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Das vorliegende Lexikon will keine fertigen Antworten geben, sondern die Grundlagen für Behandlung und Diskussion konkreter Probleme liefern. Die Themen, die es behandelt, reichen von Abenteuer, Aggression, Askese und Autonomie bis hin zu Wettkampf, Wahrhaftigkeit und Würde, von Erziehung, Chancengleichheit, Fairness, Gesundheit, Gerechtigkeit bis hin zu Körperverletzung, Journalismus, Olympismus, Sportgerichtsbarkeit, Spielertransfer und Vereine, von Ehrenamtlichkeit, Kommerzialisierung bis hin zu Trainer/in und Trainerethos. Die 69 beteiligten Autorinnen und Autoren kommen aus verschiedenen…mehr

Produktbeschreibung
Das vorliegende Lexikon will keine fertigen Antworten geben, sondern die Grundlagen für Behandlung und Diskussion konkreter Probleme liefern. Die Themen, die es behandelt, reichen von Abenteuer, Aggression, Askese und Autonomie bis hin zu Wettkampf, Wahrhaftigkeit und Würde, von Erziehung, Chancengleichheit, Fairness, Gesundheit, Gerechtigkeit bis hin zu Körperverletzung, Journalismus, Olympismus, Sportgerichtsbarkeit, Spielertransfer und Vereine, von Ehrenamtlichkeit, Kommerzialisierung bis hin zu Trainer/in und Trainerethos. Die 69 beteiligten Autorinnen und Autoren kommen aus verschiedenen Bereichen: aus der Sportwissenschaft, Sportphilosophie, Sportpädagogik, Sportpsychologie, Sportsoziologie, Sportgeschichte und Sportökonomie und aus den Sportorganisationen.
Autorenporträt
Dietmar Mieth, geboren 1940, ist Professor für Theologische Ethik an der Universität Tübingen. Neben den Bereichen der Sozialethik und der biomedizinischen Ethik zählt die Mystik zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.1998

Moral von Abenteuer bis Zivilcourage

Ist im Sport von heute noch Platz für Begriffe wie Ethik und Moral? Macht es im Zeitalter von Körperkult und Gewinnstreben noch Sinn, darüber nachzudenken, was "gut" sei im Sport und was "schlecht" oder "böse"? Ja, meinen die Tübinger Sportprofessoren Ommo Grupe und Dietmar Mieth, die Herausgeber des "Lexikons der Ethik im Sport" - gerade die heutige Zeit mit ihrem beschleunigten Fortschritt schaffe ein Bedürfnis nach ethischer Orientierung. "Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir denn das tun, was wir wirklich wollen; ob wir prüfen, wo die Grenzen liegen; ob wir alles tun dürfen, was wir können; und wir alles können sollen, was unser Wissen uns ermöglicht", heißt es im Vorwort.

Antworten auf diese Fragen versucht das "Lexikon der Ethik im Sport" zu geben. Im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft entfalten 69 Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Wissenschaften ihre ebenso wissens- wie geistreichen Gedankengänge, in 123 Artikeln von Abenteuer über Fairneß und Olympismus bis hin zu Zivilcourage. Querverweise schaffen Zusammenhänge zwischen den Artikeln und erleichtern dem Leser die Durchdringung der verschiedenen Themen.

Für alle, die lesend leichte Unterhaltung suchen, dürfte dieses Nachschlagewerk etwa so spannend sein wie ein Sammelband der Steuergesetze. Kein Buch fürs Handgepäck, allein wegen seines Gewichts von anderthalb Kilogramm. Doch wer sich Zeit nimmt und sich einläßt auf die Betrachtungen über das Wesen des Sports, wird belohnt. Denn hinter dem Werk mit seinem nüchternen und mithin wenig einladenden Titel verbirgt sich eine Fundgrube an Zitaten und Textverweisen aus den Schriften vieler bedeutender Denker, von Aristoteles und Adorno bis hin zu Wittgenstein und den Kardinälen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Aber auch wer sich sich in komprimierter Form auf den neuesten Stand der Forschung bringen will, wird fündig. So taugt dieses Kompendium, von den Herausgebern als Argumentationshilfe und Leitfaden durch den "Dschungel der Moderne" gedacht, mindestens ebenso als eine Art Reiseführer für alle jene, die sich auf eine Erkundungstour durch die Welt des Sports aufmachen.

So könnte das Buch auch den Titel tragen: "Was Sie schon immer über Sport wissen wollten." Unter dem Begriff "Glück" erfährt der Leser beispielsweise Aufschlußreiches über Glückskonzepte von Aristoteles, Stoa und Epikur, ehe er in der heutigen Gesellschaft anlangt, die im Sport immer stärker das Erlebnis sucht. Eine Erlebnisorientierung, die für den Soziologen Gerhard Schulze nichts anderes ist als die "unmittelbarste Form der Suche nach Glück".

Die Herausgeber haben sich nicht gescheut, sperrige und unbequeme Forschungsergebnisse in das Lexikon aufzunehmen. Im Kapitel "Athlet/Ahletin" wird etwa die weitverbreitete Ansicht erschüttert, daß Sport ein Instrument zur Charakterbildung sei und die Persönlichkeit forme. Demnach trifft es zwar zu, daß sportlich aktive Jugendliche seltener kriminell werden als inaktive Jugendliche. Aber: "Ein Zusammenhang von Sport und ethisch-moralischer sowie von Sport und sozialer Entwicklung läßt sich nicht nachweisen. Auch die These, daß Sport langfristig die Persönlichkeit verändere, läßt sich nicht belegen."

Die Autoren haben sich eine wohltuende Zurückhaltung auferlegt, was die Beurteilung moralischer Einstellungen angeht. So versteht sich das Nachschlagewerk nicht als Knigge für Verhaltensregeln; es beschäftigt sich vielmehr mit einer "Ethik neuen Typs, die ohne fertige Antworten, gesicherte Traditionen und verbindliche Autoren auskommen muß". Zugleich spürt man das Bemühen, selbst abstrakte und komplexe Gedankengänge in eine zwar nüchterne, aber verständliche Sprache zu fassen. Allerdings führt die zuweilen zwanghaft erscheinende Neigung der Wissenschaft zu Begriffsdefinitionen manchmal zu sonderlichen Blüten. So werden aus lebensfrohen Dingen wie etwa Festen "spezifische, zeitlich begrenzte Formen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung des sozialen Handelns". GERD SCHNEIDER

Besprochenes Buch: Ommo Grupe, Dietmar Mieth (Herausgeber): "Lexikon der Ethik im Sport", Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 99, Hofmann Verlag, Schorndorf, 731 Seiten, 64,80 Mark.

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