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Gotik. Dieser opulent bebilderte Band umfasst den Zeitraum von ca. 1230 bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Der Kanon der bildenden Kunst in Deutschland
Dieser Band umfasst den Zeitraum von ca. 1230 bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, Kunstwerke aus den Randgebieten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, aus den Niederlanden, Frankreich, dem heutigen Tschechien und Polen, werden gleichfalls vorgestellt. Die Kunst der Gotik richtete sich an immer breitere und zugleich differenziertere Bevölkerungsschichten, umgekehrt weitete sich die Schicht der…mehr

Produktbeschreibung
Gotik. Dieser opulent bebilderte Band umfasst den Zeitraum von ca. 1230 bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Der Kanon der bildenden Kunst in Deutschland

Dieser Band umfasst den Zeitraum von ca. 1230 bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, Kunstwerke aus den Randgebieten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, aus den Niederlanden, Frankreich, dem heutigen Tschechien und Polen, werden gleichfalls vorgestellt. Die Kunst der Gotik richtete sich an immer breitere und zugleich differenziertere Bevölkerungsschichten, umgekehrt weitete sich die Schicht der Auftraggeber. Charakteristisch war die bis dahin ungekannte Geschwindigkeit des Formenaustauschs innerhalb von Europa. Desgleichen beschleunigte und vermehrte sich die Kommunikation zwischen allen für die Produktion von Kunstwerken Verantwortlichen - vom Auftraggeber über den Künstler bis hin zum Ausführungsgehilfen. Dies war nur durch den Einsatz von neuen Medien möglich: War es um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Architekturzeichnung, die eine bis dahin ungeahnte Geschwindigkeit des Formentransfers erlaubte, so klingt die Epoche mit der Erfindung des Buchdrucks aus, der die größte mediale Revolution für mehr als ein halbes Jahrtausend bedeutete.

Autorenporträt
Klein, Bruno
Prof. Dr. Bruno Klein, Studium der Kunstgeschichte in Berlin, Köln, Bonn und Paris. Habilitationsschrift über kommunale Kunst im 12. Jahrhundert in Oberitalien am Beispiel der Kathedrale von Piacenza. Weitere Arbeiten vornehmlich zur Kunst des Mittelalters in Mittel-, Süd- und Westeuropa sowie deren Rezeption vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, aber auch zur Architektur der Neuzeit und Moderne. Lehrt Kunstgeschichte an der TU Dresden, zuvor u.a. in Paris, Bochum und Sao Paulo.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.05.2008

Das Netzwerk der Künste
Zwei Überblickswerke geben ein neues Bild der Gotik und Renaissance in Deutschland
Es mag verwundern, dass im Zeichen von Globalisierung und Europäischer Union noch Großunternehmen gestartet werden, die sich vornehmen, die Kunst einzelner „Nationen” systematisch nachzuzeichnen. Solche gewichtigen Buchreihen waren notwendiger Bestandteil jener bürgerlichen Selbstvergewisserung des 19. Jahrhunderts, die darin bestand, den Nationalstaat als Kulmination einer nationalen Kontinuität zu bereifen – einer Kontinuität, die sich gerade auch an der Geschichte der Kunst ablesen lassen sollte. Für Deutschland hat der Kunsthistoriker Georg Dehio mit seiner „Geschichte der deutschen Kunst” zu Anfang des 20. Jahrhunderts einen folgenreichen Anspruch gestellt: nicht nur Zahlen und Fakten aneinanderzureihen, sondern über die Kunst das „Wesen der Deutschen” zu offenbaren.
Verständlich, dass solches in die Rassenkunde der Nazis umgewandelt werden konnte. Danach blieben derartige Vorhaben problematisch; Wolfgang Braunfels’ groß angelegte „Kunst im Heiligen Römischen Reich” (1979-89) differenzierte deswegen verschiedene Entwicklungen nach den politischen Ordnungseinheiten als Auftraggebern (Städte, Klöster, Stifte). Erst Ende der 1990er erschienen auch als Ergebnis der Wiedervereinigung eine einbändige sowie eine dreibändige deutsche Kunstgeschichte im Überblick (von Robert Suckale beziehungsweise von Heinrich Klotz und Martin Warnke). Allein vom vorgegebenen Umfang her konnte hier indessen kaum der Versuch unternommen werden, neben den großen Entwicklungen auch einzelne Werke und Werkgruppen eingehender zu diskutieren.
Diesen Anspruch stellen nun die beiden Bände der insgesamt achtteilig geplanten Reihe „Geschichte der Bildenden Kunst in Deutschland”. Der Reihentitel ist Programm: Es geht darum, ein aktuelles Überblickswerk zu konzipieren, das den Stand der Kunstgeschichte resümiert. Den Rahmen gibt mehr oder weniger das heutige Deutschland ab: Das erlaubt, Generelles, Einzeldarstellungen und Abbildungen für jede Epoche sinnvoll zwischen zwei Buchdeckeln zu vereinen. Vor allem wird damit zwar spät, aber umfassend und entschieden die fatale nationale Kunstgeschichtsschreibung revidiert, und zwar von heute aus, nicht von der Warte eines imaginierten Wunschbildes.
Die in den beiden Bänden behandelten Epochen Gotik und Renaissance waren in der deutschen Forschung hochbelastete Themen: Eine angeblich spannungsgeladene Zerrissenheit oder eine deutsche Entschlossenheit, die man etwa in der Skulptur zu erkennen glaubte, stand beispielsweise der Frage gegenüber, ob es so etwas wie eine deutsche Renaissance überhaupt gegeben habe, ob diese nicht viel mehr ein verlängertes Spätmittelalter sei, das dann in den nervösen und spannungsgeladenen Barock münde.
Für die beiden neuen Bände sind derartige „Gespensterbahnen der kunsthistorischen Fachgeschichte” (Klein) kein Thema mehr. Dennoch muss jeder der Bände begründen, was zwischen 1250 und 1430 (Gotik) oder zwischen 1430 und 1620 (Spätgotik und Renaissance) das Besondere der „Kunst in Deutschland” sein solle. Bekanntlich kann man weder Sprach- noch Territorialgrenzen zu Grunde legen: Ein politisch einheitliches deutsches Reich gab es faktisch nicht, auf Reichsterritorium sprach man Dutzende von Sprachen. Angesichts der unausweichlichen Aporien löst Bruno Klein für die Gotik die Frage pragmatisch. Es geht um die Kunst auf dem Territorium des heutigen Deutschland. Dabei sind Ausgriffe auf Ensembles in den Nachbarländern inhaltlich begründet aufgenommen.
Katharina Krause als Herausgeberin des Bandes „Spätgotik und Renaissance” hingegen kann auf ein im 15. Jahrhundert einsetzendes deutsches Nationalbewusstsein hinweisen, um ihren Gegenstand zu begründen. Damit ergeben sich originelle Umdeutungen angestammter Vorstellungen. Renaissance bedeutet für Krause nicht Abstoßen des überkommenen Mittelalters, um sich – wenn auch mit hundertjähriger Verspätung – endlich dem Neuen der italienischen Renaissance anzugleichen. Indem der deutsche Humanismus Tacitus’ Auffassung der Germanen als naturverbunden, trinklustig und gastfreundlich aufdeckte, förderte er ein Nationalbewusstsein, das sich als uralt – teilweise noch älter als die Antike – dünkte. Renaissance drückte sich demgemäß wie in Italien innerhalb eines neuen Geschichtsbewusstseins aus, in dem auch das gute Alte in der Kunst theoretisch reflektiert und aktiviert werden konnte. Die deutsche Residenz oder das Portrait entstehen in solchen Zusammenhängen. Bei Bruno Klein hingegen gibt es die umgekehrten Vorzeichen. Nicht mehr das alte Leitmotiv von der Vorbildlichkeit der französischen Kunst der Gotik wird hier bemüht. Wichtig war vielmehr, sich in zahlreichen Kunstgattungen in Art eines komplexen Netzwerks aufeinander zu beziehen.
Im deutschen Reich mit seinen zahllosen weltlichen und geistlichen Fürstentümern sowie den Städten galt das in besonderer Weise. Deswegen kam den Transfermedien eine neue, entscheidende Rolle zu. Die mobile Architekturzeichnung, also detaillierte Entwürfe und Kopien gotischer Bauten, spielt bei Klein deswegen die Kronzeugenrolle für den Anspruch der deutschen Gotik, zahlreiche Vorbilder und gute Lösungen verfügbar zu machen. Dass die Architektur als Leitgattung zu gelten hat, kann man anhand von unzähligen Altären, Grabmälern und Buchmalereien sehen, die geradezu manisch durch Miniaturausgaben von Spitzbögen gegliedert sind.
Das moderne Schlagwort der Intermedialität ist hier am rechten Platz. Gattungen wie Plastik, Architektur, Malerei, Kunsthandwerk durchdringen sich unauflösbar. Das Altarretabel wird zur Architektur (wie etwa in der Marburger Elisabethkirche), die Kirchenfassade wird zum Riesenbild (wie etwa die Kölner Domfassade). Zu den Transfermedien und der intensiven Kommunikation trat eine neue Mobilität. Künstler, Bildhauer und Architekten reisten in großem Maßstab, betreuten gleichzeitig mehrere Aufträge. Die Gotik in Deutschland wird in dieser Sicht zum hochleistungsfähigen Innovationszentrum, in dem die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts der letzte Gipfel einer permanenten Medienrevolution war.
Natürlich ließe sich debattieren über die Frage, in welcher Art dieses nun vor allem für Deutschland zutraf und für welches Deutschland. Anregend sind die Einführungsessays als Leitgedanken allemal, vor allem, wenn man die Gesamtkonzeptionen beider Bände betrachtet. Man ist begeistert von der Fülle bekannter wie auch unbekannterer und neu bewerteter Werke und Werkgruppen, die in den Einzeldarstellungen beschrieben und abgebildet sind. Vor allem geht in beide Bände ein Aspekt ein, der in dieser Intensität bislang nur unzureichend in Überblickswerken zu finden war, der aber einen ungemein wichtigen Bereich der Bild- und Bauproduktion, gerade auch im Zeitraum vom 13. zum 17. Jahrhundert, ausmachte: Das, was häufig etwas abfällig als Kunsthandwerk oder Alltagskunst bezeichnet wurde und neuerdings im Rahmen einer historischen Bildwissenschaft neu bewertet wird. Für die symbolische Kommunikation in dieser Zeit waren Prunkpokale, Prachtgewänder, Stadthäuser, Medaillen, Geschirr, Wandbehänge, Flugblätter, Spieltische und Zimmerausmalungen ebenso sinnstiftend wie Kirchen- und Schlossbauten, Grabmäler, Altarretabel und liturgische Handschriften.
Letzteres ist uns als „Kunst” deswegen präsenter, weil deren Erinnerung stiftende Funktion von vornherein und häufig in einem sepulkralen Kontext im Werk konzipiert war. Dass die beiden Bände nun all diese Werkgruppen insgesamt kompetent und häufig in origineller Auswahl in den Blick nehmen, ist nicht ihre geringste Qualität. Sie leisten dabei eine Überschneidung mit anderen Disziplinen und Lebensbereichen. Indem man sich klarmacht, auf welch komplexe Weise Kulturen des Adels, des Patriziats oder des Klerus unter- und miteinander symbolisch kommunizierten, sind die vielfältigen Funktionen der hier vorgestellten Objektgruppen zu ermessen. So sind beide Bände eines aber nicht: weder eine Entwicklungsgeschichte von Stilen noch von berühmten Künstlern, wenngleich die Fragen von Vorbildern und Zuweisungen nicht als irrelevant unter den Tisch gekehrt sind.
Natürlich sind den Büchern in ihrem Anspruch, die Rolle bildlicher Medien in komplexen Gemeinschaften herauszukehren, gewisse inhaltliche Rahmen gesetzt. Es funktioniert für regional überschaubare Kontexte, etwa die großen Städte wie Nürnberg und Augsburg. Die Rolle der global players der Zeit, etwa der Burgunder oder der Habsburger, kann innerhalb einer Kunstgeschichte in Deutschland nur angedeutet werden. Gleichwohl: Überblicksessays und Einzelanalysen mit zumeist sehr guten Abbildungen machen in ihrer originellen Zusammenstellung Lust darauf, neu zu entdecken, was Bildmedien in Deutschland sind, ohne sich darum zu scheren, was deutsche Kunst sein soll.CHRISTIAN FREIGANG
BRUNO KLEIN (Hrsg.): Geschichte der Bildenden Kunst in Deutschland. Band III, Gotik. Prestel Verlag, München 2007, 640 Seiten, 140 Euro.
KATHARINA KRAUSE (Hrsg.): Geschichte der Bildenden Kunst in Deutschland. Band IV, Spätmittelalter und Renaissance. Prestel Verlag, München 2007. 640 Seiten, 140 Euro.
Die Gespensterbahnen der Kunstgeschichte wurden verlassen
Keine Frage nach deutschem Wesen, aber lustvolle Entdeckung
Zeugin der gotischen Baukunst in Deutschland: Die um 1285 eingeweihte Basilika des Klosters Ebrach im Steigerwald mit der Rosette im Westfenster, davor die Rokoko-Orgel aus dem Jahr 1743 Foto: Peter Eberts / Bildarchiv Monheim
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