Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 4,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Jahrhundertelang hatten Entdecker und Abenteurer nach einer Verbindung von Atlantik und Pazifik im Norden Amerikas gefahndet: John Cabot, Jacques Cartier, Martin Frobisher, Henry Hudson, William Baffin... Zuletzt war der berühmte James Cook gescheitert. Statt einer Passage hatte es nur Eis "von einem Horizont zum anderen gefunden".Trotz dieser Fehlschläge trat im Jahre 1815 ein weiteres Schiff die Fahrt gen Norden an. Der Kapitän der "Rurik", Otto von Kotzebue, hatte an der ersten russischen Weltumsegelung teilgenommen und schickte sich nun an, selbst Geschichte zu schreiben.Zunächst führte…mehr

Produktbeschreibung
Jahrhundertelang hatten Entdecker und Abenteurer nach einer Verbindung von Atlantik und Pazifik im Norden Amerikas gefahndet: John Cabot, Jacques Cartier, Martin Frobisher, Henry Hudson, William Baffin... Zuletzt war der berühmte James Cook gescheitert. Statt einer Passage hatte es nur Eis "von einem Horizont zum anderen gefunden".Trotz dieser Fehlschläge trat im Jahre 1815 ein weiteres Schiff die Fahrt gen Norden an. Der Kapitän der "Rurik", Otto von Kotzebue, hatte an der ersten russischen Weltumsegelung teilgenommen und schickte sich nun an, selbst Geschichte zu schreiben.Zunächst führte die Reise in idyllische Gefilde: Vorbei an Teneriffa, Brasilien und Chile segelten die Abenteurer in die Inselwelt des Stillen Ozeans. Doch bald wurde es Zeit, an die Hauptaufgabe der Expedition zu denken. Im Sommer 1816 erreichte Kotzebue sibirische Küste und bald darauf die stürmische Bering-See. Am 1. August endlich schien das Ziel in greifbarer Nähe: "Ich kann nicht beschreiben, welch ein seltsames Gefühl mich jetzt ergriff, bei dem Gedanken, dass ich vielleicht vor der so lange gesuchten Nordost-Durchfahrt stand, dass das Schicksal mich auserkoren hatte, der Entdecker derselben zu sein." Doch das Schicksal hatte andere Pläne...Inhaltsverzeichnis:Vorwort des Herausgebers"...und wir schwelgten im Genuss dieser paradiesischen Natur" - Der Weltumsegler Otto von KotzebueVon Reval nach KronstadtVon Kronstadt nach KopenhagenVon Kopenhagen nach EnglandVon Plymouth nach TeneriffaVon Teneriffa nach Brasilien St. CatharinaVon St. Catharina nach der Küste Chili. ConceptiónVon der Bay Conceptión nach KamtschatkaVon Kamtschatka nach dem neu entdeckten Kotzebue-Sund hinter der BeringstraßeVon Kotzebue-Sund nach UnalaskaVon Unalaska nach KalifornienVon der Küste Kaliforniens nach den Sandwich-InselnVon den Sandwich-Inseln nach RadackVon Radack nach den St. Lorenz-InselnVon den St. Lorenz-Inseln nach GuahamVon Guaham nach St. HelenaVon St. Helena nach RevalEditorische NotizWeiterführende LiteraturHinweis zu den DatumsangabenReisedatenLebensdaten
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2004

Die Sucht, wilde Völker zu bekehren
Kritischer Geist auf Tour: Otto von Kotzebues Südseereise von 1815/18
Im Norden war seinerzeit mehr zu entdecken als im Süden, das wusste Otto von Kotzebue. Und natürlich hätte es ihm nur all zu gut gefallen, wenn just er es gewesen wäre, der die Nordostpassage entdeckt hätte, nach der so viele so lange schon gesucht hatten. Einen Weg also durch die Beringstraße und weiter durch das Eismeer an der russischen Nordküste entlang zurück nach Europa. Dass er dann die eigentliche Suche trotz vielfältiger Vorbereitungen wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht wagen konnte, traf Kotzebue hart. Und doch war, bei allem Ehrgeiz, der Norden nicht sein Revier.
In der Südsee fühlte sich Otto von Kotzebue, ein Sohn des 1819 ermordeten Dichters August von Kotzebue, bedeutend wohler. In den Sommermonaten der Jahre 1816 und 1817 suchte Kotzebue als Kapitän der Rurik auftragsgemäß nach der Passage im Eismeer, doch mehr als einen schließlich nach ihm benannten Sund an der Küste Alaskas – das er für eine Insel hielt – fand er nicht. Und man merkt seinen Aufzeichnungen an, wie froh er war, wenn das Meer nach einer kurzen Wärmeperiode einzufrieren begann und er sich wieder in die Südsee aufmachen konnte. Überwintert hat der Seefahrer jeweils vor Hawaii und den Marschall-Inseln. Er hat sich jedesmal nur unwillig wieder von diesen Paradiesen getrennt.
Um vieles wohlwollender begegnet Kotzebue den Südsee-Insulanern als den Ureinwohnern im Norden Amerikas: Rasch schließt er Freundschaften mit deren Stammesfürsten. Von den Nordmenschen dagegen ist er zumeist angewidert, ebenso von ihren Speisen, ihren Gebräuchen, ihrer angeblichen Feindseligkeit. Natürlich sind in seinen Augen auch die Bewohner Hawaiis und anderer Inselgruppen Wilde: „Die Sucht, wilde Völker zu bekehren, verbreitet sich jetzt in der ganzen Südsee und stiftet viel Unheil, da die Missionärs nie darauf bedacht sind, sie zu Menschen zu bilden, ehe sie Christen aus ihnen machen . . .” Mehrfach äußert sich Kotzebue in seinem Expeditionsbericht kritisch über die Missionierung, wie er überhaupt sehr wohl begreift, welche Folgen die Entdeckerlust der Europäer für die übrige Welt haben wird; und doch, das belegt das Zitat, ist er ein Kind seiner Zeit. Eine Zeit, in der bereits erste Völker ausgerottet wurden, noch ehe die Südsee vollständig kartografiert war. Kotzebue hat als einer der ersten auf einer späteren, seiner insgesamt dritten großen Reise, das Bikini-Atoll exakt lokalisiert und vermessen.
Kotzebues Expeditionsbericht von 1821 wurde bald nach seiner Veröffentlichung in mehrere Sprachen übersetzt; als aber 15 Jahre später Adelbert von Chamissos „Reise um die Welt” erschien – der Dichter und Naturforscher war ebenfalls an Bord der Rurik –, geriet Kotzebues Schilderung in Vergessenheit. Detlef Brennecke hat Kotzebues Schrift in einer gekürzten Fassung neu herausgegeben; in der Edition Erdmann, die sich auf historische Reiseberichte spezialisiert hat.
Otto von Kotzebue hat keine sensationellen Entdeckungen gemacht. Womöglich hatte er deshalb einen Blick für unscheinbarere, mitunter aber aufschlussreichere Vorfälle.
STEFAN FISCHER
OTTO VON KOTZEBUE: Zu Eisbergen und Palmenstränden. Mit der „Rurik” um die Welt 1815 – 1818. Edition Erdmann, Lenningen 2004, 320 Seiten, 22 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr