose Gäste. Von Thomilla bis Münchener Freiheit. Kreative Voll-Freiheit. Und für Dich immer noch Fanta Sie.

Fantas 2007: Jetzt aber mal anders. Oder?
Smudo: Einer der besten Reime auf der neuen Platte lautet: "Die Jungs haben sich kaum verändert, außer den Augenrändern."
Michi: Der Motor der Fanta Vier ist der Wunsch, sich immer wieder neu zu erfinden, und ich denke, das haben wir musikalisch und textlich wieder geschafft. Sogar in den Flows - die sind bei uns wie Bordeaux: Je älter, desto besser.
Thomas: Ich denke, es gibt einen Unterschied, und der ist hörbar. Wir haben so viel Spiel- und Textfreude wie noch nie. Spaß am Unsinn und an der Doppeldeutigkeit zugleich.
Smudo: Die längste Zeit unseres Lebens haben wir miteinander zu tun gehabt. Dadurch haben wir gelernt, wie wir uns optimal ergänzen. Es ist erstaunlich, wie harmonisch diese Produktion auf engstem Raum verlief.

Das ging aber fix, diesmal.
Smudo: Wir haben uns gedacht: Wir dürfen nicht wieder eine so lange Pause machen. Drum gab es nach "Viel" auch eine Best Of. Die hatte auch den Sinn, den nachgewachsenen Fans eine Möglichkeit zu geben, sich einen Überblick zu verschaffen. Ich bin doch genauso: Nur weil ich Gary Numan entdeckt habe, kaufe ich mir doch nicht seine gesamte Diskografie. Tja, und dann, das war klar, müssen wir schnell nachlegen.
Michi: Das Reinkommen bei "Viel" war damals schwer, schon allein aufgrund der vier Jahren Pause, die wir davor gemacht haben. Das wollten wir umgehen, indem wir gleich im Fanta-Modus bleiben. Das ging auch gut.
Smudo: Vor "Viel" hatten wir uns alle richtig in den Haaren. Das lag sicher auch am Einzelnen, dem Emanzipieren in den eigenen neuen Lebensräumen. Da mussten viele Standpunkte ausgelotet werden. Es war die Gelegenheit, endlich mal all das zu sagen, was schon lange überfällig war. Das haben wir nun hinter uns, es hat uns tatsächlich wieder näher zusammen gebracht. Jetzt weiß jeder, was der andere an einem scheiße findet. Die gute Nachricht dabei heißt: Beständigkeit und Zusammenhalt.

Musik, Ideen, Texte: neu!
Smudo: Es ist so schwer, eine Platte zu machen. Eine echte Qual, sich immer wieder etwas einfallen zu lassen, immer im Nacken: Ist das cool? Wen interessiert das? Will ich das? Keine dieser Fragen könnten wir tatsächlich richtig beantworten.
Andy: Ein guter Song sieht auch ganz einfach aus, aber es war sehr schwer, da hin zu kommen. Würden wir das nicht immer im Blick haben und anfangen, Mist zu machen, würde uns die Kritik umgehend runterrasieren. Dieses "die können machen was sie wollen" stimmt überhaupt nicht.
Thomas: Man könnte ja vermuten, dass wir viel zu besprechen haben, wenn wir uns nach langer Zeit wieder treffen. Haben wir aber gar nicht, wir haben uns alles erzählt. Da hilft das körperliche Neuentdecken und das sinnliche Annähern, wie wir es bei mir auf dem Hof gemacht haben. Fanta Vier ist ja wie eine freie Ehe.

Eine Ehe?
Michi: Ja, eine Frage der Ehe.
Smudo: Und Andy übernimmt den devoten Part.
Andy: Natürlich. Nix zu sagen, alles machen: Das ist meine Rolle.
Michi: Andy arbeitet ab, was wir uns in Waschzubern ausdenken.
Smudo: Wir haben uns vor allem gefragt: Was wollen wir nicht? Wir wollen nicht wie die Rapballaden-Idioten dastehen, zum Beispiel. Oder die Gute-Laune-Typen. Die Horrorvision sehen wir immer dann, wenn wir einen Proll-Spin-Off von uns hören. Ja, so was gibt es. Diese ständige Vermischung aus Vermeidungs-Taktik und Begegnen der inneren Ängste, um daraus Inhalte zu schöpfen, ist wohl unsere Technik, Ideen zu kriegen. Thomas: Champagner hilft auch.
Andy: Das Törnen allgemein. Das nimmt mal zu, mal ab. Schlimme Zeiten hatten wir schon immer. Das ist ja nichts Neues.
Michi: Erstaunlich ist vor allem, dass man gar nicht mehr braucht mit den Jahren...
Thomas: ...obwohl die Qualität immer schlechter wird.
Michi: Was wir sonst noch brauchen zum Kreativsein? Uns Vier.
Thomas: Und keinen Handy-Empfang.

Themenfindung.
Smudo: Der Prozess des Ideenfindens ist schon der anstrengendste, da gehört Standortbestimmung und Reflexion natürlich intensiv dazu.
Michi: Eine ganz wichtige Voraussetzung waren Live-Sessions mit guten Musikern. Die Platte basiert fast ausschließlich auf Selbstkomponiertem und kaum noch auf Samples. Und nach dem Sichten und Aussortieren bleiben ein paar Dinge hängen, von denen man sich dann inspirieren lässt.
Smudo: Beispielsweise bei "Glauben oder Hoffen": Da erzähle ich über all das, was man sich mal ausgemalt hat und dann leider nie in Erfüllung ging. Oder umgekehrt: Sachen, die man für sich angenommen hat, die man früher niemals gemacht hätte. Wichtig ist doch vor allem, dass es ehrlich und Ernst gemeint ist.
Michi: Es ist halt das Übliche, was man gern sagen möchte: eine Mischung aus Lebenserfahrung, Liebe und Exzess. Plus: futuristische Lebensphilosophie. Sieht man ja schon am Titel.
Smudo: Ein Song heißt "Nicki war nie weg". Ein Song über den Stoff Nicki, den Rennfahrer Niki Lauda und die Hotel-Impresario-Tochter Nicki Hilton, das ist die hässlichere von den beiden. Alles in einem einzigen Lied!
Thomas: Es stellt sich immer wieder die Frage: Wer braucht das? Was muss ein neues Album von uns hergeben, damit die Welt sich daran bereichern kann? Diese Frage können nur wir vier uns stellen und müssen sie dann auch beantworten. Ein "Viel" Teil zwei oder "Lauschgift" dritter Teil braucht unserer Ansicht nach niemand. Da muss was Neues her. Wir müssen ständig das Gefühl haben: Ja, das ist was! Einen Schritt raus aus der Fornika!

Fornika! Fornika?
Thomas: Fornika ist ein schwer zu definierender Begriff, weil er sehr viele Gesichter haben kann. Zum einen ist es die Angst, dass einem nichts mehr einfällt. Die Fornika kann einen aber auch befallen, wenn einem was einfällt und man das Gefühl hat, dass das keiner hören will. Michi: Die Fornika ist aber auch als Deodorant denkbar. Oder und besonders als Zahnpasta.
Smudo: Fornika for men.
Michi: Fornika ist auch das Gefühl im Gehirn kurz bevor die Achterbahn ins Tal fährt.
Thomas: Die Fornika ist aber auch die Ursuppe, aus der wir alle kommen und von der wir uns entfernen wollen, seit wir aufrecht gehen können. Also: ein Teil von uns, dem wir nicht entkommen. Unser animalisches Ich.
Michi: Der Track zum Titel wiederum ist der Michael Jackson-würdige Nachfolger zu "Thriller". Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Thomas: Boah.

Gegenwart.
Michi: Worum geht's? Sind wir mal ehrlich: ums Musikmachen und Texte schreiben. Und bei gehaltvollem Rap, wo es nicht um HipHop-Attitüden geht oder andere Sachen, die wir nicht wirklich leben, macht es einen Haufen Arbeit, auf den gemeinsamen Punkt zu kommen. Sicher ist das schwer. Aber: Wir machen es uns genauso schwer wie nötig.
Smudo: Wir selber sind ja auch weniger hedonistisch geworden. Immer noch nur 'Party Generation' - das kann's doch nicht sein. Der Song "Yeah Yeah Yeah" zum Beispiel: Das ist in erster Linie einfach ein bekiffter Titel. Aber wenn man will, kann man darin auch ein Ablehnen von - oder erst recht Mitfahren auf - dem Let's-Have-A-Party-Zug sehen. Selbst bei so eine Art Song ist Tiefe vorhanden.
Thomas: Das lieben die Fans wohl auch an uns: dass wir uns selber künstlerisch nicht egal sind.

Zukunft.
Smudo: Unser Manager Bär stellte uns neulich die 'Fanta-Agenda 2010' vor. Das hat mir im ersten Moment Angst gemacht, denn wie bei fast jedem Album haben wir auch jetzt gesagt: "Ob's noch ein weiteres gibt - keine Ahnung." Da meinte er: "Davon spreche ich gar nicht, sondern von eurem 20-Jährigen im Jahr 2009." Das finde ich super - ich kenne keine Band, die so einen weitsichtigen Manager hat.
Michi: Seit der "Vierten Dimension" haben wir für uns klar gemacht: Wir müssen nichts mehr erfüllen, sondern wir eröffnen unseren eigenen Kosmos. Seitdem haben wir auch keine Verantwortung mehr, außer der, zu rocken und geile Songs zu machen. Das ist auch der Grund dafür, warum man uns immer noch mit Respekt begegnet.
Smudo: Die Frage, ob's das war mit der Bandkarriere, die beschäftigt uns schon immer wieder. Michi und ich sind uns da sehr verwandt. Das ist dieser ständige Zweifel. Wir alle machen nichts länger als das - das ist ja schon fast spießig. Und spießig werden: Das ist natürlich der Horror.
Michi: Diese Platte ist - auch für uns selbst - ein ganz klares Zeichen dafür, dass man nie aufgeben darf.

Manches wird sich niemals ändern.
Thomas: Eine Sache, in der wir immer besser werden: Jammern auf hohem Niveau.
Michi: Worauf wir immer geachtet haben und es auch immer tun werden: Kritikern keine Angriffsfläche zu bieten, indem wir uns nicht ausruhen, sondern immer wieder weiter denken, was und wer wir sind. Smudo: Oft sind es die lustigen Kleinigkeiten, die uns weiter verbinden. Mit Thomas nach Juist fliegen, eine Runde golfen mit Michi: Bei allem haben wir dieses gute alte gemeinsame Spaß-Haben-Gefühl. Wir haben untereinander über die Jahre eine ganz eigene Sprache entwickelt, die auch in die Songs einfließt, wie der Phantasiebegriff "Fornika" zum Beispiel. Diese gemeinsamen lustigen Erlebnisse, das wird sich niemals ändern. Früher haben wir uns bei Michi abgedichtet und ins Waschbecken gepisst, jetzt machen wir andere Dinge mit dem gleichen Elan. Bei beidem blicken wir gegenseitig tief in unseren Charakter. Das sind Momente, wo ich denke: Irgendwie ist doch alles genauso wie früher.
Trackliste
CD + DVD-Video-Single 1
1Mehr Nehmen00:03:56
2Ernten Was Wir Säen - Original Version00:04:12
3Einfach Sein - Album Version00:03:36
4Yeah Yeah Yeah00:03:46
5Nikki War Nie Weg00:04:02
6Fornika00:05:09
7Du Mich Auch00:02:58
8Mission Ypsilon - Instrumental00:05:23
9Ichisichisichisich - Album Version00:04:11
10Einsam Und Zurückgezogen - Instrumental00:02:11
11Flüchtig00:05:14
12Du Und Sie Und Wir00:03:20
13Was Bleibt00:05:40
CD + DVD-Video-Single 2
1Road To Fornika - Video01:00:00
2Ernten Was Wir Säen - Videoclip00:04:21
3Einfach Sein
4Yeah Yeah Yeah
5Nikki War Nie Weg
6Fornika
7Du Mich Auch
8Mission Ypsilon
9Ichisichisichisich
10Einsam Und Zurückgezogen
11Flüchtig
12Du Und Sie Und Wir
13Was Bleibt
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2007

Nach vorne
Heute gibt's die neue Platte der "Fantastischen Vier"

Vielleicht sind Berufsjugendliche doch die weniger blöden Jugendlichen. Sie machen nicht so viel kaputt, stehen nicht ständig im Weg herum - und teilweise machen sie sogar die bessere Musik. Die "Fantastischen Vier" sind die Bundespräsidenten der deutschen Berufsjugendlichkeit, und sie wissen das. Ihr neues Album "Fornika" ist eine Platte, die sich teilweise genau mit diesen Themen beschäftigt - mit Jugend, Alter, Zwangshipness - und am Ende mal wieder einen Weg aufzeigt, wie man im Pop älter werden kann, ohne komplett doof auszusehen.

Zunächst einmal gilt es einzusehen, dass manche Bands so lange zusammen sind, dass man sich einfach an sie gewöhnen muss. Es ist daher müßig, den "Fantastischen Vier" ihre geklauten "Beastie Boys"-Bewegungen, ihre mediale Allgegenwart oder den tätowierten, dauerhalbnackten Esoteriker Thomas D vorzuwerfen. Lang aktive Musiker wie "U2" oder eben die "Fantastischen Vier" zu hassen, wie man vielleicht Sabine Christiansen oder irgendwelche Nachbarn hasst, ist müßig. Man muss sie als funktionierende Systeme begreifen und mit ihnen leben. Mit den Nachbarn übrigens auch. Ist man erst einmal so weit, kann man genauer hinsehen: Was machen die da eigentlich? Hat man dann "U2" einmal als größte Popband der Welt akzeptiert, kann man ihr in aller Ruhe detailliert ihre Gruseligkeit nachweisen. Akzeptiert man wiederum die "Fantastischen Vier" als das, was sie sind - Deutschlands leistungsstärkstes Konsens-Popsystem mit Arena-Strahlkraft -, kann man viel Freude an ihnen haben.

Die vier rüstigen Rapmusikanten Smudo, Thomas D, Michi Beck und Andi Ypsilon lassen ihr heute erscheinendes Album "Fornika" vergleichsweise rasch auf ihr letztes Album "Viel" folgen, das vor drei Jahren veröffentlicht wurde. Man sei gut drin gewesen, beim letzten Mal habe die Anlaufphase so schrecklich lange gedauert, und überhaupt, man erlebe gerade ein neues freundschaftliches Aufflackern - so oder ähnlich begründen die Musiker im auskunftsfreudigen Infozettel ihr flinkes Nachlegen. Weiterhin heißt es dort, man habe diesmal eine Platte machen wollen, die richtig nach vorne geht.

"Fornika" geht nach vorne, sehr sogar. Alles ist hochmodern, dabei nie wirklich innovativ, immer jedoch eigen, vor allem aber hoch unterhaltsam. Das liegt vor allem an den Texten der drei Rapper, die ständig hocheingängige hooks aus ihren Wortschwällen entstehen lassen. Aber auch hier gilt es erst einmal wieder etwas Grundlegendes zu akzeptieren. Das Prinzip der Songs nämlich ist fast immer identisch: Es gibt ein Oberthema, das situativ durchdekliniert wird; jeder Rapper darf seine Perspektive auswalzen, die Moral gibt's zwischendurch im Refrain. Anfangs fragt man sich als einigermaßen ergebnisorientierter Mensch vielleicht noch, warum man sich drei hochdruckhektische Strophen mit albernem Wortgetöse anhören sollte, nur um im erlösenden, alles bündelnden Refrain auf das Niveau öder Minimaleinsichten und Thekenallgemeinplätze ("Wir ernten, was wir säen", "Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht", "Lieber ein Spatz in der Hand . . .") heruntergeschubst zu werden.

Aber so funktioniert diese Sorte Hip-Hop schon seit Jahren. Entscheidend ist, den Sinn nicht in der Pfadfindermoral des Refrains, sondern in den selbstzweckhaft um den Reim balgenden Strophen zu finden. Und anzuerkennen: Das hier ist nun mal nicht nur Kunst, sondern auch Sport. Mit dieser Perspektive lassen sich Stücke wie das alberne "Nicki war nie weg", das poppig shuffelnde "Einfach sein" (mit Grönemeyer-Gastauftritt im Refrain) oder auch eine altersweise Mediation Thomas Ds zum Thema Drogen genießen. Im Refrain des letztgenannten Stücks heißt es: "Diese Angst, dass die Träume sich verflüchtigen / ist die Angst vor der Einsamkeit der Nüchternen / Vor der Bedeutungslosigkeit eines jeden flüchtigen / Augenblicks des Glücks eines Süchtigen."Gar nicht schlecht, und das Zitat stammt diesmal sogar aus dem Refrain. Geläuterter Gesundheits-Rap, mild angesäuselt.

Die besten Momente hat jedoch naturgemäß der oft unsachgemäß als Hip-Hop-Campino diffamierte Smudo. Ganz allein bellt er über einen nackten verzerrten Schlagzeug-Beat einen aufgekratzten Monolog darüber, nicht wie "unsere Alten" sein zu wollen, aber letztlich doch genau so zu sein: "Warum bin ich genau das, was ich versuche, nicht zu sein / Warum ist die größte Angst, man sei allein?", kläfft der Rapper. Der Song ist beinah anrührend in seiner bluthochdruckbefeuerten Alterswut und letztlich symptomatisch für eine Platte, die immer wieder die Jugend als erhaltbaren Gemütszustand feiert, ständig aber auch körperliche, soziale und ästhetische Unterschiede zu früher anerkennt.

Diese Gleichzeitigkeit ist es, die "Fornika" so modern und frisch klingen lässt. So modern wie eine gutlaufende bekiffte Media-Agentur und so zwangsnachdenklich, wie es sich für alternde Berufsjugendliche auf der Kippe zur Vierzig gehört. Wem es zu aufpeitschend wird, was die vier Raprentner hier veranstalten, der kann ja zwischendurch kurz eine CD lang die harfende Mittzwanzigerin Joanna Newsom einschieben. Möge die Jugend ruhig Harfe spielen, bis überall Bärte sprießen - manche Sachen, diese Einsicht beschleicht einen nach "Fornika", sollte man wohl doch lieber den Erwachsenen überlassen: HipHop zum Beispiel.

ERIC PFEIL

Die Fantastischen Vier, Fornika. Columbia/Sony BMG 070962

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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