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Kennen sie die Grabsteinschüttelverordnung? Doch , die gibt es wirklich! Denn Juristen stellen todsicher die Schuldfrage, sollte je ein umkippender Grabstein einen Menschen erschlagen. Kein Einzelfall: Der bürokratische Absicherungswahn hat das Land fest im Griff. Dabei geht es nicht um mehr Sicherheit, sondern um die juristische Absicherung gegen Katastrophen jeder noch so unwahrscheinlichen Art. Diese Überreglmentierung aller Lebenslagen hat theoretisch hohen Unterhaltunggswert - praktisch macht sie unseren Alltag zum reinsten Hindernislauf. Ulrich Gineiger, Redakteur beim Deutschlandfunk,…mehr

Produktbeschreibung
Kennen sie die Grabsteinschüttelverordnung?
Doch , die gibt es wirklich! Denn Juristen stellen todsicher die Schuldfrage, sollte je ein umkippender Grabstein einen Menschen erschlagen.
Kein Einzelfall: Der bürokratische Absicherungswahn hat das Land fest im Griff. Dabei geht es nicht um mehr Sicherheit, sondern um die juristische Absicherung gegen Katastrophen jeder noch so unwahrscheinlichen Art. Diese Überreglmentierung aller Lebenslagen hat theoretisch hohen Unterhaltunggswert - praktisch macht sie unseren Alltag zum reinsten Hindernislauf.
Ulrich Gineiger, Redakteur beim Deutschlandfunk, versammelt in diesem kurzweiligen Buch unglaubliche Geschichten aus dem deutschen und europäischen Büroalltag, die teilweise aus einer Serie beim Deutschlandfunk hervorgegangen sind.
Autorenporträt
Ulrich Gineiger, geboren in Würzburg, hat nach seinem Volontariat als Reporter beim Bayerischen Rundfunk gearbeitet. Danach folgte ein Wechsel an den Rhein, wo er nunmehr seit über 15 Jahren in der Deutschlandfunk-Redaktion tätig ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2014

Vorsicht vor Mittelmaß
Ein Buch über die bunte Welt der Bürokraten

Ulrich Gineiger, ein Radiojournalist vom Deutschlandfunk, hat große Resonanz auf eine Radioserie erfahren, die sich mit bürokratischen Schrecklichkeiten befasste. Davon gibt es hierzulande und im belgischen Brüssel reichlich. Die kurzen Kapitel, die im nun erschienenen Buch zur Serie verschiedenen Blüten der hochmusikalischen Bürokraten gewidmet sind, drehen sich um Dinge wie eine Grabsteinschüttelverordnung, Kuchenverbote in städtischen Kindergärten in Hannover oder die Ideen der CSU, 13 Jahre jungen Menschen zu verbieten, nach 20 Uhr die Wohnung zu verlassen. Alles immer zum Schutz des Menschen: Des Friedhofsbesuchers, des Kindes, des Dreizehnjährigen.

Manche Randgruppe aber fühlt sich mittlerweile überbehütet, und so ist es den Muslimen am alleregalsten, wenn irgendwo im städtischen Kinderhort ein Sankt-Martins-Fest stattfindet. Auch hat sich selten ein Negerkönig beschwert über Astrid Lindgrens literarische Schöpfung "Negerkönig", den - wie weithin bekannt - Rassismus witternde Lektoren von Kinderbuchverlagen zum Südseekönig machten oder wie in Otfried Preußlers Fall: das Negerlein zum Schornsteinfegerlein.

Nicht alles im Buch ist dem erfahrenen Zeitungsleser neu, oder nur weniges, aber wer Freude am Schwarzärgern über die Regulierer hat, kann sich hier in großer Breite aufregen: über Pflichten für Fischbrötchenverkäufer, per Hinweisschild auf Gräten im Fisch hinzuweisen, über die phantastische Welt der Lebensmittelkontrolleure, über Absurditäten wie die aus Mecklenburg-Vorpommern, das, weil die EU es vorschreibt, eine eigene Seilbahnverordnung sein Eigen nennt.

In Köln müssten Mitarbeiter der Stadt Plastikblumen in ihren Büros mit feuerlöschenden Mitteln einsprühen. "Wir ersticken unsere Kreativität", sagt ein Gesprächspartner von Ulrich Gineiger. "Das hat mit demokratischer Freiheit nichts mehr zu tun. Diese Denkweise gleicht einer Krake, die uns umfängt." Die Europäische Union habe nun gar das Einheitskondom geschaffen, obwohl Franzosen erwiesenermaßen einen viel größeren Penis hätten als Griechen, beklagt der Autor, dem das alles manchmal ein wenig vorkommt wie in der DDR.

JAN GROSSARTH

Ulrich Gineiger: Vorsicht, Fisch kann Gräten enthalten! Bürokratischer Wahnsinn in Deutschland und Europa. Emons Verlag, Köln 2014, 192 Seiten, br., 12.95 Euro

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