Die angeblich »negativen« Merkmale eines Legasthenikers sind vielfältig und fallen bei jedem unterschiedlich aus. Ähnlich verhält es sich bei der Einschätzung seiner »besonderen Begabungen«. Kein Wunder, dass sich ebenso vielfältig und unentschieden die Meinungen der Fachwelt dazu anhören. Weder wissen wir wie Legasthenie entsteht, noch haben die vielen Vorschläge, sie zu »heilen« befriedigende Ergebnisse gebracht. In der Gegenüberstellung von Schwächen und Stärken der Legastheniker sind es aber ausgerechnet ihre positiv herausgestellten Talente, die wir in der Zukunft brauchen. Denn ihre angeblichen »Schwächen« ersetzt in naher Zukunft ohnehin der Computer.Nicht die Legasthenie ist das Problem, sondern der Schul-, aber auch der gutgemeinte Förderunterricht macht sie zu einem. Er überschreibt angeborene mehrdimensionale Wahrnehmungsstrategien kindlicher Begabungen durch ein eindimensionales, linear kausales aber vom Inhalt unabhängiges Buchstabiersystem. Und das oft unwiederbringlich. Dabei verliert das Kind nicht nur die Fähigkeit andere Ressourcen zu entwickeln, es erfährt auch nicht, anders zu lernen und zu denken.Als Schülerin wurde die Autorin für intelligent, aber faul befunden, doch nicht als Legasthenikerin erkannt und stigmatisiert. Ihr Glück! So lernte sie diese »Behinderungen« nicht als »Verhinderungen« zu begreifen und integrierte diese, als typisch »legasthen« bezeichneten Begabungen, erfolgreich in ihr Leben als Grafikerin und Fotografin. In ihrem Buch macht sie sich Gedanken darüber, ob in unserer visualisierten Welt ein bisschen legasthene Veranlagung nicht grundsätzlich für die Zukunft von Vorteil ist. So entstand ein um 180 Grad gedrehter Blick auf ein, wie Bergemann meint, »gemachtes« Problem. Aus dem, bei richtiger Betrachtung, erfolgreiche Lebensentwürfe entstehen können.